St. Ingberker Anzeiger.
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Deutsches Neich. sche Cultur bildeten. Zuerst ist die aus Elsaß-Loihringen nach
München, 28. Juli. Die heute zur Vorfeier des Geburts Köln führende Romerstraße in Angriff genommen worden, wobei
und Namensfestes des Königs stattgehabte öffentliche Sitzung der k. in der Nähe der Orte Fließem und Stahl bei Bitburg Ausgra—
Akademie der Wissenschaften, welcher die Minister Dr. v. Lutz und bungen gemacht wurden. An letzterer Stelle wurde eine vollslän⸗
Dr. v. Fäustle, sowie der zweite Bürgermeister Dr. Widenmayer, dige, re elmäßig angelegte Stadi aufgedect. — Man fand eine
Heneral v. Sprunner, mit v.elen in Uniform erschienenen Stacts große 40 Fuß bre'te Straße, zu beiden Seiten Gebäude mit Laden⸗
deamten anwohnten, eröffnete Stiftsprobst und Reichsrath De. v. lokalen. An diese Haupistraßen lehnten sich Querstraßen an, welche
Döllinger mit einer ebenso vom Beiste der Wissenschaft getragenen vollständ'ge Quartiere bildeten.
vie vom Hauche des Patriotismus durchwehten Rede. Nach Pro⸗ Berlin, 28. Juli. Die Vorbereitungen zu der am 1. De—
Aamation der neugewählten in- und ausländischen Mitglieder schloß sember bevorstehenden Vollszählung und Aufnahme der BGewerbe⸗
die Sitzung mit einem Vortrage des Professors Dr. L. A. Buchner Statistik im Deutschen Reiche sind bereits beendet und man kann
iber die Beziehungen der Chemie zur Rectspflege. Alsbald die Anweisungen erwarten, welche den Landesbehörden von
München, 28. Juli. Die „Süddeutsche Presse“ meldet: hren Centralstellen zugehen werden. Bekanntlich wird die Gewerbe⸗
Die Staatsregierung hat sich durch de Ordinariate sämmtlicher Stratist.k neu nach den Bestimmungen des Bundesrathes aufgenom⸗
Diõzesen die Wahlhirtenbriefe vorzeigen lassen. nen, und es wird schwer halten, hier das Richtige zu ermitteln,
München, 28. Juli. Der vom Finanzministerium aufge- da die verschiedenen Gewerbetreidenden nicht alle Fragen beantwor⸗
lellte neue Beamtenbesoldungs-Statuts hat die allerhöchste Geneh: den werden, wenngleich auf den Formularen die Zusicherung ent⸗
migung erhalten und wird im Budgetentwurfe für die 13. Finarz- halten sein wird, daß das ganze Material lediglich dem Statistischen
periode 1876 und 1877 vorgetragen werden. — Domlapitular Bureau zugeht, um dort, unter Ausscheidung alles Persönlichen,
hohn von Würzburg hat gigen seine Susbension Beschwerde ein nur ganz allein zu statistischen Zwecken benutzi uad verarbeitet zu
gereicht. werden. Da aber, wie man glaubt, die Materialien vorher durch
München, 28. Juli. Der Redalteur der „Mülrchener die Hände der Behörden gehen, so glauben die Gewerbetreibenden,
Neuen freien Volkszeitung“‘, Hr. M. Jorster dah'er, hat heute den! daß ihre eventuellen Angaben noch zu anderen, namentlich Steuer⸗
Iuftrag erhalten, seine ihm vom oberbayerischen Schwurgerichtshofe zwecken, ausgebeutet werden, und unter dieser Furcht könnten leicht
zuerkannte 10monatliche Gefängnißstrafe wegen der Beleidigung des die statistischen Zwecdcke leiden. Vielleicht läßt sich dieser Befürchtung
deutschen Kaisers innerhalb 83 Tagen im Zellengefängniß zu Nütn. und ihren Folgen noch entgegentreten.
jerg anzutreten. Berlin. Der Reichstag wird wahrscheinlich gegen Ende
München, 28. Juli. Die Vorlesung an der kgl. Lud October sich versammeln. — Es wird in Abrede gestelit, daß Fursi
oigs⸗Maximilians⸗Universität dahier beginnen im kommenden (Win Biemarck sich dieses Jahr nach Kissingen oder überhaupt in ein
er) Semester 1875,76 am 2. November. „In der theolog. Fa Bad begeben werde.
ultät werden inck. des Dr. v. Döollinger fämmtliche Professorer Die Theuerung in Berlin, welche anfangs dieses Jahres
lesen; nur Professor Dr. Friedrich wird später anlündigen. eine lebhafte Agitation gegen die hohen Fleisch- und Brodpreise
München, 28. Juli. In der letzten Zeit haben gelegent zur Folge hatt. ist gegenwärtig derariig, daß man dem kommen—
uch der Eröffnung mehrerer neuen Bahnlinien. sowie in Folge des den Winter nur mit großer Besorgniß entgegensehen kann. Nach—
deberganges der Ostbahnen an den Staat über 50 Mann der dem man schon längst darüber im Klaren' isi, daß die freie Con—
Jendarmerie — nach neunjähriger Dienstzeit in dieser — Anstel- eurrenz der betreffenden Gewerbetreibenden hinsichtlich der Lebens⸗
iungen im Eivildienste erhalten; in Folge dieses Unstandes, sowie nittelpreise nicht in Wirtsamkeit tritt, da die leßteren erfahrungs-
zurch Pensionirung mehrerer lang gedienter Unteroffijiere und mäßig stets auf dem Wege der Vereinbarung festgestellt werden,
Mannschaften besteht im Gendarmeriekorps ein Abgang von gegen und nachdem sich die erwähnte Agitation aucg ais nicht genügend
70 Mann. Um diesen Abgang winder auszugleichen, wird nach erwiesen hat, wird von dem Ausschusse eines hiesigen Bezirkeber—
der, Mitte Septembers stattfindenden Entlassung der Reserven am eins ein Plan vorbereitet, welcher dahin gehl, alle Bezirks⸗, Con⸗
i. Oktober ein neuer Kurs an der Gendarmerieschule eröffnet. sum⸗ ꝛe. Vereine Berlin's za vereinigen, um im Herbst auf gemein⸗
Wärzburg, 28. Juli. Amtliche Zählungen haben ergeben schaftliche Rechnung circa 200 Fleisch- und eine entsprehende An—
zaß in Bayern 262, 000 Hunde leben, die einer sogenauen Zãh jahl Brodverkaufsstellen zu errichten.
iung deshaib gewürdigt wurden, weil dem nächsten Landtag ein. Die „Voss. Ztg.“ schreidt: Vor einigen Wochen ist hier ein
Hesetz vorgelegt werden wird, welches eine jährliche Besteuerung Tunese, wie es scheint, ein reicher judischer Kauf nann, eingetroffen.
bon 10 Mark für jeden Hund festsetzen soll. Der Grund des Ge- welcher sich sehr eifr'g bemühte, eine Äudienz beim Furften Bis—
ehes beruht aber nicht auf finanziellen, sondern lediglich auf ge narck zu erlangen. Der Fürst hatte jedoch bei der Ankunft des
undheitspolizeilichen Rüdsichten wegen dir häufig vorkommenden Tunesen Berlin schon verlassen und die Erlaubniß, demselben in
Wuthausbrüche. — Ein anderer Gegenstand, welcher eine Besiene- Varzin sich vorzustellen, wurde nicht ertheilt. Der Tunese will
ung wünschenswerth macht, sind die einheimischen Singvögel. Das nun warten, bis der Reichskanzler nach Berlin zurückkehrt, und ift
xrangen und Verlaufen derselben ist zwar in Bahern untersagt, einstweilen nach Kösen gegangen, wo er den Sommer zuzubringen
allein diese Vorschriften werden gar leicht umgangen. Nun find zedenkt. Wie man hier annimmt, handelt es sich nicht um eine
ber unsere heimischen Singvögel nicht nur eine Zierde unserer Misston der tunesischen Regierung, sondern um jeñe schon so oft
Wälder und Anlagen, sondern auch wegen der Vertilgung von eiprochenen Millionen des Consortiums Erlanger, zu deren Bei—
Insecten außerordentlich nützlich. Dazu kommt nun noch, daß durch reibung die Herren schon früher einmal den E'nfluß der deutschen
das Fangen der Vögel nicht nur diese selbst, sondern auch ihre Regierung, resp. ein deutsches Kricgsschiff in Bewegung setzen
Hrut meistens zu Grunde geht, woher diese merkbare Abnahme der wollten. Es ist wohl mit Sicherheit vorauszusehen, daß Vismarck
Singvögel konmen mag. Im Großherzogthum Sachsen-Weimar die ablehnende Haltung, welche er früher diesem Wunsche gegen⸗
st nicht nar das Fangen und Verkaufen von Singvögeln verboten, über gezeigt hat, auch jetzt nicht ändern wird, denn wenn auch die
sondern auch das Hallen dersellen mit der hohen Steuer von 25 Deutschen im Auslande Schuß genießen sollen, so braucht derselbe
Thalern belegt, eine Maßregel, welche auch bei uns seht anzu, doch nicht so weit zu gehen, un den Gewinn in Spekulationsge—
tathen wäre. (W. Pr) ichäften der gewagtesten Art zu garantiren.
Vom Rhein, 25. Juli. Der Verein von Alterthumsfreun⸗ Ausland.
den im Rheinlande hat de Absicht, die Römerstraäße am Rh'ein Versailles, 28. Juli. Die Nationalversammlung nahm
mer methodischen Forschung zu unterwerfen, weil diese ersten mili- heute den Gesetzentwurf über die Bestrafung der Verletzung des
arischen Anlagen das ganze Netz für die später entstehende römi- Monopols der Zündhölzer-Fabrikalion an.