Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöͤcentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei« 
lage), erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnement opreis beträgt vierteljährlich 
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334. i Dienstag. den 29. Februar 1876. 
großmüthig verzichte, da das Glück des spanischen Volkes sein 
einziger Wunsch je'. 
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Deutsches Reich. 
München, 25. Febr. Ueber den Stand der Eisenbahn⸗ 
schuld eihalten wir durch den Bericht, welchen Reichsrath Frhr. 
y. Schenk als Comm'ssär bei der Staatsschulden-Tilgungscommission 
ben erstattet hat, rähere Angaben. Darnach hat diese Schu!d 
Ende 1875 betragen: 324 915,800 fl. und datte sich im Laufe 
des Jahres um 159,994,600 fl. vermehrt. Diefe außergewöhn⸗ 
liche Erhöhung der Eisenbahnschuld ist zum größten Theile durch 
Erwerbung der Ostbahnen veranlaßt, indem zur Einlöseng der 
Actien derselben bis zum Schluß des Jahres für 289,705,700 fl. 
40100 Martobligationen ausgegeben worden sind und nebstdem eine 
Prioritätsschuld von 23,440,000 fl. übernommen worden war. 
Das finanzielle Ecgebniß des Ankaufes der Ostbahnen läßt sich, 
demerlt der Berichterstatter, zur Zeit noch nicht feststellen, da noch 
nicht alle Actien zur Einlösung gelangt sind; indessen wurden doch 
dis Ende Januar d. J. bereits 396, 033 derselben gegen 187,8837 
Stück Markobligationen mit einem Capitalwerthe vou 158,413, 200 
Mark ausgetauscht und bleiben nur mebr 3967, Actien einzuliefern. 
(Pi. K.) *2 
München, 28. Febr. Eine Kriegeministerialentschließung 
xdnet bezüglich der Einstellung von Officirrs⸗⸗Adspicanten und 
Finjährig-Freiwilligen folgendes an: 1. Bei der Eisendahnkompagnie 
sind für die Folge weder Offiziees-Ads piranten voch Einjährig 
Freiwillige einzustellen; 2. bei den Trainbataislons sind a. hald⸗ 
jährig mit der Woffe dienende Mediziner nicht mehr anzunehmen; 
d. Einjährig-Freiwillige nach Maßgabe des Mobilmachungsbedarfes 
in Offizieren für die Sanitäts-Formationen zeitweise den Sani— 
äts-⸗Kompagnien zuzuweisen. 
München, 26. Febr. Vom 1. k. Mts. sind nachsteh ende 
dayerische Officiere zu e nem Lehrkurse in der Ariillerie-Schießschule 
nach Berlin kommandirt: Hauptmann A. Fahrmbacher des 3. 
Artillerie. Regiments für die 1., Hauptmann J. Metz des 4. Ar⸗ 
lillerie⸗ Regiments für die 2. Feld-Art.-Brigade, dann Hauptmann 
st. von Ruedorffer des 1. Fuß⸗rt. Rei. für die Fußz Artillerie⸗ 
Brigade. 
Munchen, 26. Febt. Gestern hat der Finanzausschaß, in⸗ 
)»em der Vorsitzende Freitag den Ausschlag gab, den Regierungs— 
untrag auf eine Theuerungszulage von 210 Mark für jeden Beam- 
len im Dienst abgelehnt, dage jen die Umrechnung des Gehaltgub- 
dens in 180 Pjf. beschlossen und dadurch einer bedingten fünfpro— 
rentigen Gehaltserhöhung pragmatischen Charakter verliehen. 
Vermischtes. 
4J Kaiserslautern, 285. Fesr. (Pf. V.) In dem seit 
vielen Jahren zwischen der Stadt Kaiserslauiern als Klägerin und 
dem tönigl. Rerar als Beklagten anhängigen Entschädigungeprozesse 
wurde durch das Bez'rlsgericht dahier unierm Gestrigen das Ent— 
ariheil verkündet und das königliche Aerar, unter Abweisung des 
lägerischen Mehrbegehrens, verurtheilt, der Siadt Kaiserslautern 
aus Entschädigung für die stattgehabte Beeinträchtigung ihrer Holz⸗ 
verechtigung im Stift swalde folgende Entschädiguncsbeträge mit 
Zinfen zu 5 Proz. zu bezahlen: für das Jahr 1834: 236 fl. 
16 kc. mit Zinsen vom 1. Jan. 1835 an, sür das Jahr 1835: 
350 fll. 38 kr. mit Zinsen vom 1. Jan. 1836 an, und so fort 
bis zum Jahre 1872, so daß der Stadt hiernach eine Gefammt⸗ 
entshädigung an Kapital von etwa 20,500 fl. zugesprochen warde, 
velcher Bettag sich mit den Zinsen auf eiwa 40 000 fl. erhobhen 
vird. Von den Prozeßlosten, soweit über solche noch nicht ent⸗ 
chieden ist, wurde der Stadt und dem Aerar ?s zur Last gelegt. 
F Kaiserslautern. Vom Landzericht wurde neulich ein 
Metzaer zu 8 M. Geldstrafe verurtheilt, meil er einer Magd, die 
in Pfund Rindfleisch holte, einen Kalbsknochen von 100 Gramm 
als Zuwage gegeben hatte, während nahh ortspolieilicher Vorschrift 
die Zuwage nicht mehr als ein üchlel betragen darf und von der⸗ 
ielben Fleischgattung sein muß. — Mehrere Butterverkäuferinnen 
vurden vom Landgericht zu je 8 M. Geld strafe verurtheilt, weil 
fie auf dem Wochenmarkt zu leichte Butler feilzehalten hatten; die 
Buster wurde zugleich confiseirt. 
F Folgenden Jagd⸗Unfall erzählt Progres: Einige Jaͤger 
yon Thann und Ober-Burbach veraustalteten dieser Tage eine 
Hetziagd auf Wildschweine. Ein älteres Exemplar derselben wurde 
ducch eine Kugel verwundet. Einer der Hetzer, ein junger kräf⸗ 
eiger Holzhauer, glaubte das Thier sei stacker verwundet als es 
wirklich war, und näherte sich demselben mit einet Axt in der 
Hand, um ihm den Garaus zu machen. Aber er hatte sich fataul 
detrechnet. Ein verzweifelter Kampf erfolgte. Dec Holzhauer 
vurde umgeworfen und lag wie todt auf dem Boden. Hierauf 
entfernte sich das Thier einige Schritte. Als ea aber sein Opfer 
eine Bewegung machen sah, stürzte es neuerdings auf dasselbe und 
riß ihm mit seinen Hauern das eine Bein von unten bis oben 
auf. Mittlerweile waren die Jäger hertdeigesprungen und hatten 
dem Thiere mehrete Kugeln in den Leib gejagt; aber es ergab 
ich noch nicht und die Holzhauer mußten es mit Axthieben ün—⸗ 
chädlich machen. Der Verletzte etlag am nächsten Morgen seinen 
Bunden, er war seit einigen Monaten verheirathet. 
Meß, 25. Febr. In einem Hause der Benedictinerstraße 
rhängte sich gestern ein gewisser Raguet Die Motive des Selbst⸗ 
nordes sind unbekannt; Nahruagssotgen können es nicht gewesen 
ein. denn der Verlebse war reich, war Eigenthümer von eiwa 20 
Häusern in hresiger Stadt und nehbenbei als Geizhals bekannt. 
(M. 3.) 
.Nünchen, 25. Febr. In heuliger Sitzung des Cassa- 
ionehofes wurde die Nichtigkeitsbeschwerde ded Fiscus, gegen das 
Apellurtheil, welches die pfälzischen Trubäche als Privatgewässer 
erklärt, verworfen. 
fAnsbach. Das hiefige Schwurgericht hat den Redacteur 
des „Rürnb.⸗ Fürther Sozialdemokraten“ Herrn Jul. Baumann, 
vegen Beleidigung des Königs von Bayern, sowie des Richterstandes 
und der Staatsanwälte in contumaciam zu 6 Monat Bifängniß 
verurtheilt. 
f Von der Ruhr, 20. Febr. Vor Kurzem bot sich den 
Bewohnern der hieigen Gegend ein eißgenthümliches Schau'piel. 
Iuf der Landtraße von Weter ühr Heerdecke nach Kabel bewegte 
ich ein schwerer, mit ca. 10 Pferden bejpaunler Frachtwagen, auf 
)em sich ein colossaler Dampftefsel befand, und hat vw 436 
Rusland. 
Paris, 26. Febt. Das „dournal offiziel“ veröffenllicht 
»as zwischen Frankteich, Belgien, Griechenland, Italien und der 
Schwezz, den Ländern der fogenannten Lateinischen Münzunion, zu 
Paris unter dem 3. Februar d. J. vereinbatte Protokoll, in wel— 
vem die genannten Regierungen verabreden, im Jahre 1876 Fünf— 
irankenstücke nur im Gesammtbetrage von hösbstens 120 Millionen 
Francs zu prägen, wodon auf Belgien 10,800,000, auf Frank⸗ 
reich 54 Willionen, auf Italien 86 Millionen, auf die Schweiz 
7,200,000 und auf Griechenland für dieses Jaht ausnahmsweise 
behufs Einlösung älterer Munzen, 12 Miill'daen Francs entfal⸗ 
len sollen. 
Madrid, 26. Febr. Es wird amtlich gemeldet: Acht Ba— 
aillone Carlisten haben, nach mehrfachen blutigen Gefechten, sich 
geweigert, auf die königlichen Truppen zu feuern. Nach einet 
Debesche des Generals Martinez Campos haben 9 Bataillone cat— 
listische Truppen unweit Pampelona sich ergeben. Aus Tolosa vom 
25. wird gleichfalls gemeldet, daß die Carlisten zu Taufenden ibre 
Unterwerfung anbielen. 
WMadrid, 27. Febr. Koͤnig Alphons ist in Beasain (Gui⸗ 
duzcoa) angekommen, wird demnächst noch mehrere Städte befuchen 
am die Truppen zu mustern und sodann nach Madrid zurückehren 
don Carlos hat die französische Grenze überschritlen und ein Bani— 
est erlassen, worin er erklärt, daß er auf die Kiose Socnens