Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberter Anzeiger. 
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Der Sti. Fa berrer Anzeigee (und das mit dem Hauptblatte verbundent Uaterhaltuagsblatt, mit der Vienttagb⸗, Don neratagst⸗ and Sountag 
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1 Mark 20 R.Pfz. Anzeigen nerden mit 4 Krir. die dreipaltige Zeile Blattichrift guer detren KRaumt bere Anet. 
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4178 Donnere⸗ 1875 
Deutsches Neich. 
Aus München, 7. Nov. Zu Ehren des gestern hier ein⸗ 
getroffenen Kronprinzen von Oesterreich findet heute Nachmiltags 
dei Sr. Maj. dem König Familientafel siatt. Eine königl. Ver⸗ 
ordnung führt im mititärdienstlichen schriftlichen Verkehr sehr wesent⸗ 
liche Vereinfawungen ein; dieselbe wird demnächt publicirt werden. 
Berlin. 9. Nov. Der Kaiser sprach gesitern dem Präsidium 
des Reichstags die Zuversicht aus, daß der Friede troß der 
Schw'erigle ten der Frage im Orient erhalten bleiben werde. Die 
„Germania? veröffentlicht eine Erllärung des „Centrums,“ dahin 
tautend, daß man über die Belegung des kirchenpolinischen Con⸗ 
— mit andern Faltoren als den Centrumsfraktion verhardeln 
müsse. 
Berlhia. 9. Nov. Der Bundesrath hat den Zuschuß von 
400,000 Mark für die Unipersität Stroßburgs genehmigt. 
Berlin, 9. Nov. Die ‚Börsenz.“ erfährt, daß der Plan 
der Erwerbung sfämmtlicher deutscher Eisenbapnen derch das Reich 
in Folge der im preißischen Handelsministerium und Reichskanzler⸗ 
amt gepflogenen Berathungen feste Gestalt zu gewinnen beginne 
Fürit Bismarck habe Weisung gegeben, der Frage vom Standpunkte 
Preußens wie des Reiches näher zu treten; dadurch seien Erör⸗ 
derungen veranlaßt, die den Entschluße direct mit der Sache vor⸗ 
zugehen, herbeigeführt hätten. Selbstderständlich seien über das 
Wie der Ausführung noch keine bestimmten Beschlüsse gefaßt. (Sie 
werden auch schwer zu fassen sein; die Sache hat ihre Haken). 
Der Kaiser hat am 7. ds. die drei Präsidenten des 
Reichstages in längerer Audienz empfangen. Der Kaisfer sprach, 
vie man hoͤrt, sein Bedauern aus, daß er verhindert gewesen, den 
Reichstog persönlich zu empfangen, und nahm Anlaß, üdecr den 
Stand der Reichstagsarbeiten sich auszusprechen. 
Ausland. I 
Aus Madrid, 7. Novb., wird gemeldet, Marfori sei nach 
den Philippinen verbannt urd gegen die Exlkdnigin Isabella sa ein 
förmlicher Verbannungsbefehl erlassen. 
Bombay, 8. Nov. Der Prinz von Wales ist heute Nach 
mitiag um 4 Uhr gelundet. Er wurde von den Spitzen der Be— 
hörden und gegen 70 indischen Fursten und Häuptern indischer 
Stämme empfangen und unter freudigen Kundgebungen der Kopf 
an Kopf gedrängten Vollsmenge nach der Residenz des Gouver 
neurs geleitet. 
Bermischtes. 
— . St. Ingbert. Die hiesige k. Lateinschule wird im 
laufenden Studienjahr von 58 Schülern besucht, worunter sich 21 
neu aufgenommene definden. Der Confession nach vertheilen sie 
sich in 36 Katholiken, 17 Protestanten. 2 Mennoniten und 3 
Israeliten. Von den Schülern, welche im verflossenen Semester 
die Anstalt absolvirten, befinden sich 2 im Gymnasium, die 3 
übrigen, die ibre Studien nicht weiter fortsetzen wollten, haben sich 
andern Berufszweigen zugewendet. 
[.) St. Ingbert, 10. Nov. Wie man hoͤrt ist Herr 
—X 
ernannt. 
— Vorgestern in der Frühe hat sich in der Nachbargemeinde 
Rohrb ach ein bedauerlicher Unglüdsfall ereignet, indem ein 
2 Jahre altes Kind aus der Wiege fiel und das Genick brach. 
Als die in dem Stalle beschäftigte Mutter in die Stube zurückkam. 
fand sie ihr Kind als Leiche vor. 
Die Erdffnung der Bahnlienien zZweibrücken-Tandau 
und Biebemühle-Pirmafens ist jetzt definitiv auf 
Samstag den 20. November festgesetzt. 
Zaiserslautern, 9. Nov. Der Vorstand der hie⸗ 
—* Bahnhof⸗Güterexpedition Butry hat sich heute Vormittag er⸗ 
chossen. 
Aus Neustadit, 7. Nov., wird berichtet: Auf dem hie—⸗ 
igen Bahnhofe wurde heute Abend ein Taschendieb auf frischer 
That ertappt und von einem Reisenden, mit dessen Uhr derselbe 
telanntsch st zu machen sfuchte, gehörig durchgehauen. Leiderge⸗ 
ang es uicht, ihn festzuhalten; er enkum vielmehr in dem aaf dem 
Zahnhofe herrschenden Gedränge. 
f Dürkheim. Der Veschiuß des Stadtraths, zur Er⸗ 
auung eines Shulhauses 60,000 fl. auszunehmen, wurde von der 
Bürgerversammlung genehmigt. 
f Man meldet aus Lanmdau, 8. Nov. In Folge von 
Ecdrutschungen am Kiefer'schen Bauplatze in der Westbahnstraße er⸗ 
olgte in der Nacht vom Samstag auf Sonntag Fein Bruch der 
dauptgasröhre. Das Quantum des ausgestroͤmten Gases wird auf 
irca 20,000 Cubitfuß geschätzt. 
f Wie das ‚N. W.“ meldet, wurde beim Bahnhofe Schiffer⸗ 
dadt ein 70jähriger Mann durch den Nachmitlags um L/2 Uhr 
zon Speier abgehenden Zug überfahren. Der Ungläckliche starb 
ach 2 Stunden. 
f Von der Nahe, 8. Nov. schreibt man: Ueberall sieht man 
rohe Gesichter; denn einstimmig erklären alle Weindergbesitzer, sie 
jätten weit mehr erzielt, als sie erwartet oder ‚geschätzt“ hatten, 
vie man sich ausdrückt. Noch vergnügter wäre man, wenn man 
auch ebenso hohe Preise erzielte, wie in früheren Jahten. Das 
sttsaber bei dem flarken Angebot nicht moͤglich. 
F Ein Gewerbsmann in Karlsruhe will nun endlich das per⸗ 
detuum mobile erfunden haben; eine Nachricht, die jedenfalls eini⸗ 
gem Zweifel begegnen wird. 
FBerlin. Graf Har y Arnim hat sich am 6. d. zur 
Verbüßung seiner 9monatlichen Gefängnißrafe schriftlich angemeldet. 
Lerzt!iche Atleste besagen indeß, er sei nicht transpottfähig. 
f (Belohnte Reichsunlteue. Die ,Würzburger Presse“ macht 
darauf aufmertsam, daß das Mitglied der Bayerischen Kammer, 
Bezirksgerichtsrath Schels, nachdem die deutschen Heere Patis erobert 
atten, die Aeußerung gethan, es wäre ihm lieber, die französischen 
Fahnen wehten in Berlin. Die Mitglieder des Centrums des 
Berliner Reichstages haben nun unser Kriegsministerium ersucht, 
die in dessen Besitz befindlichen französischen Fohnen an einem Tage 
der nächsten Woche auf freiem Felde auszustellen. Hierzu soll dann 
derr Schels eingeladen werden. der sich gewtiß sehr freuen wird, 
einen Wunsch in Erfüllung gehen und die französischen Fahnen in 
Berlin wehen zu sehen. 
Pauline Lucca verletzte sich in Folge eines Skurzes aus 
dem Wagen so schwer, daß sie voraussihtlich lange Zeit in Zurich 
bleiben muß. Sie wollte in diesen Tagen zum Gastspiel nach 
Brussel. 
fHamburq, 6. Nov. Die chemische Fabrik von Hasperg 
aund Schäfer ist gestern in die Luft geflogen. Mehrere Menschen 
sollen verunglückt sein. 
F Das engliche Blatt Daily Telegraph“ hat mit der fran⸗ 
zösischen Telegraphenverwaltung einen Vertrag adgeschlossen, wonach 
ihr ein eigener Draht von Par « nach London überlassen wird, 
wofür das Blatt 50,000 Fe. zahlt. Die „Times“ mußte dor eini⸗ 
gen Jahren füuͤr dieselbe Vergünstigung 70,000 Fr. zahlen. 
F Newyork, 9. November. Der Dampfer „Pacific“ von 
Bictoria in Britisch- Columbien hat auf der Fahrt nach San Fran⸗ 
risco dei deim Cap Flattory Schiffbruch gelitten. Von 110 Passa⸗ 
zieren und 50 Mann Schiffmannschaft ist nur eine einz'ge Perion 
gerettet. 
f Der „Times“ wird von ihrem Korrespondenten in Phila⸗ 
delphia geschtieben: „Die Kabelnachricht, daß der deutsche Kron⸗ 
prinz wahrscheinlich die Weltausstellung besuchen wird, verursacht 
hier eine freudige Aufregung. Die Deutschen, die einen so großen 
Theil unserer Bevdlkerung bdilden, würden ihn mit Enthusiasmus 
»ewillkommnen, und sie versprechen „unserm Fritz“ einen Empfang, 
der alles Derartige, was vorher hier gesehen worden, in den Schat⸗ 
sen tellen wird. Kein ausländischer Prinz hat mehr Bewunderer 
m Umerika als er.