Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ht. Ingberler Znzeiger. 
er St. Ana berter Anzeigecr (und das mit dem Haupiblatte verbundene n iterhaltua3zsblatt, ait der Dienztags⸗, Donnerstags⸗ und Sonntags⸗ 
ummer) erscheint wöͤchentlich iere mal: Dinstag, Donnerstag, Samstag uid Sonntas. Abonnementsvpreis vierteliährig 42 Krir. oder 
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Donnerstag, den 6. Mci 
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Deutsches Neich. 
Aus Muünchen, 29. April, schreibt man der D. A. Z. In 
nilitärischen Kreisen geht das Gerücht, General Frhr. v. d. Tann 
holle demnächst in den Ruhestand treten und es werde dann Frhr. 
Pranckh das Kommando des 1. tayerischen Armeekorps über— 
ehmen. Was etwa Wah es hieran sein mag, lätzt sich nicht be⸗ 
jrtheilen. 
Darmstadi, 8. Mai. Die Gemeinde Einrehmer sind an⸗ 
gewiesen worden, sämmulishes eingehende Guldengeld ohne Aus—⸗ 
ahme an die nähste Einlösungslasse gegen Ersatz in Reichsmünzen 
ibzuliefern. Durch diese Maßregel hofft man, die auf dem flachen 
dande noch vielfach bestehende Abneigung gegen das neue Geld 
im leichtesten bewaͤltigen zu können. (Fr. J.) 
Beriin, 1. Mai. Der Berliner Fabrik⸗ Inspector hat einen 
tzericht erstattet, aus dem wir einiges Interessante hervorheben. 
5 sind in den 50 Polizei-Nevieren Berlins nicht weniger als 
Hos Fabriten vnd der Revision durch den Fabrils Inspector unter · 
vorfene gewerbliche Anlagen vorhanden; don denselben werden 
777 mit Dampf-, 28 mit Gasexplosions⸗,7 mit Lufierpanstons⸗ 
ind 1094 mit Handktaft betrieben, In sämmtlichen Fabriken 
ind gewerblichen Anlagen fand sich bei der Aufnahme im Dezem⸗ 
er 1874 eine Arbeiterzahl von 64,810 vor. — In der „Tri⸗ 
üne“ lesen wir: „In der Nähe des Palais des Fuͤrsten Bismarck 
atouisliren bekannich von Zeit zu Zeit Beamte in Civbil; die⸗ 
elben brachten, wie einer unserer Berichterstatter uns meldet, vor 
iaigen Tagen ein Individuum zur Haft, das sich in 
uffallender Weise vor dem genannten Palais beweglte. Bei 
ꝛer Visitation desselben fand man in seinen Taschen einen gelade— 
n Rebolver und eine Quantität Munition. Aus dem Beneh— 
jen des Verhafteten schien jedoch hervorzugehen, daß man es 
iit einem Geisteskranken zu thun habe; und derselbe wurde des— 
iib nach einer Heilanstalt gebracht.“ 
z er n.z. Man. Der Kaiser ist heute früh 91). Uhr wobl— 
ralten hier eingetroffen. 
st dieselbe Erscheinuag auch an anderen kleinen Bergseen beobach⸗ 
tet worden. 
Von der Bergstraße. Der Versuch zur Herstellung künst⸗ 
icher Butter ist bei uns gelungen. 6 Kilo Rinderfett wurden mit 
VLiter Milch und 1 Liter Wasser, ersteres in kleine Stücke ge⸗ 
chnitten, bei gelinder Wärme geschmolzen und unter Unrühren 
olange erwärmt, bis alles Wosser verdaupft war. Das flüssige 
Fett wurde dann durch Lein vand gegossen. Die erkaltete Masse 
Jat die Beschaffenhe't ausgelassener Butter. Mainzer Haändler be⸗ 
ahlten für das Kilo 1,12 Mark. 
4 Weissenburg, 29. April. Vom dem hiesigen Mezzger⸗ 
neister Karl Jordan wurde dieser Tage ein außergewöhnliches 
fFremplar von einem fetten Ochsen geschlachtet; derselbe hatie — 
aut Waagschein — ein lebendiges Gewicht von 1960 Pfund. 
p Cannstadt, 30. Apcil. Der belännte Staatsrechtslehrer 
3. Zachariä, Professor in Göttingen, ist gestern Abend einer Herz⸗ 
rantheit, welche ihn im Hause seiner hier verheiratheten Tochter 
zefiel, erliegen. Seine Leiche wird nach Göttingen überführt wers 
den. v. Zachariä war Mitglied des preußischen Herrenhauses. 
f Die Petroleumquellen sind nun in der Raͤhe von Peine 
Provinz Hannover) aufgeschlossen und werden schon große Quan⸗ 
itäten rohes Petroleum gewonnen. Augenblicklich sind zwei Bohr⸗ 
öcher im Betriebe, wovon das eine auf 170 Fuß Tiese bereits 
rusgepumt wird, und man geht mit der Absicht um, noch ein 
rinnes Bohrloch in Angriff zu nehmen, da die Refultate äußerst 
zunstig sind. 
FAm 24. April d. J. starb zu Paris im 86. Lebensjahr 
der Veteran der Industrie von Mühlhausen (Elsaß), Andreas 
döchlin, der Schöpfer dee großen Majchinenbauwerkstälte, welcher 
r seinen Namen gegeben hat. Seine Leiche wurde nach Mühl⸗ 
jausen überführt und dort am vor'gen Dienstaz unter großer 
Theilnahme der Bevölkerung beerdigt. 
F (Ueber den Zustand der Ex-Kaiserin von Mexico) find in 
etzter Zeit an eine hohe Wiener Persönlichkeit Nachrichten gelangt, 
velche ein baldiges Ende der Le den der unglücklichen Frau in 
AMussicht stelen und der Verwunderunz Ausdruck geben, daß dieselbe 
nicht bereits längst denselben erlegen ist. Schon seit dem Jahre 
1870 ist den früheren heftigen Erregungen und den leidenschaft⸗ 
lichen Ausbrüchen, de für de Umgebung wie für die Kranke oft 
lebenbedrohend auftraten, ein Zustand der vollkommenen Apathie 
zefolgt. Die Unglückliche hat ston binge keine Keuntniß mehr dvon 
hrem Zustande, noch von den Dingen, welche in der Welt vor⸗ 
zehen; sie ist seit einem Jahre sehr abgemagert und gealtert und 
zabei dis zum hülflosen Kinde hetabgesunken, muß wie ein Kind 
ernährt werden und sp'elt auch we ein Kind mit einem Apiel, 
inein Ballon oder einer Papier-Rolle, ist leicht zu Thränen, bald 
um Lachen geneigt. Der Tod ist hier nur eine Erlösuna von 
infäglichen Leiden. 
Kapitän Boyton wird am 27. Mai noch einmal versuchen, 
iber den Kanol zwischen Dover und Calais zu schwinmen. Der 
ihne Sthwimmer wird bei dieser Gelegenheit seine Fabrt von der 
ran⸗ensischen Küste aus antrefen. 
Bermischtes.— 
F Kaiserslautern. Am 30. April hielt Reiseprediger 
zchusser von Stuttgart in dem ihn vom Bürgermeisteramt zur 
ßerfügung gestellten Saale der Fruͤchthall: vor einer meist dem 
Urbeilerstande angehörenden, etwa 8300 Köpfe zählenden Versamm⸗ 
ung einen Vortrag über die schlimme Lage der deutschen Indu— 
trie, an welcher die Socialdemokraten und der Schwindel gleicher- 
naßen schuld seien, indem beide die Luit an solider, ausdauer der 
arbeit untergraben. In der Solidität der Arbeit und in dem 
tefühl der Sol darität aller Gesellschaftsclassen, die sich als Glie⸗ 
er eines Organismns erkennen müßten, sah der Redner die Mit— 
el der Besserung. 
Das piaͤlzische Turnfest soll dieses Johr in Frankenthal 
in Sonntag, den 11. Juli abgehalten werden; am Samstag vor⸗ 
jer joll Abends ein Turniag statifinden. Das Programm für 
Sonntag ist vorläufig folgendermaßen festgestclit worden: Morgens 
kEmpfang der auswärtigen Turner. 10 Uhr Versammlung in 
zer Turnhalle. Von halb 11 Uhr an Preisnurnen in der Turn⸗ 
jalle. 12 Uhr Mittagstisch in der Turnhalle. Halb 2 Uhr 
Zug durch die Siadt. Von halb 8 Uhr bis halb 6 Uhr Schau⸗ 
urnen. Abends 8 Uhr: Ball und Preisvertheilung. 
pIn Mainz haben sich dieser Tage ein Paar Jungen 
on etwa 16 Jahren wegen eines Mädchens auf Stochdegen duel⸗ 
irt. Die fangen bei Zeiten an! Der Eine der Duellanten wurde 
o sawer verletzt, daß er am Abend desselben Tages im elterli⸗ 
hen Hause gstarb, der andere ist flüchtig gegangen; gegen ihn und 
ie haͤden Secundanten ist Untersuchung eingeleitet. 
Wie dem „Marb. Tagebl.“ mitgetheilt wird, ist derkleine 
Bergsee zu Dens in Niederhessen (bei Sontra) jetzt wieder so 
unkel gefärdt, daß ein mii dem Wasser desselben geschriebener 
Brief wie mit dunkler röthlicher Alizarindinte geschrieben aussieht. 
Hetaunslich vührt. die Färbung von kryptogamen Pflanzen det und 
Erine besondere Beachtung 
verdient die im heutigen Blatte befindliche Annonce des Hauses 
S. Sacks u. Co in Ham burg, das uns wegen prompter 
und aufmersamer Bedienung seiner Juteresse nten aufꝰs 
Byragehbegent!l isch stee enthfoklen mird 
Wir machen hierdurch auf die im heutigen Blatte ftehende 
Annonce der Herren saufmann und Simon in Hamburg 
»esonders aufmerksam. Es handelt sich hier um Orig nal ·Loose 
zu einer sa riichlich mit Haupt⸗Gewinnen ausgestotteten Verloosurg. 
daß sich auch in unserer Gegend eine sehr lebhafte Betheiligung 
orausfetzen laßt. Dieses Unternebmen verdient das volle Ver⸗ 
rauen indem die besten Staatsgarantien geboten sind. 
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I de on beramwortlich ñ. X-. Demebz.