Full text: St. Ingberter Anzeiger

folgenden Tagen abgehallen: A. Landwehr⸗Bezirkzcommando Lan⸗ 
dau: am 3. und 4. in Edenkoben, an 5., 6. und 7. in Landau. 
am 8. in Apnweiler, am 10. und 11. in Germersheim, am 12 
und 13. in Kandel, am 14. u. 15. in Bergzabern; B. Landw.B. C. 
Speyer: am 3. und 4. in Speyer, am 5. in Mutterstadt, am 6. 
und 7. in Ludwigshafen, am 8. und 10. in Frankenthal, am II. 
in Grünstadt, am 12. und 18. in Dürkheim, am 15. und 18 
in Neusiadt, am 19. in Weidenthal; O. Landw. B.C. Kaisers⸗ 
jautern: am 1. und 3. in Kaiserelautern, em 4. in Otterbern, 
am 5. in Kusel, am 6. in Wolfstein, am 7. in Lauterecken, am 
3. in Odermoschel, am 10. in Rodenhausen, am 11. in Lang⸗ 
meil, am 12. in Kirchheimbolanden, am 18. in Goͤllheim; D 
Laadw. B. C. Zweibrücken: am 1. in Blieskastel, am 8. in St. 
Ingbert, am 4. in Landssuhl, am 5. in Homburg, am 6. in Wald⸗ 
mohr, am 7. und 8. in Pirmasens, am 10. in Dahn, am 11. in 
Waldfischbach, am 12. in Hornbach, am 13. in Zweibrüden. 
'In Narnberg in der Fabrikart der dort in jüngfter 
Zeit coursirenden falschen Nidelmünzen in der Person des VDrechs⸗ 
sers und Mechanileis Paul Volkert aus Fürth eytdectt und sammt 
seiner Zuhälterin Marg. Thaler derhaftel worden. Derselbe ist 
geständig,, die falschen Nickel angefertigt zu haben, waährend die 
Thaler dieselben in Umlauf seßte. (W. Pr.) 
4 Straßburg, 15. März. Die Flüsse des Elsaß und 
damit die Wassergesahr an vielen Orten sind seit gestern in be⸗ 
benllichere m Mahe gesiiegen, als während der ganzen Ueberschwem⸗ 
mungsepoche der lezisea Wochen. — Aus Lutterbach wird gemeldet, 
daß der bei dem am 13. do. stattgehabten Eisenbahn-Unfalle 
durch einen Beinbruch schwer beschädigte Passagier, ein lediger 
Maurergeselle aus der Pfalz leider an den erxhalirnen Verle zungen 
gestorben isht. (Stt. 3) 
F'Frantfurt, 12. März. Vorgestern wurde ein Storch 
wegen Diebstahls empfindlich destraft. Er halte es bequem ge— 
funden, sein in der Nähe der Zeil befindliches Nest mit Material 
auszubessern, welches er der benachbarien Wehnung eines andern 
Starche npaares entnahm, als fich solches auswärts zu sammeln. 
Dadei wurde er von dem Eigerthümer des geplünderten Nestes 
Aberrascht und durch einige wuchtige Schnabelh'ebe so arg zuge⸗ 
richtet, daß er mit zerschmettertem Flügel in den Hof der Katha⸗ 
rinenschule herabstürzte. Dort wurde dem Vrrletzten ein Nothver 
hand angelegt, worauf er dem Zoologischen Garten zu unfreiwilli⸗ 
gem Aufenthalte überwiesen wurde und seiner Heilung entgegen 
fieht. Die Storchwittwe hat ihren diebischen Gatten im Gefäng⸗ 
niß besucht. 
In Leonberg (Würit.) will man in der Nacht vom 
Samstag ans den Sonntag während des Sturmes 83 Erdftöße in 
der Richiung von Nordwest nach Südost verfpürt haben. 
FuFrankfurt, a. Oder, 13. Mari. Nicht der Fälscher 
Oscar Walter, sondern der gleichfalls ftecbrieflich verfolgte Ver⸗ 
brecher Klitzle wer es, der am Freitag durch einen nach Fraplfurt 
reisenden Zausmannn im Eisenbahncoupe erkannt und in Folge 
dessen derhaftet worden ist. Klitzke, welchet aus dem Gefängnesse 
in Neustadt⸗Eberswalde vor einigen Wochen entsprungen war, hatte 
5 Kisten mit Gold⸗ und Silbersachen bei sich geführt, die aus 
einem bedeutenden, von ihm in Graudenz verübten Diedstahl hr— 
rühren. Eine Anzadl der feinsten und ausgewäsltesten Dietrecht 
und Brechinstrumente sind ebenfalls dei ihm vorgefunden worden. 
F Aus Frankfurta. Oder wird gemeldet: Der durch 
Steckbrief im „Kladderadaisch“ gesuchte Faälscher Oecar Walter, 
auf dessen Habhaftwerdung eine Belohnung von Moskauer Banler 
im Betrage von 15,000 Reichsmark gesetzt ist und der durch Dis 
contirung gefälschter Wechsel dort Betrügereien um mehr als 
300,000 Rubel vollführt hat, ist Freitag Nachmittag auf dew 
Bahnfof in Frankfurt a. Oder erkannt und in der Nacht alsdann 
verhaftet worden. Ein Berliner Kaufmann fuhr mit Walter in 
demselben Coupe von Berlin aus zusammen nach Frankfurt; ihm 
kamen die Züge desselben in Folge des dem Steckbrief beigegebenen 
Portraits desselben so bekannt vor, daß er bei Ankunft in Frank 
furt sofort einen Dienstmann beauftragte. den Walter nicht aus den 
Augen zu lassen. Der Dienstmann nohm sich e'nen Collegen mit 
und beide folgten unbemerlt dem Bezeichneten. Im Hotel Bran⸗ 
denburg stieg er ab. Ein Polizeibeamter wurde jetzt benachrichtigt, 
der den Angeschuldigten aufsuchte und in Sicherheit brachte. Man 
fand bei ihm an baarem Gelde circa 15,000 Mark in einem Käst⸗ 
chen, sowie goldene Uhren und andere Werthsachen. 
Unfallstatistik der deutschen Eisenbdahnen. Nach den im 
Reichseisendahnamt aufgestellten Nachwe isungen über die Betriebs⸗ 
ereignisse resp. Tödtungen und Verlezunzen auf den Eisenbahnen 
— * exclus. Bayerns im Jahre 1875 waren zu ver⸗ 
zeichnen: —3— 
85 Passagiere (15 getoöͤdtet und 70 verleßi), 
955 Beamie (190 getödtet und 765 verletzt), 
825 Bahnarbeiter (169 getödtet und 656 verletzh und 
229 fremde Personen (135 getödtet und 94 verleßt) 
Von den Verl⸗zien And noch nachträglich gestorben 114. 
Von den 1907 Fällen, in denen (exel. im Betriebe) Tödtungen 
oder Verletzungen vorlamen, gelangten (62,2 pCt) zur gerichtlichen 
CTognition, von diesen wurde in 1050 Fällen (88,5 pCt.) die 
Erhebung einer Anklage abgelehnt, in 24 Fällen (2,0 pCt.) wurden 
durch rechtekräftige Erkenntnesse 9 Personen freigesprochen und 18 
Personen verurtheilt; die übrigen Fälle sind noch nicht erledigt. 
jlußerdem wurden in 41 Fällen Disciplinarstrafen verhängt. 
Düsseldorf, 5. März. TDas hiesige Handelsgericht hat 
dotgestern eine Enticheidung erlassen, die für das gesammte handel⸗ 
reibende Publilum von großer Bedeutung ist. Der Kaufmann 
P. G.⸗S. in Boun, Fabrikant des „Alten Schweden“, hatte mit 
einem Buchbalter K. einen Vertrag dahin abgeschlossen, daß K. 
zach seinem Ausscheiden aus diesem D'enstverhältnisse innerhalb 4 
Jahren nicht ein ähnliches Geschäft beginnen, auch nicht bei einem 
ih lichen Geschäfte sich bethe ligen dürfe und zwar bei einer Con- 
dentionalstrafe von 3000 Mark. Viit seinem Reisenden M. hatte 
P. G.S. eine gleiche Vere'nbarung getroffen und war hierbei 
noch eine gegenseitige dreimonatliche Kündigung festgesetzt. Die 
deiden K. und M. scheinen dem „Alten Schweden“ ihr besonderes 
Wohlw llen geschenkt zu haben, wohl nicht so sehr zur Stärkung 
drei Magens, als in Voruussetzung eines sünstigen finanziellen 
Resultais und so beganuen die Briden, M. sogar ohne Beobachtung 
der derabredeten Kündigungsfrist, vor Kurzem in Düsseldorf ein 
hnliches Geschäft, nachdem sie das Dienfstverhältniß bei P. GS. 
in Bonn erst wenige Wochen vorher aufgegehen datten. P. G.S. 
AUagte daher gegen st. und M. beim hiesigen Handelsgerichte auf 
Zahlung don 3000 Mark gegen K. und 4500 Mark gegen M. 
veil lehterer außer der Conventionaistrafe noch 1500 Mark ala 
kntschädigurg für das ohne Beodachtung der Kündigungefrist er— 
jolgte Verlassen des Diensses zu zahlen verpflichtet sei. Das Ge— 
richt hat unier Verwerfung der Enrede der Nichtigkeit bezüglich 
einer solchen Verabtedun, in der Erwägung, daß die Sicherheit 
»es Handels und das zwischen Chef und Commis bestehende Ver— 
rauen eine firenge Ahndung erheische, nach kurzer Berathung dem 
lageantrage gemäh den Kerzu 3000 Martk unt den M. zu 48500 
Mark verurtbheili. 
4 Ueber den Bergsturz in Caub berichtet der „Rdein. K. 
dom 11. März: Heute Rachts halb zwötf Uhr ist das lang be⸗ 
rürchtete und oft genug in Ausfficht gestellte Unglück eingetreten. 
AIusf eine Distarz von 250 Schritten hat sich ia Folge der massen ⸗ 
haften, seit 80 Jahren nicht mehr in dieser Menge erledten atmos⸗ 
phärischen Niederschläge das Gerölle des Berghanges im Distrikte 
alkgrube losgelöst und ist jahlings zu Thale gefahren. Das 
nassenhafte Gerölle zertrümmerte in der Hochstraße fünf Vorder⸗ 
und in der Rheinstraße drei Hinterhäuser. Schon gestern Abend 
tollen Erschütterungen an einzeinen Scheunen bemerlt worden sein 
und wurden in Folge dessen die Bewohner der an den Berghang 
—X seit 
jo manchen Monalen war man an die Gefahr gewöhrt uad dadurch 
zaft sotalos geworden; so wurde der Warnung nur von Einzelnen 
Behoör geschentt und überraschte die schredliche Katastrophe die Un⸗ 
glücklichen meist im tiefen Schlafe. Sofort ertönte die Feuerglocke. 
den auswirbelnden Staub der eingestürzten Häuser hielt man näm⸗ 
lich für Rauch und befürchtete eine Feuersbrunst. Rasch und be— 
onnen machle sich ‚dann die Bürgerschaft unter der Leitung det 
Baegermeisters an die Hilfe. Herzerschütternd waren d'e Scenen, 
velche sich nun unsern Augen darboten. Ein Ghepaar hatte der 
Tod, als ⁊s sich eben durch das offene Fenster retten wollle, ereilt; 
über die Fensterbrüstung gebeuzt, fand man die Frau von ihrem 
Manne um den dals gajaht; beiden war der Unterleib zerquetscht. 
Bluckliche war ein junges Ehepaar, das aus dem gzweiten Stod⸗ 
werk speingend, das nackte Leben rettete. Auch ein Junge und 
ein Mädchen retteten sich durch einen raschen Sprung, edenso ein 
Dienstmagd, die mit aller Macht nod die durch den Bergtutsch 
iast schon versperrte Thüre aufritz und gläcklich ins Freie zelante. 
„Hier bin ich! helft!“ ertönte aus einem der verschütteten Dãuser 
degen Tagesanbruch der Hilferuf und nach lebenzgefährlicher Ar— 
beit gelang ets, einen Mann ausa seinem Beite im ver schütteten 
dause zu reiten. Schauderhaft verstümmelt sehen die meisten der 
ju Tage geförderten füns Leichen aus, so wurde einem Manne der 
sepf völlig vom Rumpfe getrennt. Lebend wurden drei Personen 
den Trümmern entrissen, eine jedoch mit so schweren Wunden, daß 
der Arzt an ihtem Aufkommen zweifelt. Morgens um 8 Uhr tra⸗ 
fen von Coblenz 45 Pioniere, ein die sich sofort rustig an die Arbeit 
des Ausgrabens machten. Mit dem nächsten Schnellzug kamen der 
Regierungspräsident v. Wurmb, Baurath Cuno und Bergrath Gitbe— 
ler von Wiesbaden und der Kreisphysikus don Rüdesheim an. 
Sie begaben fich sofort an die Stelle des Unglücks und erstiegen 
zunächst einen hoöher gelegenen Punkt des Berßes, um ßich übdet 
die Größe der Zerstörung zu orientiren. Da zeigte sich denn. 
daß in Folge der ganz enormen Regenmenge sich das Gerölle dee 
Schiefergebirges auf eine Breite von 200 biet 250 Fuß gerade an