Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler 
Ingberler Anzeiger. 
der St. Jauderrer Unzeiger (und vaß mit vem dauotolatte verburdene Arteryatturasslatt, nit der O.east a is⸗. Dot rerztrs⸗ and Sountagß 
sAammer erscheint wichentlis vierem al: Dinstaz. Donner staz, 31 15t 2 nrd Snntan. Loange nentsoreis vierteliährrg 42 Ærze. ode 
1 Mark 20 R.Pfz. Anzeigen werden wit 4 Kerir. die dreipaltige Zeile Blattichciit oder deren Raum Lere hnet. 
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4150 Donnerstag, den 29. Gepteuer 1875 
Deutsches Reich. 
Mäünchen, 21. Sept. Prinz Adalbert ist heute Morgen 8 
Ahr in Nymphenburg in Folge eines Herz'chlages verschieden. (Er 
var geboren am 19. Juli 1828, seit 1856 vermählt mit der 
Infantin Amalie von Spanien. Zwei feiner Vrüder, der König 
Haximilian II. und König Otto von Griechenland sind ihm im 
Tod vorangegangen.) 
Berlin, 17. Sept. Die Reise des Kaisers nach Mailand 
zum Besuche des Königs von Jialien ist jetzt endgiltig beschlossen; 
uur über den Zeitpuntt schweben noch die Berhandlungen. Ent⸗ 
wveder wird die Abreise gleich nach der Feier des Geburtstages der 
daiserin, gegen den 3. oder 4. Oct., von Baden Baden aus oder 
ast gegen Mitte Oktober stultfinden. 
Berlin, 21. Sept. Das Stadigericht hat den verantwart 
achen Redacteur der ‚Germania“, Taube, wegen Beleidigung des 
Fürsten Bismarck und des Staatsmiuisteriums zu 5 Monaten Ge⸗ 
üngniß verurtheilt. 
Karlsruhe, 19. Sept. Vorgestern Nachmittag machte 
ie Kaiserin Eugenie mit einem badischen Extraboot einen Ausflag 
zach Schloß Kirchberg zum Besuch der Prinzeisin Wilhelm von 
Baden (geborenen Prinzessin von Leuchtenbergs. In der „siillen 
Zurückgezogenheit? von Arenenberg fammeln sich jetzt allmälig die 
Arhünger des dritten Kaiserreiches. Als bereits eingetroffen nannte 
man schon vor einigen Tagen die Prinzefsin Mathilde und den 
Prinzen Murat, die Generale Fleury und Pajol und auch Herrn 
Henedetti. Auch der Kronprinz der Niederlande sollte noch au 
Atenenberg weilen. 
Ausland. 
—A 
ezt das bonapartistische Haupiquartier, aus der Nähe beobachtene 
derichtet von dort wie folgt: Vom Fuße des Arenenberg, 15 
Septembee: Soeben lomme ich voa Arenenberg, dem Muse« 
itze Eugeniens und Lulus. Das Schloß Arenenberg lieg 
nuf einem Bergkegel übe dem kleinen Dorfe Mauerbach, hart am 
Untersee, also am Saume der Schweizergrenze und gehört zum 
danton Thurgau. Wundervoll ist die Lage des Schlosses oder 
zielmehr des Schlößchens. Wahrlich ein Plätzchen, so recht ge 
ugnet, großen Gedanken nachzuhängen uad große Pläne zu schmie 
den. Doch, stille ist es hier, „nah und fern“, wie in Schäfers 
Sonntagslied. Niemand würde her denj ni en suchen, in welchem 
Deele den zuküaftigen Lenker der Gesch'chte Frankreichs erblicken 
Keine Uniform nicht einmal eine Polizei erblick man hier oben, 
qhwarzbefradte Domestiken schleichen, Kellnern gleich, auf den Zehen 
anher, um ja die idyll sche Ruhe und din Schaäferfrieden nicht zu 
tören. Doch, was sind daß für bleiche Herren mit den feinen 
Manieren, die tagtäglich von Mauerbach aus auf dem Schlosse vor⸗ 
sprechen und so leise, als sie getommen, wieder verschwindeu? Es 
iind die treuen Anhänger der Napoleonischen Familie, die hier mit 
kugenie und Lulu weitgehende Pläne schmieden. Es ist ein be— 
dändiges Kommen und Gehen aus allen Windroser, und die Ruhe 
da oben ist nur eine scheinbate, keine wirkliche. Auch hohe Fürst⸗ 
ichleiten knüpfen die alte Bande der Freundschaft mit den Napo—⸗ 
seoniden wieder an und geben sich ihre Rendezvous. 
Köonig Karl von Würtemberg, der Großherzog von Baden — 
Niese beiden wohl als Nachbar von Mainan und Fried ichshafen — der 
Lrinz von Nassau, noch verschiedene andere Fürstlichkeiten haben 
id in letzter Zeit auf dem Arenenberg eingefunden, um der Kaise⸗ 
zin ihre Aufwartung zu machen. Nur der deuische Konprinz ist 
patbei gereist, odne sich um den zuküuftigen Empereur zu kümmern. 
Ich habe d'e Kaiserin sammt ihrem Sohne gesehen. Erste fieht be⸗ 
deulend mehr gealtert aus als vorices Jahr; ihr einst so schönes 
daar ist stark mit Silberfäden durch zogen; doch ist sie noch immer⸗ 
in eine schöne Gestalt und hat fie insbesondere nichts von ihrer 
Anmuth verloren. Der Prinz ist ein sede stattlicher junger Mann, 
»essen Aehnlichkeit mit seinem Vater (7) immer mehr hervortritt, 
nsbesondere faͤlll der bekannte nachdenkliche Gesichtsausdruck seht auf.“ 
Newyork. 20. Sept. Im Fall⸗River haben gegen 15.000 
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Baumwollenarbeiter in Folge der Lohnherabsetzung die Arbeit nieder⸗ 
gele,t; 'n ungefähr 40 Baumwollspinnereien wird gefeiert. 
Bermischtes. 
F D'e „Pf. Z.“ schreibt aus Speyer, 20. Sept. Unsere 
'onst so ruhige und friedliche Stadt war seit gestern der Schauplatz 
iußerst betrübender Vorfälle, deren Herzang folgendermaßen erzähit 
vird. Sec.⸗Lieutenant Krembs von der 1. Compagnie des hiefigen 
Pionierbataillons forderte gefsern Nachts um 12 Uhr in angetrun⸗ 
enem Zustande ein in der Herdgasse bei ihrem Liebhaber stehendes 
Frauenzimmer auf, ihn zu begleiten. Auf ihr Hilferufen eitten 
nehrere Heimkehrende hinzu; Lieutenant Krembs jedoch stieß dem 
einen von ihnen, dem Szuhmacher Dietz den Säbel in den Leib 
und versetzte dem Mannheimer Boten Herrn Uhlenburg einen Hieb; 
die Verwundung des Dietz soll lebensgefährl'ch sein. Erft nachdem 
d'es geschehen, gelang es, den Officier zu entwaffnen und seinen 
Zäbel zu zerbrechent — Heute Mittag um 12 Uhr vor dem ersten 
Verhör machte nun Lieutenant Krembs in der Kaserne seinem eigenen 
Leben durch einen Gewehrschuß in das Herz ein Ende. — Sec.⸗ 
Lieuterant Kreibs wird as ein im gewöhnlichen Umgange sehr 
liebenswürdiger Officier geschildert. 
4 Am 20. ds. begann in Speyer die. Prüfung der Ein⸗ 
jährig-Freiwilligen. Es haben sich zu derselben 45 Theilnehmer 
gemeldet. 
r Im Garten des Herrn Scheerer in Wald mohr befindet 
ich ein Apfelbaum, der theilweise in voller Blüthe und theilweise 
mit den hertlchsten Aepfeln behaugen ist, von welch' letztern einige 
so stark sind, daß sie über 1 Pfd. wiegen. 
Laudau, 16. Sept. Heute tagte dahier der Verwal⸗ 
un-Srath des pfälzischen Lehrer-Sterbelassenpereins, um einestheils 
die Vorlagen zu berathen, welche der morgen hier stattfindenden 
Beneralversammlung zur Beschlußfassung unterbreitet werden sollen, 
anderntheils die Jahresrechnung für das abgelaufene Vereinsjahr 
1874/75 definitiv festzustellen. Dieser Jahresrechnung entnehmen 
wir fotgende Daten: Die Zahl ber Vereinsmitgliedrr war am 
Schlusse des Vorjahres 1183, im Jahre 1874,75 sind 14 ge⸗ 
storben, 31 zugegangen, jetziger Stand 1200. Die Jahresein⸗ 
aahme betrug an Eintrittsgeldern 23 fl. 30 ke., an Jahresbeiträgen 
der Mitglisder 2008 fl. 58 kr., an Kapitalzinsen 981 fl. 9 fkr., 
usammen 3013 jl. 37 kr. Die Ausgaben beyziffern sich, wie solgt: 
ür 14 Sterbefälle wurden 1980 fl.' Anterstützungen geleistet, also 
etwa 138 fl. für den einzelnen Stetbfall durchschnittlich. Die 
Verwaltungskosten belaufen sich auf 105 fl. 18 kr. Mas das 
Vereinsvermögen anbelan,tt, so sind auf Hypotheten ausgeliehen 
15,667 fl. 47 kr., bei Volksbanden siad deponirt 6353 fl. 4 kr. 
zusammen 22,020 fl. 51 kr. Aus den Zinsen der Grünewald⸗ 
Stiftung erhielten zwei Lehrerswittwen Unterstützungen mit je 42 
Mark. (Pf. K.) 
fHinterweidenthal, 21. Sepi. Geßern passirte 
hier der erste Zug, welcher die ganze Strecke von Zweibrücken bis 
dandau durchfuhr. Da so die vollstaudige Verbindung hergestellt 
sst und auch sonst nichts Wesentliches mehr fehlt, darf der daldigen 
Verkehrsübergabe dieser Linie wohl mit Sicherheit entegengesehen 
werden. (Pf. P.) 
fFSaarbrücken, 22. Sept. Gestern Abend 8 Uhr 
wurden durch einen Gendarmen 3 gesesselte Burschen von Riegels⸗ 
zerg in das hiesige Justizarresihaus eincçeliefert. Dieselben sind 
zeschuld'gt, einem 50jährigen Mann auf der Straße aufgelauert, 
ind ihn durch Messerstiche und Schläge auf die Hirnschale so schwee 
»erwundet zu haben, daß er gestern Morgen starb. Wie es heißt, 
ollen auch noch andere Butschen bei der Affaire betheiligt und 
heilweise schon verhaftet sein. (S. Zig.) 
ꝓ Wie die Saarbr. Ztg. mittheilt, so ödiele am 7. August 
d. J. ein 17jaͤhriges Madchen zu Sulzbach ihr eben außerehelich 
zeborenes Knd dadurch, daß sie dasselbe m den hinter dem Hanse 
defindlichen Ziehbrunnen warf. Mildernden Umständen nucr hat 
die jugendliche Verbrecherin es wohl zu danken, daß sie statt vor