Full text: St. Ingberter Anzeiger

dildeie, welche ohne Zweifel von gefuñdheitsschadlichen Substanzen 
herrühren dürfta. Der zur Rede gestellte Deta'lleur, von welchem 
dieser Kaffte bezogen wurde, erllärte, daß dit Färbung nicht von 
ihm, songern vom Brossten gozühr. — Cagbli) 
f Der Todessprung. Aus der Festung —Königsteen — 
ein über dem Sp'egel der Elbe etwa 400 Fuͤß irhabener maje 
stätisch sich aufthürmender fteiler Sandsteinfels — wird folgender 
Borfall berichtet: „Vor kurzem desuchten drei Eugländer die Festung 
darunter ein 2jahriger Mann, welcher wettete, über die Mauer 
hinunterzuspringen und unten lebendig änzusommen. Obne eine 
Gegentede abzuwarten, sprang er vor den Aucen der Garnison 
mit kutzem Anlauf über die Mauer in die grausige Tiefe hinab, 
um — uagten anzuklommen. Sein Grab, das an der Unglück-stäne 
errichtet wurde, ist noch ganz frisch. Die traurige Geschichte ist 
jenen Fällen anzureihen, in denen die Frage: „Seebstatörder oder 
nicht k scharfsinnigen Köpfen zur B antworlung überlassen bleibt. 
F—Unter der Regierung Friedrich des Großen deschwerte sich 
daß Postamt einer kleinen Stadt bem König darüber, daß eix 
penstonirter Oberst seinen Kutssner Postellousnriform und ein Post⸗ 
dorn fragen lasse, wenn er üder Land fahre. Der Konig schrieb 
dem Denunzerten: WMein lieber Oberst von *.Es ist Euch ver⸗ 
adunt, so v'el Hörner zu tragen, als Euch gefällig sind. Nur 
kein Posthora; das ist wider die Verorruung .·.. 
F Neuesier Theater⸗ Kalauer. Wie bebinnt, legi der D'reltor 
——XR 
nieder und üternimmt der Regisseur des Wiener Hofburgthaters 
Dr. Foͤrster die Leitung disselben. Der Leipziger aber sicht die 
Natommenschaft des De. Foörster als naturzemäß au, indem 
er sagt: „Der Hase läuft, weil der Förster komm'!“ —— 
FwUeber die Wernlese in Frankreich gehen der Corr. Habas“ 
jolgende Nachrichten zu: In Baune hat die Lese shon feit acht 
Tagen degonnen und wird wohl bis zum 7. beendigt sein. Allge⸗ 
mein erklären die Winzer, daß die Ernte doppelt so groß ist, als 
sie hofften, und die Jahre 1834 und 1846 tönnten allein, was 
die Menge beiriff“‘, mi 1875 derglichen verden. Man wird sogar 
gezwungen sein, zwei Lesen, zuerst die der reif ren Tiauben, zu 
machen, da es an Behä ern sehlt. In Chatillonais, in Semur, 
in Tonnerre dieselbe Lage. Die Güte soll im Ganzen der Venge 
misprechen In Lyonnais, im Bojola's und an der Cote du Rhone 
ist die Weinlese beim prächtigsten Weiter be ndigt selbst auf den 
Hohen gebt e ihrem Eude entgegen. Alle Weinberge sind nicht 
dlei d begünstigt worden; di jenigen der Ebene erzielien eine aus⸗ 
nahmsweise reiche Ernte, die b3 50 und 60 Hekioliter auf die 
heltare beträgt. Dagegen wurden an den Anhaängen und auf den 
Höhen nur 25 bis 30 Hektol ter gewonnen, jedoch werden die 
Winzer durch die grözere Güte des Productes entjchädigt. 
F (Madame Gorilla.) U ber den don Dr. Nisssmm Zoo— 
jogischen Garten zu Dresden e ideckten Gorilla wird der „D. A. 
3.* von dort geschrieben: Durch den berühmten Zoologen Brehm 
ist in Gemeinschaft mit e'nigen ande en Notab litäten des gleichca 
Faches dieser Tage fstgestellt worden, daß der weibliche, große, 
ichwarzbraune Affe in unserem Zoologischen Garten iu der T,at 
lein Schimpanse, wie man bdis heraugenommen hatte, son ern ein 
orächtiges Ex-mplar der so selteren Spezies Gorilla ist. Derjelbe 
wurde vor dritthalb Jahren von dim jetzi en Direktor d s Zooloe 
zischen Gartens in Holland als schwächliches Kind“ angekauftund 
man wollte nicht gera die geforderten 200 Thaler dafür geben. 
Jezt ist dieser Affe, von dessen Spezies no h dein lebendes Erem⸗ 
olar in Deutschland und überh iupt in Europa war, unter Brüdern 
1000 Tyaler werth. Scrreiber dieses hatte hei seinem Besuche ds 
Zoologischen Gartens das Glüd, gerade zum Soupper der Frau 
Borilla zu kommen. Was ihre äußere Ersche nung anlangt, so! 
äeht sie kaffeebraun aus. Ter Kopf ist sehr glatt, de Oqren ind 
iemlich lang, doch nicht unschön. Der Mund ist sehzt groß, die 
Nase klein, die Hände sind ganz menichenäh lich. Im Ganzen 
ihnelt Madame einem schwarzbraunen, eiwa 19jährigen Negermäd hen 
Ftau Gorilla war, als die Abendmahlze't (423 Uh) heranrückie 
c sehr guter Laune, wenigstens sehr aufgeregt. Der Bediene trus 
ine Kaffeekanne und eine größere Blechtasse (Top') in den Käfi. 
and schenkie den Cacao ein. Das Thier nahm die Tasse gesch 
in die Hand, nachdem es sich auf den Stuhl vor den Tisch gesetz 
datte, und trank die Tasse aus. Noch mehr es bediente sich selbst 
zoß sehr vorsich tig die Tasse wieder voll und trank sie aber 
nals aus. Als nichts mehr fließen wollte, nahim das Thier die 
Kaffeekanne, schaute hinein und srank nunmehr aus dieser selbst 
die letzten Tropfen. Nachdem auch diese Quelle v ersiegt hatte, steckte 
der Gorilla die Pfote in die Kanne, wischte sie rein aus und 
eckte dann die Hand ab. Darauf zog der affe dem Diener den 
einen seiner Stiefel aus sich sehst an und kletterte damit in die 
hdhe. Es waren Leitern, Sirice und Baumäsle angebracht 
stach vielfacher Nöthigung, den Stiefel herzugeben, feß lit ein über 
den Kopf des Auffehers geogenes Tuch die Aufmerksamkeit de 
Afsen. Rasch kletiterte er hetab, zog den Stiesel aus und nahn 
das Tuch über seinen Kopf. Auch sorst noch halle man Gelegen⸗ 
heit, d'e gaaz menschenähnlichen Manieren dieses Thieres, sowie 
die bei einem Gorilla überraschende Zahmheit desselben und Ver⸗ 
srautsein mit seinen Wärter wahrzunehmen. 
fEine im Staate Arlansas vorgekommene,, Massenhinrichtung“ 
deschreibt die Ill. St. Zig. in solgeuder Wise: Sechs Mörder 
anf einmal sind am 3. September zu Fort Smith vor 2000 Zu⸗ 
chauern gehängt worden. Acht Todesurtheile waren vor einigen 
Wochen vom Bundesg.richt in Fort Smith über gefährliche Mörder 
aus Arkansas und dem Indiamer⸗-Terri:orium gefällt worden. Einer 
der Veruttheilten, der Neger Butler, hat dem Henker die Arbeit 
erspart, indem er kürzlich einen Fluchversuch machte und dabei 
exjchofsen ward. Ein anderer, der erst sechszeh ajährige Weiße Ostkar 
Znow, ein Kerlchen wie Milch und Blut, wurde zu lebenslänglicher 
Einsperrung begnadigt. Dee Sechse, die wirklich in Fort Smith 
baumelten, veitraten die versch'edensten Racen und Racemischungen. 
Jonn Whettington war kin unveirfälschter Kaukasier, ein riefenstark, 
v'lder Gränzstrolch, und hatte auf dem Gebiete der Choctaw Nation 
einen eräulichen Raubmord an einem alten Manne begangeun. 
Sein noch gefährlicherer Galgenkamerad Daniel Evans, gieich 
Whittington Kus dem Süden der Union stammend, rühmte sich 
ebenfalls „reinen“ kaukasischen Vlutes. Er war au einer Menge 
Raub⸗ und Mor:dthaten in Texas und dem Indianergebiete bethei⸗ 
ligt und gab die Zahl der von ihn ungestraft verübten Morde 
auf 48 an. Der Dritte Smoler Mankiller“ oder „der ranchende 
Menschentödte.“ war ein prächtig gebauter jugendlicher Cherokee, 
der seinem unheimlichen Namen Ehre gemacht hat. Auf der Trut⸗ 
jahnjagd hatte er von seinem Begleiter Wor. Short dessen Gewehr 
zeborgt, dann den nichts Arges ahneunden Rann in den Rücken 
geschossen und'ihn um seinen Tod zur völl'gen Gewißheit zu machen, 
no b sechs Dolchst che dersetzt. Von den Galgencenossen war er der 
iinzige, der kein E glisch sprach. Sam Fooyh war ein junger 
Zalblütiger, hald Cherokee, hald Wißer, und gleich Mankiller ein 
zanz hübscher Bursche. Sein Opfer war ein weißes Schulmeisterlein 
NRamens Naff, an dem er, weil ex wußte, daß dasselbe 300 Dollars 
dei sich trage. aus sicherem Hinterhalte Raubnord bigangen hatte, 
als das Opfer'auf dem Wge nach stansas war. Rr. 5, James 
). Moore ein kaum dem Knabenalter entwachsener wunderhübscher 
Junge von z veifelhafter Abstammung, aber mehr kaulasisch als in- 
„ianisch, gehörte zu einer Räuberbande in Texas und im Indianer⸗ 
Territorium, wurde auf dem Boden von Mkaufasc urt einem 
Zpießgesellen beim Pferdediebstahl abgefaß und erschoß einen der 
hn verfolgenden Polizisten. Nr. 6, Aleck Campbell, dertrat ig der 
Balgengeiellschaft die äth opische Race; er war ein erst zwanzig⸗ 
rähriger, stänmiger und roh aussehe. der Neger. der vot einig n Monaten 
wei Leute lalidlütig erschossen hatte. Sämmtliche Sechs hatten 
sich vor ihrem-Tode in landesuüblicher Moörderweise bekehrt und 
sahen auf dem Galzen den Him nei offen — Dank den Bemüh— 
uͤngen von gutmaͤthigen Geistlichen. Obgleich es beharrlich regnete, 
par doch aus Nah und Fern auf Maulthierwagen und Ochsen⸗ 
wagen Alt u. Jung, Weiß. Schwarzu. Ro h zum Schauspiel der Hinrich⸗ 
tung herdeigeströmt, u. nicht wet vom Galgen wurden an besonderen 
Ständen Wassermelonen, Apfelwein u. wobl auch Schnaps feilgeboten. 
Zu je zwei aneinander gej.sselt bestiegen die Todestandidaten mit 
ihren geistlichen Beistebern das von vierzig b.waffneten Leuten des 
Bundes-Marschalls umstellte Schaffot und sangen auf demselben 
gemeinsam, Prolestanten und Artholiken, drei Choräle. Alle sechs 
tarben uatürlich ganz muthig, und da man sich in jener Gegend 
uuf's Hängen verstebt, auch recht schnell. 
Dienstesnachrichten. 
Der erste kgl. Staatsauwalt Fitting am Bezitksgerichte in 
Laudau wurde zum Appellat'önsgerichtsratß in Zweibrücken und 
Appellationsgerichtsraih Thoma' daseldst zjum Haudels-Appellations⸗ 
gerichtsrath ernannt. —8 
Deim Gyhmnasiunlprofessok F. Vatletz in Zweibrücken wurde 
auf Bnsuchen der Ruhestand fuͤt imnter dewilligt und demselben 
für seine vieljährige tieue nd eisrige, dom bessen Erfolge beglei⸗ 
ete Dienstie:stung die allerhöchfse Anerlennung und Zufriedenheit 
nusgesprachen und der Siudienlehter H. Richter in Hof zum Gym⸗ 
iasialprofessor in Zweibrücken besöcdert; der Lehramtscandidat F. 
Ftanz ß, dermalen Assistent an der Studie aanstalt Landau, wurde 
zum Studienlehrer in Grunstadt ernannt, ferner der Lehramts⸗ 
candidat J. Rummelsberger, dermalen Afsistent am Realgymnasium 
zu München, zum Studiemehrer in Ludwigshafen und der geprüfte 
Lehramtscandidat J. Senger, dermalen Assiftent am Maximilians⸗ 
zymnasium zu München, zunt Siudienlehrer in Dürkheim. 
Der prakt, Arzt Dr. F. Wirsching in Trippftadt wurde zum 
Bezittäaczt II. Classe in Maldmohr ernamt. 
—2cæçc—2—3— 
Vevantwortlicher Redacteur: F. X. Demes. 
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