St. Ingberker Anzeiger.
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Samstag, den 6. November 1875
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Deutsches RNeich.
München, 3. Nov. Das Kriegsministerium publicirt
eute die k. Verordnung, durch welche zum Vollzug des Reichsae⸗
thes üder die Naturalleiftungen füe die dewaffnete Mocht im Frieden
om 13. Februar 1875 eine umfassende Instruction für das Kö
nigreich Bihern geuchinrgt wurde. — Der k. Staatsregieruug sind,
vie wir vernehmen, in den letzten Wochen zahlreiche Adrefsen mit
er Bitie um Erhallung der Kloöͤster zugekom nen. Diese Adressen
ind fast gleichlautend, und demnach wohl von einem Centralpunkt
zus in's Werk gesetzt worden.
München, 8. Nod. An Stelle der bieherigen Bestimm⸗
ingen über die ReiseEntschädigungen bei Beurlaubung und Verab⸗
cledung der Manuschaften vom 1. Unteroffizier aboarts wird
emnächsi vom strie Sministerium ein neues „Reglement Aber Ver—
Flegung der Rekruten, Reservisten, Invaliden und Landwehrmaänner
ei Einzievungen tesp. Eutlassung u“ ausgegeben werden; ebenso
st der Bekleid:eingseiat für 1876 baldigst zu gewärtigen. Beide
krlsse sind in rechnerischer Beziehung nach der neuen Reichswaͤh⸗
ung verfaßt.
Meünschen, 4. Nov. Die Erzbischoͤe und Bischöfe
Zgeyerns haben sich an den Konig mit einer Vorstellung gewandt,
delche die Verhältnisse der Altlathol.ken, die Beziehungen der
Schule zur Keche und die Erhaltung der Klöͤst er zum Inhall
at.
sich eine Lehre z'ehen, in welcher Umgebung fie nicht nach Spanien
urücklehren sollte für den Fall, daß ihr selbst die Rücktunft ge—
tattet würde.
Vom gestürzten Ei senbahnkönig. F
Es war ein heißer Julitag, da König Wilhelm von Preußen den
weddeutschen Reichstag im Weißen Saale um fich v.rjammelte, um
ihm mitzutheilen, daß Frankreich's Napoleon dem norddeutschen
Bunde den Krieg erklärt habe. Schon lange vor dem feierlichen
Atie hatten sich die Deputirten eingefanden, der Ernst der schweren
Stunde lagerte sich auf allen Gesichtern. Unter den Abgeordneten
var namenlüch Einer, der von den Besuchern der Gallerie schars
n's Auge gefaßt wurde — das war Dr. Bethel Henry Strousberg.
Sein Name war auf aller Welt Lippen und den Leuten so geläu⸗
ig wie der Bismard's. Da ssieht er inmitten einer Gruppe von
Granden des Reiches, darunter Fürst Pleß, der Herzog von Rati⸗
dor und Andere aus altem gräflichen und fürstlichen Hause, eine
niitelgroße, sehr lräftige Geftalt, den Kopf etwas in den breiten
Schullern, die kleinen grauen Augen lauernd hin uͤd her sehend.
Fin wulstiger blonder Schnurrbart verdeckt die Oberlippe, ein lleiner
Ansatz von Bart hängt sich an die Unterlippe. Auf den ersten
Blick erkennt man eine dedentende Intelligenz, eine gestählte Energie.
And nun mußte mun die Leute reden höͤren von Strousberg, dem
„Eisenbahnkönig“, wie vom Grafen Monte-Christo, daß er unge⸗
Frantfurt, 30. Ott. Nach einer Wiener Privatdepesche Jjählie Reichthümer besitze. Man kam unter die Linden, dort lag
er A. Zig.“ wurde in öͤstetreichischen Abgeordneienkreisen ein im Schaufenster bei Eichlet eine Schrist von Ernst Korfi, welche
ontrag vorberetet, des Inhalts, Graf Andrassy möge einen euro⸗ die Biographie des mythischen Millionärs enthielt; man Slieb vor
»aischen Abrüstungscongreß zu Stande briugen. In Oesterreich irgend einem Bilderkastei. eines Phyotographen stehen, und Strous⸗
I neuerdings die Entwaffnungsfrage von verschiedenen Se ten —28 Konterfei blickte Einem enigegen; man trat in eine Kondi⸗
rtert worden. Di sen guten Leuten. ader schlechten Mußfilanten ist storei und nahm ein Journal, „Die Post“ zur Hand — ihr Eigen⸗
m2 juzutrauen, daß sie sich ebenso über d'e Zustandsbedingungen,“ thümer war Strousberg. Auf dem Rennplatze waren Strousberg'a
die uͤber die jeitliche und sachpolitische Schranken hinwegseßen. Pferde das Tagesgespräch; im Thiergarten blieb Alles sofort flehen,
Die besie Aniwort auf derartige wohl emeinte Beftrebungen, de enn Sirousderg, ein ebenso geschidter Wagenlenker als Reiter,
nit dem Scheitel die Sterne derühren, aber nirgends Halt für die Schwimmer, Turner, mit srinem ungatischen Viererzug dorübersaufte.
msicheren Sohlen finder, hat vor kurem der „WMorn'ng Advertiser“ Sptach man von Armenpflege, so wurden die ersten Wohlthater, die
jegeben, als er anlaßlich der Schmerling'schen Rede schrieb: „Die ẽ7delsten der Stadt gering angesehen neben Sirousbera, der zur
iesigen Rüstungen der europdischen Maqchte sind ohne Zweisel ein Zeit der ostpreußischen Hungersnoth ganze Extrazuge an die Stälte
mgeheu es Uebel. Aber so lange die ultramontone Verschwoͤrung des Elendes sendete, im Februar 1869 für 12,000 Thaler. Holz
Jialien und Deutschland m't Revolution und Zerstückelung bedroht an die Armen vertheilen, im Jahre 1870 zaglich 10,000 Suppen
ind danach trochtet, die katholischen Maͤnte, inebesondere Frank ochen ließ. Dennoch meinten seibst seine Irößgten Lobredner, er
ech zu anem großen po, suichen Nieuzzuge gegen sie auszutreiben, hue eben nur „im Großen“ wohl er weise sonst jeden Armen
zle'dt ihnen nichts Anderes übrg, als große Hrere und Flotten urück; es sei ihm nur um Demoastration zu thun. Man lannte
usrechtzuer halten. Und wenn zwei große fesslaäͤndische Mächte, n Berlin nicht blos ihn, sondern auch seine Frau, Miß Mary Ann
pder selrst nur eine Macht, in großem Maßstabe rüsten, müssen Zwann, und sozar die si:ben Kinder, welche Miß Mary ihrem
)eren Nachbarn schlechterdines dasselde thun, um für den Ausbruch Nanne in den fünfundzwanzig Jahren ihrer Ehe geschentt hatte.
eines Krieges deten zu sein, der auch sie in seinen Strudel binein⸗ Strousberg ward gepriesen in Wort und Schrift; feile Federn
iehen lann.“ erglichen ihn mit dem edlen Kaufmann von Venedig, und einer
Ausland. seiner Lobredner meinte, daß Berihold Auerbach — Riemand war
Paris, 3. Dov. De Einweihung des Denkmols für die entfernter davon — in seinem „Landhaus am Rhein“ auf Strous⸗
ꝛei Mars la Tour im letzten deutsch franz, Kriege gefallenen Sol- jerg die Worte gemünzt: „Viel Geld erwerben ist eine Art
haten sand ohne besondere Feierlichteit, doch unter g:oßem Zuflusse Tapferkeit, Geld bewahren erfordert eine gewisse Weisheit, und
»on Menschen suttt. Rach dem kirchlchen Dienst hielt der Prasect Geld saön ausgeben ist eine Kuast.“
ite Rede, in welcher er meinte, die Geschichie werde über die Ver⸗ Deunoch zuctte man in der ‚soliden Kaufmannschaft Berlins
iwortlichteit sur d'e Urheberschaft des Kreeges zwischen 2 Völkern, die Achseln, sobald von Strousberg die Rede war, und skocking
ni siuher durch achwng und Reigung verbuͤnden waärtn, entschei- war ein oft gebrauch es Woit.Als der Krieg von 1870 4us—.
»en. Der Prafelt wiederholt ferner die friedfertigen Auslassungen, die brach, verbeeitete sich das Gerücht, Strousbe-g's Kredit sei wankend,
cissey nach den Herbstmanobern geihan hat.. (K. 3.) und nur seine hohen Verbündeten hätten ihn gehalten, um jede
Madreid, 26. Oct. Dem „Diar'o Espanol“ zufolge ist Katostrophe auf dem Berliner Platze hintanzuhalten. Es war nicht
Senor Marfori, weiland früherer Colonial ˖Mipistet“, am 23. d. bloz Neid'unter den, Geldmenschen,“ daß Baruch Hirsch Strousberg
a Maͤdrid verhastet worden und auf Vefehl der Regierung nach aus Neidenburg in Ostpreußen es so herrlich weit gebracht; es war
Ladiz gebracht worden, wo er nach irgend einem fremden Hafen »Relmehr das Bedenken, daß man so gar nichts von seiner Vergan⸗
nzeschffr werden soll. Es wird dies der berüchtigte frühere Ge⸗ jenheit gewußt, das de Kaufmannswelt so mißtrauisch gegen ihn
erat⸗ Intendant des königlichen Hauses unter Isabella stin, Don nachte. Er dam wie das MPräd ven aus der Fremde; man wußte
Farlos Marfsoti, Marqus de Loja; denn dieser war im Jahzre richt woher. Aus Baruch Hirsch war Barihel Heinrich, endlich ein
867 Minisier der Coionien. Ober wohl schon nach Madrtid Bethel Heuth geworden. Er selbst ließ durch Lohnschreiber endlich
ereist war, um Quartier füt seine lonigliche Gebieterin zu machen J idec sig verlausen, daß er 1835, zwoͤlfjahrig, seinen Valer ver⸗
lus seiner Abfassang und Ausweisunzg lönnte die Königin-Mutter oren, auf eingem mit Delkuchen befrachteten Schiffe von Pillau nach