Full text: St. Ingberter Anzeiger

eengehens. Bei Hofe hat es naiurlich Emnpfangsfeierli hkeilen, in 
den Theat ern Gala⸗ und Festvorstellungen gegeben. Der König 
erschien dieser Tage auch wiederholt unter dem Publilum, zu 
Pferde und zu Wagen und wurde immer mit sehr viel Neuzierde 
betrachtet. Von begeistertem Empfange ist noch immer keine Rede. 
und selbst im löniglichen Hoftheater, bei der Galavorstellung, bei 
welcher nur geladene Gaͤste waren, wurde der König mit einem 
Convenienz⸗Enthusiasmus begrüßt, welcher wohl sehr begreiflich 
ist, wenn man bedenlt, daß fast nur jene Leute im Theater waren, 
welche das jetzige Königreich gemacht. In der Politit herrscht 
Stilistand. Die Regierungspartei will vorderhand nur Ruhe, und 
um diese zu erreichen, wird besonders die Presse bearbeitet und 
gefessellt. Von den republikanischen Blättern ist nun wieder eines 
aufgetaucht. Allein es besteht die Censur, und da darf man nich! 
mucksen. M. Fr. Pr.) 
Madrid, 28. Jan. Die Regierungstruppen haben Pueyo, 
an der Straße nach Pamplona besetzt. Die Carlisten zogen sich 
ohne Widerstand zu leisten zurück. Auch Artazcoz wurde besetzt. — 
Die deutsche Regierung hat an den Bürgermeister und. die Matrosen 
bon Guetaria, welche den Mannschaften des Gustav zu Hilfe 
zekommen waren, Dankbrief gerichte. 
Dem „Independant des Phrenees“ wird'aus Barcelona, 
20. Januar, über die Einnahme von Granollers durch die Car⸗ 
listen Folgendes geschrieben: ‚Die Einnahme dieser Stadt wird 
unter die scheußlichsten Schandthaten der Carlisten gezählt. Letzte 
Nacht griffen die Banden Tristany's, Mirers, und einiger anderer 
Cabecilla's auf drei versch'edenen Punkten die Thore von Gra— 
nollers an und drangen in das Innere des Orties ein. Die 
schwache Garnison zog sich in die Kirche zurck. Die Carl'sten 
stießen auf keinen Widerstand. Die Augen veirs ließen sich, um 
nicht das schredliche Schauspiel zu sehen, das dann die Vertheidiger 
der Ordnung und Religion zum Besten gaben, die Nothzucht, die 
Plünderung, die Brandstiftung, das Morden, — das waren die 
Thaten dieser Bonditen. Bei Tagesanbruch zogen die Banden ab 
und führten alle Personen, aus denen der Gemeinderath besteht, 
einige Frauen, daruuter die Gattin des Richters und verschedene 
Privatpersonen mit sich fort. In der Stadt fand man die Leichen 
pon 4 Soldaten, 2 Einwohnern und 7 Carlisten.“ 
Gf. P.) 
Vermischles. 
St. Ingbert, 30. Jan. Auf der Rubenheimer Jagd 
wurde gestern durch Herrn O. Weigand ein Wildjchwein 
Bache) bon ca. 100 Pfund erlegt. 
fKaiserslautern, 27. Jan. Hiesige Zeitungen 
enthalten folgendes „Eingesandt: Die heutige Versammlung des 
Demokr. Arbeiterbildungshereins“ beschließt, bezüglich des Prozesses 
Hhohle contra Weise: In Erwägung, daß Herr Weise, Redacteur 
der nationalliberalen Kaisersl. Zig.“ den damoligen Vürgermeister 
Herrn Hohle im Karlsberg, im Beisein Anwesender „Hundebür- 
germeister“ nannte demnach seine Wähler Hunde wären, in fernerer 
Erwägung, daß die Mitglieder des „Demokr. Arbeiter bildungsv. 
resp. die Wähler des damaligen Bürgermeisters, welche bekanntlich 
nicht zu den sogen. anständigen, gebildeten Klasse gerechnet werden, 
sich durch die oben angeführte Aeußerung in ihrer Ehre gekränlt 
jühlen und ihnen durch die Abbitte des Beleidigers leine Genugthung 
geiworden isi, beschließt die Verfammlung, Herrn Weise ein „Miß⸗ 
rauensvotum“ entgegen zu bringen. Der Vorstand.“ 
7 Die diesjährige Haupi⸗Versammlung des baherischen Lehrer⸗ 
hereins wird in Kaiserslautern statifinden. 
Dahn, 285. Jan. Der letzte starke Sch neefall hat be— 
sonders in den jungen Culturen unserer Wälder nicht unerheblichen 
Schaden verursacht. 
Pi. 3) 
Landshut, 20. Jan. Gestern sand Herr Bahnhof- 
portier Hiederer dahier im Bahnhofe einen Ranzen mit 81,000 fl. 
Inhalt. Der Eisenbahnakkordant Rammelmaher von Ganglofen 
hatie ihn auf dir Reise nach Deggendorf verloren and konnte te⸗ 
segraphisch ron dem glücklichen Funde in Neufahrn in Kennniß 
zifezt werden. Voriges Jahr fand He. Hiederer schon einm al 
30,600 fl. Damals erhielt er eine nicht nennenswertbe Gratifi⸗ 
kation von Seite des Verlierers. 
Maunchen, 27. Jan. Die von der Reiqsschulden⸗ 
Verwaltung gefertigte Beschreibung der Reichskassenscheine zu 5, 20 
ind 50 Marf wird durch das baherische Ministerium des Innern 
und der Finanzen heute im Gesetz⸗ und Verorduungeblatt ver⸗ 
offentlicht. 
pOchsenfurt, 26. Jan. Heute früh 2 Uhr stießen 
der von Ansbach und der von Würzburg kommende Güterzug bei 
Markthreit auf einander. Beide hatten in Marktbreit kreuzen sollen. 
Der von Ansdach kommende Zug ging aber zu bald von Markt⸗ 
hreit ab und begegnete gegen Ochsenfurt zu dem Würzbürgburget 
Zzuge. Große Zerstörung von Wagen. Ein Locomotivführer ist 
schwer verwundet, einige andere Bahnbedienstele mehr oder minder 
beschädigt. 
Ein Schuhmacherselle übernahm sich am 25. d. in Leipzig 
derart in Branntwein, daß er, als er sich total berauscht auf's 
Beit warf, vom Schlage betroffen sofort seinen Geist aufgab. 
FHeidelberg, 25. Jan. Seit mehreren Tagen geher 
die schlammigen Fluthen des Neckars ungewöhnlich. Wohl ir 
Folge dessen riß gestern Abend die fliegende Brücke, welche den 
Verkehr mit Neuenheim vermittelt, vom Drahtseil ab und trieb 
unter großem Klagegescheei der daraufbefindlichen Menschen fluß 
abwärts. Der Bemannung von drei rasch nach eeilten Nachen ge— 
lang es, die Fähre noch vor der Bergheimer Mühle wieder zu 
ereilen und an's Ufer zu bringen, ohne daß ein Unglücsfall 
beklagen gewesen wäre. I 
F Berlhin, 19. Jan. Der Verein deutscher Glas 
Industriellen tagte am Freitag hier im Hotel de Rome. Dabe 
vurde (so berichtet das „Fr. Bl.“) der Gesellschaft von dem 
Borsitzenden ein Frauzose vorgestellt, als ein Ersinder unzerbrechliche 
Blas- und Porcellanwaaren. Derselhe ließ zur Probe von beträcht 
licher Hoͤhe herab auf eine Tafel gewöhnlichen Fensterglases eine 
ziemlich schwere Bleikugel wiederholt fallen, ohne daß es zerbrach. 
Blaͤser und Teller wurden an die Dece geworfen und blieben bein 
Herabfallen ganz. Die Sache maqcte Aufsehen. Der JVranzos⸗ 
wurde gefragt was er für seine Erfindung beanspruche, und 
derselbe antwortete ðöitlich folgendes: Jeder Deutsche zerbricht im 
Durchschnitt für 1 Frane Glas im Jahre. Ich fordere daher gan; 
Deutsdianð zur Beisteuer beim Ankauf meiner Erfindung auf — 
diese kleine Revanche liegt in der Natur unserer staatlichen Be— 
siehungen — und erbitte mir für 40 Millionen Deutsche 40 
Millionen Francs. Natürlich kann Niemand auf solche Bedingung 
ingehen. Doch sind dem Manne 4 Mibionen Francs für sein 
Erfindung geboien worden, die er aber rundweg zurückwies. 
VLondon, 23. Jan. Eine furchtbare Kesselexplosion ha 
in der Baumwollspinnerei der Gebrüder Lord zu Todmorden 
entsetzliche Verheerungen angerichtet. Die Arbeiter waren eben im 
Begriffe, ihre Nachmittagsardeit anzufangen, als ohne daß irgend 
ꝛiwas vorher vorgefallen wäre, das zur Warnung hätte gereicher 
sönnen, einer der Kessel mit furchtbarer Gewalt zersprang, allt 
däuser in der Nachbarschaft erzittern machte und Tod und Ver— 
derben um sich sircute. Vier Leichen sind bereits aus den Trümmerr 
hervorgeholt worden; eine Leiche wird noch vermißt, und funfzig 
Personen sind zum Theil so schwer verletzt, daß das Aufkommen 
Mehrerer bezweifelt wird. Der pecuniäre Schaden wird auf 15,000 
Lstri. abgeschätzt. 9— 
4 Auf der Höhe von Weymouth strandele die französisch 
Barke, Marie Reine; „von ihrer aus 14 Personen bestehender 
Mannschaft fanden der Kapitän und 3 Matrofen das · Wel. 
lieugrab. 
Robinson' Crusoe's Insel im sfüdlichen stillen Ocear 
sst nun von einer deutschen Colonie von etwa 70 Seelen, die 1 
1862 an ihren Gestaden landeten, bevölklert. Bei ihrer Ankuns 
fanden sie große Heerden von Ziegen, 80 halbwilde Pferde, etwe 
60 Esel und eine Anzahl anderer Hausthiere vor. Sie brachter 
suhe, Schweine, Hühner, Ackerbau-Utensilien, kleine Boote un— 
Angelgeräthe mit. 
F Aus Melbourne wird vom 22. d. teleg aphirt: „Die Hiß 
ist intensi und hat 112 Grad Fahrenheit (35 */30 R.) u 
Schatten erreicht. Buschbrände haben stattgefunden und großen 
Schaden angerichtet. In Südaustralien werden nächsten Monakb Gene 
calwahlen abgehalten werden. 
Wir machen auf das in yeutiger Nummer enthaliene Juserat 
Tabellen zur Berechnung der Zinsen besonders auf— 
m. rtsam. Wir haben Einsicht in eines der Bücher genommei 
und bestätigen den praktischen Werlh derselben. Allen Derjenigen 
welche Kapitalien ausgeliehen oder Anleihen gemacht, ist es ein 
vortreffliches Hülfsbuch, das bei so außerdentlich billigem Preise vor 
Jedem leicht beschafft werden kann. 
TDie in unserem heutigen Blatte befindliche Gewinn⸗Meittheilun 
des Herrn Laz. Sams. Cohn in Hamburg ist ganz besonders ziu 
zeachten. Dieses Geschäft ist bekanntlich das älteste und aller—⸗ 
zlücklichste; im Mai wurde schon wieder das große Loos bei ihn 
Jewonnen, und hat dieses Haus schon früher den bei ihm Bethe 
gten die größten Harptgewinne von R. Martk 360,000, 270,006 
244,400, 183, 000. 180, 000,. 156,000, oftmals 152, 400 
(30,000. 90,000, seht haufix 80,000, 60,000, 48,00 
10,000, 36,000 Rm. ⁊c. ⁊c. ausbezahlt, wodurch viele Leute 
reichen Capitalisten geworden sind. Es sind nun wieder 
inen kleinen Einsaz große Caapitalien zu gewinnen bis zu ed 
375,000 Rm. Auch bezahlt dieses Haus durch seine weitverbren 
eten Verbindungen die Gewinne in jedem Orte aus. Da eine groß 
Betheiligung zu erwarten ist, möge man sich vertrauensvoll an di 
Firma Lae, Sams. Cohm in Hamburg wenden, bei der ma' 
zewissenhaft und prompi bedient wird. 
fu