Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Znzeiger. 
der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wb hentlich) mit dern Hauplblatte verbundene Unkerhaltangublatt, (Sonnkagt wit illustezrter Vei- 
lage), erscheint wochentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag nud Sonntag. Der Aborue mentspreis deträgt vierteljahrlich 
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M 58. J 4J IJ Dieustag. den 11. April I I J 78 J 1876. 
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Deutsches Reich. 22 
Ein Correspondent der „Pf. Post“ schreidt aus Lamber esch t 
3. April: Der Schimpf, den man unserer Gemeinde in oͤffentlicher 
zammersizung angethan hat, wird hiet tief empfunden und hat 
as Gefühl der Erbetterung und Enttäuschung hervorgerufen. Hoffent⸗ 
sch wird die Vertretung der Gemeinde oder eine Versammlung 
Feser Entrüstung Ausdruck verleiher:, und für eine solche Schmach 
Benugthuung verlangen. Die Fabrikauten Lambrechts kämpfen eben 
iinen verzweifelten Kampf' gegen eine übermächtije Co currenz, die 
hnen die libcrale Handelspolitit auf den Hals gezogen dat. Und 
dilten in diesem Kaämpfe auf Leben und Tod müssen sie Ach noch 
hon liberaler Seite ais Schilddürcer, Krähwinkler, Bdotier von 
zem ganzen Lande brandmarken lossen! Soviel Verständniß ist 
ins doͤch noch geblieben, daß vir bald merken, wo unsere Freunde 
ind, und wir werden nicht versaumen, dies bei passender Gelegen⸗ 
jeit auch kund zu thun. 
S*rrin, s. April. Bismarch geht demnchst mit Fomilie 
zuf seine Besitzung in Lauenburg und spater zum Curgebrauch nach 
Zarlsbad. — Der Justizausschuß hat den Bundesrathsbeschluß der 
dommission für große Schöffengerichte unannehmbar erklaͤrt. — 
Ddie Nordd. A. Ztz.“ plaidirt für Bildung einer großen conser⸗ 
ativen Pariei und Aufhebung der conservativen Fraktionen. Zu 
iner großen eonservaliven Partei, sei auch Plat fuͤr die Agrarjer. 
Berlin. Kaiser Altxander wird, wie aus Hofkreisen ver⸗ 
ichert wird, am 9. Mai mit Bestimmt?eit hier erwartet. 
Die Ausprägung der Zwei-Martstücke sol nunmeht der Be⸗ 
timmung des A gemäß in kurzer Zeit erfolgen. 
vibg. Lasker ist in Folge seiner ansirengenden Thdaätigkeit 
anerhalb der Kommissionen und im Plenum von Neuem erlrault. 
xIr wind wahrscheinlich genorhigt sein, in Freiburg (Breisgau). 
vohin er: in diesen Tagen zu reisen gedenkt, längere Zeit zu ver⸗ 
veen; hoffentlich reicht ein mehrwoͤchentlicher Aufenthalt im Hause 
es dort lebenden Bruders aus, um ihn wieder ganz zu kraͤftigen. 
Karlsruhe, 7. April. Die ‚Karlsr. Zig.“ schreibt offi⸗ 
ids: Se. Maj. der Deuische Kaiser hat auf ärzllichen Rath die 
‚eabsichtigte Reise hierhet und nach Baden-Baden nunmeht endgil⸗ 
— sich zwar 
vesentlich gebessert, es bedarf aber noch vorsichtigee Schonung bis 
voͤlliger baldiger Wiederherstellung. 
Nussand. 
Auf Ordte des Kömgs Viktor Emanuel wurde Major Ta⸗ 
verna dem in Rom eingetroffenen Feldmarschall Graf Moltke für 
die Dauer seines dortigen Aufenthaltes attadirt. 
Permischtes. 
pairtel-Neuhäusel, 8 Apiil. Die Hauscollecte fur 
den hiesigen protest. Krrchenbau ertrug nach amtlicher Zusammen⸗ 
dellung 20,744 Mark 96 Pig., oder 12,101 fl. 13 tr.; gewiß, 
umter den obwaltenden ungünfligen Zeitverhältnissen eine recht nam— 
zafte Summe, welche noch dem Kostenanschlag ausreicht. — 
xWie das ‚N. W.“ höct, wird der desjäbrige Sommere 
ahrplan der piälz. Bahnen auh einen Schnellzug zwischen Mainz⸗ 
Zaifertlautern eithalten, und dadurch einem laängst gefüblten Bte 
zürfnisse Rechnung getragen. 
FManchen, 6. April. Der Privatier J. Mulller in 
München hat eine Petition in der Abgeordnetenkammer eingereicht 
in Einführung einer Steuer auf die Schleppkleider der Damen in 
nerschicdenen Beträgen von 15 bis 1000 Mark. Der Petent 
laubt, daß durch diese Steuer die Abschaffung der Schlepplleider, 
As einer der Gesundheit jeht nachtheiligen Mode, bezwecht wurde. 
f Man theilt der Köla. Zig.“ folgendes Curiosum mit: 
Juf dem in dvoriget Woche bei Grieih in den Grund gefahren 
Ddampfboote, König“ befand sich unter Andeem ein Korb mit zwei 
Salmen, der von einem Fischer in Millingen (l'egt ungeführ vier 
Stunden von Grieth rheinabwärts) nach Düsseldorf aufgegeben und 
eim Unterganse des Schiffes davon getrieden war. Dieser Korb 
mit den Fischen wurde einige Tage später bei Millingen von seinem 
igenen Herrn beim Salmfang mit dem Netze wieder aufgefischt. 
fStuttgari. Nach der „N. F. Pr.“ erfolgte der Tod 
deß Fre harn Albert Hermann v. Reischach, Chef der Cotta'schen 
Buchhandlung durch Seibstentleibung mitteist eines Pistolenschufses. 
Darmstadit, 6. April. Der letzte Windfall hat nach 
)er jetzt vorliegenden Schatzung“ nar allein in den vier Districten 
hroß Gerau, Romrod, Dartastadt aud Nidda 58N8,415 Festmiter 
Fallholz geliefert. — (M. Zig.) 
1 Bei der am 8.. Mis. auf Schloß Johannisberg statt⸗ 
sefundenen Versteigerung fürstlich Metternich' scher Weine wurden 
i. A. für a Stück 1874er Schloßwein 3010 Mark erlött. 
GEca fürchterlicher Jahnarzt. Der Pariser, Gau⸗ 
ois“ erzählt die fast unglaublich klingende Geschichte, daß ein 
Zzahnarzt in Untersuchungshaft nach Mazas abgeführt worden sei, 
veil er eine ganze Zahi seiner Patienten vergiftet habe. Er soll 
ieselben zu häufigen Besuchen in seinem Alelier veranlaßt und ihnen 
inter den Vorwande, er wolle die kranken Zähne unterfuchen, nach 
ind nach Gift in kteineren Dosen in ihre hohlen Backeuzähne ge⸗ 
racht haren. Man vermuthet, daß die in dieser Weise vom Zahn⸗ 
hmerz Geneillen reiche Personen waren, die ihm von ungeduldigen 
zeden zugeführt wurden, um sie gegen ein gutes Stück Geld schnel⸗ 
er ins Jenseits zu befördern. Mehr als zweihundert Zeugen 
ollen der Staatsanwaltschaft dem Verhaftelen gegenüber zut Ner⸗ 
ügung siehen. 
FF In Aberdeen Esschottland) er⸗eignete sich am 58. do. 
Nachmittags ein schreckliches Unglück. Der Tag war ein presby⸗ 
erjanischer Festtag, und. da das Wetter sehr schön war, so drängte 
ich eine große Masse von Menschen in die Fährboote, welche nach 
em Hauptvergnügungsotte, dem auf dem andern Urer liegenden 
pischerdorse Torry fuhren. Eins derselben war so überfüllt, daß 
ie Tähcleut˖ die Abfahrt verweigerten; aber die Inhassen bemäch⸗ 
glen fich der Führung des Boots und fließen ab. In der Mitte 
es Flusses schlug des Boot um, und von den Infassen ertranken, 
o weit es bis jetzt feststeht, 32, während von den Geretteten zwei 
rachträulich Den Folgen der Erlältung erlegen sind. 
Amerikanische Weltaustellungs⸗Plünderung. 
Die Kommission für die Weltausstellung in Philadelphia hat jetzt 
dereits verschiedene Privilegien für das Feilhalten von Erfrischun⸗ 
gen ꝛe. in den Ausstellungsräumen an einzelne Unternehmer verge⸗ 
zen. Die Summe des hieraus erlössten Pachtzinses beträgt 450,000 
Dollars. Der Buchhändler, welcher allein bere ütigt ist, den ofi⸗ 
iellen Ausstellungskataloz zu publiziren, zablt 100,000 Dollars 
ür dieses Monopol; der Restaurateur, welcher indeß nur Bier, 
Wein und Liqueur verschenken darf, hat 125 000 Doll. Pacht zu 
rlegen. Der Konditor dagezen hat die Erlaubniß zum Verkauf 
jon Milch, Brod, Chokotade, Kaffee und Thee für 11,000 Doll. 
Dder Verkauf von Sodawafsser bringt der Kommission 52,000, der 
gexkauf, von Cigarren 21,000 Dollars ein. Ueberhaupt scheinen 
ie Yankees die Ausstellung in Philadelphia ebenso zut Plünderung 
Jer auswärtigen Besucher beuutzen zu wollen, wie vor drei Jahreu 
ie Wiener dies gethan. Der Fremde wird bezahlen und zwar 
ezahlen müssen, bei jedem Schritt, den er in Fairmount Park 
hun Swird. Selbst. wenn er sich ermüdet in den Ausstellungs⸗ 
däumen auf eine Ruhebank nieder äßt, wird ihm der Quäker, wel⸗ 
der das Monopol der Sit jelegenheiten gepachtet hat, durch eine 
reundliche Aufforderung zum Zahleu a Geintttthhe führen?, daß er 
ich in Philadelphia-, der Stadt der Bruderliebe, befindet. Die 
stew⸗NYorker Blatter sind. entrüstet über diesen Schacher und fragen, 
ob die Centennial festäfities ihren Namen von den Cents herlei⸗ 
en, deren hundert anf einen Dollar qehen, 
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Hienstesnachrichten. 
Der Assistent am Realgymnasium in Regensbarg Dr. G. 
Neudecker ist zum Studienlehrer in Landau ernannt. 
Die kath. Psarrei Schönau ist dim Schul rpostus von Her⸗ 
ogsssreuth Ga. Ammerl Überkragen.