Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal woͤchentlich) mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter Vei 
lage), erscheint woͤchentlich permalr Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementovpreis betraͤgi vierteljährlich 
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*5*3 50. J Dienstag. den 28. März 1876. 
— 
Deutsches Reich. 
München. Die Refecate über die beanstandeten Landtags⸗ 
vahlen von München 1 und 2, Sulibach und Kandel sind fertig 
gestellt und an de Korreferenten abgegeben. Bezuglich der beiden 
seßteren soll Kaffirrnz wegen gesetzwidriger Bildung der Urwahl· 
—XXXL 
München. Der Abg. Dr. Eugen Buhl hat den Antrag 
ingebracht, für Foörderung und Hebung der Rindviehzucht in 
Bayern 40,000 Mart für je ein Jahr der 13. Finanzperiode 
inzusetzen. Diese Summe soll zu Dotationen für Stammzucht⸗ 
ʒezirke und Pramiirungen fjar Jung und Zuchwieh verwendet 
derden. * 
Berlin, 24. März. Der „Reichs-Anzeiger“ bringt an seiner 
—A Erlaß⸗; 
Die Theilnahme, welche Ich an bedeutsamen Gedenltagen bei 
Meinem Volke zu' firden gewohnt bin, hat sich, wie vor Kurzem 
n dem 100jährigen Gebintstage Meiner in Golt ruhenden Frau 
Muller, der Königin Luise, so auch an meinem eigenen diesjãh · 
igen Geburtstage wieder in überaus reichem Maße geze'gt. An 
eiden Tagen sind Mir von noh und fern, selbst aus fernen 
Welttheilen, Glückwünsche, Widmungen, Gegenstaͤnde der Erinnerung 
und Zuwendungen mannigfachster Art in groͤßter Anzahl zugc⸗ 
zangen. Je mehr Ich solche Beweise treuen Gedenkens schäge, 
im so ttiefer fühle Ich mich für dieselben zum Dank verpflichtet, 
velchen Ich bei der Unthunlichleit, jede Adresse einzeln zu erwidern, 
fentlich zum Ausdrud zu bringen wunsche. Zu dem Behufe vers 
mnlasse Ich Sie, diesen Erlaß alsbald zu publiziren. 
Declin, den 24. Marz 1876. 
An den Reichslkanzler. Wilhelm. 
Berlin, 25. Rarz. Der nunmehr dem dreußischen Land⸗ 
ag zußegangene Gefetzentwurf, betreffend die Uebertragung der 
xigenshums⸗ und sonstigen Rechte des (preußischer) Staates an 
Fifenbahnen auf das Deutsche Reich hat folgenden Wortlaut: „8 1. 
die (preußische) Staatsregierung ist ermächtigt, mit dem Deutschen 
Reiche Vertrage abzuschließen, durch welche 1) die gefsammten im 
Pau oder Beirieb befindlichen Staatseifenbahneu nebst allem Zube⸗ 
dor und allen hinsichtlich des Baues oder Betriebes von Staats⸗ 
asenbahnen bestehenden Berechtigungen und Verpflichtungen des 
Sitaates gegen angemessene Entschäd'gung kaufwe'se dem Deutschen 
Reich übertragen werden; 2) alle Befugnisse des Staates bezüglich 
»er Verwaltung oder des Betriebes der nicht in seinem Eigenthum 
tehenden Eisenbahnen, sei es, daß dieselben auf Geseg, Concession 
der Vertrag beruhen, aß das Deutsche Reich übertragen wecden; 
3) im gleichen Umfang alle sonsti en dem Staat au Eisenbahnen 
ustehenden Antheils⸗ und anderw:iten Vermögensrechte — gegen 
angemessene Entschädigung — an das Deuische Reich abgetreten 
werden; 4) ebenso alle Verpflichtungen des Staates bezüglich der 
nicht in seinem Eigenthum stehenden Eisenbahnen vom Deutschen 
Reiche gegen angemessene Vergütunz übrrnommen werden, und 5) 
die Ersenbahnaufsichtäcechte des Staates auf das Deuische Reich 
aͤbergehen. 8 2. Bejuͤglich der im 8 1 unter 1, 8 und 4 er⸗ 
vähnten Vereinbarungen bleibt die Genehm'gung der beiden Häuser 
des Landtages vorbehalten.“ 
Eifenach, 28. März. (Nat. Z.) Nach e ner vorausge; 
gangenen Anzeige traf heute Mittag 1213 Uhr die Kaiserin 
Fugenie und ihr Sohn Prinz Naboleon von einem Cabalier be— 
Jlestet, in sirengsten Inkognito hier ein und nahmen im Hotel 
Zum Rautenkranz“ Wohnung; sie kamen von Kassel, wo sie 
Schleß Wilhelmshöhe, den Wohnsitz des Kaisers Napoleon während 
einer Befangenschaft in Deutsshland, besucht haiten. Heute Nach— 
mittag begaben sich de drei nach der Wartburg und werden wor—⸗ 
gen nach Weimar weiter reisen, wohrn ihre Dienerschaft vorausge⸗ 
Jangen ist. Die Kaiserin sieht, wenn auch gealtert, noch recht gut 
aus und hat an Korpulenz zugenommen; sie war in Schwarz ge⸗ 
tleidt. Prinz Naroleon ist das getreue Ebendild seines Vaters; 
er sießt gesund und kräftig aus und blickt ernsthaft drein. 
Vermischtes. 
7 St. Ingbert, 27. Närz. Ge'chieht es auch bedeutend 
ost iestum, so wollen wir doch noch an dieser Stelle erwähnen, 
aß von h'esigen Vereinen der Verein „Harmonie“ rüher 
„Haus hieib do!) den Geburtstag des deutschen 
aisers durch einen Festcommers im Vereinslokale festlich be— 
jangen dat. Nach einer von warmem Palriotismus zeugenden 
Unrede brachte der Präsident das Hoch! dem Kaiser, in das die 
Anwesenden begeistert einstimmten. Andere Toaste und das Ab⸗ 
jagen valerländischer Lieder solgten sich dann während des Abends. 
Kaiserslautern, 20. März. In der einer hiesigen 
Fiema gehörigen Pulverfabrik bei Schopp hat nih, wie uns mit⸗ 
jetheilt wird, gestern Vormittag ein schwerer Unglücksfall ereignet. 
dar milllere Stockwerk flog nämlich in die Luft und von 3 darin 
jeschäftigten Ardeitern wurden 2 geloöͤdtet, 1 schwer verletzt. — Es 
st dies seit dem Jahre 1869 die dritte Explosion. (K. 3.) 
FNach einer Miltheilung des „evangelischen Kirchenboten 
der Pfalz“ sollen in der nächsten Nähe von Ludwigshafen Mor⸗ 
monen mit Erfolg Propaganda machen. J 
In der Gemarkung von Oggersheim stehen noch 1000 
Tagewerk Landes unter Wasser. 
Am Samstag verunglückte auf der Bahastrecke Landau⸗ 
Iweibrücken bei der Station Rinnthal der 19 Jahre alte Bremser 
dam Mayer von hier, Sohn und einziges Kind der Wiltwe des 
Zepäckirägers Maher, indemn er von stinem Bremser-Sitz herunter⸗ 
zützte, zunächst auf eine Stützmauer und dann noch etwa 20 Fuß 
mdie Tiese fiel und dabei uͤh derart verletzte, daß alsbald der 
Ted eintrat. Was den Sturz des als solid und im Dienst ge⸗ 
bissenhaft dekannten jungen Mannes, dessen Tod seine Mutter 
jart trifft, veranlaßte, ist, wie uns gesagt wird, nicht genau er— 
niitelt. (3. 3.) 
F In Regensburg hatten sich zu der neulichen Einjährig⸗ 
Frewilligen⸗ Prüfung nur 5 junge Leute gemeldet 3. dieselben be⸗ 
tanden. 
4 (Falliment in Mannheim.) Die Firma Detting und Co. 
zeidenfabrik) hat ihr Accept unter Protest gehen lassen. Die 
Jassivmasse wird auf etwas über 5900,000 M. angegeben. Haupt ⸗ 
netheiligte sind die Filiale der Deutschen Union⸗-Bank in Straßburg 
ind die Firma W. H. Ladenburg und Co. in Mannheim. 
f Worms. Hier wurde dieser Tage ein Baron d. Z. zum 
Flurschützen ernannt. 
f Aus Hefssen. Fortwährend laufen Berichte über Wind— 
all vom 12. d. ein. In den Oserförstereien Groß-Gerau und 
Nönchhof schätzt man das Fallholz auf 350, 000 Festmeter, so 
zaß der Siurm kur volle 10 Jahre dem Voranschlag vorausgeeilt 
st. Aehnliche Verichte kommen aus den Forsten des Odenwaldes 
ind, des Vogelsberges (Schotten). 
Aus Westfalen. Ein großer Theil unserer Kohlengruben 
st in Folze der Regengüsse der ietzten Zein momentan versoffen 
ind es wird immerhin noch einige Wochean dauern, ehe es den 
Mashinen getungen ist, das Wasser zu entfecnen. Das Tagewas⸗ 
er verhindert — um nur einige herauszugreifen — unter Ande⸗ 
tem die Zeche „Warfisch“' bei Witten, „Louisengluck“,, „Heisingen 
Tiefbau,“ „Altendorf Tiefbau“, Waoker Mulde,“ „Friederike“ bei 
Bochum an jeder Thätigkeit. Das Schlimmste hierben ist nun, daß 
hvurch das Stillstehen der Werke durch höhere Lieferungscontracte 
ämmtlich fällig werden und daß äuf diese Weise den betreffenden 
ßewerkschaften ein nicht geringer Schaden geschieht. 
Das Berliner Fremdenblatt schreibt: Eine recht prattische 
x findung wollen wir unsern Lesern empfehlen, ein Radirwasser. 
velches die Dinte spurl s entfernt, ohne das Paper anzugreifen; 
nan gießt ein Paar Tropfen auf und kupft sie dann mit Lösch- 
ap'er wieder auf. Das Fläschchen kostet nvr eine Mark und ist 
zeim Erfiadet St. Krüger in Berlin, Bergmannsir. 11, 3 Tr. zu 
aben. Fälschern ist damit allerdings ein gefährliches Mittel in 
die Hand gegeben.