Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Der Si. An derter UAnzeitser (und das mit dem Hauptblatte verbundene Ualerhaltungablatt, mit der Dieuttags-, Donnerstags- and Sonntag⸗ 
t iumer erscheiat wahentlie ieremal: Dinstaz. Donne 64t44, Si 43ta « 41d 551 11824. Aon⁊e ne itssreis viecteliahrig 12 Krit. ode 
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M IGöß Donnunerstag, den 21. Oetober 
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Deutsches NReich. 
und des Domplates war äußerst glänzend. Die während derselben 
Jesp'elte preußische und italienische Volkshymne wurde mit lebhaften 
dundgebungen aufgenommen. Der Kaiser und der Konig nahmen 
die Illumination vom Balkon des Schlosses aus in Augenschein. 
heute Abend fand ein Banket der hiesigen Deutschen Stait. 
Mailtand, 19. Ott. Die heutige Truppendarade ist 
ehr glänzend verlaufen. Cs defilirten 22, 000 Maun. Der 
Deutsche Karser, der Körig Vicior Emanuel, sämmtiliche Prinzen 
des Hofes und die seronprinzessin wohnten derselben bdei. Es de— 
janden sich über hunderttausend Zuschauer am Platze. 
München, 16. Oct. In Folge der Einberufung des 
Reichsztages auf den 27. d. M. werden unsere Kammern spätestens 
in 22. oder 23. d. M. vertagt werden. Da die Reickstagssession 
aum vor Weihnachten zum Abschlusse gelangen wird, so wird die 
Wiede berufung unseter Kammern voraussi otlich erst nach Neu⸗ 
ahr erfolgen können. 
München, 18. Oct. Se. Maj. der König hat heute dem 
dronprinzen des Deutschen Reiches zu deissen 44. Geburtszfeste 
einen Glückwunsch zusenden lussen. 
München, 19. Oct. Der Koͤnig hat, wie das „Geset⸗ und 
Becordnungsblatt“ publicirt, eine Verordnung zum Vollzug des 
3J84 des Reichsgesetzes über die Civilehe erlassen, welche nähere 
Bestimmungen über die Bildung der Standesamtsbezinke und die 
destellung der Standesbeamter enthäli. 
Berlin, 18. Oct. Der deutsche Landwirihschaftsrath, welcher 
jeute hier zu seiner vietten Versammlung zusammentrat, hat sich 
gegen die schutzzöll aerische Agitation der Eisen Industriellen ausge⸗ 
sprochen und den Wunsch ausgedrückt, Reichstag und Reichsregierung 
miöchten an dem Gescetz vom 7. Juli 1873 festhalten, wonach mit 
dem Jahr 1877 de Eisenzölle ganz wegfallen sollen. 
Leipzig, 18. Oct. Der von etva 1400 Brauern besuchte 
deutsche Brauertag hat einstimmig eine Resolntion angenommen, 
welche sich gegen die Erhöhung der Braumalzsteuer ausspricht. 
Fine darauf bezügliche Eingabe soll den Reichstag zugehen. 
Auslaud. 
Marfori, der Lekännte Günstlich der Exkörigin Isabella, will, 
wie versichert wird, als Candidat für die Cortes auftreten. Er hat 
bereits Paris verlassen, um in Spanien persöalich für seine Wohl 
zu wirken. Der Madrider Regierung wird es sehr ungelegen 
kommen. — Vor Santander ist das deutsche Kanoneaboot Nauti- 
lus, aus dem mittelländischen Meer kommend eingetroffen. 
Mailand, 18. October, 4 Uhr 20 M'inuten Nachmittags 
Der Kaiser Wilhelm ist soeben bier eingetroffen und auf dem 
Bahnhofe von dem sebn'ge Victor Emanuel, von dem Prinzen des 
Roͤnigshauses, den Ministern, dem Präfecten, dem Syndicus der 
Stadt und den Spitzen der Civil und Mnitärbehörden empfangen 
rorden. Nach dem Verlassen des Salonswagens ging der Kalser 
»em Könige entgecçen, und kegrüßte denselben unter enthufsiastischem 
Zzurufen der zahlreich anwesenden Bevölkerung auf das herzlichste. 
Zleichzeitig eriönten Artilleriesalben und die Musik der auf dem 
dahnhof aufgestellien Ehrenwache spielten die preußische Volks— 
ymne. Der Kaiser bestieg hierauf mit dem König den Hofwagen 
uind fuhr durch die mit iralien schen und deutschen Fahnen reich 
jeschmückte Stadt nach dem königlishen Schlosse, wo ebeunfalls eine 
ẽhrenwache aufgezogen war. Dem Wagen des Kaisers schlossen 
ich de Wagen m't dem Prinzen von Savoyen, dem Grafen 
Molike, dem General Cialdini, dem Staatssecreiär v. Bülow und 
)em übrigen Gefolge, sowie eine große Reihe von Pridvatfuhrwerken 
un. In allen Straßen, welche der kaiserliche Zug pafssirte, hatte 
iuf der einen Seite das Miüitär, auf der andeten eine dichtge— 
Rangte Volksmenge Spaliere gebildet. An allen Orten waren 
ktibünen errichtet, die Häuser waren mit Tippichen geschmückt und 
in der ganzen Stadt herrschte eine freudige Erregung. Nach der 
Ankunft im königlichen Schlosse, welhe um 51/4 Uhr erfolgte, fand 
kmpfang der Minister, der Hofschargen, der Präsidenten des Se⸗ 
nats und der Deputirtenkammer Statt. An dieselben schloß sich 
ꝛie Familientafel. Var dem Schlosse, in welchem auch das Ge⸗ 
jolge des Kuisers Wohnung genommen hat, bewegte sich eine un⸗ 
ibsehbare Volksmenge, welche dem Kaiser und dem Konige unauf· 
soͤrlich Ovationen darbrachte. Der Kaiser erschien mit dem Koͤnige 
uu wiederholten Malen auf dem Balkon des Schlosses und wurde 
on der Bevölkerung mit enthusiastischem Hochrufen begrüßt. Für 
sen Abend ist eine Beleuchtung des Donms in Aussicht genommen. 
)as Weiter ist trüte, aber warn. 
Mailand, 18. Oct., Abends. Die Illumination des Domeß 
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Vermischtes. 
fSpeier, 18. Olt. In der vergangenen Nacht sind 
Jier in Folge von Raufereien zrei schwere Verwundungen vor⸗ 
jekommen. Dienstknecht Popp erhielt vor der Thüre des Wirthes 
Durst von einem Müllerknecht zwei lebensgefährliche Stiche in den 
tücken, und der Tagner Zimmermann wurde von dem Maurer 
dalling vor dem Hause des Letzteren in der Steinmetzergasse mit 
iner Art lebensgefährlich in die Brust verwundet. Ein Anderer 
wurde bei demselben Streit in beide Hände gestocher:.. (Pf. Ztg.) 
FGarnung.) Vor einigen Tagen hat sich in Bergzadern 
eine Frau im wahren Sinne des Wortes todt gesprungen. Sie 
ꝛilte auf den Bahnhof, glaubte den Zug nicht mehr zu erreichen, 
jprang deßhalb aus Leibeskräften und fiel hart an Zuge zu Boden; 
sie war und blieb — eine Leiche. — J 
F Mir machen wederholt darauf aufmerlsam, daß die öoͤffenf⸗ 
lichen Kassen die Halbguldenstüde nut bis zum 31. Ociober ein⸗ 
lösten. 
il Munqhen, 17. Oct. Im Ingolstädter Centralbahnhof 
fand gestern Abends halb 9 Uhr in Folgt folscher Weichenstellun z 
ein Zusammenstoß zwischen dem um 6 Uhr 80 MN. von hier nach 
Ingolstadt abgegangenen Schnellzug und dem zut Abfahrt nah Re⸗ 
zensburg bereit stehenden Güterzug ftatt, wobei ein Wagenwaͤrter 
Jetötdet wurde und der Locomot vführer einen Bruch des Schlaͤssel 
beins erlitt. Von den Passagieren wurde Niemand verlezt. Die 
Maschine wurde stark beschädigt, d'e Geleise jedoh sofort wieder 
rahrbar hecgestellt. Der betreffende Weichenwäͤrter hat nach dem 
Unfall sofort die Flucht ergriffen. 
FHeidelberg. 18. Ott. Streitereien zwischen An⸗ 
gehörtigen des Corps der Saxoborussen und Burschenschaftern haben 
zestern Nacht solhhe Ausdehuung genommen, daß sast das gesammte 
Poizeipersonal auf dem Platze erscheinen mußte, um die Erbilletten 
mit Gewalt davor zu bewahren, daß sie durch Thatlichteiten sich 
ꝛelbst und zugleich die Universität verunehrteu. (S. M.) 
tFrauntfurt, 18. Oct. Gestern waren nicht weniger als 
167 Wohnungen ausgeboten. 
F Wernigerode, 11. Oct. In voriger Nacht hat es auf 
dem Brocken, während es in Wernigrode dei Westwind und 5 Grod 
Wärme fortwährend regnete, so bedeutend geschneit, daß heute früh 
nicht nur d'e Brockenkruppe, sondern auch die ganze Heinrichshöhe 
dart mit Schnee bedeckt erschent. Dieset erste Schneefall auf dem 
Brocken kommt nach den gewöhnlichen Erscheinungen 14 Tage zu 
rüh. 
r.Hamburg, 14. Olt. In Schweswig ist seit Morgen? 
großze Sturmfluth. Das Wafser ist beständ g steigend. Der große 
Schlei⸗ Damm ist durchbrochen, die Verbindung zwischen Friedrichs- 
berg und der Altstadt gestoͤrt. (GFrf. 3.) 
F Es sind seit einiger Zeit falsche Sovereigns vor⸗ 
zelommen, die über Hamdburg, angeblich von Spanien aus, in den 
Berlehr gebracht sind. Dieselben haben enen Wirth von höchstens 
einem Thaler und bestehen aus einer Conposi ion, die auf galva- 
noplastischem Wege sauber vergoldet ist. Die auss diese Weise an⸗ 
jefertigten Münzen zeichnen sich durch ein ganz besonders feines Ge⸗ 
zräge aus und tragen fämmtlich die Iihteszahl 1872. — Eben— 
o find neuerdings falsche Zehnmarkstücke mit dem Bildnisse des 
deuischen Kaisers und der Jahteszahl 1873 in Circulatio, weicht