calgouverneur eine Mitschuld bezüglich der Ermordung des franzo⸗
sischen und des deutschen Konsuls irifft. Der Vali von Salonichi
soll durch eine heftige Bewegung cçegenüber dem französischen
Zonsul der wüthenden Menge cewissermaßen das Signal zu ihrer
Greuelthat gegeben und sich dann eutfernt haben. So weit die
franmzösische Meldung. Der authentische Beticht seitens der deuischen
zuständigen Vehoͤrde läßt im Staatsanzeiger noch immer auf fich
warten.
London, 81. Mai. Die hiesigen Morgenblätter betrachten
den türkischen Thronwechsel als ein günstiges Greigtrißz, welches die
friedliche Loͤsung der orientalischen Frage erleichtern werde, und
dellen die Meinung auf, daß die Mächte die Annrengungen der
Türkei unterstüßen müßten.
Zur deutschen Funst und Kunstgewerbe
Ausstellung.
München. 30. Mai.
Je naͤher sich der Eroffnungsteriiin der Münchener Kunstaus⸗
stelluag nähert, desto unzweifeihafter wird es, daß dieselbe ein
Uniküm unter den bisherigen Ausstellungen werden wird, und daß
die künstlerische Installirung des Ganjen eine im höchsten Grade
oxiginelle und instruktive Gestaltung gewinnt.
Es war ein kühnes Unternehmen, Angesichts der Weltaus—
stellung in Philadelphia ein derartiges Projekl zu verwirklichen,
aber die künstlerische Elastizität Münchens hat neuerdings bewiesen,
daß ihre Spannkraft eine unverwüstliche, alle Schwierlokeiten über—
windende ist. Der Andrang von Fremden scheint nach den bereits
von allen Seiten einlaufenden Aufragen ein canz außerordentlicher
ju werden, so daß das Direktorium der Ausstellung die nötbigen
Schritie gethan hat, um die Quartier- und Verpfleguugsfrage zu
einer ebenso günstigen Loͤsung wie die Ausstellung selbst zu bringen.
Sammtliche Hoteliers und Gasthofbesitzer, weiche zusammen über
biele Tausende von Betten verfügen, haben sich in einer jüngst
abgehaltenen Versainmlung dahin geeinigt, allen Anforderungen in
den bisher üblichen Preisen zu entsprechen, so daß also die eirjach
sten Bedürfnisse, wie die weitgehendsten Wünsche befriedigt werden.
Ueberhaupt zeigt sich von allen Seiten das Bestreben, den eintref⸗
fenden Gästen nicht nur einen angenehmen und interessanten Auf⸗
enthalt zu verschaffen, sondern incbesonder⸗e auch durch Minimal⸗
fäte der Wohnungs- und Verpflegungskosten München's gastfrenad—
lichen Ruf in das günstigste Lichi zu stellen.
Am Ausstellungspalaste selbst werden eben die Restaurations⸗
lokalitäten gedaut, die es dem Besucher ermözlichen, sowobhl in ge⸗
—
ju rehmen. Der Betrieb ist nach Duval'schem System eingerichtet,
so daß derselbe unter d'e direkte Controle des Direksoriums ge—
bracht ist. Die Eroͤffnung selbst ist nunmehr für den 14. Juni
festgeseßt und wird das betreffende Programm dieser Tage S.
Maj. dem Koͤnig Ludwig II. als Protektor der Ausstellung zur
Benehmigurg unterbreitet werden.
Es werden zur Erleichterung des Publicums Saisonlarten
theils für die ganze Dauer der Ausstellung um den Preis von 20
Mark, theils, und zwar namentlich zur Bequ⸗mlichkeit und Er—
leichteung der Fremden, für die Dauer von 14 Tagen um 10
M. abgegeben werden. Diesen Karten sol die Photogrevhie des
Besitzers beigefügt werden. Für sämmiliche Unterrichss-Anstalten
Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz werden Saisonkarten
jür die Dauer von 14 Tagen um die Hälste des Preises (5 M.
ꝛ Person) auf Grund der von den Vorständen der Unterrichts⸗
Anstalten ertheilten Bestätigung gewährt werden. In Vecbindung
hiermit steht die erbeiene Berlangerung der Zeitdauer der Retour—
Billets für direkte Reisen noch und von München, sowohl von
Bayern als von den Hauptorten der angrenzenden Ländergebiete,
eine Bitte, deren Gewährung von dem Direklorium mit Zubersicht
geofft wird, was sofort bekannt gegeben werden soll.
Für die Festhaltung und Verwerthung der künstl. Resultate
der Ausstellung durch protolithographische Nachb'lders, wurde die
rühmlichst bekannte Firma Oberneter, welche sich durch die Heraus⸗
gabe von Nachbildungen der bayer. Nationalmuseumsschätze neuer⸗
dings einen so heivorragenden Namen gemacht, gewonnen. Dabei
wurde die seht zweckmäßige Bedingung vereinbartt, daß sämmtliche
Reproductionen für Schulen zu bedentend ecmähigten Preisen abge⸗
geben werden.
Permisqhtes.
F St. Insbert, 2. Juni. Da eine in Nro. 83 d. Bl.
gebrachte Nerordnung der Generaldireltion der k. Verkehrsanstalien
ju Mißverständnissen geführt, so bringen wir X
Verzeichnißk derjenigen Postfreimatken und Postformulare, welche
noch bis 30. Juni bei allen Hauptberiefpost⸗ und Special⸗
kafsen umgetouscht werden: L., die Vriefmarten zu 1ukr. grün,
lan Farbe) zu 3 kr., carminroth. (an Farbe), zu 6 kr., blau, (an
Facbe), zu 6 kr., draun, (an Farbe), zu 7 kr., blau, (an Farde)
zu 9 kr., hellbraun, (an Farbe), zu 9 kr., rothbraun, (an Farber
zu 10 1e., orongegelb, (an Farbe), zu 12 kr., violett, an Farbe)
zu 18 kr., zinnoberroth, (an Farbe); 2., die Portomarten zu 81
in schwarzer Farbe; 3., die gestempelten Post(Correspondenz)karten
ju 1uke. auf geibem Cacton mit hellgrünem Stempel, zu 2bkr.
mit dunkelgrünem Stempel, zu 1 und 1utr. und 2 und 2ir,
mit bejablter Rückantwort in denselben Farben und auf grauem
Tarton; 4., die gestempelten Poftanweisungsformulare zu 13 kr.
für Soldaten) in carminrother Farbe, zu 6 kr. in braunc Farbe.
ju 7 kr. in blauer Farbe, zu 11 kr. (10 und 1) in orangegelber
und hellgruͤner Farbe, zu 12 kr. in violetter Farbe, zu 14 tr.
(12 und 2) in violetter und dunkelgrüner Farbe; 5., d'e gestempel
jen Streifbänder, zu 1 kr. in hellgrüner Farbe.
-. Am ersten Juni hörten die * ., 1., 25 u. 213 Groschen⸗
füce als Zahlungs ntel auf. Niemand ist mehr verpflichtet, diese
Münze in Zahkung zu nehmen. Die außer Cours gesehten Munzen
Ireußischet Prägung werden zwar bis 31. Auguft noch an näder
ju bestimmenden Cassen eingelöst. Die kgl. Sieuertasse in Saat.
drücken wird diese Mäünzen vorerst noch in Zahlung aebmen.
7 Pirmasens, 30. Mai. Vom J. Jun an werden hier
u dem um S5 Uhr 38 Min. nach Biebermühle adgeheiden Zuge
ogen. Badbillete ausgegeben, in der Werse, diß in für diesen
Zug genommenes einfaches Billet zur freien Rückfahrt in der nam—
ichen Wagenklasse mit dem um 7 Uhr 52 Min. vou B.ebdermühle
abgehenden Zuge beredhtigt.
Das Bilse'sche Orchester, das am Pfingst-Sonniag und
Montag in Neustadt concentriren wird, besteht aus 20 Violinen,
b Viola's, 6 Celli, 5 Contrebässen, 1 Harfe, 8 Flöten, 2 Hoboen,
Jengl. Horn, 2 Clarinetten, 2 Fagots, 4 Hoͤrner, 2 Cornets
d Piston, 2 Trompeten, 1 Tuba. und Schlag'nstrumenten.
F. De „Sp. Ztg.“ berichtet aus Schauernheim: Unsere
leine Gemeinde beging am letzten Sonntag Nasomittag eine sellen⸗
Feiet. Es war aber keine froͤhliche Fahnenw'ihe, sfondern es galt
er letzten Ehre des ältesten Mannes. Nämlich de Ueberreste
des Gemeindedieners Michael Withelmi, 80 Jahre alt, vielleicht
der Nestor unter den Gemeinded enern der Palz, wurden dem
—„chooße der Erde übergeben. Noch nie dat die Gemeinde einen
olch großen Leichenzug gesehen. Bei einer Gesamtbevölkerung
yon 500 Seelen waren gewiß 400 ohne Unterschied der Confession
dem Sarge gefolgt. Die 4 Glocken beider Kirchen gaben ihm
das Trauergeläute. Er war geboren 1786. Sein Vater wat
»er hiesige katholische Lehrer Peter Wilhelmi. Im Jahre 1884
m Alter von 47 Jahren wurde er zum Gemeinded ener ernannt
und erfüllte während 42 Dienstjahren bis an sen Ende seine
Pflichten mit ängstlicher Gew'essenhaftigkeit bei einem jährlichen Ge⸗
halte von nur 83 fl. Vor ungefähe 10 Jahren bewilligte ihm
»er Geme nderath eine Theuerungszulage von 11fl. per Jahr.
Bei der allgemeinen Gehaltsaufbesserung der hissigen Bed'enfteten
elegentlch der Budgetberathung pro 1875, trafen auß auf unseren
Beme ndediener 12 fl. Während seiner 42jähcrigen Dienstzeit er⸗
jielt er einen Gesammtgehalt von 1220 fi. 45 tr. inclusid der
Theuerungszulage. In Foige eines unglücklichen Falles auf offener
Ziraße war er seit 6 Wochen an's Bett gefesselt, dis er am
ttzten Freitag, 26. Mai, erlöst wurde. Ungefähr 30 Enkel und
lrenkel sahen ihm in's Grab.
F Bischof von Haneberg, geboren am 17. Juni 1816 zu
denzfried in Schwaben als Sohn eines Bauern, war einer der
zelehrtesten dathol schen Theologen und ein gründlicher Kenner der
drientalischen Literatur. Bevor er den Speltrer Bischofsstuhl bestieg,
war er Jahre lang Abt des Benedictinerklosters zu Si. Bonifaz
n München und Professor an der theol. Facultät der dortigen
daiversität gewesen und hatte sich in dieser Stellung wie durch seine
v ssentschaftlichen Kenntnisse, so durch die Milde seines Cbarekleis
illgemeine Hochachtung erworben.
f Man meldet aus Osthoafen, 26. Mai: Seit zwei Tagen
vird unser Ort mit einem Besuch beehrt, der Manchem nicht ge⸗
ade sehr liebsam sein dürfte. Der Untersuchungsrichter nebst
Secretair ist nämlich h'er und nimmt sich die Freiheit, in die
Bücher unseres Spar⸗ und Creditvereins za schauen und sich etwas
eingehender über die gemachten Manipulationen zu unkerrichten.
Zu welchem Refoltat diese Studien führen werden, wird sich bald
eigen. Inzwischen tritt immer mehr zu Tag, daß man den Mit⸗
Jliedern vielfach blauen Dunst vorgemacht hat und daß mit den
in der dargelegten Bilanz angegebenen Zeffern durchaus nicht ge⸗
cechnet werden darf. So wurde behauptet, Brehm und Grittmann
hätten Cautionen in Baar deponirt, jetzt erfährt man ader, daß
das nicht so ist und sie uur Bürgschaften geftellt baden, welch
Letztere sich nun beharrlich weigerb, unr einen Pfennig zu zahlen.
Manndeim. Herr J. Schlösser, seit 1851 Mitglied
der hiesigen Bühne, tritt auf sein Ansuchen mit dem 1. Jult d.
IJs. in Pension.
eFehrbach, 29. Mai. Gstern forderte in unserem Dorfe
der schon so oft zerügte Unfug des muthwilligen Schießens wie⸗