Bern, 29. Juli. Laut dem Handelscourier ist ein Strike pannter Wagen wird wie ein mit zwei Ochsen bespannter gerechnet.
ammilicher 2000 Gotthardttunnel-Arbeiter bei Göschenen ausge⸗ fRemagen, 26. Juli. Eine Frau in dem benachbarten
drochen. Fordern Entlassung von der Allimentationspflicht aus dem Weiler Kripp beschenkte heute Morgen ihren Gatten mit munteren
Favreschen Depot und Lohnerhöhung. Drillingen; gleichwohl war die Ueberraschung leine sonderlich große
Pestersburg, 24. Juli. In Serpuchowo haben am 1. d. da der Mann in dieser Hinsicht bereits verwöhnt war: schon zwei
die (6000) Weber die Arbeit eingestellt. Durch das Herbeirufen Mal war er mit Zwillingen beglückt worden — sieben Kinder in
don 2 Batdillonen Infanterie aus Tula wurden die Leute nur noch dreijähriger Ehe.
dutziger. Erst der persönlichen Jntervention des Generalgouver⸗ Stuttgart. Aus Anlaß des 5. deutschen Bundesschießenß
deürs von Moskau, Fürsten Dolgorukoj, der den Strikenden deom 1. bis 10. August) tritt für die Schützen, welche sich durch
sprach, daß ihren Forderungen Rechnung getragen wurde, gelang Vorzeigung der Festkarte ausweisen, die Vergünst gung ein, daß die
es, sie zut Arbeit zurüchzuführen. Der Sirike ist dadurch beendei. nach Stuitgart und Cannstadt vom 28. Juli an gelosten Retour⸗
Der „Nat. Zig.“ wird aus Madrid folgende wunderliche billete sowohl sammtlicher deutschen als auch schweizerijchen Bahnen
Beschichte berichtet: „Eine stark mystrriöse Nachrihht geht uns aus seine G'ltigteit bis zum 14. August haben.
Tolosa zu. Vekanntlich hat die Exkönigin Jsabella sich nach Madrid 4 Zur Betheiligung am Stultgarter Schützenfeste haben sich
gewandt, um die Erlaubniß zum Sommeraufenthat in San bis jetzt 120 pfälzische Schützen angemeldet. Von Mannheim aus
Sebastian zu erbitten. S'e joll die Autwort erholten haben, daß wird am 1. August Morgens 1 Uhr ein Exirazug nach Stuttgart
zz nicht moͤglich sei, ihr dieses Gesuch zu gewähren, daß aber die abgehen und am Montag Morgens 1 Uhr von dort zurückkehren.
Pytinsen uud Balearen zu ihrer Verfügung siänden. Man will! Der Fahrpreis beträgt für die 2. Classe 8 Mark 20 Pf., für die
dun in Tolosa wissen, daß diese Antwort in beleidigender zens Classe 5 Mark 20 Pf. Dieser Exlrazug wird jedoch nur dann
verfaßt oder wenigstens als beleidigend von Isabella angefehen abgelassen, wenn sich 300 Personen daraa beiheiligen⸗ welche sich
worden ist. Kurzum Don Carlos ließ der Exkönigin ein Schreiben schon übrzählich augemeldet hadea, so daß noch mehr Waggons
zustellen, in welchem er die Rücksichtslosigkeil dee Madrider Regit dem Zuge angeschlossen werden.
rung tadelt und der Mutter seines Gegners das von ihm besetzie F In Közn wird am 25. August die internationale Gar⸗
Gebier Spaniens anbietet, woselbst es sich jeder Spanierzur höchsten enbauausstellung ducch den Kronbrinzen Friedrich Wirhelm eröffnet
Ehre rechnen würde, Isabella mit schuldiger Achtung zu empfargen werden.
und ihr seine Diensle anzubieten. Der Abgang eines Schreibens Elberfeld, 27. Juli. In der heutigen Sitzung des hie⸗
ahnlichen Inhalts aus Tolosa ist Faktum. Man geht jedoch weiter! sigen Laudgerichts wurde in zweiter Jastanz der Direktor der Elber⸗
und behauptei jetzt in Tolosa, Isabella habe sich bereit ertlärt, eider Disconto- und Wechslerbank in Lequidation, Kaufmann, zu
unter Üümständen von dieser Einladung Gebrauch zu machen, sich 3 Wochen Gefäsgniß, die in erster Justanz freigesprochenen Mit⸗
gaturlich nicht durch destimmie Zusage gebunden. Einer der Vei-,glieder des Aufsichtsralhes, Consul Gedhard und Pr'esack, zu 14
jern des Königs, Caserta oder Kardi, sei nach Paris gereist, um Tagen Gefängniß verurth ilt. Das dritte Mitglied des Aufsichtsrathes,
dort wo möglich zu erreichen, daß Ilabella in der That den Aders (in Firma J. H. Brink und Co.), wurde freigesprochen.
Sommer im Caruͤstenlande verlebe; zu welchem Zwecke will Nie- In Barmen starb kürzlich ein passionirter Raucher an Ni⸗
mand angeben, weil das Gebeimniß sei.“ otinvergiftung. Er hatte die üble Gewohnheit, die Cigarre, die
hm nur selten aus dem Munde kam, während des Rauchens fast
Bermischtes. vollständig zu zerbeiß n und die Säfte zu verschlucen. Durch das
F Zweibrücken, 27. Juli. In das hiefige Bezitksgerichts⸗ zuf diese Art in den Körper eingedrungene Nitotin wurde nach und
zefängniß wurden heute die vier Haupträdelsführer — Bergmann nach eine Blutvergiftung verursacht.
Heorg Schappe und drei Consorten von Mittelbexrbach — welche Bremen, Vom 21. bis 24. August findet hier der zehnie
zie Änfühter bei der Landtagsurwahl daselbst vorgetommenen Demo⸗ deuische Journalistentog statt.
irung zweier Wirthschaften waren, worin sich liberale Urwähler be⸗ F Tie „FIrbrgr. Zig.“ überl'efert eine Festrede der Nachwelt,
fanden — eingebracht. Dieselben sird des Landesfriedensbbruchs velche der Bürgermeister eines am Rhein gelegenen badischen Grenz⸗
im Verbrechensgrade beschuldigt. (Pf. V.) ‚orfes bei einem Friedensfeste 1871 gehalten hat. Dieselbe lau⸗
Ein in Dürkheim zum Besten der durch die Ueberschwem⸗ et: „Da haben sie da eynen⸗duren kummen wöllen, die Siechen,
mung in Bissersheim Beschädigten veranstaltetes Coacert ergab den ind haben uns unsere Sach' n hmen woͤllen, d'ie Ka'ben! aber
schönen Ertrag von 280 fl. In Frankenthal wurden zu gleichem insere tapsern Soldaten haben sie wieder üderduren gejagt, die
Zwecke fast 700 fl. gesammelt. niferabligen Tropfen!“ — Nach die er eben so drastischen als
p In der Nacht vom 24. auf 25. wurde in Quirnheim eindriaglichen Rede forderte der erschöpfte Festredner die Anw'senden
eine gräßliche That verübt. Drei Quicnheimer, Maurer Johann zum Schluß noch auf, drei Vateruͤnser und das apostolische Glau⸗
Werle, Johann Diefenbach und Reuter gingen, nachd m sie sich in nsbekenniniß zu beten — „vor die Gefallenen“. — Und also
der Keil'schen Wirthschaft tüchtig betrunken hatten, miteinander in jeschah es. — Zum besseren Verständniß für uasere des allemani⸗
die Wohnung des Werle (um 12 'Uhr Nachts), wo sich Streit ten Idioms nidt kundigen Leser, bemerken wir, daß „Kaib“ und
irhob. Die Frau des Werle wollte ihrem Manne helfen und er⸗ „Siech“ (plur: Kaiben, Siechen) derbe Schimpfwöͤrter sind, von
hielt mehrere Schnitte in den Hals, worauf sie lodt zusammenftürzte. jenen das Erstere sich in „Aas“ übersetzen läßt, während das
Als wahrscheir lichet Thäter wurde in derselben Nacht noch der be⸗ Zreite unübersetzbar iJ. daß ferner „egznen-duren“ soviel wie „von
theiligte Diefenbach, ein übel berüchtigtes und schon mehcfach be— Früben herüber“, „überduren“ soviel wie darüber (d. i. über dea
fcaftes Indiv diuum, durch die Gendarmerie abgefühtt. Der ein- Rhein) hinüber? bedeutet.
zige Zeuge bei dem Moid war das Hjährige Toͤ nerchen der Eshe Berlin, 20. Juli. Gesundheits- Verhältuisse- In der
leute Werle. R. W.) am 17. Juli c. beendeien Woche starben von je 10,000 Einwoh⸗
FKusel, 27. Juli. Aus heesiger Gigend ist leider auch nern auf den Johresdurchschnitt berechnet in Hamburg 286, in
wieder eine Messer-Affaire zu berichten. Am letzten Sonntag ent- Nünchen 257, in Wien 231, in Pesih 548, in Paris 231, in
stand zu Dennweiler-Frohnbach gelegentlich einer Tanzmusik Streit, Brüssel 2588, in Amsterdamm 267, in Haag 342, in Rom 238.
wobei einem Bursshen, Namens Gerber, von einem andern, Na⸗ in Neapel 329, in Turin 210, in London 224, und in den 18
nens Mack, der Bauch aufzeschlitzt wnrde, so daß die Gedärme größeren Städien Englands 224. — Während der Gesundheitszu—
— D lebensgefährliche Vere tdand in Berlin im großen Ganzen noch immir ein günstiger ge⸗
wundung ist im Gange. sannt werden muß (es starben an Masern 15, Scharlach 8, Dipb⸗
F Nach einer Bekanntmachung der Ministerien des Innera herie 20, Typhus 17, an Erkrankungen der Athmungsorgane 39)
und des Krieges, hat der Bundesrath in seiner Sizung vom 25. gält sich die Zahl der Durchfalle und Brechdurchfalle noch immet
er. Mis. die Vergütung des Vorspanns für die bewaffrete zuf gleichet Höhe (es starben 467 Kinder gegen 470 der vorher⸗
Macht im Frieden für das Königceich Bayern in der Art festge⸗ zehenden Woche).
jetzt, daß als höchsie Vergütangssäte für ein mit einem Pferde be— Berlin, 28. Juli. Gegen den Luftschiffer „Godard“
pauntes Fuhriwert 81/3 Mik. für jedes reitere Pferd 413 Mik. »er seit einigen Wochen schon die Berliner amüsirt, ist eine schwere
zezahlt werden, für den Führer und Wazen allein also 4 Mrk., Beschuldigung erhoben worden, die in nichts weniger besteht, als
wovon die Hälfte für den Führer, die Hälfte für den Wagen ge⸗s daß er sich einen falschen Namen beigelezt hat. In einem an den
rechnet ist. Diese höchsten Sätze kommen in der Stadt Speier zur „Petit Moniteur“ gerichteten, vom „Monitenr universel“ reprodu⸗
Anwendung. In allen üdrigen Theilen der Pfalz weiden 7 Mrk. nirten offenen Briese protestirt der berühmte Aeronaut Jules Godard
jüt Pserd uad Wagen, Z1/3 Mrk. für jedes weitere Pferd, also gegen die Annahme, als sei er oder sein Bruder mit dem in Ber—
Zusz Met. für Führer und Wagen vergütet. Im jenseitigen Boy-, lin befindlichen Herrn identisch, der diesen Namen führt. Der rich⸗
rn gehen die Vergütungssäte für einige Gegenden (z. B. Nieders tige Godard sagt, als echter Frayzose, es fiele ihm gar nicht ein.
dayern) bis auf 6 bezw. 3 Mit. herunter. Der Verdütungesahle von Verlin aus eine Luftfahrt zu machen, oder die preußisch
ur ein mit zwei Ochsen bespanntes Fuhrwerk mit Führer ist gleich Flagge von seinem Ballon wehen zu lassen. Auf die CExklärung
em für das einspännige Pferdefuhrwerk, ein mit drei Kühen berdes sich hier aufhaltenden „Godard“ sind wir gespannt. Derselbe