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387. I Samstag, den 8. Juni e 1876.
Deutsches Reich.
München, 30. Mai. Die vom Kriegsministerium gefor⸗
en 16 Millionen Mark verlheilen sich auf fol zende Positionen:
Für militärische Bauten: Zur Vollendung des Neubauts des
els A. der Maximilians II. Kaserne in München, für das 1.
nin⸗Bataillon, die Equitations Anstalt und zur Beschaffung von
fizierequartieren 384,000 M. Zur Vouendung des Neudaues
Stallungen in Mänchen für 260 Pierde, sammt Reithaus,
schlagschmiede ꝛc. 156,000 M. Füc Neubau einer bombensiche⸗
Ariegsbacherei, dann eines bonibensicheren Proviantmagazins
einec Dampfmahlmühle nebst Wohnhaus in Jugolstadt 948,000
. davon für 1876 180,800 M. Für Neubau einer Friedens⸗
serne für 2 Bataillone in“ Ingolstadt (vereits 1874 ein gebracht)
2,000 M. Für Ausbau bezw. Erweiterung des Kriegslagareths
Ingolstatt in Summu 900,000 M., jedoch für 1876 nur
0, 000 M. Für Verlegung des Haupilavoratoriums und der
eschütz- Bießerer in det destung Ingotstadt 720.000 M. resp.
00 M. gleich 1,660,000 M. 2) Zucr W'ederherstellung
r Kriegsbereitschaft und zur Erhöhung der Schlagfertigleit des
eres: Erhöhung der Tuchvorräthe für den Kriegsformationsstand
4,800 M. Verbesserung der Kasernirungs-Verhältnisse vom
eldwebel abwärts 391,572 M. Ausrüstung der Feldlazarethe
inschließlich der Einrichtung von Sanitätszügen 95,600. Beschaf⸗
ing neuer Truppen- und Train⸗Fahrzeuge 274,356 M. Erhöh
ua'des Sollstandes an Geschirren für die Pferde der Armee 601,164
d. Aptirung des Vocrathes an Gewehken AM/69 auf Einheits⸗
Urone 688,300 MN. Ergänzung des Sollstandes aun Infanterie—
ind Cavalerie⸗-Handfeuerwaffen 4,528,600 M. Beschaffung von
Zunition: für diese Handfeuerwaffen 709,2580 M. Beschaffung
euer, gezogener, schwerer Geschütze für Festungen 2,400. 000 M.
ieschaffung von Granat-Kartätschen mit Zeitzünder 1029,600 M.
tweiterung der Pulverfabril in Ebenhausen 705,600 M. Ver—⸗
Uständ.gueg der Pionier Pontonnier- Belagerungs⸗ Ausrüstung
52,000* M. Kosten für Verlegung der Geschiülttz-Bießerei und
auplaboratoriums 284,600 M. Zur Beschaffung der Aus—
stung für die, neue Bewuffnung 632. 000 MN. Summa
2.957,342 Mark.
Munchen, 30. Mai. Dir d'esjährigen Hauptschießübungen
merer Feld- Artillerie auf dem Lechfelde beginnen am 21. Juni
mo dauern bis 15. Auzust, in welcher Zei die einzelnen Regie⸗
nenter zu je 1810gigen Uedungen dortselost versammelt sein wer⸗
den. Von der Fuß⸗ (Festungs-) Artillerie wird das 1. Regiment
jom 7. August bis 2. September, das 2. Bataillon des 2. Regi
nents vom 2. Juni bis 23. Juni auf dem Lechfelde sein; das
n. Metz stehende 1. Bataillon leztgenanaten Regiments betheiligt
ih an den Uehungen der Artillerie des XV. Armeekorps bei Ha—
zenau im Elsaß.
Dünchen, 31. Mai. Die Konigin-Mutter hat heule Vor⸗
uttags, unmittelbar nachdem die telegraphische Mittheilung von
em Ableben des Hrn. Bischofs v. Hagederg in Hohenschwangau
ngetroffen war, durch ein hieher gesandtes Telegramm eine n groß⸗
ttigen Blumenkranz für ken Sarg des Bischofs bestellen lassen
und wird derselde heute Abends mit dem Eilzuge nach Speyer ab⸗
ejandt weden. Herr Bischof v. Haneberg war seit v'elen Jahren
et Gewissensrath der Könician-Peutter und genoß das besondere
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st heule Abend nach Speyer ab, um dem Begräbniß und dem
tauergottesdienste seiues Bischofs beiwohnen zu können.
Berlin, 29. Mai. Die Stimmurg im polinischen Kreisen
nier eine ernste und gedrückte. Man darf es wohl schon als
er ansejen, daß die Bemühungen der Diplomaten, die Weiger⸗
aa Englauds, den Berlmer Besch'üssen beizutreten, rtüdgängig zu
achen, als gescheitert zu betrachten sind, und noch sicherer ist es,
in sich die Türlei nicht damit einverstanden erllären wird, mag
uch ein Protist derselden jetzt, wo ihr die Bersiner Abmachungen
»ch qar nicht amtlich vorliegen. nicht angebracht erscheinen. Zu⸗
gleich kritt es immer deutlicher herbor, daß die eigentliche Absicht
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nicht auf Reformen, mit denen Andrassy sich also umsonst abge⸗
nuhl hat. So eischeint' denn die Berliner Denhschrift bis auf
Weiteres als ein ohnmächtiges Werk, wie Napoleon II. dom Lon⸗
zoner Protokoll sagge. In Wien und Pest ist man sehr verstimm⸗
ber die Kriegsdrohungen Serbiens und Montenegroßs. (K. 3.)
Berlin, 29. Mai. Zuverlästiger Infsrmation zufolge witd
die offiztelle Uebergobe des Gortschakoff'jchen Memorandums an die
Pforte binnen drei Tagen ersolgen. EGr. J.)
Berlin, 30. Rai Zu der Frage vom Zeugnißzwang der
stedakteure hat die Reichs⸗-Juͤstiz · Comm ssion heute einen wichtigen
Beschluß gefaßt, indem sie einen Antrag des Abgeordneten Mar⸗
fuardsen jolgenden Inhalts annohm: „Witd der Gegenstand einer
Sirasberfolguug durch deri Inhalt einer period ischen Drudschrift
ebidet, wosür nach 8 20 Abs. 2 des Preßgesehes der verant⸗
vortliche Redalieur als Thater daftet, so sind Verleget, Redalteure
ind Drucker, sowie deren zur Herstellung der Drudschr'ft verwen⸗
retes Hülfspersonal derechtigt, das Zeugniß über die Person des
Berfassers und Einsenders zu' verweigern.“ Zu Gunsten dieses
Antrages hatten die Abgeordneten Hauck und Genossen den ihrigen
zurückgezogen. J
Berlin, 31. Mai. Der Kaiser hat die Ernennung des bis⸗
zerigen hessischen Miu sterpräsidenten Hofmann zum Praͤsidenten
des Reichskanzleramtes vollzogen; dieser übernimmt morgen die
Leitung der Geschäfte.
Berlin, 81. Mai. Die „Nat.-Ztg.“ schreibt: „Im Retchs⸗
Eisenbahnamt wird der Bericht an den Bundesrath über die Er⸗
Jebnisse der Tarif ˖ Enquete zusammengestellt. Im Anschluß dacan
bdird eine Vorlage über die Regelung der Tariffrage beziehungs⸗
veise Aufhebung der Differeutial ·Tarife erscheinen. Ausschließlich
ur Miwetkung an diesen Acbeiten ist die Herberufung des früheren
ayerischen Handelsministers Hrn. v. Schtoöt erfolgt.
Mannheim, 81. Mai. Der socialdemokratische Agitalor
Dreesbach ist unermüdlich thätig, das muß man ihm lassen. Kaum
us der dayerischen Pfalz zurüdgekehrt, wo er in Lambrecht, Eden⸗
oben und anderen Octen Versammlungen hielt, hat er gestern
hon wieder in einer hier im ‚Grünen Haus“ abgehaltenen Ver⸗
ummlung einen Vorttag gehalten. Außer ihm trat auch ein frü⸗
erer Lehter Leininger von Karlsruhe als Redaer auf. Schlage
nan doch dieses foriwährende Agitiren nicht zu gering an; das
»wige Hetzen und Scheren trägt am Ende seine Früchte.
Ausland.
Wien, 31. Mai. Der „Polit. Corresp.“ wird telegraphisch
vuus Konstantinopel gemeldet, daß die Entthronung des Sul⸗
ans weder Folge einer Volls⸗ noch Palastrevolution war, sondern
ucch eine Ministerrevolution bewerkstelligt wurde. Erst, als Abddul
Aziz' von der Zumuthung, den erschöpften Kriegskassen Geld aut
einem Privatschatze vorzusirecken, absolut nichts hören wollte, kün⸗
zigte der neue Scheigh ül Zelam Hairullah Effendi plötzlich dem
Zultan in Anwesenheit sämmtlicher Minister an, das Voltk sei mit
einer Regierung unzufrieden und demnach sei et entihroat. Un⸗
nittelbat hierauf wurde der Sultan und die Sultanin Valide
jewastsam nach dem Palast Tophana gebtacht, wo sich ersterer
degenwärtig in sicherem Gewahrsam befiadet.
In Belgrad ist die Bewegung auf dem Sicedepunkte angelangt.
Nach uͤbereidstimmenden Angaben von Militars sind die Rüstungen
virtlich zu Ende. Die Armer verfügt über 200,000 Hinterlader,
iber 100, 000 sonstige guie Gewehre, 25 Batteren (die Batterie
u 12 Kanonen) und große Munitionsvorräthe. Auch die Vor⸗
zereitungen für die Verpflegung. sind getroffen. In Belgrad wird
brigens Fadejew aus Konstantinopel erwartet, wo er mit Ignatjew
souferitte. Der Allianzvertrag zwischen Monteunegro und Serdien
oll am 24. Mai unterzeichnet worden sein.
Aus Salonichi sind in Paris seltsame Berichte eingetroffen.
Fa stebt demnach außer Zweifel, daß den dortigen Lütkischen Gene—