Full text: St. Ingberter Anzeiger

zä ude oder Villen für eiven reichen Mann ankaufen sollte. Er ist 
etwa 40 Jahr alt, 1,74 M. groß, ziemlich schlank, hat dunkel⸗ 
»raune Kopf⸗ und Barthaare, eine Glatze, graue Augen und mangel⸗ 
hafte Zähae. Auf Wunsch ist das dadische Gericht zur Uebersen⸗ 
dung der Photogrophie erbdtig. 
Aus dem deuitschen Gasihofleben liefert die K. Ztg.“ vom 
d. d. Mis. in ihrem lokalen Theile folgende charalteristische Bei⸗ 
räge Schon früher wurde an dieser Stelle darauf hingewiesen, 
daß einzelne Gasthofsbesitzer, namentlich solche, welche für die ihnen 
durch Wegweiser zugeführten Fremden kein Trinkgeld zahlen, bei 
gewissen Fremdenführern so mißliebig sind, daß diese ihnen die 
mit den Schiffen und auf den Bahnhöfen anlommenden Reisenden 
oft auch dann, wenn dieselben den Gosthof, wo sie logiren wollen, 
zamz bestimmt angeben, unter allerlei Vorspiegelungen abwendig 
zu machen suchen. So kam dieser Tage ein Herr auf eivem hiesi⸗ 
zen Bahrhofe an und übergab einem dienstbaren Geiste seine 
Keiseeffetten mit dem Auftrage: „Bringen Sie mir diese Sachen 
nach dem Hotel N.“ Oqh Här, dat es lang ohsgestorve, do 
utt ehr nit mieh an!“ bemerkte der Cicecone. „Da soll doch ein 
Shock Million ....“ fuhr da der Herr los, „das ist ja me'n 
eigener Gasthof und der soll ausgestorben sein!“ Der Wirth 
heilte einem in der Nähe steheudrn Schutzmanne die Sache mit 
und als dieser den Burschen nun zur Rede stellte, meinte er, dann 
habe er sich geirrt, das sei ihm von Anderen mitgetheilt worden. 
—A — 
Fin Herr tritt in einem Gasthof ein und bemerkt dem Besizer, 
der Kutscher, der ihn vom Bergisch Märkischen Bahrhofe hierher 
zefahten, verlange dafür 2 Thlr. Der Wirth stellt den Droschken⸗ 
ührer zur Rede und dieser giebt ttotzig zur Antwort, er thue es 
billiger nicht. „Dann fahren sie den Herrn und mich nach dem 
Polize präfid'um“, derlangte darauf der Wirth in bestimmtem Tone. 
Run lenkt der Kutfher ein, giebt gute Worte und nimmt die 28 
Sgr. welche ihm von dem Fahrgast angeboten worden. Vor der 
Abfohrt glaubt er aber dem Hotelbesitzer, der auch keinerlei Provi⸗ 
sion für ihm zugeführte Fremden zahlt, noch die Vemerkung ma⸗ 
dhen zu müssen, er habe ihm schon so manchen Gast au der Thür 
dorbeigefahren, et werde sich das henter ein Ohr schreiben. Doch 
das häne er lieber geschoiegen, denn der Wirth, wohl um sich sei⸗ 
nen Vkann etwas näher anzusehen, drängt ihn hinter die Zufoll⸗ 
hür im Hausflur und — was da geschehen, davon schweigt die 
Beschichle, nur das sei noch hinzugefugt, daß der Kutscher erst 
nach einiger Jeit, und zwar etwas derangirt wieder zum Vorschein 
lam, sein n Bock bestieg und gar niedergeschlagen davonfuhr. 
7Einunzeisiger, unheimlicher Tod hat kürjlich 
eine junge Dame ereilt, wir theilen die Ursache derselben zur 
dringendsten Warnung hier mit. Fräulein v. M. lhitt seit langer 
Zeit an deriodischem Unwohlsein, das sich haufig bis zu Anschwel⸗ 
ungen des Leibes steigerte. Die von den Aerzten verordeten 
Meditamente schlugen nicht an, und der mehrjährige Besuch von 
anerlanut guten Bädern brachte keine Hilfe, im Gegentheil steigerte 
äch das Uebel bis zur Unerträglichkeit, so daß die brhandelten 
Jeizte nach gepflegener Konferenz den Geheimrat) Wilms mit zu 
Rathe zozen. Dieser Arzt beobachtete die kranke Dame e'ne Weile 
und fragte, nachdem er einige Fragen gestellt hatte. piötzlich: „Hat 
das Fräulein vielleicht einen Hund?“ Erstaunt od dieser merk⸗ 
vurdigen Frage machten die Angehdrigen eine derneinende Geste. 
„Abet gehabt?“ forschte der Mediziner weiter. Vor drei Jahren 
allerdings“, lautete die Antwort. „Und die Dame hat sich jeden⸗ 
alls zuweilen von dem Thiere küssen lassen?“ examinirte Herr 
Wilms weiter. Auch das mußte zugegeben werden, und der Arzt 
pußte genug. Die schwer kranke Dame hatte, so diagnosirte er, 
zon dem Hunde Blajenwürner, d. h. vielfach eingekapselte, un⸗ 
endlich kleine Thierchen auf sich übectragen lassen und dieselben 
paren, wie diese einzig und allein bei kanken Hunden vorkommenden 
Wurmer es zu thun pflegen, in die Leber der Kranken übergegangen. 
Die‚ von dem Gehtimrath Wilms demnächst vorgenomme Operation 
zat die vollständige Richtigkeit der Diagnose ergeben. Die Leber 
der Patientin war von unzaͤhl'gen Warmern bevoͤlkert, welche aoto⸗ 
isch vog dem Hunde auf sie übertragen worden sind. Drei Mal 
jat die Dame die Operation ausgehalten, dei der vierten ist sie 
»erstorben. Uns scheint dieser Fall für die weitesten Kreise mit⸗ 
heileaswerth. Wir fügen hier noch eine andere ärztliche Bemer⸗ 
lung hinzu über die in allen Familien so veliebte Kalbsleber. Der 
Benuß dieses Fleisches erheischt stets die größte Vorsicht und soll 
zasselbe nur dann gekauft werden, wenn es im rohen Zusande 
jzanz gleichfarbig ist. Sehr oft enthäll die Leber des Kalbes eben⸗ 
alls jent Würmer. Ein einzigee hellerer oder dunklerer Fleck reicht 
nin. um die Kalbsleber verdächtig eischeinen zu lassen. 
fOppeln, 4. Marz. (Doch klint das Lied dom braven 
Nann!) Das „Oppelner Wo Fenblatt“ erzaͤhlt als Episode zu der 
Jete schwemmun, von einem dabei geübten Retlungswerkte, welches 
degen seiner Außerordentlichkeit wohl verdient, in weiteren Keeisen 
delannt ju werden. Bei den verflossenen Tonneistag oberthalb 
Sacrau vorgensmmenen Eissprengungen gerieih das Eis, während 
zie Arbeiter sich auf demselben befanden, plößlich in Gang. Fünf 
der forttreibenden Eisschollen waren mit Menschen beseßzt. Auf der 
eößten befanden sich der die Sprengarbeit leitende Artillerie-Unter⸗ 
zffizier, reun Soldaten und Schiffer. Ihre einzige Rentung, der 
Arbeitekahn, war ebenfalls ins Treiben gerathen und so standen 
»ie Gefährdeten rathlos auf dem schwankenden Eisboden und schauten 
ngstlich nach Hülsfe aus. Der Schiffer Joseph Bartetßztko von 
Ippeln, welcher auf einer anderen Eigscholle mit Sprengung be⸗ 
häftigt war, erkannte sofort die gefährliche Situation. Rasch einen 
ühnen Entschlaß fassend, sprang er todesmuthig von Scholle zu 
5cholle auf dem fortrollenden Eise dem Kahne nach, und es gelang 
ym, denselben zu erhaschen. Jetzt bahnte er sich auf demselben 
nit kräftigem Arm durch das ihn umtosende Eis eine Bahn zu den 
n banger Erwartung dahintreibenden Menschen und brachte die⸗ 
elben, von dem Bootsmann Kaboth unterstüßt, glücklich ans Land. 
Sofort trieben die beiden Männer von Neuem den Kahn in den 
pild tobenden Fluß hinein und troz Eitmassen und Wogendrang 
jelang es ihren vereinten Anstrengungen, sich einer zweiten Eis⸗ 
holle, aus welcher drei, und einer dritten, auf welcher sieben Sol⸗ 
»aten waren, zu nähern und auch diese zu retten. Inzwischen trieb 
ine vierte Scholle mit einem einzelnen Eitfahrer dahin. Der Ge— 
iaostete lag auf seinen Köseen and flehte um Hülfe. Mit dem 
stettungekahn konnte man aber dem Unglücklichen nicht nahe kom⸗ 
nen, da das Eistreiben ein zu mächtiges geworden war. Der 
mwesende Landrath, Graf v. Haugwiztz, jaglte nun in seinem Wagen 
iligst nach dem naben Dorfe Czarnowanz und heischte dort Hülfe. 
luf Grund einer zugesagten Belohnung von 150 M. unternahmen 
wei Männer das gefahrvolle Werk der Rettung, wurden aber von 
dem Eise aufgehalten und konnten nicht bis zu dem Gefährdeten 
zordringen. Da versuchte Bartetzko, obwohl schon sehr erschoͤft — 
»x war bereins vier Tage und drei Nächte auf den Beinen gewe⸗ 
en —, fein Rettungswerk zum dritten Male. Er erblickte in 
zrößerer Entfernung von fich einen Arbeitskahn zwischen den Eis⸗ 
h slen treiben, es galt nur, diesen zu ergreifen, um dem Verun⸗ 
zlückten datauf nahe zu kommen. Er sprang wieder von Scholle 
zu Scholle ouf den schwankenden Unterlagen dem Kahne nach. 
Sein Versuch mißlang und er kehrle unverrichteter Sache ans Land 
jutück. Er versuchte nun das Wagestück von Neuem und diesmal 
nit Glück. Unter Aufbietung seiner letzten Kraft erreichte er end⸗ 
iich den Kahn und hielt ihn vermittelst eines Enterhakens fest. 
Jetzt betrat auch Kaboth den gefährlicken Weg zum Kahne und er⸗ 
reichte unter gleicher Bravour denselben. Beide jagten nun unter 
nächtigen Ruderschlägen dem bereits für verloren gehaltenen Men⸗ 
chen nach und brachten ihn unter dem Jubel der am Ufer in 
zanger Erwartung harrenden Menge an's Land. So wurden durch 
hen edlen Heldensinn dieset zwei Männer mehr als 20 Menschen 
dom sichern Untergange gerettet. 
f Paris, 5. Marz. Vor dem Schwurgerichte von Perigueur 
Dordogne) wird gegenwärtig ein Kriminalprozeß verhandelt, der 
zteignet ist, in weiteren Kreisen Sensation zu eerezen. Ein junger 
Ddoktor der Medizin, ein Bauernsohn, Namens Garrigues, ist an⸗ 
jellagt, im Verein mit seiner Mutter und unter Beihilfe eines 
nechtes seinen Vater, welcher der Familie lastig fiel, durch Gift 
nius dem Wege geräumt zu haben. Die Indizien sind für ihn 
ind seine Multer vernichtend; gleichwohl leugnet er und scheut sich 
nicht, seine Mutler, welche allein die That begegangen hätte, auf- 
ufordern, sie solle ihr eigenes Derbrechen bekennen und seine Un⸗ 
chuld bezeugen. Die Vergiftung war durch Arsenik, welcher in 
inen Hasenbraten gestreut war, bewirkt worden. Die Verurtheilung 
iller drei Angellagten scheint unzweifelhift. 
4 Das Schicksal eines Körigh. Am 20. Febr. starb im 
jroßen Spital zu Ma'land Leo Commenus, Fürst von Lusignan, 
)essen Ahnen väterliger Seitt Kaiser des Orients waren und 
nütterlicher Serts an den Kreuzzügen unter Gottfried von Bouillon 
Theil nahmen und als Könige üher Cypern herrschten. Der Ver⸗ 
torbene selbst trug vor 20 Jahren Sijepter und strone an der 
Brenze von Khorassan, wo er durch die Russen vertrieben wurde. 
stachdem er sich durch ganz Europa durch zebettelt hatte, kam er 
nach Mailand, wo er sein Leben im Spital auf dem Strohsade 
endete, welchen das öͤffentliche Mitleid den Armen gewährt. Er 
zinterließ eine Frau und 6 Kinder im zartesten Alter. 
F (Charmante Landessirten.) Dem Leitartilel der in Texas 
ischeinenden Zeitung entnehmen wir Folgendeß: „Am Letten Dien⸗ 
dag haben sich die Großgeschworenen dieses Bezirkes so weit ver⸗ 
gessen, einen unserer geaqchtessien Mitbürger in Anklagezustand zu 
bersetzen, weil er, unter dem Einfluß einer zu starken Dosis geisti⸗ 
ger Getränke, seine Pistole auf seinen Nachbar entladen und den⸗ 
elden gerödtet hit. Kann auch die Fre sprechung des Angeklagten 
zurch ene Jury, d'e den Eigenthümlichleiten unseres Landes Nech⸗ 
zung trägt, keinem Zweifel unterliegen, so hosfen wir doch, daß 
)die Großgeschworenen aufhören werden, die Selbstachtung unseter 
MRiibür er auf so unndihige Weile zu verlezen. Durch Erbebune