— Alles unler Garantie der Großmächte. Weiler wird derAllg.
Zig.“ gemeldet, Feldzeugmeister Rodich erkläre, diese Bedingungen
seien unannehmbar für die Pforte. — Am 10. April geht der
Waffenstillssand zu Ende.
Türkei. Wie man dem „St. Petersb. Hero!d' schreibt,
hat kürzlich der Scheik- ul-Islam, die Spizze der nürkischen Geist—
lichleit, vor der in Mella versammelten Menge der Gläubigen
prophezeit, daß im Verlauf von zehn Jahren ganz Frankiftan (Eu⸗
ropa) dem Halbmond unterworfen sein und der Sultan den ganzen
zstlichen Theil dieses Reichs sammt der Stadt Rumi⸗el⸗Kubrie (das
mächtige Rom) beherrschen würde; zur selben Zeit würde der Sul—
tan von Marrokko den westlichen Thel Frankistans mit der Stadt
Tuleitula (Toledo), mit seinem Reich veceinigen. Dann würden
die Giaurs schließlich ganz unterdrückt sein und sich zum Islam
bekehren.
Bermisajtes.
Rodalben, 4. April. Heute mußte das Landgericht
Pirmasens einen schrecklichen, höchst traurigen Fund in Augenschein
nehmen. Zwei Mädchen von Picmasens suchten Holz in der Nähe
des berühmten Bärenfelsens und fanden zu ihrem Schrecken eine
gräßlich verstümmelte Leiche. Kleider waren keine mehr vorhanden,
selbst der Körper war ganz verfressen und wie man mir mittheilt,
war es schwer zu erlennen, ob das Individium ein Mann oder
Weib gewesen ist. Es wird daher schwer zu constatiren sein, wer
die betreffende Persönlichleit ist. Ein Schreinermeister don Rodalben
hat aus Auftrag des Gerichts die Ueberreste mit der Hiugabel in
rinen Kafien gelegt und wurden dieselben heute Abend auf dem
Friedhofe ia Rodalben beerdigt. (Pf. P.)
F Aus Kaisers lautern, J1. April schreidt die „Kaifersl.
Ztg.“: Vor dem hiesigen Polizeigerichte sand heute die Rerhand⸗
lung der Beleidigungsklage statt, welche 42 diesige Vollksschullehrer
gegen den für die Redaction der „Pfälz. Vollszeitung“? verantwort⸗
chen A. d'Angelo angefstrengt haben. Die Verhandlung begann
Votmittags 11 Uhr mit der Verlesung der Klageschrift und des
Pamphlets in Nr. 11 des Unterhaltungsblattes der Pfälzischen
Volkszeitung vom 6. Februar d. Is., welches die Ueberschrift trägt:
„Nachhall beim Lesen der Gedanken eines Lehrers beim Antritt des
Jahres 1876“, durch welches sich die h'esigen Voltsschullehret
schwer beleidigt fühlten. Später wurde auch das von einem hiesi⸗
gen Lehrer verfaßte Gedicht, welches ia einer früheren Nummer
der Volkszeitung enthalten war und auf welches das beleidigendt
Gedicht die Antwort sein sollte⸗, verlesen. — Die Bemühungen des
Richters, die Sache durch einen Vergleich zu beendigen, blieben er⸗
folglos, und es wurde in Folge dessen wit der Vernehmung der
Belastungszeugen begonnen. Dieselben deponirten ganz überein⸗
timmend, daß in dem incriminirten Gedicht unzweifelhaft die hiesi⸗
gen Volksschullehrer gemeint und daß sie darin schwer beleidigt
worden seien, indem man ihnen Trunlsucht, Verschwendung ꝛc.
vorgeworfen habe, sowie daß solche Vorwürfe die zu einer gedeih⸗
lichen Wirksamkeit nothwendige Achtung und Autorität der Lehrec
den Eltern und Schülern gegenüber zu untergraben geeignet wären.
— Als Entlaftungszeuge war geladen der Eigenthümer der Pfälz.
Volkszeitung und Principal des Herrn A. d'Angelo, — Herr
Philipp Rohr. Derselbe sagte eidlich aus, daß das erste Gedicht,
auf welches das incriminirte Gedscht die Antwort sein solle, von
Hrn. Lehrer Garrecht hier verfaßt worden sei. Als die in Nr. 11
des Unterhaltungsblattes enthaltene Antwort darauf eingegangen
war, habe er diese Hrn. Garrecht gezeigt. — Auf die Frage Gar⸗
recht's, ob er es denn veröffentlichen werde, habe er erwidert, das
wisse er noch nicht, worauf Garrecht erwidert hade: „Dann gibt
es etwas zu lachen.“ Hierauf habe er (Rohr) das Gedicht in den
Druck gegeben. — Herr Lehrer Garrecht jedoch, der als Mittläger
zugegen war, bestritt auf das Entschiedenste diese Behauptung des
herrn Rohr. Allerdings habe er das erste Gedicht verfaßt, und
Rohr habe es unbeanstandet aufgenommen. Einige Tage vor Ver⸗
zffentlichung des zweiten Gedichtes sei er zu Rohr gekommen; die⸗
ser habe ihm das Manuscript gezeigt und gesagt: „Dies wurde
mir anonhym zugesandt: da werden Sie gehoörig geschlagen.“ Er
(Garrecht) habe darauf erwidert: „Das werden Sie doch nicht ber⸗
offentlichen.“ Rohr aber habe erwidert: „Das gibdt einen Jux.“
Er habe darauf von Rohr verlangt, dann wenigstens die gravirenste
Stelle, den 5. Vers, zu welchem der anonyme Veifasfer selbst ge⸗
schrieben habe: „Man kurn auch diesen Vers, wenn beanstandet,
hinweglassen. Rohr aber habe gesagt:aà, Diese Bemerkang drucke
mn ab;, diese Vemertung hibterste rechl einen Jur.dierauf
sei er (Barrecht) in großer Erregung fortgegangen. Er bestreitet
wiederhol; auf das Allerentschiedenste die Behauptung Rohr's, daß
er (Garrecht) gesagt habe: „Das gibt etwas zu lacheu,“ fondern
Rohr habe zweimal gesagt: „Das gibt e'nen Jur.“ — Der Ver—⸗
reter der Kläger, Herr Dr. Krell sprach sein BVedauern darüber
aus, da, Garrecht, da er selbst Partei sei, nicht als Zeuge ver⸗
zidiagt werden könne. da durch seine Aussage d'ie Behauptung Rohr's
urchaus widerlegt werde. Herr Alsessor Spannagel erklärt,
aß das Gericht trotzdem die Aussage würdigen werde. Das Ge⸗
richt vertagte die Verkündigung des Urtheilspruches auf Mittwoch,
den 5. April, Vorgens 8 Uhr.
f Kaiserstautern, 5. April. Ja der Klagesache der 42
ofälzischen Voltsschullehrer gegen die „Pfälz. Volksztg.“ wurde
jente das Uriheil verkündet. Es lautet für den angellagten Re⸗
zacteur auf 84 Thaler Geldstrafe, ebentuell 84 Tage Haft. Ersatz
der Kost⸗n und Einrückung des Urtheils in 5 pfälzische Blätter.
FKaiserslautern, 31. März. Dem heute ausgegebenen
Jedruckten Semesterberichte über die kgl.Kreisbaugewerlschule dahier
süt diu Winter 1875/76 entnehmen wir Folgendes: Die genannte
Anstalt hat die Bestimmung, junge Leute aus dem Baugeweckstande
der solche, die sich ihm widmen wollen, in den nöthigen Kennt⸗
aissen und Fertigkeiten zu unterrichten, damit sie die Fabigkeit er⸗
haiten, als Vorarbe'ter, Wertführer, Polirer und Meister allen an
e gestellten Anforderungen im Leben genügen zu können. Der
laterricht umfaßt vorzugsweise d'e Lehre der Baukonstrukt onen und
der Baumaterialien, sowie das Zeichnen mit dem Lineale und Firlel,
das Modelliren, die Lehze der Kostenvoranschläge und die Fort-
aildung in den Volkeschulkenntnissen; ferner die zum Verständnisse
der Baukunde nothigen Helfswissenschaften (als Buchstabenrechnen,
bene und koͤrperliche Geometrie, Naturlehre, die nöihigen Berech⸗
nungen für Flächen⸗ und Körperausmessungen ⁊c. ⁊c.). Die Schüler
helen sich in ordentliche und außerordentliche. Anßer dem Rektor
virken noch 9 Lehrer an der Anstalt. Der 1. Curs zählte 31
xdentliche, der 2. Curs 30 ordentliche Schüler und 7 Hospitanten.
Für das Jahr 1876/77 ist die Grrichtung eines 8. Kurses in
Ausficht genommen. Das nächste Wintersemestir beginnt am 2.
stodember 1870.
Aus Neupfotz, 2. April wird der „Pf. Z.“ geschrieben:
Hestern wurde zu Leimersheim im Erlenbach die Leiche eines vier⸗
ahrigen Kindes geländet. Dasselbe ist von Rheinzabern gebürtig
ind wurde vor vier Wochen, als der Wosserstand des genannten
Zachs am höchsten war, vom Sturmwinde auf dem sogenannten
„Steg“ in Nheinzabern in den reißenden Bach geworfen. Den
SZchteckken der Eltern, welche das Kind nach mehrwöchentlichem
Zuchen jetzt aufzefunden, kann man sich leicht denken.
Der Begründer von Bad Gleisweiler, Herr Dr. L.
-„chneider sen., ist am 2. April in Baden Baden gesiorben.
f Landau, 4. April. Durch das freundliche Entgegen⸗
'ommen der eingeladenen aukwärtigen Vereine ist die Abhaltung
mseres Mufsikfesteßs für diesen Sommer nunmehr gesfichert. Das
Fomite hat mit der Gründung des Garantiefonds begonnen, durch
vilchen die Deckung jener Summe bezweckt wird, um welche im
ingünstigsten Fall die Einnahme von der Ausgabe überschritten
verden koͤnnte. (G. A.)
FSpeier, 3. April. Nach einer Verfügung des Kriegs«
ninisteriuns betragen die in den einzelnen Garnisonen im 2.
Quartale 1876 zahlbaren Verpflezszuschusse per Tag in Speier
ür die Mannschaft 15, für die Unterofficiere 21,. in Germersheim
ür die Mannschaft 14, für die Unterofficiere 20, in Landau für
die Mannschaft 16, für die Unterofficiere 28, in Zweibrücken für
die Ptannschaft 14, für die Unterofficiere 20 Pfennige.
F Aus Vilsed, in der bayerischen Oberpfalz, schteibt man
der Augsb. Abendztg.“: Seitdem unsere Gemarkung in das E'sen⸗
Fahnnetz gezogen ist, werden auch die Unternehmungen zur Ausbeute
)es hiesigen an Mineralschätzen reichen Bodens wieder in Angriff
senommen. Schon vor Jahrhunderten wurde der Bergbau in
inserer Näahe, wo sich reiche Bleierze finden, betrieben. In letzter
Jeit ist nun die benachbarte ausgedehnte Bleierz Lagerhätte bei
Freiburg in d'e Hände eines rheinischen Industriellen übergegangen,
»er demnächst mit dem Betrieb im Großen beginnen wird. Auch
ie großen Eisensteinlager bei Langenbrud, welche schon im 18.
Jahrhundert im Betriebe waren, sind an eine Gesellschaft überge⸗
jangen und hat diese die Production bereits begonnen. Unsere Ge⸗
narkung wünscht sich Glück zu dieser auflebenden Industrie,
F Die Stadt Offenbach hat dem Fücsten Bismarck zu seinem
Beburtstag das Ehrenbürgerrecht ertheilt und ihm das künstlerisch
zusgeführte Diplom durch eine Deputation überreichen lassen.
Mannheim, 3. April. Das, was seit dem letzten Be⸗
richte in 1875er Pfälzer Tabaken von den Producenten noch in
die Hände der Händler kam, war höchst geringfügig. Das Ge⸗
chäft in älteren Sorten ist im Allgemeinen still, Verkäufe fast nur
um Bedarf. Eine Parthie geringes 78er Umblatt wurde, los ge⸗
iommen, comptant, zu 28 fl. derkauft. Von 18755 neuen Ta⸗
haken ist eine Partie Srierheimer zu 3194 M. bereits verkauft
vorden.
7 In Mainz wurde am Dienstag Abend eine Frau Ritten
von Edenkoben von einet Kutsche überfahren und starb kurz darauf
in den Folgen der erhaltenen Verletzungen.
f Am 5. de. kam die Köaigin Victoria von Baden⸗Baden
zus nach Darmstadt zum Besuch der großherzoglichen Familie.