St. Ingberler Znzeiger.
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M 42. J Dienstag, deu 14. März. 1876.
Deutsches Reich.
München, 11. März. In der heutigen Sitzung der Abge⸗
ordnetenkammer wurde die Vorlage betreffend den Etas der Land—
tagsversammlung und des Landtagsarchibes in namentlicher Ab⸗
stimmung mit 79 gegen 76 Stimmen abgelehnt und der Autrag
tdes Ausschusses angenommen. Hierauf wurde der Antrag der Ab—
geordneten Krämer und Frankenburger, wonach den nicht ocagma⸗
lischn Beamten eine Theuerungszulage von 210 Mart zu gewäh—
ren sei, gleichfalls mit 79 gegen 76 Stimmen verworfen, und ver—
lagte sich sodann die Kammer auf nähsten Montag 10 Uhr.
München, 12. März. Die Nachricht von einem Entlass ngs⸗
zesuch des Min'sters Lutz ist falsch.
Die „Südd. R.⸗P.“ schreibt: Nach glaubwürd'ger Mitthei⸗
iung haben sich die bayerischdn Appellalionegerichte, sowie die
Oberstaatsanwälte an denselben übereinstimmend gegen die Ein—
jührung von Schöffen bei den Bezirksgerichten (künftig: Landge⸗
richten) in Strafsachen ausge prochen.
Straßburg, 6. März. Nach amtlichen Feststellungen die⸗
nen, wie der „Str. Bote? mittheilt, gegenwärtig in den preußi—
schen, vadischen und hessischen Armrecorps des deutschen Heeres
3647 Elsaß⸗Lothringer. Von dieser Gesammtzahl stehen dei der
Barde 1048 Mann, im 4. Armercorps 1387, im 8. theinischen
1050, im 7. westfälischen 1268, beim 10. hannöverschen 1245
deim 11. hesüsch-nassauischen 1360, beim hessisch-badischen 348
beim 15. elsaß-lothringischen 829, bde'm 8. brandenburgischen 10,
beim 2. pommerschen und 6. schlesischen Armeecorps je 2 Mann
Hierbei ist zu beachten, daß bei jenen 8647 Mann dicjenigen El—
saß⸗Lothringer nicht mitgezähll sind, welche in Siraßburg, Mitz v.
j. w. bei den bayerischen, württembergischen und sächsischen Regi⸗
mentern eingetreten sind, was abermals eine erkleckliche Zeffer aus—
mochen wind, da namentlich Anfange die jungen Elfaß⸗Loihringet
mit einer gewissen Vorliebe bei jenen Regimensern eintraten. Es
wäre zu wünschen, deß auch diese Zahlen hald veröffentlicht wür—
den, um auf den Mann genau zu wissen, wieviel ElsaßLothringer
degenwärttg ihrer Diensipflicht im deutschen Heere genügen.
Wiesbaden, 11. Maärz. Der Koiser, welcher Mitte
April wie im vorigen Jehce hier eintrifft, wird hier bis zum An⸗
fang der Frühjahrs-Uebungen verweilen und am 2. Mai noch
Berlin zurückkehren.
Ausland.
Mostar, 10. März. Amtlicher Meildung zufolge wurde
Sel'm Pascha, welcher mit 2500 Nann und einem Transport
Leben?mitteln behufs Verprev antirung von Gaczko nadh
Piva marschirt war, auf dim Rückmacsche von den Insurgenten
angegriffen. Letztere suchten ihm den Weg abzuschneiden; in dem
GHefechte, welches sich hierans entwickelte, vecloren die türkischen
Truppen 60 Todte und 54 Verwundete, die Verluste der Juͤsur⸗
genten waren noch erheblicher.
In den Vereinigten Staaten droht ein neuer Irdianerkrieg
auszubrechen. New Yorler Ze tungen veröffentlichen eine D pesche
dus Omaha in Nevrasta, der zusolge die Sioux⸗ Chayenne⸗ und
Arapahon- Ind aner die ausgedehntesten Vorberestungen für eine in
wenigen Wochen stut findende allgemeine Erhebung treffen. Sie
Jaben große Quantitäten von Munition und Waffen angekauft und
seit geraumer Zeit sind alle kampffähigen Männer ous den „Reser—
vationen“ yerschwunden, um sich im Innern für den projeltirten
zroßen Krieg vorzubereiten und zu konzentriren. So weit bekannt
ist, beabsichtigen die Indigner die Grenzniederlassungen zu überfallen
und man fuürchtet, daß, falls nicht prompꝛe Gegenmaßregeln gekroffen
verden, sie fürxterlich hausen werden, ehbe sie überwältig wer-
den können.
BVermischtes.
St Ingbert, 14. Marz. Dem Vernehdmen nach
wird der Verwaltungsrath des hiesigen Vorschuß Vereiat für 1875
»i reichlichen Totirungen eine Sproc. Dividende in Vorschlag bringen.
— Zu der auf Samstag den 11. Mätz, Nachmittags 4 Uhr
eingeladenen Gemeindeversammlung, bebufs eines städtischen Anlehens,
waren zwei Gemeindebürger () erschienen.
— Zu ken gestern in Zweibrücken beginnenden Schwur—
gerichtsvethandlungen ist aus dem Canton St. Ingbert Herr
Gastwirth Ernst Conrad von hier einberufen.
fWalsheim, Kanton Hornbach, 10. März. An unserer
Gemeinde hat sich ein eigenthümliches Naturereigniß gebildet. Der
Ort liegt am Abhange eines Berges, und hat sich dieser Berg
oberhalb des Dorfes ca. 300 Meter aufwäcrts und auf der Höhe
ca. 150 Meter mit dem Orte parallel laufend gespalten ucd 2
Meter gesetzt. Dagegen hat sich gegen den Oct der Erdboden 8
Meter in die Höhe getrieben und ist fortwährend im Steigen be—
qzriffen. Alle Aecker, welche sich auf genannter Fläche befinden,
Jaben sich etnige Peter aus ihrer gewöhnlichen Lage verschoben,
ebenso sind die darauf befindlichen Bäume theils umgedrückt, theils
änd fie mitgerückt worden. Es ist anzunehmen, daß Dies die
Folge des vielen Regenwetters ist, und wenn dasselbe anhält, so
ist zu befürchten, daß die angrenzenden Gebäude, welcht nur noch
ta. 15 Meter entseint sind, durch den Druck zerstoͤͤt werden. Es
waͤre deßhalb dringend nöthig, daß Sachverständige von Seite der
Regiecung hierher beordert würden, um diesen außergewoͤhnlichen
Fall zu untersuchen, damit allenfalls noch rechtzeltige Äbhilfe hier⸗
gegen getroffen werden könnte. — G6GZw. 3tg.)
fF Kaiserlautern. Zur Feier des Geburlstages des
Kaisers Wilhelm fidet am 22. d8. ein Festessen im —X
zum „Schwan“ statt.
tIn Pirmasens schneite i8 in der Nacht vom 9. auf
den 10. so starkl, daß Morgens die Stadt und Umgebung en
vinterliches Gewand trugen.
F Gleisweiler, 11. März. Von gestern auf heute hat
»as bierorts bekannte Weinbrünnchen wieder zu fließen begonnen,
welches Ereigniß bisher nur in solchen Jahren einzutreten pflegte,
»ensich durch besonders reichliches Herdstergebniß auszeichneten.
Seit dem Jahre 1868 floß das Brännchen nicht mehr. Dasselbe
entströmt peötzlich als starler Quell dem Berge hinter dem Unger⸗
den Hause und läuft in der Regel 14 Tage bis 8 Wochen.
Mdoe sich die Prophetengabe des Weinbrünnchens auch in diesem
Jahre dewähren! (C. Eilb.)
f Hördt, 9. März. Seit zwei Tagen ist der Verkehr auf
der Distriltsstraße zwischen Hoͤrdt⸗Sondernheim⸗· Germerbheim unter⸗
btochen und eingestellt. Boten vermitteln iheilweise die Post. Die
dera Rheine zuströmenden Bäche Spiegelbach, Klingbach, Erlenbach
und Otterbach haben das Ueberschwemmungsgebiei überfluthet und
zieten in ihrem Haupt⸗Reservoir hinter der Sondernheimer: Schleutze
zinen schauerlichen Anblick zum Nachtheile der hart dedrägten Ge⸗
meinden. Tie fortwährenden Regenzüsse lassen ein Zurückgehen
nicht bald hoffen, deßhalb befürchten die Bewohner der Rheinge⸗
zend oberhalb Germershein, inbesondere Hördt, das Schlimmste.
Das Binnenwosser im Banne von hier hat die Höde von jenem
'm Jahre 1872 bei Weitem überstiegen.
Spesex,„ 11. Marz. (Sp. 81g.) Die kgl. Kreiskasse
der Pfalz hat bis jetzt an neuen Reichsmuünzen erhalten: Kronen
und Dopphlkronen 1,837,420. Fünfmarkstücke 172,800. Ein⸗
markftüde 1,086,220. Fünfzigpfennigstilcke 80., 000. Zwanzig⸗
pfennigstücke 4163, 0258. Zehnpfennigftüce 243,8528. Fünspfennig⸗
stücke 100,253. Zweipfennigstüce 48,826. Ernpfennigstücke
31,848. Summa 3,573,842 Mart. An alien Müͤnzen wurden
dagegen eingeliefert: Friedrichd'or und Pistolen 169,419. gro—
nenthaler 246,783. Konventiontih iler 4,860. Zweiguldenstück⸗
1,109,585. Einguldenstücke 1316,057. Halbguldenflücke 627,899.
Doppelthalet 384,000. Sechser 951,429. Groschen 154,800.
Silberkreuzer. 14, 400. Kupferkreujer 80,446. Halbekreuzer 1,464.
Summa 5,040,642 Mark. Es sind demnach mehe alte Muusen
8 Kurt gekommen, als neue Münjen in denselden: 1,466. 800
Mark.