St. Ingberler Anzeiger.
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SZamstag, den 15. Mai
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Deutsches Reich.
München, 10. Moi. Zum Vollzug des Brandversicherungs—
esetzes vom 3. April 1875 wird in saͤmmtlichen Gemeinden des
dönigreiches eine Gebäudeagaufnahme stattfinden. Nach Ministe-
mialentschließung vom 20. April l. Is. den Vollzug des Art. 58
ind des Art. 60 Ziffer 2 des genannten Gesetzes detr. Zff. 18
saben die Gemeindebehörden dem zu den Aufnahmsarbeiten ab⸗
eordneten Bauverständigen einen Gemeindebediensteten zur Verfüg-
ing zu stellen.
München, 11. Mai. In ppolitischen Kreisen wird der Um⸗
tand vielfach besprochen, daß, während der preuß. Gesandte Frhr.
. Werthern den Kronprinzen des deutschen Reiches am letzten
Zamstag am hiesigen Bahnhof empfing, der englische Geschäfts—
räger hier, Sir Mortier, dem Kronprinzen bis nach Innsbruck
nigegengereist war, denselben hierher begleitete und sich in dessen
inmittelbarer Nähe bis zur Wiederabreise befand.
Straßbarg, 11. Mai. Der Plan zu dem neuen Fort
— eigentlich Vorwerk — ist schon seit zwei Jahren fix und fertig,
zämlich feit es sich herausgestellt hat, daß die beiden gegenüber—
iegenden Forts Sundheim und Graffenstaden behufs gegenseitiger
luterstüßung zu weit von einander entfernt liegen. — Ih weiß
iicht, woran es liegt — die Straßburger Politiker, die alles wis⸗
en wollen, bringen es mit den Kriegsgerüchten in Ver—
indung — aber Thatsache ist, daß neuestens in der Stadterwei—
erungs⸗ Angelegenheit ein gewisser Stillstand eingetkretea ist. Die
tegierung scheint, trotz oller angeblich genehmigten, Erweiterungs⸗
läne, den Abbruch der Ringmauer hinauszuzögern. Jedenfalls
teht es fest, daß kein Festungsstein ausgehoben wird, bis sämmt⸗
iche Forts fix und fertig dastehen. — Seit einiger Zeit vermehrt
ich in auffallender Wesse die Zahl derjenigen aus Dentschland zu
ns eingewanderten Beamten, hauptsächlich aus dem mittlerenx und
oͤheren Lehrerstande, welche trotz der hohen Gehalte den reichs⸗
indischen Staub von ihren Füßen schütteln und ihre alte Heimath
weder aufsuchena. Es sind in erster Linie die höchst ungemüthli⸗
hen Verhältnisse in gefellschaftlicher Bez ehung, welche vesonders
ei den Frauen der Beamten die Sehnfucht nach der Heimath
pach rufen; ferner aber haben die Beamten bei den ängstlichen
fücksihten, welche man höherer Seits den iausend Wünschen und
daunen des anspru hHsvollen Publikums zu Theil werden läßt,
rühtend deunoch auf eine gewissenhafte Berufserfüllung gedrungen
vird, mit außecordentlichen Unangehmlichleiten zu kampfen, denen
uuf die Dauer nicht Jeder gewachsen ist.
Berlin, 12. Mai. Die „Provinzialcorres pondenz“ schreibt
mläßlich des Besuches des Kaisers Alexander: Die offenkundige
Wiederbetheiligung der gemeinsamen Kaiserpolitik werde die beru—
igende Ueberzeugung beleben, daß Deutschland heute wie 1872
einst und entschieden den Frieden will und der eigenen Friedens-
neigung um so zuverlässiger folgen kann, als es zur Niederhaltung
remder Friedensstörungsgelüste nicht nur auf die eigene bewährte
and stets bereite Kraft, sondern auch auf die Gemeinschaft des
volitischen Wollens und Strebens mit den maͤchtigen Nachbarn
ich stützen kann. Die fortdauernde innige Uebereinstimmung mit
em Kaiser Oesterreichs sei eine selbstverständl'che, völlig gesicherte
boraussetzung.
Berlin, 18. Mai. Kaiser Alexander ist um 814 Uhr mit
irxtrazug nach Ems abgereist.
Berlin, 13. Mai. Zwischen Rußland und Deulschland be⸗
teht in allen Fragen die größte Einigkeit. Kaiser Wilhelm geht
im 6. Juui nach Ems und mird der Kaiser von Oesierreich sider
ort erwartet.
Aus Anlaß der Strandung des Dampfers „Schiller“ sind
ie sammtlichen betreffenden Konsulate des Deutschen Reiches in
ngland angewiesen wo den, geretleten Schiffbruchigen Deutscher
—XXC erforderlichen Falles mit Kleidungsstücken und mit
heldmitteln zur Reise nach der Hreimath zu vecsehen. Unter den
runglückten Passagieren hat sich leider auch der deutsche Corsul
u der Havannah Hr. Zach mit Frau und Tochter befunden.
Der Verblichene zählle, wie die „N. A. Z.“ hervorhebt, zu den
ächtigsten und geschätztesten Beamten des Teutschen Konsularcorps,
ind es wird sein Verlust von seinen Vorgesetz'en ebenso wie von
einen Kollegen schmerzli empfunden. Wie ses heißt, soll der
em Reichsdienste durch dies verhängnißvolle Ereigniß Entrissene
ereits eine Kajüte in einem anderen New Horler Dampfsfchiff ge⸗
n'ethet, diese aber wieder aufgegeben haben, um das bequemer
ingerichteie Dapfschiff „Schiller“ zur Reise in die Heimath be⸗
utzen zu können.
Potsdam, 11. Mai. Die heutige Parade zu Ehren des
daisers von Rußland nahm einen glanzenden Verlauf. Neben
eiden Kaisern, die vom Publikum stuͤrmisch empfangen wurden,
varen sämmtliche Prinzea und Prinzefsinnen, der Großherzog von
Mecklenburg, die Generalfeldmarschälle Moltke und Manteuffel an⸗
vesend. Kaiser Wilhelm führte dis erste Garde⸗Regiment, Kaiser
llexander das Alexander-Regiment vor. Nach Beendigung dir
Larade siellte sich Kaiser Alexander an die Spitze des Älex nder⸗
degiments und ließ zur Huldiqung vor Kaiser Wilhelm das Re⸗
zinent das Gewehr präsentiren. Letzterer drückte dirauf dem kai—
erlichen Gast bewezt die Hand und te'de Ka'sec umarmten sich
Ungesichts der versammelten Tausende.
Gortschakoff wurde gestern Nachmiltag von der Kaiserin,
jeute Mittag vom Kaiser, hierauf vom Kronprinzen empfangen.
daiser Alexander besuchte gestern nach der Rückkehr von Potsdam
die Feldmarschälle Moltke und Manteuffel. Heute findet Galadi—
ner im föniglichen Palais bei den Majestäten statt, wozu 120
Personen tingeladen sind, darunter Gorsschakoff, d'e russische Bot—
chast, die Feldmarschälle und diejenigen Commandeure, deren Chef
daiser Alexander ist. Abends ist Ballet im Opernhause, — Der
ronvrinz kehrt morgen nach Italien zurück.
Frankreich
Paris, 13. Mai. Soeben kam ein Telegramm aus Berlin
an den russischen Gesandten, worin die Aufrehterhaltung des Frie⸗
dens versichert wird —
zßermischtes.
t.Kaiserslautern, 12. Mai. Gfäalzische Chronik.) Der
„Pf. K.“ schreibt: Auf Antrag der kgl. Kreisregierung hat das
al. Staatsministerium des Innern für Kirchen- Und Schulange⸗
egenheiten mit höchster Entschließung vom 27. März 1878 zur
Unterstützung der Schulamtszöglinge an den Präparandenschulen
»ecr Pfalz pro 1873 aus Staatsmitteln einen Beitrag in der aus⸗
rahmsweisen und wirklich dankenswerthen Höhe von 16,0098 fl.
ur Versügung gestellt, so daß die nunmehr fur den b.sagten Zweck
nit Beirechnung eines Kreiszuschusses von 3000 fl. derwendbare
⸗umme 19,098 fl. beziffert.
— Die „Sp. Ztg.“ meldet aus Speier, 12. Mai: Gestern
'amen die das hiesige Publikun so sehr alterirenden Diebstähle
vom 17. und 18. Januar und von 16. und 17. Februar b. J.
yor dem kgl. Zuchtpolizeigerichte in Frankenthal zur Verhandlung.
ks waren 24 Zeugen geladen. Der dieser Diedstähle angeschul⸗
»igte Johann Scharfenberger, 28 Ibhre alt, Bacsteinmacher aus
Dudenhofen, welcher jedoch Alles entschieden leugnete, wurde als
iberführt erllärt. Das Gericht nahm 7 verschiedene Diebstähle an,
egangen unter erschwerenden Unständen, nämiich des Einbruchs,
es Einsteigens, des Erbrechens von Behältnissen und Gebrauchs
Uscher Schlüssel u d verurthellte den Beschuidigten in eine Ge—
ammtstrafe von 10 Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bür⸗
Jorlichen Ehrenrechte auf weitere 10 Jayhre.
F In Würzburg starb dieser Tage ein 37-j üͤhriger Mann,
zer so dick war, daß man den Sarg nicht in den Leschenwagen
)rachte, sondern eigenz nach dem Friedhof transportiren mußte.
zei dem Begräbnisse konnte der Sarg seiner Schwere wegen —
er Verstorbene wog bei Lebzerten 8 CTir. 86 Pfd. — nicht ge-
zagen werden und so erfolgte die Einsegnung gleich am Grabe.
t. Der Münchener Thierschußverein legt den Herren Lehrern
uf's Neue an's Herz, daß sie jede sich darbietende Gelegenheit
enutzen. um in der Jugend rechtes Verständniß und Gefühl iü