Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberker ZAnzeiger. 
zer St. PRaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Uaterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags⸗ und Sonntags 
ummer erscheint wöchentlich vie rm al: Dinstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljährig 42 Krir. ode 
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Sonntag, den 8S. August 
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1567 
Deutsches Reich. 
München, 5. Aug. Die in die Kriegsakademie komman⸗ 
urten Offiziere werden, um das Eigenthümliche aller Waffengat⸗ 
ungen kennen zu lernen, auf die Dauer der Herbstübungen zur 
dienstleistung einer andern Waffengattung, als sie eigentlich ange⸗ 
zören, zugetheilt; so haben die Offiziere der Infanterie und Jäger 
jei der Kavallerie, die Offiziere dieser Truppengattung bei der Artil⸗ 
erie, dann die Ofsizire der Artillerie, Pioniere und des Ingenieur⸗ 
orps bei der Infanterie die Exerzitien mitzumachen und die Dienste 
hrer Charge zu verrichten. 
Ausland. 
Paris, 5. Aug. Der deutsche Botschafter Fürst Hohenlohe 
t wieder hier eingetroffen. — Die Gemahlin des russischen Bote 
hafters, Fürstin Orloff, ist gestern gestorben. — Großfürst Kon⸗ 
tantin von Rußland trifft Sonntag zu einem achttägigen Aufent⸗ 
zalte hier ein. 
Wien, 3. Augusst. Die heute eingelangten Telegramme — 
ie sind anspruchslos nur „von der bosnischen Grenze“ datirt, kom⸗ 
nen aber, aus offiziellster Quelle — lassen den Aufstand in der 
herzegowina als so gut wie beendet erscheinen; Alles, was die 
lavischen Blätter über fortgesetzte Erfolge der Insurgeuten geschrie— 
jen, war eine fortgesetzte Tendenzlüge; im Gegentheil, wo irgend 
in nennenswerther bewaffneter Zusammensloß erfolgt, blieben die 
rürken im Vortheil. Im westlichen Theil der Herzegowina ist die 
Bewegung ganz zu Ende; eine An'sprache des katholischen Bischofs 
m die Bevölkerung hat wesentlich dazu beigetragen. Die militäri— 
schen Vorsichtsmußregeln Oesterreichs indeß bleiben zunächst aufrecht 
rxhalten und die Grenze sowohl gegen Kroatien als gegen Dalma⸗ 
jen hin wird von einer entsprechend verst irkten Truppenmacht (im 
Hanzen 6 Infanterie« und 2 Jägerbataillonen) streng überwacht 
3 wird ein Bewaffneter weder hinüber noch herüber gelassen. 
240,000 fl., Groschen 21,000 fl., Doppel-Thaler 84,5000 fl. Im 
Banzen 1,701,638 fl. 
FKaiferslautern, 6. August. Das mit wolkenbruchartigem 
Regen verbundene Gewitter, welches uns vorgestern Nachmittag heim⸗ 
uchte, hul an vielen Orten großen Schaden verurfachi. So wurde 
wischen Otterberg und Otterbach vom Wasser die erst kürzlich neu⸗ 
zebaute Brücke wegerissen; auf der Alsenz: und Donnersberg-Bahn 
vurde an verschiedenen Stellen der Damm beschädigt. Auf der 
Atsenzbahr mußte der Verkehr für einige Tage eingestellt werden, 
da hinter W'nnweiler eine steinerne Eisenbahnbrücke durch das 
Wasser beschädigt ist. (Ksrsl. 3.) 
Kaiserslautern. Der Stadtrath hat für die Sedan⸗ 
eier 100 fl. bewilligt und mit allen gegen zwei Stimmen (Raquet 
und Kling) beschlossen, si h amtlich an dem Feste zu betheiligen. 
Sippersfeld, 5. August. Gestern Nachmittag wurde 
uusere Gemeinde durch ein furchtbares Gewitter schwer meigenom⸗ 
men. Ein Haus droht dem Einsturz; das Wasser entwurzelte Bäume, 
im Dorf nahm es Wagen, Pflüge, Eggen und Baumstämme mit, riß 
das Pflaster auf und die Treppen vor den Häusern weg. Möbel 
ind Betten schwammen umher; vieles Federvieh und andere Haus⸗ 
hiere kamen um. (Pf. Z.) 
Niederauerbach, 6. August. Gestern Abend wurde einer 
unserer achtbarsten Bürger, der 45 Jahre alte Ackersmann Jatob 
Frech, beerdigt, der am Dienstag Mittag von seinem Pferde so 
uinglücklich geschlagen wurde, daß er an den Folgen hitvon in der 
nächsten Nacht starb. J 
Das vom 4. auf den 5. d. in Kirn stattgehabte Un⸗ 
vetter hat, soweit an 6. Aug. ermitielt war, 33 Personen um's 
deben gebracht. 40 häuser sind eingestürzt. In den tiefer gelege⸗ 
ien Straßen stand das Wasser 18 Fuß hoch. Das Städtchen ist 
in großer Noth. 
F Stuttgart, 29. Juli. Gestern fiel Zugmeister Mühl⸗ 
herger durch irdend einen Zufall zum Zuge hinzaus. Vom Bahn⸗ 
värter wurde Mühlberger, der das Genick gebrochen haite, im Tun- 
nel todt aufgefunden. 
F Berlin, 31. Juli. Vor einigen Tagen ereignete sich eine 
jöchst aufregende Scene in der Wohnung eines Rentiers C. an der 
-„chönhaufer Allee. Derselbe hatte vor einiger Zeit die Bekannt- 
chaft eines sehr jungen, fugendhaften Mädchens gemacht und bald 
darauf den Entsqluß gefaßt, das Mädchen trotz ihrer Armuth zu 
jeirathen. Dem gefaßten Entschluß folgte alsbald die That. Der 
alte Rentier heirathete die junge Dame, wodurch deren Schicksal 
in wenigen Augenbl'icken sich anders gestaltete, denn sie wurde durch 
die Verbindung mit dem alten Herrn eine reiche Frau. Als die 
geladenen Hochzeitsgäste vorgestern, wo die Hochzeit gefeiert wurde, 
an der Tafel saßen, klagte plötzlich der junge alte Ehemann über 
heftige Kopfschmerzen, über Flimmern vor den Auzeu ꝛc., und kurz 
zarauf sank derselbe an der Seite seiner jungen Frau und uater 
den Augen der geladenen Gäste zu Boden. Der Schlag hatte ihn 
ödtlic getroffen, und alle Wiederbelebungsbersuche blieben ohne Er— 
tolg. Die junge Wittwe ist durch den plötzlichen Tod ihres Ehe⸗ 
nannes in den Besiß von mindestens 40,000 Thalern gelangt. 
F Die deuische Botschaft in London wurde gestern 2. d. be⸗ 
nachrichtigt, daß das Todesurtheil gegen den deutschen Seemann 
Friedrich Monsen, der im voren Monat von dem Schwurgericht 
der⸗City von London wegen Ermordung des ersten Steuermannes 
in Bord des englischen Scheffes „Barbadian“, an welchem er als 
Matrose diente, zum Tode durch den Strang verurlheilt wurde, nicht 
ollstreckt werden würde. Die Geschworenen hatten ihn nämlich der 
Milde des Gerichtshofes empfohlen, wel er den Mord, wie die 
Beweisaufnahme ergab, im Jähzorn verübt hatte. 
Mit Speck fängt man Mäuse. Ein Newyorker Blatt er⸗ 
ahlt: Eine ruchlose Zeitung behauptete kürzlich, daß, wenn zwei 
sunge Damen jede einen Pol einer galvanischen Batterie in d'ie 
dand nehmen und die Verbindung zwischen positiver nad negativer 
Electricität dann dirch einen Kuß herstellen, die Empfindung für 
heide Damen ganz dieselbe sein joll, als wenn sie pon einem dun en 
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Bermischtes. 
—y. Sti. Ingbert, 8. August. Das Bedürfniß der hier 
irbeitenden Fremden nach gegenseitiger Unterstützung und Ver— 
einigung zur gemeinschaftlichen Fortbildung und Pflege guter Sitten 
wird täglich fühlbarer und veranlaßte eine Versammlung gewerb— 
icher Standesgencssen (welche am 2. August in Hrn. Heusser's 
okal stattfand) zur Gründung eines Vereins in gedachtem Sinne. 
Der Verein hrägt den Namen „Arbeiter-Bildungs-Verein“ und ist 
ser Zweck desselben „Fortbildung durch Unterricht, mit besonderer 
kücssicht auf das gewerbliche Leben, und Pflege guter Sitten und 
nesellige Unterhaltung durch Gesang und passende Lectüre. Wie 
uns bereits bekannt findet Montag den 9. August eine zweite Ver—⸗ 
ammlung statt, wo oben genannter Verein durch die Wahl des 
borstandes ia Kraft treten soll. Da jedoch die Leitung des Ver— 
ins aus Meistern (Bürgern) der Stadt St. Ingbert bestehen muß. 
wird denselben hierdurch mit Ernst an's Herz gelegt, sich mit 
varmem Interesse dem Vereine anzuschließen und ihn möglichst nach 
kräften zu unterstützen. 
* An die k. Regierunz der Pfalz ist auf ergan⸗ 
gene Anfrage von dem Ministerium in Betreff der Feier 
des Sedanstages erwidert worden, es sei die Einführuug oder An 
ordnung eines allgemeinen Landesfestes am 2. Sept. in Bayern 
wenigstens zur Zeit nicht we'ter in Betracht zu ziehen, da eine der⸗ 
utige Feier noch in keinem andern Bundessiaate angeordnel sei. 
Das Ministerium sieht sich deshalb auch nicht veraulaßt, wegen 
beranstaltung einer kirchlichen Gedenkfeier Einleitung zu treffen. 
Sollte eine Gemeinde jedoch eine solche kirchliche Feier beranstalten 
vollen so seien die für Abhaltung außerordentlicher kirchlicher 
feierlichkeit erlasseren und maßge enden Vorschriften zu beachten. 
F Durch die k. Kreiskasse der Pfalz wurden der „Sp. Z3.“ 
ufolge vom 8. Januar 1875 bis 4. August 1875 an alten Mun⸗ 
en abgeliefert: Friedrichsd'or und Pstolen 98,828 fl., Kronenthale 
143,937 fl., Conventidus-Thaler 2835 fl., 2.efl.-Etücke 617,258 
l., Lfl-Sltück. 228.000 fs.. Us fl.⸗Stücke 233.760 I.. Sechser