die Kugel nach einlgen Suchen heraus. Letziere hutte einen merk⸗
würdigen Lauf genommen. Im linken Unterkiefer hineingegangen,
juhr sie am Kehllopf hinaus und klemmte sich im rechten Schlüssel⸗
bein ein, wo sie Jahre lang saß und völlige Lahmung des Arines
verursachte. Die Kugel ist vorn platt abgedrückt und sieht wie ein
Stück gehackttes Blei aus.
Braunschweig, 26. April. Das Obergericht hat Gustav
Rasch von der Anklage wegen Verächtlichmachung von Staat—
einrichtungen freigesprochen, laber wegen Aufreijung der Bevölkerungs⸗
klassen gegen einandee zu 4 Monaten Gesängniß veturtheilt. Das
streisgericht 1. Instauz hatte auf 10 Monate erkannt.
Das soeben ausgegebene 10. Heft des Generalstabswerkes
über den deutsch-französischen Krieg enthält d'e Ereißnisse von der
Schlacht bei. Sedan bis zum Beg'nn der Einschließung von Paris,
den Bericht über die Einnohme von Toul und die Schlußscenen
der Belagerung von Straßburg.
Wer da geglaubtf hat, die 81 Tonnen wiegende englische
stanone von 35 Centimeter Caliber sei das Aeußersie, was man
in der Geschütztechnek zu schaffen vermöge, der irrte sich gar sehr.
Um einem längstgefühlten Bedürfnisse nach einem Geschütze, mit dem
man auch etwas leisten könne, abzuhelfen, werden jetzt in der
trupp'schen Fabrik Studien Behufs Herstellung eines Rohres ge⸗
macht, welches 46 Centimeter Mundöffnung haben soll, und mit
14 Centner Pulver ein 20 Centner schweres Projectil schleudern
wird. Lieb Vaterland, kannst ruhig sein.
F Neuenburg (Schweiz), 30. April. Acht Minuten nach
2 Uhr heute Nachmittags warde hier ein ziemlich starkes Erdbeben
oerspürt. (M. Z. 3.)
fRotterdam, 24. April. Eine Hiobspost, die einen sehr
aiederschmetternden Eindruck machte, ist dieser Tage aus Altschin
zier angelangt: Die Atschinesen haben einen der äußersten Vor⸗
posten der von einem Hauptmann befehligt wurde, über ascht und
537 Mann mit allen Ojfizieren niedergemacht. Die gräßlich ver⸗
tümmelten Leichen der Offiziere und Soldaten, an denen die
Unschinesen ihre Beserkerwuth ausgelassen haben, wurden gefunden
und beerdigt. Der den Possen befehligende Offizier hieß van
Swieten und ist ein Sohn des bekannten Generals van Swieten,
des Eroberers des Kraton. Auffallender Weise ist dies innerhalb
Jahresfrist das zweite Mal, daß den Atschinesen ein derartiger
Ueberfall gelang.
F Brüfsel, 2. Mai. Die Generalversammlung der Altio-
aäre der Banque de Belgique hat beschlossen, daß der Gouvergeur
und die Verwaltungsräthe nur gegen Zahlung von 2,625,000
Francß aus der Verantwortlichkeit für die vorgekommenen Defrau⸗
dationen zu entlassen seien.
fParis, 29. April. Einer Dipesche aus Brest zufolqe
zing zwischen le Conquet und der Insel Quessant das den Dienst
versehende Postschiff gestern um 4 Uhr unter. Von achtzig Per—
sonen an Bord wurden nur drei gerettet.
F Paris, 1. Mai. Heute wurde der Grund und Boden,
auf dem sich das während der Commune niederzebrante Finanz⸗
Ministerium befand und der bis jetzt noch nicht verkauft worden
war, oͤffentlich versteigert. Et wurde von einem Banthause mit
6,010,000 Fr. — es waren 10,927 Meter, so daß der Meter
mit 640 Fr. bezahlt wurde — erstanden.
fEin wahnfsinniger Reiter. Paris, 24. April.
Vor einigen Tagen erschien, als der Abendzug der St. Pol. Arras⸗
Bahun von Maroeul abging, in der Nähe des Bahnhofs der letzteren
Stadt ein Reiter auf den Schienen, welcher der Locomotive vor⸗
ritt. Abends acht Uhr gelangte der Zug in Arras an und vor
ihm herseitend jener Herr. Er hatte die Strecke von 11 Kilo⸗
metern in einer halben Stunde zurückgelegt. Wie er dies gekonnt
hat, wie er dem Tode des Ueberfahrens entgangen ist, er weiß es
aicht, nur sein Pferd könnte es wissen, und das ist stumm. Ruf
dem Bahnhofe in Arras angekommen, schidtte sich der verwegene
Reiter an, in die Vahnhofburcaux einzureiten. Als die Bahnbeamten
ihm dies wehrten, wollte er den Eintritt mit Gewalt erzwingen.
Die Polizei mußte einschreiten. Der Reiter schlug verzweifelnd um
sich und nur mit großen Anstrengungen konnte man ihn vom Pferd
entfernen und binden. Er war wahnsinnig und wurde einstweilen
in das Hospital zu Arras transportiri. So erzählt das „Echo
du Nord.“
x Theaterbrand in Rouen. Die Ursache der schredlichen
Katastrophe war nach franösischen Blättern der Bruch einer Kaum
hukröhre am Beleuchtungsapparat. Der Schaden ist ungeheuer.
Un Immobilien und Mobilien beträgt er wenigstens 1.300, 000 Fr.
F Moltke und Bazaine.Aus Rom, 26. April wird
eschrieben: General Molike wurde gestern Vormittag 9 Uhr 20
Min. von dem deutschen Botschafter, Baron Kendell, dem Exmi⸗
nisterpräfidenten Pinghetlti und dem Major Grafen Taverna, der
ihm vom Kriegsministerium für die Zeit seiaes hiesigen Aufenthal⸗
les zur Dienstleistung beigegeben war, an den Bahnhof begleitet,
wo er mit seinem Adiutanten v. Burt in einem reserditrlen Coupe
erster Klasse Platz nahm, um einen Ausflug nach Neapel zu unter⸗
nehmen.“ Durch ein sonderbares Zusammentreffen nahm kurz vor
Abgang des Zuges ein anderer Reisender in gesetztem Alter, in Be⸗
leitung einer auffallend schönen Dame, der man ihre spanische Ab⸗
uunft ausah, in dem anstoßenden Coupe Platz, in dem man, wie
es allgemein bieß, den Marschall Bazaine erlennen wollte. Diese
heiden, durch einen historischen Abgrund von unendlicher Tiefe für
mmer von einander getreunten Männer, waren somit gestern auf
hrer gemeinschaftlichen Reise von Rom bis Neapel, auf einer Strecke
»on 260 Kil. Lange nur durch ein schwaches Brett von einander
getrennt, das ihnen nach oben hin durch eine weite Oeffnung hin⸗
reichende Gelegenheif bot, sich zu sehen und miteinander zu sprechen.
Welche Ideen mögen wohl ihren Gesst durchkreuzt haben, wenn sie
vußten, daß der Zufall sie so nahe zusammen gebracht und das
Sprüchwort aufs Neue zur Wahrheit wurde, daß sich, wenn nicht
die Berge, so doch die Merschen manchmal auf ihrem Lebenswege
zegegnen.
t Dreifacher Mordin Turin. Ein entsezßliches
Trauerspiel spielte sich am 21. April, Nach ittags, zu Turin in
inem Hause in der Via Doragrofssa ab. Derselbe wurde seit
nehreren Jahren von einem Katastral-Ingenieur, Herrn M.....
zewohnt, dem vor längerer Zeit seine Gattin gestorben war und
die ihm zwei reizende Kinder hinterlassen hatte. Er hatte noch
zu Lebzeiten seiner Gattin eine sehr junge und intelligente Gouver⸗
nante aufgenommen, welche ihre Schuldigkeit so exemplarisch er⸗
'ullte, daß sie auch nay dem Tode der Frau im Hause blieb.
Bor einigen Tagen nun wurde ihr plötzlich der Denst gekündigt.
Von diesem Augenblicke an brütete sie Rachegedanken und führte
dieselben endlich auch auf schauderhafte Weise aus. Es war an
zem oden erwähnten Tage um 4 Uhr, als sie auf den Treppen⸗
absatz hinaustrat, um ihren Gebieter zum letzten Male zu erwar⸗
en. Die blutunterlaufenen Augen zeigten ihre innere Wuth, die
ie unter einem Anscheine von Ruhe zu verbergen strebte.
Statt des Ingenieurs erschien jedoch ein Schuster, Namens
Borelli, dem ihr verstörtes Aussehen so auifiel, daß
x fie fragte, was sie denn hade. » Nichts“ erwi⸗
zerte sie, aber in diesem Auzenblicke versagte ihr die Kraft und
ie ließ den rechten Arm sinken. Borelli bemerkte bei dieser Gelegen⸗
jeit die blinkende Spitze eines scharf geschliffenen Dolches. Er
prang auf sie zu und entriß ihr denselben nach kurzem R'ngen.
xẽrschreckt sprang nun das Mädchen ins Haus und verriegelte die
Thür hinter sich. Borelli holte soglesch die Polizei; ein Kommissar
erschien und begehrte Einlaß. Auf die wiederholte Aufforderung
exschien endlich die Gouvernante mit dem älteren neunjährigen Mäd—
ben an der Hand, rannte zum Balklon und stürzte sich sammt
sem Kinde in den Hofraum, noch ehe der Komm ssar es verhindern
onnte. Beide blieden augenblicklich odt. Damit war aber das
Trauerspiel zoch nicht zu Ende. Als der Polizeikomissar namlich
ns Haus trat, bot fich ihm ein gräßlicher Anblick dar. Das andere
iebenjährige Mädchen lag röchelnd in den lezten Zügen auf dem
Bette. Das Ungeheuer hatte es mit einem Tajchentuche erdrosselt;
— drei Opfer in weniger als einer Viertelstunde! Man kann sich
en Schmerz des armen Vaters beim Nachhausekommen vorstellen.
Fin bei der Selbstmördetin gefundents Schreiben wirft ein grelles
richt auf dieses Eteigniß, das vielen Familien zut Warnung
denen koͤnnte.
Bei Malaga hat ein Eisenbahnunglück durch das Auf⸗
inandetrennen zweier Züzge stattgefunden, wodurch 17 Menschen
gelödtet und verwundet wurden.
Dienstesnachrichten.
Der Klassenverweser an der Siudienanstalt Speyer M.
Drechsler wurde zum Studienlehrer in Würzburg ernannt.
Der Schulverweser N. Hall von Bobenheim a. Rh. wurde
um Schulverweser an der lonfessionell ⸗gemischten Schule zu Lud⸗
vigshafen, Lehrer J. Braua von Gundersweiler zum Lehrer an
yer 3. prot. Schulstelle zu Oggecsheian, Schulverweser W. Laux
uu Neuburg a. Rh. zum Schulverweser an der kath. Schule zu
Dagersheim ernannt.
Im allgemeinen Interesse
inden wir uns veranlaßt, auf die im heutigen Blatte enthaltene Annonce
es Herrn Albert ierere in Hamburg ganz besonders hinzuweisen.
Die angekundigten Originalloose konnen wir wegen der großen und zahl⸗
eichen Gewinne bestens empfehlen. Die Reellität und Solidität dieses
Zauses ist bekannt und daher nichts naturlicher, als die vielen bei demselben
inlaufenden Aufträge, welche eben so rasch als sor fältig ausgeführt wer den.
Wir machen hierdurch auf die im heutigen Blatie slehende Annonce der
derren Kaufmann u. Simon in Hamburg besonders aufmerksam.
ẽs handelt sich hier um Original⸗Loose zu einer so reichlich mit Haupt-Ge-
vinnen ausgestatteten Verloosung, daß sich auch in unserer Gegend eine sehr
ebhafte Betheiligung voraussetzen laͤßt. Dieses Unternehmen verdient daßs
olle Vertrauen, indem die besten Staatsgarantien geboten sind und auch
orbenanntes Haus durch ein stets streng reellez Handeln und Auszahlung
ahrreicher Gewinne allseits bhekannt isi.
r die Redaction verantwortuu