Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
St. Inaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienztags⸗, Donnerstagz⸗und Sonntags 
—XRX erscheint woͤchentlihch vie rmal: Dinstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljiährig 42 Krzt. ode 
1 Mark 20 R.Pfz. Anzeigen werden mrit 4 Arzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechnet. 
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JE 100 Sonntag, den 27. Juni * 
Iꝛb 
Abonnements-Einladung. 
Auf das am 1. Juli beginnende III. Quart'al des 
„St. Ingberter Anzeiger“ erlauben wir uns hiermit böfl. 
mzuladen. 
anj Der „St. Ingberter Anzeiger“ wird sich bemühen die neue— 
sen Tagesereignisse, so rasch wie möglich zu britgen und besonders 
zuf die provinziellen Tagesere'gnisse Bedacht nehmen. 
Das Z3mal mit erfcheiner de 
„Unterhaltungsblatt“ 
wird seinen Abonnenten eine Menge spannender Novellen, Miseellen, 
Fathsel und Charaden zur Unterhaltung bringen vnd das nweus 
Quartal mit der Or'ginal⸗Movelle: 
„Die Elsässerin,“ 
von André Hugo 
20.000 Personen in der Stadt siad obdachlos, der Marquis von 
dautpoul und mehrere Soldaten beim Retten ertrunken. Die Zahl 
»er Verletzten mag etwa 150 betragen. In der Nähe von Tou⸗ 
ouse sind 3 Dörfer völlig zerstört; in einem derselben stehen von 
100 Häusern noch 10. — Aus Verdun (Ariege) wird gemeldet: 
50 Häuser sind zerstört, 80 — 100 Personen und 500 Thiere weg— 
zeschwemmt und ertrunken. — In Mezieres haten die Fluthen 12 
Häuser vernichtet, die Dörfer Bastide und Besglasssind verschwunden. 
Auf den Bergen hegt hoher Sanee. 
Bei Beginn der heutigen Sitzung der Nationalversammlung 
'ocrderte der Minister des Innern, Herr Buffet, einen außerordent 
iichen Credit für die Ueberschwemmten von Toulouse, der sogleich 
instimmig bewilligt warde. Auch in den Departements Hautes⸗ 
Pyrenees, Ariege, Gecs und Tarn⸗-et⸗Garonne haben die Ueber—⸗ 
chwemmungen großen Schaden angerichtet und mehrere Menschen⸗ 
leben gefordert. 
beg nnen. 
s Auf den St. Ingberter Anzeiger kann bei allen Possexpedi⸗ 
onen abonnirt, ebenso auch Bestellungen bei den Postboten und in 
der Druckerei gemacht werden. 
Unsere verehrl. Abonnenten, die das Blatt durch unsere Träger 
behlommen, erhalten dasselbe fortgeliefert, wenn nicht ausdrücklich ab— 
hestellt wir d. 
Im Preis und Erscheinen tritt keine Aenderung ein. 
St. Ingbert, im Juni 1875. 
Die Expedition. 
Bermischles. 
F Zweibrücken, 25. Juni. Zum Schlusse sind dem pfäl⸗ 
zifchen Gewerbemuseumsvereine noch beigetreten: die Gemeinde Bisch⸗ 
veiler mit dem statutenmäßigen Jahresbeitrage von 4 M. und zwei 
Personen von Reifenberg mit Gründungsbeiträgen von je 5M. 
Nur zwei Gemeinden des Amtsbezirks sind noch im Rückstande. 
Die gezeichneten Beträge belaufen sich jetzt an 
1. Gründungsbeiträgen auf 4651 M. 
2. Antheilscheinen 375, 
3. Jahresbeiträge „1226, 
sonach im Ganzen qauf 6252 M. 
f Dürkheim, 24. Juni. Gestern Abend kurz nach 10Uhr 
entzündete der Blitz das dreistöckige Wohnhaus des auf einer Bade⸗ 
reise sich befindenden Gutsbesitzers Herrn Heinrich Fitz dahier. Un— 
nittelbar nach dem Schlage staud der ganze Dachüuhl in Flam— 
men, obwohl der Regen sich in Strömen ergoß und das Gewitter 
nach wie vor fortdauerte. Das Feuer fand reiche Nahrung in den 
auf dem Speicher angebrachten Lattengestellen, vorhandenen Koͤrben, 
A Feuer⸗ 
wehr verdanden wir, daß nur der Dachstuhl und das obere Ge— 
zälk beschädigt wurden. Das Gebäude ift um 25,450 fl. ver— 
ichert. An den Mobilien ist die München-Aachener Gesellschaft mit 
23,380 fl. betheiligt. Die Gefah:t für weiter Beschädigungen war 
um 12 Uhr beseitigt. 
München, 24. Juni. Im Verlage der Lindauer'schen 
Buchhandlung ist soeben unter dem Titel „Wie es mit Schule und 
Lehrern besser wind. Ein Mahnwort an die bayerischen Volksschul⸗ 
ijehrer‘“ — eine Broschüre erschienen, weiche in ruh'ger, nur die 
Sache ins Auge fassender Weise so beachtenswerthe Nachweise, Vor— 
schläge und Winke enthält, daß dieses Schrifichen von allen Leh— 
tern Bayerns aufmecksam gelesen und von den Schulbehörden, ins⸗ 
zesondere aber von den hohen Siellen, welche die bayerischen Leh— 
cerbildungsanstalten zu leiten und zu beaufsichtigen haben, wohi— 
wollend gewürdigt zu werden verdient. Für die Hauptversamm⸗ 
lung der bayerischen Volksschul-VLehrer in Kaiserslautern dürfle es 
Beranlassung zu eingehenden Verhandlungen und zu zwedentsprecheu— 
den Anträgen an die Staatsregierung bieten. (Fr. Kur.) 
FSaartouis, 24. Juni. Heute Morgen sollen bei dem 
ebungsschießen mit dem neuen Gewehre, 2 Mann vom 70. Regi— 
nent, die mit Markiren an der Scheibe beschäftigt waren, wahr—⸗ 
cheinlich durch zu frühes Loshehen eines Gewehres, der Eine ledeas⸗ 
jefährlich und der Andere leicht verwundet worden sein. 
7Glogau. Als in der Nacht von Dienstag zum Mittwoh 
der Posten am Pulvermagazin vor dem preußischen Thore abge— 
löst werden follte, war die Ablösung nicht wenig erstaunt, den Posten 
ohne Gewehr, Helm und St'efel vorzufinden. Auf Befragen er— 
lärte der So dat, drei Civilisten wären mit brennenden Cigarren 
ia die Nahe des Pulvermogazins gekommen, er habe ihnen zuge⸗ 
rufen, sich zu entferaen. Die Civilisten wären hier auf ihn einge⸗ 
)rungen und der eine habe ihm ein Fläschchen vor die Nase ge⸗ 
jalten, worauf er ohnmächtig umgefallen wäre. Als er sich wieder 
Derutsches Reich. 
Die nach Berkin zum großen Generalstabe beorderten baye— 
rischen Offlziere des Generalstabes Major v. Xylander und Haupt— 
nann Frhr. v. Asch, welche bisher dem 5. (Posen), bezw. 9. (Al⸗ 
bona) deutschen Armeekorps zur Dienstleistung zugetheilt waren, sind 
von diesem Kommando wieder in den großen Generalstab nach Ber 
lin zurückgekehrt. 
Mannheim, 25. Juni. Gestern war die Oberbürgermeister⸗ 
wahl. Von 99 anwesenden Stadwerordneten 'erhielt der bisherige 
Oberbürgermeister Hr. Moll 73 Stimmen, 2 fielen auf Hru. v. 
Feder, 24 Zettel durden unbeschrieben abgegeben. 
Frankreich. 
Infolge überaus heftiger Regengüsse haben in den südlichen 
Departements große Ueberschwemmungen stattgefundent So liegen 
uus Toulouse folgende Telegramme vor: 
23. Juni, 92 Uhr Abends. Die Ueberschwemmung hat 
merhörte Verhältnisse angenommen. Das Faubourg Saint-Chprien 
teht ganz unter Wasser. Wie es heißt, sind ein Actillerieoffizier, 
in Polizeiagent und mehrere andere Personen ertrunken. Der 
disenbahnverkehr von Foix und Montrejean ist unterbrochen, die 
Zrücke von Empalot, welche über die Garonne führt, ist bedroht,. 
die Hospitäler sind geräumt worden. 
24. Junz, 2 Uhr 20 Minuten Morgens. Der Wasserstand 
dum 60 Centimeter herabgegangen, obgleich der Regen foridauert. 
In der Vorstadt Saint ˖Cyprien sind mehrere Personen ertranken 
und viele Häuser zusammengebrochen. 
24. Juni, 4 Uhr 50 Minuten Morgens. Die Retkungsarbei— 
en in der Vorstadt Saint-Cyprien haben begonnen, sie stoßen auf 
toße Schwierigkeiten. Die Soldaten aller Waffen entwickeln großen 
Muth, die Generäle leiten selbst die Operationen. Die Zadl der 
Todten ist noch nicht fesigesiellt. 
24. Juni, 7 Uhr 50 Minuten Morgens. Das Wasser gehl 
angsam zurück. Die durch die Ueberschwemmungen angerichteten 
berheerungen sind underechenbar. Ein großer Thel der Vorstadt 
Saint-Cypriea ist eingestützt, andere Häuser fallen noch jetzt in 
trümmer. 
Aus Toulouse verlautet Näheres: Die ganze Vorstadt 
Cyprian ist zerstört, über 300 Häuser sind eingestürzt. Mehr 
us 120 Leichen wurden schon aus den Wohnungen herborge ogen 
o odiel mehr erwartet man noch unter den Trümmern zu finden.