Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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1 Mart 20 R.pfh. Anteigen verdea mit 4 Eetr. die arrziipaltige Zeile Blatti hriit odar deren Naum vere ynet. 
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Dien ber — 1875 
z166 
Deutsches Neich. 
Mänqh'en, 9. Oktober. Der Euwurf der Adresse der 
tammer der Abgeordneten an den Koönig lautet: Indem die wmeug e⸗ 
waͤlte Kammer der Ahgeordneten dem Throne naht, um ihre Hul⸗ 
digungen darzubringen, liejt ihr vor Allem die traurige Pfli hi ob. 
xw. VNaj. den Ausdruck des tiefsten Beleides bei den schmerzlichen 
herlusten darzubringen, die das königliche Haus in kurzer Frist 
Schlag auf Schlag erlitien hat. In guten wie schlimmen Tagen 
nit dem Lande innig verwachsen, haben die Hingeschiedenen sich 
n dantbaces Andemen bezrüudet, das nmie erlsshhen wird. Dar 
ayer. Volt hat den Augenblick erfehnt, wo es seinen Vertretern 
weder vergönnt sein wird, ihre Bitten und Anliegen unmittelbar 
zu Füsen des königlichen Thrones niederzulegen. In jeder Be⸗ 
zraängniß erwartet dieses Voll Hilfe und Rettung nur von seinem 
tdnig und Herrn. Heute aber richtet es mehr als je seine bittenden 
Blide auf Ew. Maͤsestat, denn mehr als je fühlt sich das bayerische 
Boll Bedrängt durch die friedlose Lage der Gegenwart und geang 
igt durch die drohenden Gefahren einer ungew.ssen ZJukunft. Da⸗ 
jet sind im ganzen Lande die jtingsten Vandtags-Reuwahlen als 
an Moment von entsche'deuder Wichtigkeit betrachtet worden. Aber 
bie gegenwärtige Regictung wollie nicht, daß der Hilf ruf des treuen 
Baherwoltez an Ew. Majestät gelange. Mit allen erfindbaren 
Mineln gegen den Geist und den unbefsangen interpretiren Buch 
staben dez Gesetzes hat sie das Zustandelomnten einer Abgeordne⸗ 
enkamnter zu verhnder gesucht, wie folche ber einem unparteilichen 
Wablvollzuge sich ergeben haben würde. Die Neuwadlen sind aus 
Zrund einer Wablkreis-Einihe lung vorgenommen worden, bei wel⸗ 
her nicht Recht und Gerechtigleit die Hand geführt, sondern die 
Absicht, die wahre Meinung und Gesinnung der graßen Mehrheit 
zes bay⸗r. Volles zu unterdrücken, das unler allen Umständen 
'eine Treue und Anhänglichleit bewahrt hat. Wie dieses Beisp el 
der obersten Behörde durch untergeordnete Orgaue bei der Anord⸗ 
nung der Urwahlen noch,‚eahmt wurde, dvon werden die Wahle 
prüfungen ein getreues Bild ergeben. Wenn das gegenwärtine 
ministerium das Vertrauen des Landes zu besihen gemeint wäre, 
ann wäre es nicht auf Auskunftsmittel verfallen, die selbst der 
ẽrfolg nicht zu beschönigen vermöchte. Nachdem aber der Versuch 
rict äinmal von dem gesvünschten Erfolge begleitet ist. hätie die 
neu g wahlte Kammer wohl erwarten dürfen, daß das Miunisterium 
durch seinen Rüchtrint ihr die unliebe Nothwendigkeit erspart hätte, 
mit dieser Beschmerde Ew. Majestät zu behelligen. Das Land 
bedarf und erfehnt Frieden und vertrauensbolles Zusammenwulen 
her igkl. Regierung und seiner Vertreter. Den hingeschwu denen 
Ftieden wird aber weder Line Parteiregierung noch eine Regietung 
u bieten vernögen, welche eine Seite des Hauses gegen die andere 
derwendet, ohne jemals eine aufr'ch ige Unterstützung don der einen 
der der anderen Seite gewinnen zu können. Das Land tuft nach 
riner bayerischen Regierung, die sih Recht und Gerechtigleit zum 
nNesnigen Leüstern nimmt, sich weder scheut, noch sich zu scheuen 
Ursache hat, an die Sielle eines erlünstelten Gleichgewichtes durch 
ollfeitige freie Wahlen den wahren Ausdruck det Meinung und 
XVV solche Bermischtes. 
Legierung wird, von der Volkevertretung nicht nur nicht beh ndert p Neustadt, 8. Oct. Baum ister Gottl. Schäfert h'er 
ondein eiftig untrstüßt, die e lahmende Rezierungsthätigkeit reu wurde heute Vormittag in seinem Schlafzimmer erschossen gefurden. 
jeleben können; nur eine solhe Regierung wid auch im höchsten Rervöses Kopfleiden, das ihn seit einem Schlag infalle von Zeit zu 
collegium des Reiches jenes Anfehen geneßen, das ihr reichsder- Zeit heftig quälte, scheint ihm den Revolver ia die Hand gebrückt 
jassunngsmäßig gestattet und das au unumgänglich nottwendig ist. u haben. Nemand im Hause hatte üdrigent den Schuß gehört, der 
venn nicht wie bisher ein Stück nach dem anderen von Bayerns wohlberech et, augenblicklichen Tod zur Folge gehabt zu haben fcheint. 
ton· und Landesrechten dahinfallen soll, in einem Interesse, das f Am 8. Oct. ist Karl Löb, früher Weinhändler und Pro⸗ 
seht weit eutfernt ist, das allzemeine deutsche zu sein. Im Geiste curist der Firma M. Cerf Wwe. in Landau, gegen welchen 
anwandelbarer Treue gegen Ew. Majestät und in opferwelliger durch Urthe! des Bezirkagerichts vo m 29. Argust 1873 die Gant 
dingebung an unser baherisches Vaterland bringen wir diese Vor⸗ erkanut worden war, aus Amerika wieder in Landau eingelroffen 
jellung an den königlichen Thron und bitien Ew. Majestät aber: und hat sich zur Untersuchungshaft gestelt. 
nalt, das erhadbme Königkwort vernehmen lassen zu wollen: „Ich 4 Aus Dürkheim schreibt man der ‚Neust. Zig.: Fär 
vill Frieden haben wit meinem Volle.“ den letzten Wurstmarkt wurden im Schlahthause 4Ochen 11 Fafsel, 
Mäünchen, 10. Ottober. Die vorgeschlagene Gehaltsauf, 15 Kuͤhe, 22 Rinder, 4 Stiere, 84 Schweine, 63 Kaälber und 9 
esserung der pragmatischen Beamten beträgt im Ganzen 10,354 Schafe geschlachtet. Alles wurde zu Wurst, Braten und Ragout 
Prozent, die der nicht stabilen Angestellten 12.2 Procent. 
Auch die übri en Gehaltsbezüge werden zu 1 Mark 80 
Bfennig pro Gulden umgerechnet. — Die Eingabe der Volksparlei 
im Ungiltigkeitserllärung der Wahlen ist nach Beschluß des bet. 
Lusschusses abzuweisen das Gesum derselten um Einführnug direl⸗ 
er Wahlen an den Pelitionsausschuß zu verweisen. Ferner wurde 
ʒer Protest gegen die Watzl in Germersheim an die zuständige 
Abtheilung der Kammer über wiesen und die Eingaben wegen der 
Wahlen in Speyer, Landstuhl und Edenkoben dem Petitionsausschuß 
wergeben. — Der Konig wird der Einweihung des Max⸗Denkinals 
nicht beiwohnen. Pf. P.) 
München. Die Voltszählung, welche heuer wieder für den 
L. Dezember angesetzt ist, wird nach Zweck und Bedeutung viel⸗ 
ach so sehr mßberstanden. bezw. unterschätzt, daß eine eingehender« 
Besprechung wohl angezeigt erscheint. Zunächst begegnet man vicht 
elten der Meinung, daß die Laͤhlung zu Steuerzwecken vorgenom⸗ 
nen werde. Nichts kann irriger sein, da ja belanntlich unser 
anzes Steuersystem auf völl g anderer Grundlage, als jener der 
kinwohnerliste und der Volkszählung deruht, und die Umlagen 
ind directen Ab,zaben jeder Art fich nach dem Steuersystem, durch⸗ 
rus aber micht nach dem Resultate der Einwohnerzäͤhlunz richten. 
häufiz genug wird ferner rügsichtlich der Bedeutung und Wichtigke it 
zieser Zählungen außer Adt gelassen, daß durc, deren Resullate 
eine Rethe wichtiger Verhältnisse in sehr umfassender und wirkjamer 
Weise beeinflußt wird. Es muß deshalb darauf hingewiesen werden, 
daß die Stellung einer Stadt im großen politischen Organismus, 
die Betechtigung zur Abordnung einer größeren oder geringeren 
Anzahl Abgeordneter in die Laudes- oder Rei usvertretung, die Be⸗ 
heiligung des Landes an den für Reichszwecke zu leistenden Matri⸗ 
cular⸗Umlagen, wie an den Ueberschüffen einzelner Reichs⸗Einnahme⸗ 
quellen, endlich eine Reihe anderer bedeutungsvoller Jahlen, beis 
jpielsweise die für den Wohlstand einer Stadt so hochwischtige so⸗ 
genannte Geburts⸗ und Sterblichkeitsz ffer ꝛc. von den Zählungs⸗ 
—rehltaten wesentlich abhängig sind. Darum ist es höchst wichtig, 
daß die ganze Einwohnerschaft sich für die wichtige Vornahme der 
Zählung intereffitt und nach Kträften zu deren richtiger Durch⸗ 
ührung beiträgt. — Die Behörde wird sich demnächst an das 
Publ cum wenden, um eine genügende Anzahl von Zählern zu 
jewinnen, welche die Vertheilung der Haushaltungslisten und die 
Wiedereinsammlung, sowie die erste Controle besorgen. Es werden 
moͤglichst viele und moglichst kleine Zählbe zirle gebisdet, um die 
Ausgabe, die ein Zähler auf sih nimmt, woͤglichsi zu verringern; 
da indessen von der Thäl'gleit und Genauigkeit dieser Zähler der 
Berth des Ergebnisses abhängt, so ist dringend zu wünschen, doß 
jeder, dem es Beruf und Bildung nur einigernazen gestanen, sich 
dieser Aufgabe unterziehe. 
Münster, 8. Oct. Der Redakkeur 'des ultramontanen 
„Westph. Merkur“, Meyer, ist wegen Beleidigung des Reichskanz⸗ 
sers und Aufforderung zum Ungehorsam gezen die Staatsgeseze zu 
15 Monaten Gefängniß nerurtheilt worden.