Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ht. Ingberler Anzeiger. 
Het Sti. Inaberter Anzeiger (und das mit dem Haudtolatte verbuidene Nater haltu ig3blati, mit der Dienztags⸗, Dounerstags⸗ und Sonnta 
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Sauistag. den 1. Mai 
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FZuüur die Monate Mai und Juni kann auf 
dieses Blatt bei allen Posterpeditionen und Postboten, so⸗ 
vie in der Druckerei d. Bl. abonnirt werden. 
Ereignisse hatten für das französische Publikum nur ein höchst 
untergeordnetes Interesse. Der preußische Landtag war für den 
Parisir ebenso terra incognita wie der Landiag von. Reuß älterer 
Fime für den Berliner. Heute aber sp'elen preußische nnd deut— 
che Zustände in den hiesizen Blättern dieselbe Rolle, wie vor 
venigen Jahren französische Ereignisse in der deutschen Presse, 
Dazu kommt, daß der Franzose seit dem letzten Kriege ungemein 
eizbar geworden und bei dem gerin sten Schatten zusammenschrickt. 
xr setzt die deutsche Reichsregierung an die Stelle jener Napoleons III. 
sält Deutschland für ebenso händelslichtig wie d'eie und beobachtet 
ille Schritle des Berliner Kabineis. Wer es nicht gesehen, macht 
ich keinen Begriff von dem panischen Schrecken, den die Nachricht 
eborries, daß eine zweite deutsche Note nach Brüssel abgegangen 
ej. Erst der von der „Kölr. Zeitung? mitgetheilte Text und die 
Antwort der englischen Minister auf die diesbezügliche Interpellation 
Danlen die Unruhe bemeistern. Heute athmet Paris wieder auf. 
Paris, 27. April. Heute hielt Mac Mahon Ministerrath. 
— Der „Constitationel“ sagt, d'e Truppenschau, die der Marschall 
Anfangs Mai habe abzalten wollen, sei auf dessen Wunsch vertagt 
dorden, „damit den Angriffen der drutschen Blaätter kein Vorwand 
zegeben werde.“ Dies ist aber vollständig undegründet. Die 
Truppenschau findet einfa d deshalb nicht statt, weil den Gerüchten, 
FJije über einen Gewaltstreich in Umlauf gesetzt worden sind, keine 
veitere Nahrung gegeben werden soll. 
Paris, 28. Aprit. Die Regierung beschloß, bei Ecöffnung 
der Nationalversummlung eijne Erklärung gegen die Ausstreuungen 
iber Kriegsgefahr zu erlassen. 
Belgien. 
Brüfsel, 27. April. „IJdurnal de Charleroi“ meldet: 
Da die Regierung weitere Arbeitseinstellungen in den Kohlengruben 
um Charleroi erwartet, sei ein Balaillon der Garnison von Mens 
zur Verhütung von Anordnungen deshalb nach Charleroi gesandt 
ind mehtere Brigaden Gensdarme rie dorthin beordert worden. 
(T. N.) 
Brussel, 28. April. Wie die „Agence Havas Reuter“ er⸗ 
ährt, wird die belgische Beantwortung der letzten deuischen Note 
dein deutschen Gesandten Graf Ver voncher erst in einigen Tagen 
ugehen. 
Charlcroi Gelgien), 28. Apiil. Der Charakter der 
Arbeitseinflellungen in den Kohl engruben der hiesigen Umgegend 
—V die Kohlenwagenstricke 
einer Grube abzuschneiden und die Wagen in den Schacht zu 
türzen, wurden durch die Gendarme rie nur mühsam verh'ndert. 
herbeigeholte Verstärkungen beuiten endlich weiteren Ausschreitun— 
en vor. 
De uitsches Reich. 
München, 26. April. Prin; Adalbert, Inhaber des zwei⸗ 
en Cuirossier-Regiments, wurde zum General der Cavallerie be— 
ͤrdert. 
München, 27. April. Im Hinblick auf die am 1. Juli 
d. J. stattfindende Einführung der Markenrechnung in Württem— 
zerg ist sämmtlichen öffentlichen Kassen dortselbst die Annahme der 
ayer. zugelassenen papiernen Werthze'schen, nämlich des k. bah'r. 
Slaatspapiergeldes und der bayer. Hypothelene und Wechselbank 
»om 1. Juli an aicht mehr gestattet. 
Pe un ch en, 28. April. ˖ Mit der Neuorganisation sollen 
nuch Betriebscontroleure creitt werden, welchen lediglich die Be 
eisung der Bahnstrecken, sawie die Conlrole des Zuges wihrend 
der Fahrt zugew'esen werden soll. 
München, 28. April. Wie die Münchener Nachrichten“ 
heute mittheilen, wird in klerikalen Kreisen als Kanditat siür din 
erzbischöflichen Stuhl in Bamberg der dermalige Direktor des 
Priesterhauses St. Johann zu München, geistl. Rath Nibl, vor— 
nals Pfarter in Pang, genannt. (Hr. Nißl ist bekanntlich Beicht 
dater des Königs.) 
Berlin, 26. April. Der preußische Oberkir henrath hat ar 
alle Konsistorien die Weisung erlassen, für eine vollständige Sta⸗ 
iistik der lirchtichen Trauungett und Taufen zu sorgen, damit aus 
einem Vergleich dieser Angaben mit den Listen der Standes— 
imter die Wirkung ersehen werde, welche das neue Cipiistandsge⸗ 
etz in Bezug auf das kirchliche Leben der evangelischen Gemeinden 
gehabt habe. GG. 3.) 
Berlin, 26. April. Die Justizcommission des Reichslages 
cat heute ihre Arbeiten begonnen. Die Commission beschloß mit 
der Civilprozeßordnung zu beginnen, und man trat sogleich in die 
Debatte der etsten Paragraphen ein. Man gidt sich der Hoffnung 
hin, bei der Berathung über die Strafprozeßordnung den Abge 
dnelen Lasker wiedet in der Commission thätig zu sehen. 
Berhin, 28. April. In der heutigen Sitzung des Abg 
duses erklärt der Just izminister auf die Interrellation des Abg 
Vindthorst (Meppen) betreffend die Behandlung politischet Ge— 
fangenen, er habe zwar bisher keine bezüzlichen Anordnungen er— 
iassen, obschon er eine Revision des Strafgesetzbuches nach 
dieser Richtung hin wünsche. Das Reichs-Justizamt und das 
preuß. Ministerium seien w't bezüglichen Arbeiten veschäftige, die 
eine Handhadbe zu einer Vorlage für das Deutsche Reich bieten 
werden. Der Juslizminister hebt hervor, daß nach seiner Ansicht Bermischtes. 
dex Begriff des politischen Vergehens nicht vorhanden und für den Zwei brüden, 29. April. Dem pfaͤlz. Gewerbemuse⸗ 
Strafvollzug nur die Individualität des Thäters. nicht die Thal ams-Berein sind weiter beeicetreten: 1 Person von Walsheim mit 
entscheidend sei. nem Gründungsbeitrage von 50 M. und dem statutenmäßigen 
Berkin, 28. April. Der Abg. Lasker hat gestern seine Jahresbeitrage von 4 M.; 1 Person von Bliskastel mit einem 
erfie Ausfahrt mit gutem Erfolge unternommen und in den letzten Bründungsbeitrage von 7 M.; 1 Person von St. Inßbert und 
Tagen einzelne Kollegen, wie Virchow, Miquel, Ludwig Bamberger, 1 Person von Einod mit dem statu tenmäßigen Jahresbeitrage von 
zei sich empfangen. Er gedenkt in etwa zJ'hn Tagen sich nach e 4M. 
Ftreiburg im Breisgau zu begeben. pZweibrücken, 29. April. Die hiesige altlatkolische 
Frankreich. Gemeinde hat zu ihrem Veetreter für die am 19. Mai vach Bonn 
Paris, 20. April. Als das deutsche Kaiserreich im Palast berufene Shnode Hrn. Fabrildirektor Nöthlichs in Schwarzenacker 
der französischen Könige prollamirt, als Paris gefallen und die gewählt. (Zw. Zig.) 
Friedensberhandlungen angeknüpft waren, riefen englische Blätter Das Bezirksgericht Zweibrücken hat den Tagner Wilh 
von Erstaunen hingerissen aus: Jetzt beginnt die datsche Periode Trautmonn von Vogelbach, welcher im vorigen Herbst aus der dor 
der europäischen Geschichte. An diese Prophezeihung wird man kicen Kirche ein messingenes Kreuz vom Tabernakel gestohlen hatte. 
anwillkürlich erinnert, wenn man heat französische Vlätter in die zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren verurtheilt. Das Kreu 
Hand nimmt. Die Maßregeln der deutschen Reichsrezierung, die ist wieder beigebracht worden, indem Trautmann frech genug wat 
undgebungen der Bischöfe, die Verhandlungen des preußischen sich vom Pfarrec ein Trinkgeld versprechen zu lassen, wenn er das 
Landtags und Herrenhauses und verschiedene andere Dinge aus Ktreuz fände, worauf er denn wirklich in Begleitung eines Vogel⸗ 
Deutschland nehmen jetzt den größten Theu der Spalten ein; noch bachers im Wald nachsuchte und das Gewünschte fard. Aber das 
dor tutzer Zeit war das ganz anders; deutsche Verhältnisse und lenite eben den Verdacht auf ihn. daß er selbst der Dieb sei. Traut