Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöͤchentlich) mit dem Hauptblaite verbundene Unterhaltungtblatt, (Sonntags mit illustrirter Sei⸗ 
lage), erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag nuund Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt viertetjährlich 
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M 7III. Samstag, den 6. Mai e 1876 
Deutsches Reich. 
München, 2. Mai. Der König hat, wie wir vernehmen, 
an nochstehende preußische Offiziere Orden verliehen, und zwar an 
den k. preußischen Kr'egsminister General der Jufanterie v. Kamecke 
das Commandeurkreuz des Milisär⸗Max-Jesepha⸗-Ocders; an den 
Benerallieutenant zur Disposition v. Karczewsli, an die General⸗ 
majore Graf v. Wartenstleben, v. Voigts⸗-Rhetz, v. Rychelberg und 
. Klöden das Großcomthurkreuz des Militär⸗Verdienstordens; an 
en Oberst v. Caprivi, an Oberst Frhr. v. Wangenheim, an Oberst 
drause, an Oberst Engelhard, an Generalarzt Dr. Schubert, an 
Oberstlieutenant Bornatzki, an den Flügeladjutanten des Kaisers 
ind M'litär⸗Attache bei der preußischen Gefandschaft am hiesigen 
Hhofe, Major v. Stülpnagel, und den char. Generalarzt Dr. Erbt⸗ 
mann das Comthurkreuz des Militär⸗Verdienstordens und endlich 
zas Ritterkreuz 1. Klasse dieses Ordens an die Majore Gillet und 
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stoon. C(A. A. 3.) 
Mäünchen, 4. Mai. Abgeordnetenkammer. In fortgesetzter 
Debatte über die Cassation der Münch⸗ net Wahlen wurde der von 
Zörtmann und Schauß heute gestellte Antrag, de Angelegenheit in 
dꝛe Abtheilung zu weiterer Prüfung und Veranlassung weiterer 
Erhebungen zurückzuweisen, abeleynt, dann Absatz 1 des Com⸗ 
nissiousautrages (Vernichtung der Abgeordnetenwahlen des Wahl⸗ 
treises München 1, mit 77 gegen 65 Stimmen angenommen; 
erner Absatz 2 (das Ministerium möge sorgen, daß bei Neuwahlen 
der Münchener Magistrat das Wahlgesetz bessee beachte) ebenfalls 
a namentlicher Abstimmung mit gleicher Mehrheit angenommen. 
München. Die Abänderungen, welche Graf Lerchenfeld 
ait Zustimmung des 2. und 3. Ausschusses der Rei 18rat: skammer 
ezüglich der von der Abgeordnetenkammer beschlossenen Fassung 
»es Hundesteuergesetzes vorschlägt, besthen hauptsächlich in Folgen⸗ 
dem: 1) Den Gemeinden soll nicht gestattet werden, die in Art. 
festgeseßzten Beträge um die Hälfle zu erhöhen; 2) für Eindden 
und einzeln stehende Anwesen, die über 100 Meter von jedem be— 
wohnten fremden Gebäude abstehen, soll für den ersten angemeldeten 
Zund des Besitzers leine Abgube, für jeden folgenden aber die volle 
Abgabe erhoben werden (uach Beschluß der Abgeordnetenkammer 
ollen da nur 8 Marl erhoben werden); 3) den Gemeinden sollen 
20 Procent der Abgabe zur Dechung ihrer Kosten für Visitation, 
Zeichen und Einhebung zukommen (nach Beschluß der Abgeordneten⸗ 
tammer 50 Procent.) 
Berhin, 1. Mai. Der Kaiser wird Donnerstag, den 4. 
»8., Wiesbaden Morgens 9 Uhr verlassen und Abends gegen 10 
Uhr hier eintreffen. 6X. N.) 
Berlin, 2. Mai. Die preußischen Lindeskassen so wie die 
dandeskassen der übrigen Bundesstaaten sind jetzt augewiesen worden, 
ämmtliche aoch coursfah gen Landes-Kupfermunzen, also die aus 
Zrund der Zvölftheilung des Groschens gepräglen Einpfennigstücke 
ind die auf Grund der Zehntheilung des Groschens geprägten 
Zupfermünzen nicht wieder auszugeben, sondern anzusammeln und 
in das WMünzmetalldepot des Reiches bei der Münz-Direction in 
Zerin abzuliefern. . 3.) 
Berlin. Ueber die Wirkungen des Civilstandsgeseßes ent 
ehmen wir dem Generalbescheid des Konsistoriums der Provinz 
Ziandenburg auf die Verhandlungen der Kreissynoden des Jahres 
1875 folgende Mittheilungen: In 33 Diözesen wurden alle neuge⸗ 
orenen Kinder ohne Unterschied von Stadt und Land zur Taufe 
jebracht, in 13 blieben aut wenige (meist je eins dis drei) unge⸗ 
auft. In 11 Dizesen hielt wenigstens das Land die bestehende 
Taufordnung so underletzt, daß kein Kind ohne die Taufe blieb, 
vahrend in 6 anzeren die Lanagemeinden nur sehr wenige (durch- 
chnittlich je eins) nicht zur Taufe sendeten, anderntheils zu einem 
edeutenden Bruchtheil (30 bis 50 Prozent) die Zahl der unge⸗ 
auften Kinder sich allein in einigen derjenigen Dorfschaften erhob, 
oelche in der unmittelbaren Nahe der Hauptstadt liegen. Das 
konfistorium konstatirt demnächst unter dem Ausdiuck seiner Be— 
riedigung, daß — abgerechnet Berlin, Frapnkfurt, Charlottenburg, 
eziehungsweise Bernau und Finsterwalde — in allen übrigen 
5tädten der Provinz die ungetauften Kinder einen äußerst kleinen 
Irozentsatz repräsentiren. Dagegen wird es als ein bedauerlicher 
lebelstand zu Stadt und Land beklagt, daß jetzt die Taufe oft 
ingewöhnlich lange, bis auf Monate aufgeschoben wird, woher es 
ommti, daß die Zahl der Säuglinge, welche unabsichtlich der Taufe 
erlustig gehen, unverbältnißmäßig zunimmt. Weniger beruhigend, 
vie die Statistik der Taufen, ist die der kirchlichen Trauungen, wenn 
hon das enorme Mißverhältniß, welches ihre Durchschnitissumme 
ur Zahl der baͤrgerlichen Eheschließungen in den größeren Städten 
zufseigt, keineswegs den Maßstab für die ganze Provinz bildet. 
Uber die Provinz bat blos drei Didzesen, in welche sammtliche 
urgerlich derbundene Ehepaare zugleich anch die kirchliche Einseg— 
ung nachsuchen. In 17 Didiesen zu Stadt und Land überschritt 
iie Summe der blos bürgerlich geschlossenen Ehen nicht die Ziffer 
dn je eins bis zehn. In 31 Diötzesen bewährte vorzugsweise 
as Land seine Anhänglichkeit an die kirchliche Trauordnung, der⸗ 
estalt, daß in 14 Diözesen säumtliche ländliche Nupturienten vor 
en Altar traten, in 17 anderen nur je zwei, drei bis sieben 
Zaare sich mit der Civilehe begnügten. Die bunteste Mannigfal⸗ 
igkeit in der Stußenleiter der Prozentsätze h'nauf bis zur Halfte 
»der zwei Drittheilen der Ehen zeigen die Städte. — Für die 
zeerdigungen wird die Mitwirkung der Kirche ziemlich in demsel⸗ 
den Umfange in Anspruch genommen, wie früher. 
Ausland. 
Paris, 1. Mal. Es bestätigt sich, daß der Präsident der 
sepublik auf den Rath des Cabinets den Enischluß gefaßt hat, der 
Umnestiedebatte in den Kammern durch eine Serie von Begnadigungs—⸗ 
ẽrlasser zuvorzukommen. Zwei Schiffe, die „Loire“ und der 
Friedland“, werden gerüstet, um die zu begnadigenden Deportirten 
won Neu⸗Caledonien abzuholen. 
Aus Petexsburg wird der „Kreuzzeitung“ geschrieben: 
Die milifärische Occupation der aufständischen türkischen Provinzen 
urch gemeschte Commandos türkischer und fremder Truppen wird 
insche'nend jetzt in diplomatischen Kreisen eroͤrtett. Da Nußland 
nurchaus nicht die Absicht hegt, in irgend einer Beziehung die Ver⸗ 
egenheiten der Pforte zu seinem eigenen Vortheil zu benutzen, so 
ucht man hier auch jeden Schein eines solchen Strebens zu ver⸗ 
neiden und wünscht deßhalb nicht, daß russische Truppen an der 
Lhacificirung jenet Gebiete Theil nehmen. In nicht ferner Zeit 
ürften wir also vielleicht eine Att Widerholung der vor 38 Jah— 
en erfolgten europaischen Expedition erleben, durch welche damals 
em Sultan die Provinz Syrien erhalten wurde.“ 
London, 3. Mai. Kaiserin Augusta ist heute Mittag in 
dover eingetroffen urd wurde daselbst durch den deutischen Bot., 
chafker Geafen Münster und den Oberstkämmerer Lord Sydney 
mpfangen. Graf Münster begleitete die Kaiserin nach London, 
noselbst auf der Station Clapham der Herzog von Edinburg sie 
zegrüßte und nach Windsjor geleitete. (K. 3.) 
Vermischtes. 
FKaiserslautern, 1. Mai. Die rapide Zunahme 
inserer Bevölkerung während der leßten Jahre fängt nun an, ihr⸗ 
rogresside Wirkung auch auf unsere Schulen zu qußern. Die in 
»en Tagen vom 24. bis 27. April adhin stattgehabte Aufnahaie 
hulpflichtiger Kinder in die Volksschule ergab über 600, gegeit 
61 des Votjahres, somit ein Mehr von 36 pCt. Hierdurch ist 
ine Ueberfülluag unserer Schulen eingetreten, welche die Errich- 
ung mehreret neuen Schulstellen nothwendig macht. (Pf. 3.) 
FGaugrehweiler, 1. Mai. Heule fand man in dem 
Veinberge des Herrn Wilhelm Engel, Adjunct dahier, beinahe aus— 
‚ewachsene Scheine. (N. W.) 
F Ebertsheim. Herrn Ph. Blank dabier flog vor un⸗ 
ae iahr acht Wochen eine prachwolle Brieftaube zu, in deren Besitz 
er sich noch befindet. Dieselbe trägt auf einem Flügel rechts die