Slt. Ingberler Acnzeiger.
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der St. PJnaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Uaterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags⸗ und Sonntags
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ESamstag. den 22. Mai
—A
1875
Deutsches Reich.
Mänchen, 19. Mai. In uiseren Geschiftskreisen wird
ersichert, daß die Staatsregierung in nächster Zit zu Eisenbahn—
nuten eine 400 Anleche big zum Betrage von 30 Millionen
Nark enittiren werde.
Mäünchen, 20. Vdni. Nach einer hier einzgetroffenen Meldung
die Köngin-Wittwe Amal'e von Griechenland heute Mittag in
Jamberg gestorben. (Königin Amsilie, eine Tochter des 4 Großher⸗
3 August und Halbschwester des gegenwärtig reg' erenden Großher⸗
ojs Peter von Oldendurg, war geboren an 21. Dec. 1818 und ver-
rahlte sch mit dem am 26. Juli 1867 verslocbe ien König Otlto von
griechenland am 22. Nov. 1836.
Berlin, 18. Mi. Si herem Vernehmen zufolge hat Fürst
gismarck vor wenigen Wochen an die deutschea Vertreter im Aus—
and betreffs vertraulicher Mittheilung an die auswärtigen Regie
ungen ein Rundschreiben gerichtet, wetche das französische Cadres
esetz einer eingehenden Kritik unterzieht, und dasselbe als eine
rnsse Befährdung des europäischen Friedens bezeichnet. (A. Z.)
Berlhiu, 18. Mai. Ein nochmaliger Besuch des Kaisers
on Rufßland Seitens Ka'sers Wilhelm steht dem Vernehmen nach
fester Aussicht. In Ingenheim wird dant auh der Herzoz
ud die Herzogin von Edinzbucg mit ihrem Sohne erwartet und
soll dort auch der ernssische Botschefter in London, Graf Schu—
alow, eintreffen. Das Hexzogspaar geht dann zu einen kurzen
zesuch an den coburger Hof und später nach Livadia. — Der
koͤnig von Sachsen trifft heute Abend um 93 Uhr hier ein.
Rorgen Mittag findet zu Ehren desselben im königlichen Palais
in größeres Diner Statt. Cültus-Minister Dr. Fall ist nach
yreifswald, der französische Bolschafter am hiesigen Hofe, Vicomte
)e Gontaut-Biron, auf einige Tage nach Süddeuntschland, der
hotschaftsrath bei der kaiserlicherussischen Botschaft, Staatsrath v.
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er General-Feldmarschall v. Moltke, Cyef des Generalstabes der
srmee, für d'e Sommermonate mit Urlaub zunächst nach seiner
lesitzung Kreifau gereist. — Die „Post' meldet berichtigend, die
weitinstanzliche Verhandlung des Arnim'schen Proz sses finde am
5. Juni, nicht am 15. Juli, Statt.
Berlin, 18. Mai. Umn 23. d. M. beginnt in Gotha ein
lgemeiner Socialistencongreß, welcher einige Aufmerksamkeit auch
ußerhalb jener Kreise aus dem Grunde verdient, weil der Zweck
ieser Versammlung nichts Geringeres ist als die Vereinigung der
eiden socialdemokratischen Richtungen, der Lassalleaner und der
Arbeiterpartei“ (Eisenacher), die Gründung einer geschlossenenen
inheitlichen deutschen Socialdemokratenpariei. Füe die neue Ver—⸗
migung soll ein Programm, und ein Organisationsplan aufgestellt,
der die Parteipresse und die Agitation Anordnungen getroffen,
e Wahl der „Parteibebörden“ und des Vororts vollzogen werden.
Es gilt,“ wie der betreffende Aufruf sagt, „ein Werk zu schaffen,
n dem die Verfolgunzswuth der Gegner der Arbeitssache zerschel⸗
en muß und auf dessen fester Grundlage eine Partei sich mächtig
end siegesfreudig entfallen kann.“ Es liegt auf der Hand, daß
ne Verschnelzung der beiden großen Fractionen geeignet wäre,
it Macht der Partei wesentlich zu verstärken, und wir zweifeln
uch nicht daran, daß eine formelle Vere'nigung in der Thatnicht
czielt wird. Ob eine vollständige, aufrichtige und dauernde Ver—
drnelzung aus dem Gothaer Congreß hecvorgeht, das wird die
olge lehren. Nicht als ob wir die principielen Unterschiede
er beiden Richtungen für sehr beträchtlich hielten, diese Grund—
te sind ja so dehnbar, vieldeutig und unklar, so arm an Posi-
pem, so lediglich auf die Negalion gerichtet, daß ein gemeinsames
drogramm sich ohne sonderliche Mähe wird herstellen lassen. An
iner vollständigen, dauernden und aufricht gen inneren Verstän⸗
igung aber zweifeln wir allerdinzs; denn wer d'e lestenden
zlätter dieser Partei liest, der ist bis zun Ueberdeuß mit den
nerfönlichen Reibereien und Eifersüchteleien der Parteiführer be—
annt und wird sich schwer überzeuzgen lassen, daß diese persönlichen
Differenzen der Sate zu lied in eüser gemeinsamen Organisalion
ihh verschmelzen. Die „Gegner der Arbeitssache“ haben schwer⸗
ich Ursache, den Ecrgebnissen des Gothaer Congresses mit Besorg⸗
zniß entgegen zu sehen; es werden keine glänzenderen und dauern⸗
eren Resultate erzielt werden, als bei früheren Einigungsdersuchen
m socialdemokratischen Lager.
Berlin, 19. Mai. Der der Vorbereitung zu einer Atten⸗
atsverschwörung verdähtige Dunin aus Krakau ist gestern früh
»Arch Criminalbeamte h'erher transportiet und der Stadtvoigtei
iberliefert. Das Untecsuchunzsverhör steht unmittebar bevor.
Berlin, 20. Mai. Prinz Wilhelm von Württemberg, Oberst⸗
ieutenant und Commandeur des Garde-Husare iregiments, hat den
jach zesuchten Abschied uater Befö-derunz zum Obersten und Ver—
etzung zu den Offizieren à la Suits der Armee erhalten. Der
Zeinz bezibt sich am Samstag nach Stuttgart.
Aus Schleswig Holstein, 17. Mai. Ein aus China
jber Heimdurg zurück jzekehrter Steuermann erzähltie mir dieser Tage,
aß dec Hindelsverkehr Hamburg mit Amerika hauptsächlich deß⸗
jalß so sehr in's Stocken gerathen sei, weil man im Geschäfts⸗
reise d'e Ueberzengung habe, daß in Folge der bebvorstehenden
merikanischen Präsidentenwahl auf's Neu der Krieg zwischen den
dord- und Südstaaten ausbrechen werde. Es wird gut sein, wenn
zesitzer amerikanischher Papiere in der Pfalz von dieser Stimmunig
kenntniß nehmen. Man ist der Ansicht, die Verhältnissein Amerika
eien so durchaus unhalihar gewocden, daß nur durch eine Zerei—
zung der Vereinigten Staalen in ein Nord-, Süd⸗ und Westreich
Vandel geschafft werden könne.“Die Südslaaten könnten das
In recht, das ihnen durch die Doktrinäre und unvermittelte Slla⸗
rubefreiung zugefügt worden, weder moralisch noch wörthschaftlich
derwinden. Brasilien habe vernünftiger gehandelt, indem es die
porhandenen Sklaven in dem früheren Dienstorrhältniß belassen,
zie grausame Trennung der Familien aber untersagt und den
dindern der Stlaven die Freheit zugesi hert habe. In den Süd—
taaten habe man in Wirklichkeit durch ungerechte Härte nur eine
iavertilgbare Feindschaft erzeugt, und durch wirthschaftliche Unver⸗
nunft ein Uebel vertrieben, um ein anaderes, fast schlimmeres an
zie Stelle zu setzen. Denn der Kualihandel sei ein noch größerer
Zoyn auf die Menschlichkeit, als der frühere Negerhandel, welcher
etzterer zudem nicht einmal aufgehört habe, da nach spanischen
hBesetzen jedem Europäer in Afrika erlaubt sei, 20 Schwarze
als Bedienung', mit sich] zu Schiff zu nehmen, die dann
zatürlich ohne Ausnahme verkauft würden. Mein Gewährmann
par selbst auf einem Kulischeff gefahres, und vermochte für seine
—„childerungen Belege anzuführen, die çeradezu als schrecktich be⸗
eichnet werden müssen. (Pf. WPa
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VBermisqhles.
F Zweibrücken, 19. Mai. Der durch Urtheil des Schwur⸗
gerichts der Pfalz vom 9. Märzel. J. wegen Ermordung seiner
khefrau zum Tode verurtheilte Victualienhändler Georg Christmann
ius Wachenheim, zuletzt in Ludwigshafen, wurde heute: Morgen
n k. Bezicksgerichts zefängnisse dahier, in welchem er bis zur aller—
öchsten Eutscheidung über das gefällte Todesurtheil ighaftirt blei⸗
jen sollie, in seiner Zelle todt aufgefunden. Derselbe hatte durch
crhängen seinem Leben ein Ende gemacht.
F Zweibrücken, 20. Mai. Von Hrn. Bäcker Anlon
tücker in der Irheimeritraße wurde vorgestern eine Brieftaube ge⸗
angen, deren Flügel u. A. mit folgenden Namen, Rummern und
zrenp ln bedruckt sidd: Compiègne 169 (Stempel: Société...
erviers), Châteuglard 250, Terganier (7) 53, Leclaid (7j).
der befiederte Fremdling, ein schönes Exemptar, schint danach
ẽrankreich oder Belgien anzug ehören.
4 Edenkoben, 14. Mu. Gestern ware dihier ein Act
npörender Brutal'tät verübt. Auf dem Dahr eines H uses nistet
hon seit langen Jahren ein friedliches Stocchenpaar. Cs war
ir Jedermann, nameatlich für die betreffenden Hausbewohner
numer ein freudiges Eceigniß, wenn diese gern gesehenen Gäste
m Frühjahr aus der Fremde zurückkehriten nad sißb auf ihrem