St. Ingberler Anzeiger.
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Ag 66. Tounerstag, den 27. Avriil 1876.
Deutsches Reich.
München, 25. Apeil. Der F'narzausschuß hielt gestern
wei çeheime Sitzungen, worin über Erhöhung der Civill ste des
Zönigs und der Apanagen berathen worden sein soll. In Abge—
ordnetenkreisen wird versichert, daß der Vorschlag, die Crvilliste
um 5 pCt. ju erhöhen, indem der Gulden zu 180 Pfennig be⸗
rednet worden, die Zustumung der ganzen Kammer erhalten
werde.
Berlin, 25. Apr'l. Der Kaiser nahm die vam Präsidenten
zes Reichskan:leramts, Delbrück, erbetene Entlassung an. Delbrück
ritt zu Anfang des Ma' einen bereits seit längerer Zeit beabsich⸗
,igten Urlaub an und übergibt zu Anfang des Juni die Gefchäfte
einem bis dahin ernannten Nachfolger. (Dilbrück ist leidend.)
Ausland.
Bräüssel, 22. April. In militärifschen Kreisen ist augen⸗
dlidlich sehr viel von einem Besuche die Rede, den Graf Moltke
auf seiner Rück eise aus Italien den Fesfsungswerken in Antwerpen
nach‘n soll. Wie bekannt, ist Antwerpen unsere einzige Festung,
dagegen aber eine der wichtigsten in Enropa. Die Festungswerke,
die erst vor zwei Jahren fertig wurden, zäühlen mit unter die bes
merkenswerthesten ihrer Art, und es lohnt der Mühe für einen
Fachmann, d'eseltlen mit Fenauerer Aufmerksaukkeit zu besichtigen.
Man freut sich allgemein über den Besuch, denn es giebt wohl kei—
ten aus.ändischen General, der eine sympathishhere Bewunderung
n unseren militärischen Kreisen hervo gebracht hätte, als Moltke.
Statt der bis jetzt ü lichen Zusammenberufung fast sämmtlicher
Militärs des Landes im Camp de Beverloo (bei Maestricht) sol⸗
en diesen Sommer Uebungen in der Ark, wie sir in Deutschland
cristiren, eingeführt werden: es sollen rämlich die für die Uebungen
derufenen Armeekorps in zwei Abtheilungen gerheilt als feindliche
sttiegsmächte in strategischer Weise gegen einander rücken und sich
irst nach Beendigung dieses Krießszuzes nach Beverloo begeben, wo
»ann eine allgemeine Nevue durch den König stat'findet.
(Fr. Zig.)
Paris, 22. April. In der heute abgehaltenen Gen-ral
Zersammlung der gelehrten Gesellschaften hielt der Unterrichtsminister
Waddinzton eine Rede, in welcher er sagte, daß Marschall Mac
Mahon, indem er die Abhaltung einer Weltausstellung im Jahre
1878 dekretirte, zeigen wolle, daß Fraukreich nu' medr sich selbst
mçehöre. Der Minister fügt noh hinzu, daß d'e Republik eint
Regie:ung des Friedens nach Außen, der Odnung und Beruhigung
aach Innen sei und sprach die Hoffnung aus, daß die Republik
dom Jahre 1875 Frankreich lange Tage des Ruhmes und der
Wohlfohrt verschaffen werde. (T. N.)
Die Konigin Vektoria von Eagland hat bei ihrer Begegnung
nit dim Marsadsall Mac Mahon diesem die ihr dvom deusschen Kai—
er und anderen deutschen Fürsten gegebene Versicherung mitgetheilt,
»aß der europäische Frciede nicht bedroht sei. Die Königin von
Hroßbritannien und Irland kam eben ven einem Rendezvous mit
dem deutschen Kaiser, als sie mit dem Präsidenten der französischen
Rpiblek zusammentraf; nichts ist also natürlicher, als daß sie de
Vermittlerin der Gesinnungen des deutschen Ka'isers gegenüber
Ftankreich war, das während der Anwesenheit der Königin Viktoria
in Deutschland seine, Aufforderung zu der Weltaussstellung von 1878
hute ergeher lassen und dies: als eine Friedensbücgschaft ange—
ehen wissen wollte. Die Worte der Königin von England dürfen
als die deuische Antwort auf die srarzösische Friedesdemonstration
etrachtet werden.
Petersburg, 25. Apris. Der ‚„Staalsanzeiger“ enthält
me berudigende amtliche Erklärung üder die Schwierigleiten im
Aient: Das Einverständniß der Großmächte bezüglich der Tämpf⸗
mg des Ausstandes in der Her e ow'na sei fest vegründet; die
jurd Leidenschaften und materielle Hindernisse erzeusten Schw'erig
deiten könnten den vereinten Willen Europas nicht bezwingen.
dieses Einverständniß sei nechmals befestigt worden auf die Nach
it über die von der Türkei beabsichtigte Juvasion von Montene—
gro, in Folge welcher das kaiserliche Cabinet sofort die fünf Groß
mächte eingeladen habe, identische Instructionen an ihre Vertreter
in Koustantinopel zu erlassen, um der Pforte vog einer kriegerischen
Action abzurashen. H'ierauf hätten Deutschlaud, Oesterreich, Frank—
reich und Itallen bereits erwidert, und es sei mit allem Grunde
auch Englands Beitritt zu erwarten. Neuerdings lägen aus
donstantinopel günstigere Nachrichten por: Der Sultan habe seinen
Minister des Auswärtigen beauftagt, jede Absicht eines Angriffes
zegen Montenegro in Abrede zu siellen und die Versicherung zu
geben, daß die militärischen Maßregeln bei Skutari nur den Zwed
der Vertheidigung häͤtten.
Vermisqhtes.
4 Grünstadt, 21. April. Beim Ausgraben des Wasser⸗
behälters in der Vorstadt wurde heute in einer Tiefe von 1⸗
Meter ein menschliches Ger ppe gefunden.
F Dem „Manuh. Journ.“ wird aus Kaiserslautern
zeschrieben: Im Fruerlöschwesen der Pfalz, das siellenweise noch
'ehr im Argen liegt, soll ein Inspector angestellt werden und hier—
zu der Vorstand des Verwaltungsraths der Kaiserslauterer Feuer—
wehr, Herr Buchhädler Hugo Meuth, ausersehen sein. Die pfal⸗
ische Kreissregierung, in richtiger Erkenntniß der Wichtigkeit einer
zut orzanisitrten und ausgerüsteten Feuerwehr, sucht auf diesem
Wege den alten Schlendrtan zu beseitigen und wir glauben an⸗
nehmen zu dürfen, daß hierdurch die Form gefunden ist, um die
tehende Klage „wir würden gern eine Feuerwedhr einrichten, aber
s fehlt uns an den Kenntnissen h erzu“ aus der Welt zu schaffen.
Die Mittel zur Durchführung des Projecis wurden dadurch beschafft,
daß sämmtliche Districtsrätbe einen jährlichen Beitrag ins Budget
tellen.
Der „Pf. V.“ berichtet man aus Fischbech, 21. April:
Der auf dem Frechtenthaler Hef wohnende Tagner Karl Hauser
chidte gestern seinen 7 Jahren alten Sohn nach hochspeyer, um
twas zu besorgen. Als der Junge sich seines Aufirages entledigt,
Ind seinen Heimweg antreten wollte, kam er zu einem Moͤbelwagen,
der in der Richtung nach dem Frechtenthaler Hef ging. Er be—
rutzte die Gelegerheit, um heimgefahren zu werden, stieg von hin-
nen auf dea Wagen, und in einen zur Futterausbewahrung bestimm⸗
en Kasten und machte sich darin bequem. Als der Wagen am
Hofe dvorbeifuhr, urd der Kleine aussteigen wollte, hatte er das
Unglück, unter eines der Hinterräder zu kommen, welches ihm den
Unterleib total zerqueischte. Er lebte noch einige Stueden und er—
hjaͤhlte noch, wie sich's zugetragen halte. Der Verunglückte war
des älteste Kind und einziger Sohn seiner armen Ellern.
Rheinpfalz, 21. Aprit. Nicht nur in Ka'serslautern,
ondern auch an andern Orten, wie Frankenthal, Flomersheim ꝛc.
haben die Prüfungen der confessionell gemischten Volksschulen sehr
zlänzende Resu'tate ergeben; auch an der Religion haben die Kin⸗
der noch „keinen Schifforuch gelitten.“
Der von der Smaistkasse pto 1875 an die Pfäli. Bahnen
zu leistende Zuschuß beträgt 75,145 fl. 38 kr.
F Der Lehrer Scherla in Hatzield hat, wie die „Fr. p.
Vl.“ erzählen, sein Clavser um 10,000 Knödel vertkauft. Diese
Knödel sfind zu liefern in Portionen A 20 Stück, und zwar
vöchentlich 8 Portionen. Jeder Knödel muß 6 Etm. im Dirch—
messer haben.
F Ein kErzlich in Colmar verstorbener Advocat hat dem
Irrenhause dieser Stadt die Summe von 100,000 Frs. vermacht.
„Ich habe dieses Geld“, sagt er in seinem Testamente von
den Narren dieser Stadt verdient, mein Vermächtniß ist daher
nichts als Rückerstattung.
In welcher Weise man bei den Fünfmarkscheinen die
Richrigkeit der Folionummer auf der linken Seite mit der Num—
mer auf der rechten Seite und damit d'ie A⸗chtäeit dez Scharz
brüfen kann, düsste manch w Leer n'iet ssant jsein. Tie „NMagd.