Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2Z mal wöochcatlich) mit dem Hiuptblatte verbundene Unlerhaltunasblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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*4 4. Samstag. den 8S. Januar I — 1876 
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Deutsches Reich. 
Münten, 4. Jan. Se. Maj. der Köonig hdat bei dem 
Johreewechier dem deurfchen Kaiser seine herzlichen Glückwünsche 
ansdrücken lassen. Nach einem Telegramme eies Wiener Blaitez 
»t das Gleiche „auch heuer“ gegenübee dem Fürsten Bismarck der 
Fall gewesen. 
München, 4. Jan. Die Staats ninisterium der Finan⸗ 
jen hält für erforderlich, daran zu erinnera, daß sämmtliche Fi⸗ 
aanzbehörden die eingegangenen bayerischen ste issenanweisungen, 
owie die 100 fl. Noten der bayerischen Hypotheken nund Wechsel 
zank nicht mehr berautgaben, v elmeht einliefern müssen. Diese 
krinnernug soll sehr nothwendig gewesen se'n. 
Berlin. 5. Jan. Die „Provincial ˖ Corre'pondenz“ meldet: 
Der preußische Landtag wird zum 15. Jan.. spne ters zum 16. 
Januar Vormittags einberufen uad wird ihn alsbar der Haus⸗ 
jalteetat vorgelegs weeden. Den am 189. Januar wieder zusam⸗ 
mentretenden Reichstag wird der Landtag spttestens Mitle Febrnar 
viedet abldsen. Die Berathung der großen Reichs · Just zgejsetze 
zürfle kaum vor dem Herbste statifinden können. 
Der Kaiser hat bei der Neusahrsgratulation wiede holt Ge⸗ 
e enheit genommen, seiner Fraufe darüber Ausdruck zu geben, 
»aß die politische Lage eine Friedeusdauer bürge. Diese Ver⸗ 
icheruazen von maß geben ser Stelle aus find mit um so groͤßerer 
Senugthuung aufzu sehmen, als die Entwicklung der Dinge im 
Osen Europa's nachgerade eine bedenkliche Wendung anzunehmen 
den inn. Bei dem Empfang des diplomatischen Korps, als dessen 
Doyen der englische Boischafter, Graf Russel fungirte, blieb die 
ußerordentliche Freundlichteit nicht unbemertt, welche der Karser 
Jorzugswe:se dem Botschafier der französischen Rpiblit, Grafen 
. Gontant-Biron gesenuͤber an den Tag legte. 
Die vom Cultaminister berufene Coufecenz von Fach nännern 
ur Fesistellung der deutschen Re bischreibung hat gleichfalls heute 
hren Anfang aenommen. Den Vorsitz fürrt der Geh. Keg.⸗Nalh 
Or. Bonitz. Als Grundlage der Berethung d'ent eine von dem 
Brosessoe von Raumer vorgelegte Denkschtift. Wie es scheint, 
verd die Confetenz das phonetifhe System anzehmen. Diee Be—⸗ 
'athungen dürften einige Wochen währen. — Im Minisletium 
es Innern baden die Brratdungen übec dun Entwarf der dem 
andtage zu uunterbreite den Staädie Ordrung berets begonnen. 
Nan scheint zu beabsichtigen, nach Feststellung des Entwurfes zu 
essen weiteren Beraihungen Vertrauensmänner, welche in großen 
dadtischen Verwalturgen thatig sind, heranzuziehen. 
Ausland. 
Varis. 4. Jan. Gamdetta wird scine Cand datur für 
»ie Deputirtenkammer in Paris, Lyon, Marseille, Lill⸗ und 
Bordeaur stellen, um d'esen groß⸗n Stadten Gelegenheit zu ge⸗ 
vahren, üder seine Politik der Vergleichung gegenüber der intraͤn⸗ 
igenten Potitik der Raditalen ihr Urtheil abzugeben. 
Philadelphla,l. Jan. Un Mitternacht wurde hier 
nas Jubeljahe durq 100,000 Personen, wel de sid in der Nahe 
er, Independence Halle“* vriamm'it hattken empfangen. Der 
Wayor, Stokley, zoz die Ceutennialfahne auf', welche ge ia: der⸗ 
en'gen gleicht, die Washington im Jahre 1776 auf der Indepen⸗ 
ꝛen e Hall aufheßte. Als die Flagge die Flaggeuspitze erreihie, 
vurde dies⸗lbe dirh Ca cium⸗Licht erieuchtet mid unter stürmischem 
Zeifall schlug die Uhr 12. vVDan läuteten alle Glocken in der 
Stadt wahrend der noͤhsten halben Si ide. Ueberbaupt wurde 
ats Jubeljahr mit Feuerwert Salutsch assen, Schreien und heilloser 
Oufik begrüßt. Aehnliche Mitternachts-Ceremonien, wie in Phila⸗ 
»iphia, sind faft in jeder amerikanischen Stadt begangen worden. 
In Kaiserslautern 
—A 
faund am 4. Jan. eine Vorbe— 
iprehung der dortigen Wahlmänner über die bevorstehende Lad⸗ 
hagewahl statt. Nach eingehender Debatt⸗ folgte schriftliche Db/ 
timmung und erhielt Herr Seminar⸗ Inspector Dr. Andrea Erüh er 
Beear und dann Prof⸗ssor an der Landauer Gewerbschule), 24 
Stimmen. Herr De. Andreä wird sonm der Wahlmänner-Pp— 
jamulung, welche am Tage der Wahl Vormittags 9 Udr ftatifin u 
wird, au Candidat vorgeschlagen werden. 
feKaiserslauteen, 5. Ja. Zur Einführung der Rei 4.- 
vährung. Angesehene hiesize Fermen der Manufacturwaaren-Bran che 
»etoffentlichen eine Erklärung des Inhaltes, daß dieselben bom 
20. d. M. as keinerlei Papiergeld der früh ren Wahrung mehr 
in Zahlung nehmen und ebenso die Anrnahme der Coupone jeglicher 
Art verweigern. Auch das auslandische Geld ist nach dieser Er⸗ 
idrung auf den JInder gesetzt. Diese Maßregel erscheint dem 
Bublitum gegenüber eiwas dart, aber sie scheint es auch nur. 
Allen Besitzern der angeführten Werthzeichen isi durch die in übe 
zaler Weise gewährte Frist von 15 Tagen Gelegenheit gegeben 
ach derselben ohne Verluft zu entledigen, und ist Dies —X 
»ann werden sich, wie der „Pfälz. Kurier? dieser Tage treffend 
emertte, für Jedermann jeae großzen mit einem einheitlichen Geld⸗ 
vesen verbdunbenen Wohlthaeen fühlbar machen, deren sich ander 
sationen seit langen Jahren erfreuen. Geuanntes Blatt schließt 
den beireffenden beherzigens verthen Ariitel folgendermaßen: Als⸗ 
denn soll aber auch Niemand mehr incourante Gold⸗ oder Silber⸗ 
nünzen an Zahlung nehmen, sondern si: lategorisch zurückweisen. 
Ferner lasse sih Nemaud ausländisches Gold oder Silber über 
Werth aufhängen, so rdern verlange seine Reichswaͤhrung unverkürzt 
und halte fest darauf, dam't de dielfach übliche Zirkulation aus 
ändischen Goldes über Cours, welche von gewissen Leuten jon 
Nachtheil des reellen taufmängishen Verkehrs, insbesondere au 
Tosten des Landmannes (oei Zahlung für Produllen⸗Eiulaufe) un 
des lleinen Gewerbsmannes in den Stadten (für gewerbliche Er⸗ 
eugaisse) gepflegt wurde, voll tändig aufhöre. aue ehrenhaften 
deute sollen in den Städten und auf dem Lande im Pfilichtgefüh 
zatin einig fein, daß diesem gewiss nlosen Schacher ein Ende zu 
nachen sei. In Handelsz und täglichen lleinen Geldverkehr an— 
derer Nationen weiß kein Mensch etwas von Geldverlust; fo riuß 
»s auch bei uns werden, und so wird e⸗ werden, wenn ehrliche 
olle Zahlung in couranier gesetzlicher Muͤnze der Grundsaz jedes 
respeltabelen Menschen im Grote und Nleinderleht wird, wie es 
Pflicht ist.“ 
fDer bei Kleiubockentheim verunglüdte, in Nen⸗ 
tadt wohnhaft gewesene Zugführer der pfalzischen Bahnen heißt 
nicht Kühn, sondern Kiehl. 
F In Homburg wurden zwei Kaufleute wegen Verkaufs von 
zefälshtem Preffer Ju je 10 Thlt. Gelobuße verurtheilt; zugleich 
varde auf Konsislation der beschlagnamten Quantität Pfeffer erlanni. 
Die Anklage datte auf Betrug gelautet und der kgt. Pol izeianwal t 
je 8 Tage Gefangniß und 50 Thle. Geldstrafe beanttagt. 
Speyer, 3. Jun. Nachdem gegen d'ie Diehversiche⸗ 
rung 8gesellichaft für daz Deussche Reich zu Aachen das zu Preußen 
vorgeshriebene Konzssions Eutziehuugs Verfahren eingeleitet ist und 
die Gesellschaft seldst einstimmig ihre Aufldsung deschlossen Zal, ist 
‚om k. Staatsministerrum des Innern die der genarnten Gesellschaft 
ectheilten Bewligung zum Geshaͤf zbetriebe in Bayern zurück gezogen 
worden, und wird in neue den Keeisasntsblait⸗ den Agenten diefer 
Bese ischaft der Abschluß weileret Versi herungzvertrãge uutersagt. 
fIn Ensh⸗im wurde beim Steindrechen 18 Stück gut er- 
haltene römische Münzen aus den Zeiten D.ocletians und Constan⸗ 
tins gefunden. 
t Munqchen, 4. Jan. In der Ratdgeber'schen Fabrik 
dahier wurden Ende voriger Woche über hundert Arbeiter em. 
assen, nachdem die M litarbestellun en, zu deren Fertigsiellung 
Tag und Nacht gearbestet wurde, effectuirt sind. Ebenso fanden 
ẽntlassungen in der —A