St. Ingberler AAnzeiger.
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M 49. I donutag,den 26. Marz 143876.
Deutsches Reich.
Munchen, 22. Marz. Das Kaiser⸗Festessen im, Bayerischen
dofe“ nahm einen glaͤnzenden Verlauf. Viele Landtagsabgeordnete
ind Vertteter der Kunst und Wissenschaft, Magistrusmitglieder
und angesehene Bürger waren anwesend. Professor Kluckhhohn
zrachte den Toast auf den Aönig von Bayern aus, darauf dver
Jeicht⸗ vnd Landtagsabgeordnete Stenglein den Toast auf den
daiser, der nie etwas Anderes fordern werde, als vas des Kaisers
st, den Schirmer jedes Rechtes; deßhalb dönne Jeder, ob Bayer,
Schwabe, Sachse oder Hesse so gut wie Preuße, einstimmen in den
Ruft: „Es lebe der Kaiser!“ Den Worten folgte ein lang anhal—
lender, begeisterter Zuruf.
Berlin, 22. März. Dem Festurtikel der Prov.⸗Corr. u
dem heutigen Kaiserlichen Geburtstage entvehmen wir folgende be⸗
merkenswerihe Stelle: „Wenn dem Kaifer das Friedenswerk nach
außen im Verein mit seinen fürstlichen Freunden bisher gelunges
ist, so sehnt sein landesbäterliches Herz gewiß den Zeitpunkt herbei.
vo auch im Innern unter Wahrung der seiner Fürsorge anber⸗
xauten staatlichen Interesse der volle Friede wieder hergestellt sein
wird: Gebe Gott, daß das achtzigste Lebensjahr diese Frucht seiner
Uestlichen Sorge reifen l sse!“ — Die mehrfach angekündigte Vor⸗
age über die Eisenbahnen wird nach der „Prov.«Corr.“ unverweilt
zrfolgen. ꝑ
Berlin, 22. März. Hessen⸗Darmstadt, Braunschweig und
iast alle thaͤringischen Staaten sollen für den preußischen Eisenbahn⸗
dlan günstig gestimmt sein.
Berlin, 22. März. Aus Anlaß des kaiserlichen Geburis⸗
ages haben in der preußischen Acmee vielfache Ernennungen und
Besörderungen stattgefunden, u. A. ist Fürst Bismark zum General
ser Cavalerie befördert worden.
AX
F Koͤln. 20. März. Nach einer Mittheilung des „Tablet“
oom 18. da. soll der Erzbischok don Köln in einem am 8. April
tatifindenden Consistorium zur Cardinalswürde erhoben werden.
f In d'plomatischen Kreisen cirkulirt das Gtrücht von der
zevorstehenden Verlobung des Grafen Herbert Bismark, des Altesten
Sohnes des Reichskanzlers, mit der einzigen Tochter det Fulrsten
Datzfeld-Wildenburg, der Erbin der großen Dietrichttein'ichen Herr⸗
aft in O⸗sterrtich.
fDer franzoͤsische Boischafter in Berlin, Gontaut⸗Biron dat
seine älteste Tochtet mit dem Grafen von Talleyrand⸗ Perigord,
Br.⸗Lieutenant im 2. preußischen Garde -Ulanen-Regiment, Sohn i
des Marquis Talleyrand, Herzegs von Dino, Besißers des Gutes
and Schlosseß von Günthersdorf in Schleisien, veilodbt.
feCannstadt, 21. März. Freiligtathe Leichesbegängniß
dat soeben, Nachm'ttag 5 Udre, unter großaͤrtiger Betheiligung von
nah und fern stattgefunden. Ein langer Zag bewegte siv vom
Trauerhaus über die Nedarbrüde nach dem Friedhofe. Der Sarg
bar mit Kränzen, Palmzweigen, Blumen dicht bededt. Am Grabe
prachen außer dem Heifer Härle, Ludwig Walesrode und Karl
Mahrr, welcher Ramens der Bolkspartei einen Kranz auf das
Brab legte. Weitere Kränze wurden niedergelegt Namens der
otta'schen Verlag?handlung, der Redaltionen der „Allgemeinen
Zig.“, der „Gartenlaube des Frankfurter Journalistende reins,
der Wienet „Conlordia,“ der Wiener deutschen Studentenschaft,
des freien deutschen Hochstifts in Frankfurt a. M., des Polytech⸗
ums in Stutigart u. a. Außerdem liefen zahlreiche Beleds⸗
vlegramme ein; don der Forischrittspartei in Berlin und anderen
dorporationen und Privaten aus allen Gegenden Deutschlands.
Die Grabrede Karl Mayers, welche den tlefsien Eindruck bervor⸗
Ach, laulete: „Verehrte Trauerversammlungi An diesem Grabe
jeht mit uns das trauernde Vaterland. So weit die Kunde von
iesem Tode gedrungen ist, überall wo deutsche Herzen schlagen,
Wedt sie daß gleiche Gefühl, daß unser Volk einen von denen
zetloren hat, welche seinen Namen verherrlichen unter allen Natio-
nen, die mit uns arbeiten am Aufbau der ganzen schönen Mensch⸗
hdeit. Nicht bloß die Deutschen, die im alten Stammlande wohnen,
unuch die drüben, welche ein zweiles deutsches Volk geworden find
enstits des großen Wassers, heute sind sie jm Geiste mit uns ver⸗
ammelt um diese Stelle schoabischer Erde, der wir eben die irdi⸗
hen Reste des theuren Mannes anvertrauen. Wenn hier schon
nie Klage zu verhallen beginnt um den Hingegangenen, dann wird
noch eincaal im fernen Westen ihrr Seimme sich etheben urnd,
insern Schmerz erneuernd, zu uns und an diese Stätte herüber⸗
dnen. Diese Uebereinstimmung Aller ist es, war ums hier so
eierlich die Herzen schwellt: durchschauert doch jeden Einzelnen
jon uns, die wir dieses Grabd umst ehen, das Gefühl, daß Tausende
und Hunderttaufende, die wir nicht kennen, eben jetzt mit urs in
iner Empsindung kiefen Leides und in einer Begeisterung für die
Broöße des Volkes verbunden sind, dem der Geist dieses Todten
ungehört, Alle Parteien, die wir uns während unseret
emeinsamen Ktulturarbeit scheiden, einig und brüderlich sind sie
ei der heiligen Handlung, da wir die Hülle des Dichters der
ẽrde übergeben. Auch von der Partei, in decen Namen ich h'er
ede, liegt dort der Lorbeer mit den alten Freiheitäfarden, weiche
dem Todten in den Kämpfen des Lebens die geweihten waren und
die er als ihr Sänger mit seiner mächtigen Harfe gepriesen hat.
In den Jahren seiner männlichen Kraft hat er für unsere Ziele
nitgekämpft und votgekampft und alle Bitterkeiten der Verfolgung.
velche die deutschen Republikaner zu erdulden hatten, auch ihm war
s nicht erspart, sie dis auf die Hefe zu losten. Und wenn jeht
nach seinem Tode seines Ledens Geschichte aufgeblättert wird, werden
vir uns der Beweise erfreuen dürfen, daß er bis ins Alter und
zis in den Todt treu und unerschüttert in seiner Gesinnung und
n seinen Hoffaungen derselbe geblieben ist. Aber wir sind nicht
zekommen, um denjenigen rinseitig als den unserigen zu hean⸗
pruchen, der Allen gehoͤrt. Das sei ferne von uns! Um ihm zu
anken, wir hier, und um mit der ganzen Nation die ihn
chon bei Lebjeilen anerkannt und geehrt hat, unser Herz zu erheben
urch den Gedanken, daß aus ihr ein solcher Geist entsprungen, so
rei, so wahr, so rein und so hoch! Ein Mann und ein Held,
est wie die Eichen seiner heruskischen Heimath, ein Former und
Meister der Sprache, ein Bildner neuer Gestalten und ein Entdecker
nener Zonen, welche er siegrtich der deutschen Poeste erobert hat.
Ddaß alle Lorbeeren, mit welchen die Boiker ihre Lieblinge
gmücken, so rein wären, wit der seine, au welchem kein Tropfen
Blutes kledt! Dann könnte bald jener Völkersrühliag kommen von
dem er gesungen und geweissagt: jener Frühling der Freiteit, an
den sein Herz geglaubt hat. Dann könnien Orient und Occidemn
sich brüderlich umarmen, und Sid und Nord könnken einträchtig
beisammenwohnen. „Herr Gott im Himmel, welche Wunderblume
vird dann vyr allen dieses Deutschland sein Doch wie herrlich
s dereinst erstehen mag, immer wird es den, welchen wir hier
zestatten, unter seine besten Söhne, unter seine höchsten Zierden
ind Kleinode zählen. Lebe wodl, edler freier Geist! Lebe wohl,
nein jheurer Freund! Du Allen theurer Menschenfreund, dolder
Sanger, ehrwürdiger Seher, lebe wohl! So lange Deutsche auf
krden, und wo immer freie Stelen wohnen, Dein Scchatten wird
hnen heilig seia dib in die fernsten Zeiten.“ (A. A. 3).
F Aus Brüssel wird gemeldet, daß nach dea bish rigen
remittelungen der Betrag der von T'Kint zum Schaden der bel⸗
uschen Bank begangenen Veruntreuungen sich cuf 22 Millioneg
frrancs beläuft.
Sieustesnachr ichten.
Seine Majestät der König haben sich allergnädigst bewogen
jefunden, den disherigen koͤnigl. Studleurektor der Studienanstalt
daiferslautern, Gymnafialprofefsor Bölcker, seinet allerunterthänigsten
Jersetzungsbitte entsprechend, in gleicher Dienstebeigenschaft an die
5tudienanstalt Schweinfurt zu verseten und den bizherigen Studlen⸗
xltor der Studie nanstalt Schweiafutt, Dr. Simon, in gleicher
Diensteseigenschaft an die Studienanstalt Kaiserblautern zu berufen.