Full text: St. Ingberter Anzeiger

war. Dies war auh der Grund, weßhalb er vielfacht Zurüchjeß 
ung erfuhr und iosbesondere troß einer Lojährigen treuen Amis— 
thaligkeit die Sielle seines Vaters bei dessen Abgang nicht erhielt 
Inzwischen hbatte er bei 180 Thaler Gehalt die Kuhnheit gehabt, 
Familienvater zu werden, und wenn er auch durch Ertheilen von 
Hrivatstunden seinen gedrückten Verhältnissen aufzuhelfen suchte, so 
lam er doch nicht aus schwerer Noth und Sorge heraus. So sah 
er sich denn nach anderen Erwerbsquellen um. Zuerst wollte er 
Lanoschaftamaler werden, wozu er ia der That ein hübsches Ta⸗ 
lent besaß, aber nach einiger Zeit vertausvte er den Pinsel mit 
der Feder, um mit Worten das Leben der Menschen eben so treu 
als warm zu malen. 1829 rwat er mit seiner ersten Schrift, der 
jeht im Buchhandel gänzlich vergriffenen Erzählung „Das Pome⸗ 
ranzenbäumchen“ herbor; zwar erh eit er für dieselbe bei 26 Bogen 
Manuscript nur 12 Thaler Honorar, doch sollte des Bäumchen 
mit der Zeit in mehr als einer Beziehung reiche Frucht tragen. 
Von seinen zum Theil fast in alle Culturiprachen üdersetzten Gr⸗ 
zablungen für die Jugend“ sind 120 Bandchen erschienen und von 
jeinem Vollkskalender liegen 26 Jahrgänge vor. Einfachheit und 
Natürlichkeit dilden das Charalterist sche seiner Schriften, in denen 
er es zugleich trefflich verstanden hat, undermertt auf daß Gemüth 
und die Moral einzuwirken. So fleißig Nicritzz auch das wichtige 
Feld der Jugendichriftstellerei bbrute, so b'ieb er doch lange Johre 
duch als Jugend- und Vollsbildrer in der Schule thäntn. Hier 
war er schließlich zum Direltor einer Bejirkas hule in Dresden 
aufgerückt, als welcher er erst nach einer im Ganzen 40 jährigen 
Lehrzeit mit einer außerordentlichen“ Pension von 200 Thlr. in 
Ruhestand trat. Nicht geringere Achtung und Liebe als durch 
seine pädagogische Thätigkeit hatte sich übrigens der Verstorbene alt 
Mensch in seinem Privatleben erworben. Hiervon zuzleih legte 
bie am 2. März 1872 abgehaltene Feter jeines 40 jährigen Schrift⸗ 
steller ⸗ Jubiläums ein glänzendee Zeugniß ab. Ebenso erhielt er 
gelegennlich seines 80. Geburtstages (2. Juli 1875) aus nah und 
sern zahlreiche Beweise inniger Verehrung. So war wenigstens 
der Abend seines sorgen; und kaͤmpfereichen, arbeits⸗ und mühevol⸗ 
len Lebens schön und beglückend. Eine Autobiographie des nun 
sur ewigen Rohe eingegangenen alten treuen Freundes der Kinder⸗ 
welt enthält das erste Bändchen seiner bei Risch in Stuttgart er⸗ 
scheinenden „Ausgewählten Erzählungen.“ 
pReue Straßenlokomotive. Mit dieser Erfindung 
des Ingenieurs A. Kobl in Kopenhagen sind neuerlich Versuche 
angestelli worden, worüber die Berichte dußerst günstig lauten. Die 
doiomotive läßt weder Dampf, noch sichtbaren Rauch entweichen 
macht wenig Geräusch, braucht zur Bedienung nur einen Mann 
— — 20 aubit 
suh Condensationswasser (Maße und Gewichte englisch), wiegt etwa 
z Tonnen, überwindet Steigungen von 1: 20, mit Leichtigkeit 
folche von 1: 50, ziebt eine Last von 10 Tonnen mit einer Ge⸗ 
—X faäͤhrt Curven von 
35 Fuß Radius. 
F'Ninzza, 19. Febr. Ein entseßliches Drama spielte vor 
einigen Tagen in Mongco. Ein desertirter Soldat faßt, dom 
Hunger gettieben, den Plan, in eine undewohnte Hütte durd den 
Schornstein einzusteigen, jedenfalls in der Hoffnung, dort Lebens 
Fincl zu finden. Oben im Schornstein blieb er jedod ploͤßlich 
wischen den in den Mauern eingefügten Eisenklammern hangen 
uind konnte sich weder vor⸗ noch rückvarts bewegen. Drei oder 
vier Tage hindurch hörte man in Monaco die Verzweiflungsrufe 
des Unglücki'chen. Aber die Hülte befand sich auf dem Gipfel 
des Bergee, ungefähr 600 Meler über Monaco und man konnte 
sich diesen ungewöbnlichen Larm gar nicht erklären. Ungefähr 8 
Tage spater desuchte der Eigenthümer des Hüttchens seine Woh⸗ 
nung und bemerkie mit Schrecden, daß in seinem Schornstein ein 
deichnam hing. Der Unglückliche hatte buchstäblich seinen linken 
Atm verzehtt und bei seinen Befreiungsberjuchen sich die Zähne 
an der Mauer zerbrochen. 
4 Ein Ehepaar fuhr mit seiner 8jahrigen Tochter vorigen 
Zonnabend von Munlacz nach R⸗Almas, um dort Verwandte zu 
hbesuchen. Sie waren schon nicht mehr weit vom Dorfe, als die 
Pierde plötzlich die Ohren spitzen, zu schaauben und sich zu bäumen 
infingen. Die im Wagen Sitzenden sollten nicht lange über die 
Ursache davon im Zweifel bleiben. Acht Woͤlfe wurden seitwärts 
zon der Straße sichtbar, welche gegen den Wagen herangeranni 
amen. Ein Entrinnen war nicht möglich, denn die Pferde blieben 
v'ötzlich wie festgebannt stehen und rühhrten keinen Fuß, so sehr 
zuch der Kutscher in sie hineinhieb. Die Wölfe hatten dald den 
Wagen erreicht, dessen Insassen alle vom Schreck gelähmt waren. 
Nur der Kutscher verlor die Geisteggegenwact nicht. Er durch⸗ 
chnitt mit seinem Taschenmesser die Stränge des einen Pferdes, 
chwang sich auf seinen Ruden und spornte es mit Messerstichen an. 
daut aufwiehernd jagte das Roß in rasendem Galopp mit seinem 
seiter davon, ohne von den Wölfen verfolat zu werden, die über 
as andece Pfeid und die unglückliche Familie herfielen. Als nach 
»inigen Stunden der Kutscher mit bewaffneten Dorflenten an die 
Stelle zurückehrte, fanden sie nur mehr noch die schredlich ver— 
dümmelten Leichen. 
New-York, 28. Febr. Der deutsche Dampfer „Pom— 
merania“ bege nete am 8. Febt. auf offenem Meere einem großen 
Dampfer, dir in hellen Flammen stand. Rettung wat unmöglich. 
auch der Name des Schiffes nicht zu erkennen. 
Der Congreß der Vereinigten Staaten don Nordamerika 
hat für die Ausstellung in Philadelphia 1,800,000 Dollars 
dewilligt. 
— 
Gemeinnütziges. 
7 (Salicylsäure ·Loͤsung zur Vertilgung des Schimmels auf 
euchten Tapetenwänden.) Man löse Salichlsäure in Spiritnt 
1:4) auf und betupfe mittelst eines kleinen Badeschwammes die 
srün⸗weißen Schimmelflächen, welche dadurch derschwinden. Die 
üUnwendung dieses Mittels empfithlt sich insbesoudere dort, wo zur 
Winterzeit in einem ugheizbaren Raume der Schimmel vertilg 
werden soll. 
Fur die Redaction veraniwortlich: F. A. Demeß. 
s PpodMchcæccÄ,XÄôãOôÄäÄÑôOs-M¶ud 
— — 
Bekanntmachung. 
Am Mittwoch, den 15. Marz 
nächsthin, Nachmittagss um 8 
Uhr im Stadthause zu St. 
Ingbert werden die Feldjag— 
den auf den Gemarkungen von 
St. Ingbert und Hassel auf 
b Jahre verpuchtet. 
StIngbert, 28. Febr. 1876. 
Das Bürgermeisteramt. 
Ciuster. 
Jagdverpachtung. 
Samstag, den 11. März 
nächsthin, Nachmittags 1 Uhr, 
im Schulhause zu Wittersheim. 
wird die Feld⸗ und Watdiagd 
auf den Bännen van Bebelsheim. 
Habtirchen und Witters heim auf 
nen weitern Gjährigen Bestand 
zffentlich vetpachtet werden. 
Bebelsheim, 29. Febr. 1876. 
Das Bürgermeisteramt: 
Woerber 
— ð 
Zu verkaufen: 
kiefern Bauholz Zaun⸗ 
ird Baumpfä hle fichten 
Rund- Leiter- und Wi es 
bäume bei 
Louis Höh. 
Breitermühle bei RNiederwürzbach. 
Rechnungen 
vorräthig 
in“s, 4 und 5 Bogen, 
Briefpapier 
mit Firma bedruckt, 
Ad re AS--VIAt., 
VerlobungskKarten 
und 
EBrie se, 
Wein⸗ 
und Waarenetiquetts 
werden billigst angefertigt in 
der Buch- und Steindru⸗ 
kerei von 
J. J. Demetz. 
— 9 be * 
* 828 832 352325 
2282335 323335 
23*7* 22235735 
* 55 
232232*53222 155 — 2 
Z 
8 2* 533335 
583 775 
333 80 255ur* 
NBa 2—358377 * 
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J 
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7 —18 
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Fruchts und Brodpreise der 
Etadt Zweibrücken vom 2. 
März. We'zen 10,24 Mark. 
Koern 7,76 M. Hafer 8,03 
M. Weißbrod 19 Ko. 50 Pf. 
3 LKo. Kornbrod 66 Pf. 
I— 
ru lc furter Rörae 
vom 29 Pehruar 1876. 
— — — — Sãα 
—XXXX M. Ffo 
istolen, doppelte.. 1650 6. 
istolen..1633 6. 
Sollän. 10.f. Stucte. 1665 6. 
—XE 
20. Prankenstücke.. 1626- 86 
Inglische Sovereigns. 20 40-45 
Zussische Imperiais 1667-79 
Dollars in Goläa.. 1416-1* 
IAũnee Ie von . x. Temeß in St. Ingbert