Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sf. Ingberker Anzeiger. 
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ver 51. PInaberter Anzeiger (und das mit dem dauptdlatte verbuidene Uiterhaltui48blatt, mit der Deastas⸗, Donuerstizs⸗ aud Sonatags 
ammer ericheint wöchentlich viermal: Dinstag, Donner stag, Sumstag aid Synntag. Aoonnene itsoreis vierteliährig 42 Krir. ode 
1 Mark 29 R. Pfz. Anzeigen werden cit 4 Keir. die dreispaltige Zeile Blattshriit oder deren Raum berechnet. 
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M 102 —BB Donuerstag, den 
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Oesterreich. 
Pest, 29. Juni. In Folge eines am Samstag statigehabten 
Wolkenbruches werden 200 Personen vermißt und sind bis jertzt 
112 Leichen aufgefunden worden. 100 Häuser mußtlen geräumit 
rerden, viele droben dem Einsturz. Von allen Seiten sind große 
dilfeleistungen in Aussicht gestellt. 
England. 
London, 29. Juni. Der Bericht der vom Handelsamte 
der Angelegenheit des „Schiller -Unterganzes abgeordneten 
ztiqrete · Commissa:e ist nun veröffentlecht worden. Folgen es sind 
ie Hauptpunkte des Berschts: Tec „Schiller“ befand sich noͤrd⸗ 
stlicher als man annahm, nachdem man drei Tage vor der Kata⸗ 
trophe keine Berechnungen gemacht hat te. Wenn man am Tage 
es Unterganges um 9 Uhr Morgens das Senkblei ausgeworfer 
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lich verhindert haben. Noch der Ansicht der Untecsuchungs⸗Com- 
nission ist die gänzliche Vernachlässigung aller Vorsichtsmaßregeln 
er Winige Grund des Unglücks. (Ist also der Cap'tän schuld 
aran. 
die mit der hiesigen Gewerbtausstelung zu verbindende Obslausstel⸗ 
iung die Zeit vom 19. bis 25. September in Aussicht genommen. 
Landau, 29. Juni. Beim Abtragen desCavaliers 
unächst dem Rentamte wurden cestern Vormittag 2,412 Uhr 2 
Arbeiter durch eine herabstürzende Erdmasse verschüttet. Einer 
derselben, Martin Zahn von Germersheim, war bereits todt, als 
er ausgegraben wurde. Er hinterläßt e'ne Wittwe mit zwei Kin— 
dern. Der Andere, Jacob Dackermann von hier, wurde schwer 
verletzt in daz Sp'ral gebracht. 
F Aus Kandel wird dem „Land. Anz.“ gemeldet, daß in 
einer dort gm 27. Juni abgehaltenen Wählerversammtung bejd los⸗ 
en wurde, für die Wiederwahl der bisherigen Abgeordnelen Land⸗ 
richter Alwens und Anwalt Lonis zu wirken. Bürgermcister Roth— 
Jjaas erklärte, daß es ihm nicht möglich sei, wieder ein Mandat 
imzunehmen. 
F. De Umgebung von Pirmasens war seit einiger Zeit 
»urch Diebe unsicher genacht worden, die sich mit Annexon bon 
Wäsche u. dgl. beshäftigten. Nach langemn vergeblichen Suchen 
gelang es der Gendarmerie, die Diebe in der Person des Schuh— 
machers Simon und enes bei diesem arbeitenden Gesellen Namens 
Groh, bei d.ssen Geliebten ein Theil der gestohlenen Gege«stände 
zefunden wurden, ausfindig zu machen, Die saubere Bande wurde 
am 24. als „geschlossene Gesellschaft“ ins Gefäuniß nach Zwei- 
hrücken abgeliefert. 
F Bischofs heim a. Rh., 28. Juni. Ein gestern nieder⸗ 
zegangener Wolkenbruch hat das Brensthal übeifluthet und in den 
Drten Frankenheim, Vischofssheim, Unterweißenbrunn großen Scha— 
den angerichtet. Gleiche Verheerungen werden aus den Orten 
Wegfurt und Schönau berich'et, auch im Fuldthale, so namentlich 
in Gersfeld, soll das Wasser große Zerstörungen angerichtet haben. 
In Säckingen in Baden biß vor 9 Wochen ein toller 
Dund sichen Einwohner. Einer der Gebissenen starb vor sechs 
Wochen anter großen Qualen, ein Zweiter dor e'nigen Tagen nach 
urchtbarem Kampfe. Die Angst der fünf anderen kann man sich 
denken. 
F Die zehn Gebote des Wirths. In Dütltlenheim, einem 
Dörfchen vier Suunden von Straßburg, ist in schönem Rahmen 
ingefaßt, von lauter Arabesken umgeten, ein nettes Curiosum zu 
inden, nämlich: „Die zehn Gebote des Wirths,“ welche also lauten: 
1) Du sollst nur bei mir einkehren und keine andere Wirlhshäuser 
nebenbei besuchen. 2) Du sollst miinen Namen nicht eitel nennen 
und mich nur rufen, um zu bezahlen. 8) Du sollst täglich zu 
mir kommen, an Sonntagen und Feierkagen aber mich gar nicht 
derlassen. 4) Halle mich und mein Lokal in Ehren, damu es Dir 
vohlgehe in meinem Hause. 5) Du sollst keinen Krug oder Glas 
oder sonst ein Geschirr zerbrechen. 6) Du sollst meine Frau ehren 
ind auch meinem weiblichen Personal nie zu nahe treten. 77 Du 
'ollst nichts mitnehmen, was Dir nicht gehöͤrt. 8) Du sollst kein 
alsches Geld hergeben. 9) Du sollst nicht begehren Deiner nächsien 
Tischgenossen Spe se und Trank. 10) Du sollst nichts veclangen, 
vas ich nicht habe, und darfst nie mit der Zeche durchgehen. — 
Zum mindesten sind die Gebole des Werthshaus-Moses sehr origi— 
iell, nur schade, daß sie b's jetzt ke nen Erklärungs-Luther gefun— 
)en haben. Man möchte dies billig e'nem Kneipgenie übeilassen. 
F Ueberschwemmung in Südfrankreich. Jede neue Nichticht 
läßt die Verhterungen schrecklicher erscheinen. In Toulouse allein 
»ezffert man man den Verlust an Menschenleben auf 1000, min⸗ 
destens ebensoviel sind in der Provinz umgekommen. Der materieelle 
Schaden wird in Toulouse duf 100 Milsionen Francs geschätzt, 
Auf dem Lande ist die Ernte vollständig dverloren. 2000 bis 
3000 Stück Vieh sind zu GBrunde geqangen. 
Vermischtes. 
F Speyer, 28. Juni. Heute fand eine Versammlung der 
s Büger stalt, welche vom Stadtrath für die Neueinschätzung der 
äusersteuer gewählt worden sind. Dieselben ein'igten sich dahin, 
ine Vorftellung an das Bürgerrie'steramt zu rinten, in der sie das 
inzeitgemäße der Sache betonen und um Vertagung anf mehrere 
ahre ersuchen. Die Erklärung schließt damit, daß die Gewählten 
brigens nicht wie anderwärts den Dienst verweigerr, sondern, wenn 
zzsein muß, die Taxation vornehmen wollen. (Pf. 3.) 
Vom 1. Juli bis zum 80. Sepember 1875 werden auf 
en pfälz. Vahnstationen Frankent)al, Luswigshafen, Speier, Neu— 
adt, Grünstadt, Dürkheitn, Münster a. St., Kasserslauitrn, Hom⸗ 
irg und Zweibrüsen Vergnügungsreijse-Billete nach der Schweiz 
ia Weißenburg mit 30-tägiger Giltigke tsdauer ausgegebn. Es 
nnd zwei Touren festgesetzt; die cine geht nach dem Berner Ober⸗ 
ande, nämlich über Basel nach Bern, Scherzligen, Därligen, 
jönigen, Gießbach, Brienz via Alpnach oder Beggenried oder 
luelen nach Luzern und von da zurück nach Basel, Weißenburg; 
ie andere Tour gebf nach dem BVierwaldstätser See über Basei 
ach Luzern und zurück von Luzern nach Zürich, Basel, Weißen— 
urz. Anfenthalisfristen sind auf der Hin- wie RNücktour gestattet 
n Straßburg, Colmar, Mühlhausen und auf sämmilichen schweizer 
Zwischenstationen. Die Theilfahrten Scherzligen, Däligen, Böͤnigen, 
Vießbach, Brienz und Alpaach (Beggenried oder Fluelen), Luzern 
verden per Dampfbool zurückgelegt. Preis für die 1. Tour (Ber⸗ 
net Oberland ꝛc.) von Zweibrücken ab: 1. Kl. 31 fl. 30 kri, 2. 
dl. 23 fl. 13 kr., 3. Kl. 13 fl. 25 kr.; von Homburg ab: 1. 
di. 8o fl. 48 kr., 2. Kl. 22 fl. 45 ti., 8. Kl. 18fl. 8 kr.; 
ür die 2. Tour (Vierwaldstätter See) von Zweibrücken ab: 1. Kl. 
8efl. 59 kr., 2. al. 20 fi. 11 tr., 83. aĩ 11 fl. 47 kr.; von 
yomburg ab: 1. Kl. 27 fl. 57 tr., 2. Hl. 19 fl. 40 kr., 3 Kl. 
»Ufl. 80 ir. Die Billete berechtgen zur Fahrt in allen fahr— 
Nanmäßigen Zügen, soweit diese die beir, Klasften führen; Freige 
väch wird n'cht gewährt. 
Die Gebr. Georg und Christian Dawo von der Alschbacher 
Fegelhütte und Friedrich Haag von Kindsbach haben in der Nacht 
von 27/28 Juni einen gewissen Rebmann von Älschbach, den si⸗ 
Jachts beim Nachhausegehen auflauerten, mit Dolchstichen so zuge⸗ 
vcdtet, daß er schwerlich mit dem Leber davon komint. 
Die Versammlung liberaler Wähler in Rangmeil am 
N7. Juni war so zahlreich besucht, daß sie unter freien Himmel 
„bo halten werden muͤßte. Die Anwesenden einigten sich über die 
Vahl des kzl. Landrichters Vaillant von Otermoschel und des 
dankers Braun von Kaiserslautern mit leichter Mühe. Ueber d'e 
dritte Candidatur abzustimmen lehnte die Versammlung ab und 
iberließ die Wahl eines dritten Abgetordneten den Wahlmännetn. 
FReustadt. Das landwirthschaftliche Kreiscomite hat für 
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Dieustesnachrichten. 
Der gepr. Lehramtskardidat Cl. Hel!muth, Assissent an der 
5tud'enanstalt Speier, ist zum Studienlehrer an der isol. Latein⸗ 
hule in Pirmasens ernannt. 
Für die Redaklion verantwortlich: F. X. Deme⸗e“