Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler AAnzeiger. 
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M 44. J Samstaq, den 18. März . 736* 1876. 
Deutsches Reich.— 
Manchen, 15. März. Dem Kretzbaurath bei der Regierung 
der Pfalz, G. Lavale, ist der Ttel und Rang eines Oberbau⸗ 
tathes taxe und stempelfrei verliehen worden. 
München. Tas Kriegsministerium bringt in Erinnerung, 
daß für die Theilnehmer an dem Kriege 1870,71 die fünfiährige 
Frist zur Geltendmachung von Pensioneansptüchen auf Grund einer 
in jenem Kriege erlittenen Dienstbeschädigung mit dem 20. Mai 
). J. iecl. abiduft. Da dergleichen Ansprüche bestimmungsmäßig 
bei der Pensionirung, bezw. bei dem Uedertrittein eine für Garnisons- 
dienstfähige zugängliche Stellung in der Regel endgiltig fellzustellen 
sind, so muß muthin die Pensionirung ꝛc. der in Rede stehenden 
Perfonen bis zum 20. Mai d. J. erfolgt oder zum mindeslten der 
bezügliche Anspruch mit dem Antrage auf Pensionirung geltend ge— 
macht sein⸗ Mit demselben Termite erlischt für die bere ts qus⸗ 
qeschiedenen resp. in Stellen für Garnisonsdienstfähige übergetre⸗ 
enen Theilnehmer am Kriege 1870,71 das darch 8 29 des Reichs- 
Mil tar⸗Pensionégesetzes gewohrte Ausnahme-Recht, auf Grund des 
Zz 12 und 8 13 18. bezw. 8 2 des Geseßes vom 4. April 1874 
nachträglich zur Geltung zu bringen. J 
Berlin, 14. Marz. Die Kaiserin hat für die durch die 
Wasserznoth Heimgesuchten fernere Beiträge bewill gt, und zwat 
nach Posen 1500, nach Marienburz und Pleschen je 300 und 
für Coblenz 1100 Mark. Für d'e durch den Bergsturz bei Caub 
Verunglückten sind von hi 500 Mart sofort gewährt worden. 
Berlin, 15. Mätz. In der heutigen Sitzung des Abge⸗ 
dnetenhauses begrürdete der Abgeordnete Petri die von ihm ge⸗ 
iesste Interpeslation über den Bergsturz bei Caub. Dieselbe wurde 
vom Minister des Innern folgendermaßen beantwortet: Schon vor 
wei Jahren habe die Regierung die Sperrung aller bedrohlen 
Hauser vetlangt, jedoch bei dem Gemeinderath von Caub nur die 
Sperrung von diei Häusern durchgesetzt. Seitens der Regierung 
sei auch die gforderte Staatsbeihilfe zur Abwehrung des drohenden 
Bergsturzes bewillizt worden, und hätte die Gemeinde Caub die 
Ausführung der etforderlichen Arbeiten durch Privatbergbeamte be⸗ 
reit? in Angriff nehmen lassen. Ob nun durch irgend eine Un— 
vorsichtigleit das Unglück herb igeführt sei, das wäre der Regierung 
big jetzt noch inbekannt; die nothwendigen Maßregeln zu Hilfes 
leiftung habe der Minister in beschleunigter Weise augtordnet. 
Weder den Staat noch die Gemeinde treffe übrigens irgend welche 
Pflichtverjaumniß, und werde N'chts versaumt, am weiterem Unglück 
zu steuern. Hierauf brachte der Handelsminister zut Mittheilung, 
auch die Bergbehörde hehe gleichfalls Alles gethan, um das Unglück 
abzuw hren und weiterem Unglüd zu begegnen. In einem Bericht 
der Betgwerksditektion zu Saarbrüchen werde der jetzige Bergrutsch 
gegenüber dem unzweifelhaft noch bevorstehenden als klein und un— 
bedeu end bezeichnet; deßhalb seien zur Verhütüng weiteren Unzlücks 
ichleunigkesenergische Maßregeln angeordnet worden. 
Ausland. 
Man schreibt der „Allg. Ztg.“ aus Wien 12. März: Seit 
Wochen zischelt sich die geschäftige Fama das Gerücht in die Ohren: 
ein tk. i. Ofsicier habe geheime Pläne des Krie 8ministeriums 
fremden Regierungen zum Kuf angeboten, die russische und die 
deutsche Botschaft wären auf den Handel eingegangen, die französische 
Botichaft jedoch hätte den Verrälher in flagranti den competeuten 
Behörden überltefert. Das heutige Amtsblait bestätgt, daß ein 
Mißbrauch stattgefunden hab⸗, stellt jedoch zugle'ch in dieser Frage 
der frauzoͤsischen Botschaft e'a wohlzubeachtendes Wohlverhaltungs 
zjeugniß aus. Ueber den Inhalt des Deliets, bez ehungsweise über 
das zum Kauf angebotene O ject, gehen die Meldungen auscinander, 
—X 
Regierungen angebotenen Pläne, starten als ganz werxihlos hin⸗ 
dellt, und sie als Karten der Herzegowina bezeichnet die im Ver— 
da,e des milit. geograph. Instituts jedeetmann erzalten kann. 
Jenes Indivduum habe nur die Leictgläubigkeit der fremden 
Attiches und ihre Unkenntniß der bezüglichen Sachlage ausbeuten 
— 
—E—„—? 
wollen, indem es den schmählichen Handel mit einem mysteridsen 
Character umgab. Von den fremden Regierungen scheint nur eine 
aufgesessen zu sein, die russische. ——— 
Paris, 15. Maärz. Das Hochwasser der Seine übersteigt 
dasjenige von 1872. Die Invalidenbrücke ist bedreht und der 
Berkehr auf derselben gesperrt. Die an den Ufern angerichteten 
Schäden sind sehr bedeutend. Subscriptionen ju Gunsten der Ueber⸗ 
ichwemmten sind in Anregung gebracht. 
Die letzten Postnachrichten aus Auftralien, welche Uber San 
Francisco eingetroffen sind, melden unter anderem von re'chen 
holdfunden, die in der Nähe von Corkstown in Qucensland ge⸗ 
nacht wurder⸗ Ein Goldsucher gewann allein 28 Pfd. des kost⸗ 
haren Metollt im Zeitraum von drei Wochen. In Folge dessen 
tellie fich ein starker Zudrang von Glücsjägern ein, und die Ge⸗ 
undheits verbältnisse der Stadt hatten arg darunter zu leiden; sie 
Aerwandelte sich in ein großes Hospital und fast jedes Haus hatte 
eine Kranken. 
Bermischte. 
k(Schwurgerichtssitzung). Bei dcx am 18. d. begonnenen, 
rsten Session des Schwurgerichts hatten die Geschworenen nur 
iber zwei Fälle abzuurtheilen. Der erste betraf den Heinrich 
Fahrbach, Tagner von Otterstadt, angeklagt der Koͤrperverlezung 
nit nachgefolgten Tode. Derselbe, ein roher Müßiggänger, miß⸗ 
jandelte seine Kinder aus erster und zweiter Ehe in solcher Weise, 
zaß die Vermuthusg nahe l'egt, mehrere seien in Folge dieser Be⸗ 
andlung gestorben. Nur von einem derselben konnte es sicher nach⸗ 
ewiefen werden, dem jür gsten Sohne, Anton, den er nach vielen 
sQuälereien durch Auschlagen des Köpfchens gegen einen harten 
hegenstand umbrachte. Der rohe Verbrecher wurde zu 8 Jahren 
zuchthaus derurthilt. Der zweite Fall betraf, die ledige Maria 
Zubel voa Klensteirhausen, welche wegen des Kindsmordeg an⸗ 
jeklagt war. Nach Aussage des Arztes ist das von ihr am 9. 
Febr. geboreue Kind am Erstickungstode gestorben. Die Angetlagte 
vurde unter Annahme mildernder Umstände zu 5 Jahren Gefäng⸗ 
niß verurtheilt. 
7 Zweibrücken, 14. Marz. Gestern fand in unserem Be⸗ 
irk ein Familienfest seltener Art stait. Herr Felix Villeroh, Guts⸗ 
zesi tzer auf dem Rittershof, Kanton St. Ingbert, seierte seine dia- 
nantene Hochzeit. Das Jubelpaar haite sich alle Festlichleiten ver⸗ 
zeten, und verlebte im engsien Familienkreis die 60. Wiederkehr 
eines Hochzeitstages. Se. Naj. der König sandte ein Glückwunsch⸗ 
elegramm und das Ritterkreuz J. Cl. des Michaelsordens. In 
allen Kreisen der ländlichen Bevölkerung erregt diese Ausze chnung 
»es Nestors unserer Gutsbesiter, der seit Decennien mit Erfolq 
zemüht ist, durch Schrift und That die Landwirthschast zu heben, 
ie lebhafteste Freude; um so mehr, als die Theilnahme des Königt 
zeweist, daß derselbe ouch für die Landwerthe des Westrichs ein 
warmes Jateresse hegtgfg.. (pf. K. 
7 Kirchheimbolanden, 14. März. Der letßle Zug von 
Mainz, welner um 966 hier eintreffen sollte, kam erst um 12 Uhr 
Rachts hier an. Der Sturm hatte in der Nähe von Mainz 
Bäume umgeworfen, welche auf die Schienen fielen, und es ver 
zing geraume Zeit, bis das Hinderniß beseitigt war. (N. Ww.) 
Speyer, 15. Marz. Degm Vernehmen nach wird das 
Beburts fest Sr. Maj. des Deutschen Kaisers h'er durch ein Fest⸗ 
essen am 22. März Abends im „Rheinischen Hof“ gefeiert werden. 
e (Sp· 3tg.) *1 
7 Speyer, 16. März. Gestern wurde das Resullat der 
chriftlichen Prüfung der Einjährig« Freiwilligen bekannt gegeben: 
Von 42 Caundidaten wurden 21 zurückgewiesen und 21 zur münd⸗ 
lichen Prüfung zugelassea. Es ist d'es eine Nuerung gegen früher. 
Die mündliche Pruͤfung hat gestern Nachmittag begonnen. 
(Sp. 3) 
* Die Frü. jahr?Controlversammlungep werden im Äpril an