J Bexlin, 27. Mätz. Auf die Beschwerde eines Mena⸗
geriebesihers hat der Minister des Innern entschieden, daß die
nachgesuchte Ermächtigung, Schlangen vot den Augen des Publi⸗
Jums mu lebenden Thieren zu fütlern, nicht ertheilt werden soll.
Auanahmen machen nur solche Fütterungen, welche vor einem en⸗
geren Kreise un zum Dienst des wissenschaftlichen Interesses ver⸗
anstaltet werden. — Grtkf. 3.)
7 Ix Bezug auf den neuen Telegraphentarif wurde hier uund
da behauptet, derjelbe werde in alleckürzester Frist um so sicherer
moedifiirt werden müssen, als schon jetzt klat hervorgetreten sei, daß
der Monat März mil erheblichen Mindereinnahmen abgeschlossen
habe. Gegenüber diesen Behauptungen erfaͤhrt die „Magd. Zig.“,
Zaß et rein unmöglich ist, (hon heute Berechnungen über die Ein⸗
nahmen des Maärz anzustellen. Erst am 20. April gelangen mit
dem Rechnungsabschluß ür den vergangenen Monat die Zusammen⸗
stellungen der sämmtlichen deutschen Telegraphenamter hierher, und
ie allein liefern sicheres Material zur Entscheidung der Frage über
zin etwaiges Minus oder Plus. Was die weitere Frage anlangt,
ob der neue Tarif sich bewähre oder nicht, so müssen selbstredend
die Ergebnisse mindestens eines halben Jahres abgewartet werden.
Spezieã der März kanv mit seinen finanziellen Resultaten nicht in
Belracht kommen; denn wenngleich die ersten zehn Tage ene sehr
erfreuliche Zunahme an Telegrammen aufwiesen, so traten doch
bald hernach die grotzen derheerenden Stürme auf, die nahezu fünf⸗
zig Leitungen total zerstöͤrten.
Der Er⸗ General Cremer, geboren zu Saargemünd am
5. August 1840, ist Sonntag Abend in Paris gestorben. Ein
ausgezeichneter Elebe der Militärschule von Sain—Cyr, war et im
Jahre 1866 zum Stobecapitan ernannt und bei Beginn des letz⸗
jen Krieges dem 8. Armtecorps als Adjutanl des Genetals Clin⸗
Ddant deigegeben worden. Nach der Capitulation bon Metz be⸗
jehligte er eine Tivision des Corpt Garibaldi's und behauptett
den Zampf von Nuits gegen die preußische Division unter General
d. Werder. Bei Revision der Grade wurde Cremer vom General
auf Majorsrang heradgesetzt, worauf er seinen Abschied verlangte.
Spater wurde er von der Wittwe eines während des Krieges auf
jeinen Befehl als Spion erschossenen Spezereihaͤndlers von Dijon
bertlagt und zu einem Monat Gefängniß verurtheilt. Bei den
letzien Wadlen war Cremer als Candidat aufgetreten, aber seit drei
Jaͤhren verlegte er sich desonders auf den Weinhandel. EStr. 8.)
4 Altenbersg in Sachs., 1. April. Feuersbrunst. Seit
zestern Abend ist unsere Stadi ein Feuerherd. Um 10 Uhr brach
in dem inmitten der Stadt, und zwar im feuergefährlichsten Thele
derselben gelegenen Gasthof zum Löwen“ Feuer aut, welches schuell
um sich griff und bis heute Mittag gegen 20 Haͤuser in Asche ge-
legt, auch bereits die Kirche und die Faktorei ergriffen hat.
F Calcat, 1. April. Gestern Abend gegen 9 Uhr fuht
ein zu Thal fahrendes hollaͤndisches Schrauben⸗Dampfschleppfchiff,
Prinz Heinrich,“ zwischen Rees und Emmerich nahe hei Grieth
am Entenbusch auf das zu Berg fahrende Dampfschiff det Preuß.«
Rhein ⸗Dampifchifffahrts-Gesellschaft König,“ derart, daß beide
Schiffe sofort sanken. Leider sind dei diesem Unglücke auch Men⸗
schenieben zu bellagen; wie biele, läßt sich noch nicht bestimmen,
wohrscheinlich 4225. Die meisten Passagiere retieten sich aa das
Ufer. Va. Z.)
— Wie kolossal das Quaatum fran,osischer Weine, welches in
Deutschland konsumirt wird, ergeben folgende Zifferu: Von fremden
Weinen überhaupt sind im Jahre 1874 bei uns in runder Summe
aicht weuiger als 1,110,090 Ctt. eingeführt worden, deren Werth
annahernd auf 60 Mir. Mark zu veranschlagen sein dürfte. Drei⸗
diertel der zum Verbrauch importirten stremden Weine sind nun
franzoͤsischen Ursprungs — wir haben somit im Jahre 1874 eiwa
300,000 Eir. aus Frankreich bezogen und hierfür die Kleinigkest
don 45 Mill. M. an uujfere eibitlerten Feinde bezahlt. Die
Boͤthe'schen Worte: Em echter deutscher Mann mag keine Franzen
leiden, doch ihre Weine trinkt er gern, sind also deute noch in
dollster Geltung!
Im Lötscherthale (Kanton Wallis) wurde diesen Winter
in Folge anhaltenden Regens und Schneesalles durch herubstüczende
Lawinen ein unberechenbarer Schaden an Gedaͤuden, Waldern und
—X
eine Law'ne zwei Mühlen, fünf Scheunen sammt Siallen und
toͤdiele 6 Kühe und 25 Stüd Kleindieh; cuch eine Magd verlor
dabei das Leben. Eine andere Lawine vernichtete einige Tage da⸗
rauf im Dorfe Weißtied 16 Gebäͤude.
k Kaum hat Ungarn die Donau-Ueberschwemmung überstanden,
sjo kommt neue Noth von der Theitz, deren Wasserstand eine außer⸗
ordentliche Hoͤhe erreicht' hat. Medrere Dammbrüche sind erfolgt,
und die Ueberschiemmungen sind im Theißlhale um so gefährlicher,
als der großte Theil der Häuser in den Staoten aus ungebranzten
Thonziegeln errichtet ist. Die 20,000 Einwohner zählende Stadt
Tsongrad steht zum größten Theile untec Wasser. Szegedin und
mit iihhm das Leben und Bermögen von 100 000 Menschen ist in
zohem Maße gefährdet. Zum Schuzße gegen die andraͤngenden
Wogen der Theiß werden nicht nur die alten Dämme mehr be⸗
estigt, sondern auch dahintet neue Schutzdämme vn 27 Fuß Hdhe
errichtet, so stark es die Umstände erlauben. Wie die Tbeiß, wälzt
mch die Sabe der Donau riesige Wassermassen zu, wodurch im
anteren Donaugediet neue Ueberschwemmungen verurfachit werden.
Bei Semlin ist die Noth arg. Auch Belgrad hat vom Hochwasser
iel zu leiden. Zwischen Semlin und Belgrad sind alle Inseln
inter Wasser, und die Localdampfer fahren gemürhlich über —
Zuluruz: Felder hinweg.
F'In Paris starb der älleste aller französischen Artillerie-
Henerale, Lechesne, in einem Alter von 90 Jahtren. Er trat 1806
als Lieutenant aus der polytechnischen Schule zu Parid in die
Itrillerie ein und machte alle Feldzüge des Kaiserreichs bis ein⸗
hließlich Waterloo mit.
F Vignaurx der Billardkönig. Im Concertsaale des
Brand Hotel zu Paris haben sich kürzlich in Gegenwart von 6 —
300 Zuschauerr die beiden größten Billardspieler der Welt, Herr
Bignaur aus Toulouse und Heer William Sexton aus Newyork,
in einer Carambolageparlie don 600 Points gemessen. Hett
Bignaux hatte sin einem Billardtournier in Rewyork einten Ehren-
decher un Werthe von 3000 Franck gewonnen: diesen machte ihm
etzt der Amerikaner streitig und setzte dagegen 5000 Franen ein.
Der Kampf far.nd auf einem Billard statt, welches Sexton mit Ein⸗
villigung jeines Gegner eigens aus Amerika mitgebracht hatte.
Zahireiche Wetten, die sich im Ganzen auf mehr als 50,060 Fr.
deliefen, maren engagiri. Die Partie. welche um 9 Uhr begann,
vährte 313 Stunden und wurde von Herrn Vignaux gewonnen.
Zein Gegner hatte es nur auf 468 Points gebracht. Einige im⸗
„odante Strien gestalteten den Kampf zu einem außerst dramatischen:
vignaux hatte solche von 102 und I104, Sexton von 765 und ein⸗
nai sogar von 120 Points. Mehrere Amerikaner, die ihren
Thampion voll Verttauens auf den Kampfplatz begleitet batten,
pngen in kiefer Niedergeschlagenheit von dangen, als Vignaux
eierlich füe den ersten Billardspieler —X protlamirt wurde.
4Athen, 4. April. Der Dampfer .Agrigento“ der Ge⸗
ellschaft Tringcria ist gestern auf der Fahrt nach Brindisi dei Cap
Malig mit dem britischen Daumpfexn, Bylton Castle“ zusammenge⸗
toßen. und sogleich mit 83 Personen und werthvollen Postsendun⸗
zen gesunken.
7 Die Londoner Polizei hat den Polizeibehörden des Con⸗
inentz durch den „Eberhardt“ von einem in London vorgelom⸗
menen ganz außergewöhnlichen Einbruchsdiebstahl Kenntniß gegeben.
Fs ist dort namlich ein diebssicherer“ Geidschrank geöffnet und
deraubt worden, ohne daß an demselben Spuren des Einbruches
wahrzunehmen siud und ohne daß das nur dem Fabrikanten und
dem Besitzer belannie geheime Verschlußwerk besutzt worden waãre.
Der Einbruch erregte in London natürlich das größte Aufsehen,
za ja nun eigenilich kein Geldschrank mehc diebssicher genannt
verden kann. 2*
f Zu Ardrosson (England) kam dieser Tage ein merlwür⸗
diges Fahrzeug zum Verkauf. Es ist dies die Brigg „Clitus“,
velche aus den Trümmern eines an der Osttüste gescheiterten
driegsschiffes gebaut ist und 22 Jahre lang von einem weiblichen
dapuͤan, Fräulein Elisabeth Millar kommandirt wurde. Die See⸗
Amazone war unter Küstenfahrern als Cabitan Betsy Millar gar
vohl bekannt.
F Ein gräßlicher Eisenbahnunfall wird aus Glasgow berichtet.
Am 28. v. M. fruͤh plaßie der Kessel der Locomotive eines Ballast⸗
uges, während sich derfelbe auf halbem Wege zwischen Kilmarnock
ind Irwine an der Glasgow und Südwesteisenbahn befand. Der
docomotvführer, der Heizer und der Schaffner blieben auf der
Ztelle todt, und zwei Arbeiter wurden derart verwundet, daß sie
ald darauf ihren Geist aufgaben. Neun Personen sollun ebenfalls
ebeusgefährliche Verletzungen erlitten haben.
Ein schrecklichez Ünglück ereignete sich in der Nacht am
30./31. Mar, in Worcester, Massachusetts. Das Lyndebrook Reser⸗
voit, welches 67 Mill. Gallonen Wosser enthält, und, ca. 5 Meil.
don der Stadi entfernt, dieselbe mit Wasser verfieht, barst, und
rin Wasserstrom von 20 Fuß Höhe und 30 Fuß —AI
Pber 9 Meilen des füdlich von Worcester gelegenen Landes, alles
in seinem rasenden Laufe zersidrend. Glücklicher veise gingen keine
Menschenleben verloren, weil die Thalbewohner vor der bevor⸗
lehenden Gefoahr am Toge dorher gewarnt worden waren; auch
hailen fie von ihren Gütern Alles, was nicht niete und nagelfest
bar, in Sicherheil gebracht. Der Strom passitte durch die —XW
Fabrildorfer Cherry, Valley, Junesville, Leesville und Arneville,
is er sich in den Wiesen von New Worcester verlief. Fünf große
Muhlen und viele Wohnhäuser, die Hochstroaße und Brücke, sowie
300 Fuß des Dammes und eine Meile der Boston und Albany⸗
risenbabulinie wurden zersidtt. Der angerichtete Schaden wird auf
00. 000 Dollar geschätzt.
x Zum „hundertsten Geburtsfeste der amerikan den ewe tate