Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter BRei- 
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M 48. 
Samstag. den 25. März 
138786. 
Deutsches Reich. 
München, 21. März. Die Beamten⸗Gehallsfrage ist in 
ein neues Stadium getreten. Bekanntlich wollie der Regierungb⸗ 
entwurf eirem j den Beamten eine Gehaltserhöhung von 122 Gul⸗ 
den 30 Krenzer S 210 Mark zugewendet w'issen, die lieberale 
Partei stimmte dein Antrag zu, die „Patrioten“ aber brachten den⸗ 
elben zu Fall. indem sie die Umwandlung des Guldens in 1 Mark 
30 Pfennig und die Pragma:isirung des dadurch sich ergebenden 
Behaltes sammt der bisherigen Theuerungszulage befürworten, die 
Zulage von 210 Mark aber ablehnten. — Nunmehr hat der Reichs 
tath Bomhard einen Antrag an die Reichsrathskammer gerichtet, 
wonach diese Zulage von 210 Mark, welche nach der Regierungs⸗ 
botlage nicht zu dem pragmatischen Gehalt gerechnet werden sollte, 
den pragmatischen Beaniten als Mehrung des prugmatischen Ge⸗ 
hzaltes gewährt werden soll. Dieser Antrag war bereits früher im 
liberalen Klub von einem Mitglied als zwedmäßigste und schlagendste 
Erwiderung auf die gegnerischen Pläne angedeulet worden. — Es 
will unß fcheinen, als ob d'eser Antrag sowohl in der Kammer 
der Reichssräthe als auch später in jener der Ubgeordneten Aussicht 
auf Erfolg habe. 
München, 22. Ttärz. Der König hat en den deuischen 
Kaiser een Haudschreiben gerichtet, in welchem er demselben zu 
jeinem hentigen 79. Geburtsfeste die herzliosten Glücwünsche 
üͤbersandte. 
München. Die Abgeordneten Stief, Crämer und Dr. Franken⸗ 
burger beantragen, an Se Majestät die Bitte zu richten, die Aus⸗ 
arbeitung eines Gesetzenwurf anzuordnen, durch welchen das Schol⸗ 
geld für die Volksschulen aufgehoben wird. 
Berlhin, 19. Wärz. Fürst Biemardk gab gestern ein größe⸗ 
ces parlamentarisches Diner, an welchem das Präsidium und die 
Schriflführer des Abgeordnetenhauses und von den übrigen Abge⸗ 
ocdneten die National-Liberalen Miquel und Lasker, der alte Fort⸗ 
schrittsmann Wachler, Fall's Oheim und die Conservativen Koller 
und Knesebeck, ferner sämmtliche preußische Minister theilnahmen. 
Der fürstliche Wirth war heiter, aber ziemlich schweigsam, wenige 
stens in politicis, und abgesehen von einem Privatissimum über 
d'e Social⸗Demolratie in Schleswig⸗Holstein that das Orakel keiner⸗ 
lei Aussptuch, der irgend welchen Schluß auf die Gestaltung des 
politischen Weiters in der nächsten Zeit gestatten würde. (N.f. Pr.) 
Bezlin, 21. März. Wie die „Post“ erfahrt, hat Graf 
derbert Bismark, der älteste Sohn des Reichskanzlers, gestern das 
diolomatische Examen obgelezt und mit Auszeichnung bestanden. 
Berluin, 21. März. Zum Beticht der Elsenbahn- Unter 
juchungẽcommission, welcher nachsten Montag im preußischen Adge⸗ 
ordnetenhaus zur Berathung kommen soll, wird von der national⸗ 
liberalen Fraction det Antrag rorbereitet, der Regserung die mög⸗ 
ichste Berücksichtigung der Vorschläge der Commission wegen RAb⸗ 
aänderung der Gesetzgebung über die Actiengesellschaft, (welche den 
Bründungsschwindel ermöglicht hat) zu empfehlen. 
Berlin, 22. Mörz. Vei der Gratulation zum Geburtstag 
des Kisers von Seiten der Generalität hielt Feldmarschall Wrangel 
olcende Ansprache: Ew. K. 42. Majestät wollen in Gnaden ge⸗ 
statien, doß ich im Namen der hier versammelten Ofsiziere zu 
RAllerhöchst Dero heutigem Geburtslage unsere ehrfurchtsvollen Glüdc⸗ 
wünfche in aller Unterthänigkeit darbringe. Ew. Majestät sind 
der lühne Lenker dec Schlachten, der nie besiegte Felhert in Europa. 
Vereint flehen wir zum Allmächtigen, er wolle Ew. Maj. auch 
fernerh'n in voller Lebensfrische und Thatkraft bis in die fernsten, 
jernsten Zeiten zum Heil und Segen für Deutschiand gnädiglich 
ꝛthalten. Der Kaiser antwortete hierauf: Nehmen Sie meinen 
Dank für die Wünsche, welche Sie, Herr Feldmarschall, im Namen 
aller hier Versammelsen ausgespo hen haben. Dam't könnte ich 
jelbst für den heuntzen Tag endigen, weun Sie in Ihrer Anrede 
aicht eine Andeutung gemacht haätten, die ich nicht annehmen moͤchte, 
die ich aber auch nicht abzuweisen vermag, da meine brave Armee 
durch ihre Thaten sie zu einer Wahrheit gemacht hat. Sie baben 
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mir soniit Gelegenheit gegeben, ja die Pflicht auferlegt, Ihrer An— 
deutung gegenüber allen Generalen meiner Armee, zunächst durch 
die heute dier anwesenden, welche früher schon zu rechter Zeit be⸗ 
reil gestanden und jetzt noch mit Raih und That bereit siehen, 
neinen Dank fur ihre Lesstungen zu sagen, eißen Dank, der sich 
umn besten in der Hoffnung, ja in me'ner Ueberzeugung aussprichi, 
daß es durch Ihre Hülfe serner auch so bleiben witd. 
Berbin, 22. Marz. Die ‚Prod. Corr.“ bestätigt, daß der 
xaiser in der ersten Woche den April der Königin Victoria in 
Baden: Baden einen Besuch allzustatten gedenkt; dea größten Theil 
»es April dürfte der Kaiser in Wiesbaden zubcingen und gegen 
ẽInde April zum Empfange des auf der Reise nach Ems in Berlin 
erweilenden Kassers von Rußland nach der Residenz zurüdkehren. 
Karlzruhe, 19. März. Der Großherzog und die Frau 
Broßherzogin begaben sich heute nach Berlin, wo sie bis S de dieses 
Ponats zu dleiben gedenken. 
Kusland. 
.Paris, 22. Marz. 24 Prafecten wurden theils versetzt, 
heils pensionirt. Die Regierung sprach sich in den Kammern gegen 
die Amnestie der Comunarden aus. 
New-York, 22. Marz. Es ist hier eine weit verzweigte 
Berbindung enideckt worden, welche falsche Werthpapiere der Ver⸗ 
ꝛinigten Staaten-Banken anfertigte. Vier Haupibetheiligte sind 
derhaftet wordes. — Von der Küste werden jahlreiche Schiffbrüche 
in Folge der letzten Stürme gemeldet. 
Zermischtes. 
fZweibrücken, 28. März. (Zw. Z.) Aus dem Laden 
des Herrn Uhrmacher Schreiber in der Vahndolstraße wurden in 
er vergangenen Nacht 57 Stück Taschenubren, darunter 1 goldene 
Jerren⸗ uod eine solche Damenuhr, mittesst Einbruchs ent wendet. 
Ae gestohlenen Uhren haben einen Werth von nabezu 1000 Mart. 
—V welche gestern in 
er hiesigen Herberge sich aufhlelten, heute jedoch vecduftet sind; 
er eine hatte sich als Theodor Bohle aus Berlin, der audere als 
darl Knoll aus Grawitfch bezeichnet, und beide üben ihrer Angabe 
nach das Metier fahrender Künstler“ aus, wahrscheinlich de ein⸗ 
nehmende Spelialbranche des Laugfingerihmns. 
feRNeustadt. Auf die an die igl. Rezierung gerichteke 
Bitte mehrerer hiesiger Burger betreffr Rebision der Häusersteuer 
st folgender Bescheid durch das hiesige Bürgermeisteramm an den 
Vorfihenden des Comites, Herrn K. Vreher, gerichtet worden: 
Durch Etloß vom 13. d. (No. 804 N) hat hohe kal. Re⸗ 
zierung der Pfalz auf ein Gesuch mehrerer heesiger Bürger um Re⸗ 
ision der jüngsten Hausmiethen⸗Taration verfügt, daß eine poch⸗ 
nalige Vornahme der primaiten Hausereinshätung gesetzlich unzu⸗ 
läͤfsig erscheint, und daß es jedem Betheiligten überlassen bleiben 
nuß, seine Reclamation gegen die stattgehabte Häusert inwerthung 
riach Maßgabe drr 88 24 und foilgende des Hausersteuergesetzes 
vom 15. August 1826 rechtzeitig anzumelden.“ 
f Die „Ep. Z.“ berichtet aus Speher, 21. März: Herr 
Rreyer, Igl. Gendarmerie-Haupimann, erlegte gestern bei einem 
Treidjagen bei Weideuthal, Revier Neidenseis.einen Feuler im 
Bewicht von 162 Pfund. 
fSpeyer, 18. März. Einjährig- Freiwilligen⸗Prüfung.) 
Die Prüfung für den Einjahrig · Freiwilligendienst nahm ihren An⸗ 
ang am 13.5d. M. und wurde am 17. beendgt. Es hatten sich 
13 Kandidaten zu derselben geweldet, von welchen jedoch einer nicht 
erschienen. Das Resultat fiel, wie Dies nach der neuen Prüfungs⸗ 
»xdnung vorauszuschen war, undünstig aus: von der müntlichen 
Prüfung mußten 21 Kand doten duf Grund ihret schlechtengsarift⸗ 
ichen Leistungen ausgeschlossen, von den übrigen konnte nur 14 
)er Berechtigungsschein eitheiii werden. Wenn früher schon darauf