Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wochentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage), erscheint wochentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag nuud Sonutag. Ver Abonnement sopreis betragt vierieljahrlich 
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M 5. Sonntag,. den 9. Januar 1876 
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Deutsches Reich. 
cutta bekommen. Man bietet ihr für drei Monate eine Million 
nebenhundertfünfzigtausend Francs. 
F Die Hundewuth triti in Mittelfranken in erschrekender Weise 
azuf; von der Seuche sind heimgesucht die Bezirke Schwabach, 
Bunzenhausen, Beilngries, Fürth und Reustadt. In diesen Amts⸗ 
hdezirlen sind zusammen uͤber 50 Menschen in kürzester Zeit von 
düthenden Hunden gebissen wordes. 
Freisiag, 2. Jan. Heute Morgens ging Karoline Pallitzky 
ur nahen Wieskirche und waͤhlte dabei den Weg durch den Waid, 
der näher war, als die Straße. Dort wurde sie überfallen, durch 
Messerstiche ermordet und beraubt. Der zweite Raubmord in Ober⸗ 
hahern innerhalb weniger Tage. 
fWMWorms, 3. Jan. Dieser Tage wurden einem Gastwirthe 
in der Petersstraße zwei vollständige Beiten abgezogen und gestohlen. 
Den dvolizeilichen Recherchen ist es gelungen, die Thäter zu erreichen, 
velche das Bettzeug bereits in dem Pfandhaufe zu Mannheim ver⸗ 
setzt hattea. 
F In der Krupp'schen Geschützfabrik in Essen wird d'e Her⸗ 
lellung eines 56 Cm.⸗ (124 Tonnen⸗) Geschützes vorbereitet, wel⸗ 
hes wohl das größte aller bisher angefertigten Hinderladungsge⸗ 
chütze werden duͤrfte. Die Gewichtsverhältnifse und Maße des-⸗ 
eiben werden folgende sein: Durchmesser der Bohrung innerhalb 
»er Felder 463 Mm., Länge des gezogenen Bohrungstheles 6430 
Nm., Gewicht bes Rohres 124 000 Kilogr., Gewicht der dazu 
jehörigen Hartzußgranate 1040 Kilogr., Gewicht der Stahlgra⸗ 
iate 1025 Kilogr., Gewicht der Zundergranate 880 Kilogr.; die 
nößte Pulverladung wird pro Schuß betragen 200 Kilogramm. 
Die New-NYorker Journale enthalten Berichte über eine 
redliche Erplosion welche am Abend des 22. December in Bo⸗ 
ton stattfand und den Verlust mehrerer Menschenleben zur Folge 
jatte. Die Hauptgasroͤhre, die unter der Federal⸗Street⸗ Brüde 
rach Süd⸗Boston läuft, explodirie plö zlich mit lautem Knall und 
iß auf eine graße Entfernung das Straßenpflaster aus. Die 
Ztraße war mit Menschen gefüllt, von denen viele unter den 
Trümmeen begraben wurden. Crosbys Getreidemagazin wurde 
zertelmmert und der darin befindliche Werkführer getödiet. Vide⸗ 
Personen wurden in das Wasser geschleudert und es sind aus dem 
elben bereits mehrere Leichen gezogen worden, nach anderen wird 
resucht. Man glaubt, daß das Bersten der Robre der jüngsten 
lalten Witterung zuzuschreiben ist. 
fF London, 4. Jan. Der heute nach längerem Leiden 
Jestorbene Sir Anthony v. Rothschild war zweiter Ches des Lon⸗ 
doner Hauses Roihschild. Der Verstotbene siand an der Spitze der 
von seinem Hause gegründeten berühmten Golde und Silherscheide⸗ 
anstalt, die er auf eine ungewoͤhnliche Höhe der Vollkommenheit 
Jebracht hat. Sein leutseliger Charakler erwarb ihm in allen 
Schichten des Volkes viele Freunde. Er hinterläßt zwei Toͤcher 
pon denen die ältere noch ledig, die jüngere mit YorkeElliot, Bru— 
der des Grafen v. Hardwid verheirath et ist. Sein Vermögen 
wird auf 2 Mill onen Pfd. St. geschätzt. 
fLondon, 1. Jan. Das Dampfschiff Dante“, welches 
leßten Mittwoch von Liverpool auslief und 30 Personen an Bord 
hatte, wurde im St. Georgskanal von dem norwegischen Segelschiff 
„Gronsvaic“ angefahren und sant in Folge des Zusammenstoßes 
iach wenigen Minuten. 22 Personen fanden dabei ihren Tod. 
Ddas norwegische Fahrzeug erh'elt verhältnikmäßig nur leichte Be⸗ 
chädigungen. 
fLondon, 4. Jas. Noch ist die Untersuchung über den 
Brand des Schuls hiffes Goliath“ nicht beendet, und schon wieder 
Jaben wir eine ähnliche Katastrophe an Bord eines anderen Schul⸗ 
chiffes zu berichten. Am Montas früh wwischen 2 und 3 Uhr 
zrach an Bord des auf der Hoͤhe von Woolwich stationirten Schul⸗ 
chiffes Warspite“ ein Feuer aus. Es befanden sich zur Zeit 
nehr als 200 Knaben an Bord und die Bestürzung war unbe⸗ 
chreiblich. Den ersten Lärm schlug die Anernane und kr 
Munchen, 6. Jan. Wie man in gut unterrichteten Kreisen 
der Meinung ist, wird wahrscheinlich der bayerische Landtag bis 
zum 6. Februar einberufen werden können. 
München, 6. Jan. Wie man in Geschäftskreisen vernimmt, 
hat die Reichsbant in Berlin die Annahme der Noten der „Bayr. 
Notenbank“ an Zahlung refüsirt. Da man hier der Ansicht ist, 
daß die Reichsbank zur Annahme der bezeichneten Noten eine Ver⸗ 
pflichtung hat, so erregt der Vorgang nicht geriges Aufsehen. Es 
erging auch beteits Remonsträtion nach Berlin, deren Beschei dung 
abzuwarten ist. Die Reichsbant soll sich, so wird versichert, auf 
eine specielle Weisung des Reichskanzleramtes berufen h aben. 
Mainz, 6. Jan. Geftern Abends ist der Vertrag zwi⸗ 
schen der hessischen Ludwigsbahn und der Stadt Mainz wegen 
Umführung der Bahn unterzeschnet worden. J 
Ausland. 
Aus Wien wird der Dresdener „Reuen Z.“ geschrieben, es 
würden in Oesterreich in der Stille alle Vorkehrungen getroffen, 
um spätestens mit Beginn des Frühjahrs eind respectabele Truppen⸗ 
macht — 8 Dibvisionen — in Bosnien einrücken zu lassen; es 
würde dies im Einverständn ß mit Deutschland und Rußland ge⸗ 
schehen. Ob auch die hohe Pforte damit emverstanden ist, wird 
nicht gesagt. Der Einmarsch würde den Charakter einer zeitweiligen 
Occupation tragen, die nur so lange dauern soll, bis in den auf⸗ 
ständigen Bezirken die Ruhe vollständig gesichert ist. 
Paris, 5. Jan. Nächsten Donnerstag findet hierselbst der 
Austausch der Katificationen uͤber die Poflconbennon mit Deutsch 
ijand statt, welche den Verkehr von Postanweisunzen bis zum Be⸗ 
trage aon 300 M. gestattet. 
Paris, 5. Jan. Martin Belda, Marquis von Cabra, 
ist heute mit Vollmachten des Königs Alphons versehen und mit 
Ainer geheimen Piission bei der Koöͤnigin Jsabdelle beauftragt, in 
Paris angekommen. Man glaubt, daß seine Sendung Bezug auf 
zewisse ernste Vorfälle der lezten Zeit hat, daß er die Bedingun⸗ 
gen festsetzen soll. unter welchen die Köni in in Zulanft in Spa— 
nien residiren soll. 
Bermischtes. 
fBeim Schießen in der Neujahrsnacht verletzte sich ein Bursche 
von Morschheim an der Hand. In Alzei hat ein schon bejahrter 
Mann und in Esselborn ein Bursche beim Schiekes ie einen Finger 
verloren. 
F Pirmasens, 83. J. Wie wir hören, schreibt der Pirm. 
Anz.“, hat das Bezirlsam dahier der Gendarmerie die Weisung 
gegeben, in kürzeren Zeiträumen bei den hieñgen Metzgern Visi 
jationen vorzunehmen und gegen etwaige Versehlungen sireng ein⸗ 
zuschreiten. Die vor ein Paar Tagen flattgehabte erste Untersuchung 
hat ergeden, daß die vom Bezirksami angeordnete Maßregel voll⸗ 
lommen am Platze und daß das Publicum demselben hierfür zu 
Danke verpflichtet ist; denn bei nicht weniger als sieben Meßgeru 
wurde st'ntendes und verdorbenes Fleis angetroffen. Dasselbe 
wurde sofoct confiscirt und vergraben. Bei einem Metzger wurde 
eine unrichtige Waage gefunden. Sämmtliche Contravenienten find 
vrototollirt und dem Gerichte zur Anzeige gebracht. 
fDie Bäcer in Kusel veröffentlichen Folgendes: Der bis⸗ 
herige Hreuzerwed lostet 8 Pfg; an Wirtde und Privaileuie veiben 
zu 25 Pfg. 9 Wede abgegeben, an Wickhändler zu 25 Pfg. 10 
Wede. 83 Kilogramm Brod kofsten 70 Pfg. — In Berqꝛabern 
zeben die Bäcker für je 20 Pfa. 7 Wede, waͤbrend der Weck im 
Tinzelverlauf 83 Pfg. kostet. 
T. Carliotia Patti, welche demnächst mit dem beruühmten 
Violinvirtuosen Camillo Sivori in Neufadt a.d. H. concertiren 
wird, bat in Varis non einem Imdrefaris einen Antrag nach Cal⸗