Full text: St. Ingberter Anzeiger

Der St. Anuberte⸗r anreigerr — das mit vem Hauptblatte verbundene Aterhaltungsblatt, mit der Dieattagt⸗ Donnetttagt· and Soantag 
umimer erscheint wb hentlis vieren al: Dinstacra, Dor 2 ⸗»38443. 53 4s8t44 4id Sↄnntaz A⸗oenatnentsvreis vierteliaͤdrig 42 Krzr. ode 
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Dentsches Neich. 
München, 26..Okt. Nach der Rückehr des Konigs nach 
München soll demselben anläßlich des letzten Vorlommnisses an der 
al, Residenz dahier eine großartige Serenade zum Ausdrucke der 
mgemeinen Freude dargebracht werden. . 
Maunchen, 27. Oct. Wie wir vernehmen, hat Se. Maj. 
der König die ihn bei seiner Ankunft dahier in den nächsten Tagen 
ugedachte Ovction dankend abgelehnt. Seit heute Morgen ist nun 
in oͤffentlichen Lokalen folgende Dankadresse an den Monarchen 
aufgelegt, die, wie zu erwarten war, zahlreiche Unterschriften findet: 
„Alle durchlauchtigster großmächtigster König, allergnädigster König 
and Herr! Aus tiefinnerstem Herzen drängt es die allerehrfurcht⸗ 
rollst unterzeichneten Bewohner der getreuen Haupt- und Residenz⸗ 
stadt für eine Königsthat und für die königliche Mahnung zum 
Frieden den allerunterthänigsten Dank an den Siufen des Thrones 
ẽw. Majestät niederzulegen. Möze das hohe Königswort austilgen 
den Sireit, der am Marke des geliebten Bayernvolles zehrt und 
hin wiedergeben den Frieden, der allein seine geistige, sütliche und 
materiesle Wohlfahrt gewährleistet. Mit dem innigsten Wunsche, 
daß Gott Ew. Majestät segne und erhalte, verharren in allertieffter 
Ehrfurcht Ew. K. Majeftät allerunterthünigst treugehorsamste... 
Diese Adresse wird bis nächsten Freitag. Mittag: zur Unterzeichnung 
nufliegen und dann an S. M. den Koönig abgesandt werden.“ 
Mäünscheu. Alle dem Finanzminister'um unterstellten Kafsen⸗ 
amter einschließlich der Zollkassen find beauftragt, bei Gesallsein 
debungen Sechs⸗ und Dreilreugecstücke, sowie Einkreuzerstücke und 
aupfermünzen südd. Gemäges in jedem Berage in Zahlung zu 
aehmen. * —— — 
Manchen. Die Berliner Schuhmacher fordern die Mün⸗ 
yener Coslegen zum Anschlusse an eine Massenpetition der deutschen 
Schuhmachergehilfen auf, in welcher der Reichstag gebelen wird, 
durch Einführumg eints gesetzlichen Normalarbeitsiages von 10 
Stunden die Arteitszeit festzustellen und durch Regelung resp. 
Abschaffung der Zuchthaus⸗ und Gefängnißarbeit die für dat 
Schuhmachergeschäft getadezu erdrückende Concurrenz zu Hefeitigen. 
Berlhin 26. Oft. Der Reichsanzeiger“ meldet in seinet 
we'ten Ausgabe:: Der Kaiser ist auf seiner Rückreise von Italien 
m Botzen an einem leichten Erkältungszustand erkrankt, welchen 
tubeloses Verhalten im Zimmec erforderlich macht. 
In Berlin wurdt am 26. d. das Deulmal des Frhra. 
d. Stein, des hochherzigen Patrioten, des energischen Gegners 
Rapoleons J, des großen Reéformators,enthüllt. In einem 
Charocterbild desselben sagt die Volltz.“ von ihm: „Stein war 
ein Volksmann im edelsten Sinne- des Wortes Er erkannte nicht 
blos mit tiefem Seherblick, daß nur eine Vollserhebung im Stande 
sein würde, das deutsche Vaterland von dem Joch der Fremdherr⸗ 
shaft zu befreien, sondern trug die Ueberzeugung auch in sich, 
daß nur ein von dem Sllavenwesen? des Mittelalters befreites 
VBolk im Stande sein würde, si d zur muthigen That zu erheben 
Diesem seinem Zuge zum freien Vollswesen verdankt Preußen die 
Anfhebung der Leibeigenschaft, die Einführung einer Städteordnung. 
die Beseitigung der Adelsvorrechte im Besitz der Landgüter,, dit 
Aufhebung der Herrschaftsvorrechte gegenüber dem rechtlosen Ge⸗ 
sinde, die Abschaffung von kleialichen Zöllen innerhalb des eigenen 
Staates und endlich den Eutwurf eines Planes, wonach in Preußen 
der Absolutismus in seinem innersten Wesen aufgelöst und eint 
Provircialvertretung und aus dieser eine Standesvertretung ge— 
ildet werder sollte, die der Beginn eines lkonstitutionellen Ver⸗ 
iassungsstaates geworden wärt. Stein konnte nicht alle seine 
zroßen Pläne in's Werk setzen, er mußte vor den auswärtizen wie 
zor den inländischen Gegnern frühzeitig den Platz räumen; aber 
denn auch nur ein Theil seiner Ideen bei seinen Lebzeiten ver⸗ 
wirklicht wucde, der Keim für das, was später sich enlwickelte, 
oar damit doch celegt.“ 
—Berlin, 27. Olt. Der Reichskag wurde durch den 
Minister von Delbrück in Gegenwart don eiwa 80 Miltgliedern 
rdffnet. Die rein geschäftliche Thronrede meldet das Bedauern 
des Kaisertz, die Session nicht persönlich aroͤffnen zu loͤnnen, be⸗ 
merlt dann, der Reichstag hahe sich diesmal mehr mit Erqgänzung 
der bevorstehenden Einrichtungen zu beschäftigen und kündigt die 
Vorlage eines Gesehzes über Exhoöhanug der Baus und Bhrsensteuer 
an. Nach Erwahnungeeiniger weniger wichtigen Rejormen wird-die 
Vorlage der Repifion des Strafgesezbuches und ein Handelavertrag 
m't Costarica angezeigt. In Bezug auf die Regenten jn Handel und 
Wandel bedauert die · Stagnatioa, diesem Uebelstande nicht abhelfen 
zu konnen (2), der sich auch soastwärts finde. Jedenfalls seien die 
zolitischen Berhälinisse an der Sachlgge znicht schuld, denn der 
Friede sei jetzt gesicherter, als jemals in den letzten 20 Jahbren 
vor Herstellung des Reichs. In Aufrechterhalsung des Friedens 
wisse sich der Ka ser mit den ihm befreundeten Mächten eins und 
die neu gelräftigte Freundschafi zwischen Deutjchland und Italien 
könne nur die friedliche Entwickelung Europa's sördernn. 
Be.rlhin, 27. Oltober. Die Thronrede, mit welcher der 
Reichstag heute eroͤffnet worden, hal in jhrem letßten Theile allge⸗ 
mein befriedigt. Besonders die Stelle', in welcher die dauernde 
Erhaltung des Friedens gesicherter genaunt wird, als sie es jemals 
in den lezten zwanzig Jahren vor der Herstellung des Deutschen 
Reiches geweser, wurde sehr beifällig aufgenommen. Mit beson⸗ 
derer Genugthuung darf man die ausdeuckliche Betonung des 
»eutsch⸗italienischer Freundschaftsberhältnisses als einer neuen un) 
dauernden Bürgschaftfür die friedlich fortschreitende Entwickelung 
Furopa's aufnchmen. Im Zusammenhang mil dieser Darstellung 
der frieblichen Weltlage thut die Rede auch der Stockung im 
Handel und Verlehr Erwahnung, jedoch nur, um zu erklären, daß 
es leider nicht in der Macht der Regierungen liege, diesem Uebel⸗ 
siand abzuhelfen. Hiermit dürften alle Getüchte, die in den maß⸗ 
gebenden Kreisen eine reactionäre Wirthichaftspolitik ge piant werden 
ließen, ein für alsemal abgethan sein. Zugleich hat der Bundes— 
rath zu etwaigen aus der Mitte des Reichstages hervotgehenden 
chutzzͤllnerischen Anträgen durch diese Erllärung schon im Voraus 
eine ablehnende Stellung genommen. Die Thronrede hebt noq 
besonders d'e Steuervorlagen und die Revision des Strafgesetzbuches 
h rvor. In ersterer Beziehung wird versucht, die Abweisung des 
Gedankens, das Deficit des Reihsshaushaltes —durch Erhöhungder 
Matricularbeiträge zu decken, in folgender Weise zu niotdiren 
„Die verbündeten Regierungen theilen die Ueberzeügung, welch: 
Sie. geehrte Hetren, bei der Berathung des diesjahrigen Etals ge⸗e 
leitet hat. daß eine Steigerung jener Beiträge bermieden werden 
muß.“ Leider ist diese Zeichnung des pom Reichstage eingenom- 
menen Standpunktes nur zur Hälfle richtig; denn die Ansicht det 
Reichstag ging dahin, daß eine Erhöhung der Matricularbeiträge 
vermieden werden müsse, so lange noch die Möglichleit vorliege, die 
absolut nothwendigen Ausgaden durch anderweile zu Geboie stehende 
Mittel zu decken; keineswegs aber dachte man daran, die Erhoͤnung 
der Matricularbeiträge auch dann noch zu vermeiden, wenn daß 
Deficit sonst rur durch Einfühtung neuer Steuern würde gedeckt 
werden können. — Was endlich bie Repision des Strafgesetzbuches 
aulangt, so erllärt die Thronede, daß dieselbe zur Befeitigung 
von Lüchen und Mängeln dienen soll, welche sich bei derpratti— 
schen Haudhabung“ des Strafgesetzbuchs herausgestellt haben. —X 
wollen hoffen, daß der Buadesrath die ihm unlerbreitele Voisag 
lediglich unter dem Gesichtspunkte des praktischen Bedücfnisses prusi. 
Es würde daun die Möglichkeit einer schließlichen Verstandigung 
nicht ausgeschlossen sein. 
Berlin, 27. Oct: Dem Abg. Dr. Laslker wurde heute 
im Namen se'ner Memingen'shen Wähler durch die Abg., vy. 
Forckenbeck, Miquel und Rickert ein prachtvolles silbernes Schreibe 
eug überreicht. Beigefügt war ein Schreiben des Comites deis 
Wähler, in welchem diese ihrem verehrten Abgeordneten ihre Glück 
wvünjche zu seiner Wiederherstellung ausdrüchen und ihn bitten, daß 
Beschenk als ein Zeichen ihrer Anerkennung und Verehrung anzu⸗ 
nehmen. Das Schreibzeug, welches hier in Berlin angeferiigi 
wurde, ist außerordentlich kunstreich und geschmacvoll ausgeführt. 
In der Mitte der Rückwand erhebl sich die Statueite det Gedmnania