Full text: St. Ingberter Anzeiger

8* t. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Iugberter Anzeiger und das (2 mal wöͤchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungablatt, Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
lage), erscheint wochentlich viernal: Dienstag, Donnerstag, Samstag nud Sonutag. Der Abonnementspreis beträgt vierieljährlich 
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ö 90. Donnerstag, den 8. Juni J 1876. 
— 
Deutsches Reich. 
München, 8. Juni. Seitens der Staatsregierung wurde 
m Finanzausschusse die Mittheiluag gemacht, daß die Nentämter 
in den Stand geseyt werden, in die Steuerkutoster die Flächen: Ein⸗ 
räge nach metrischem Yaße einzufügen und daß gegeun Erlegung 
der verordnungsgemäßen Gebühr auch neue Kataster⸗Auszüge odet 
Herbollstandigung der älteren in Bezug auf die Vorlräge nach dem 
netrischen Maße begehrt werden können, duß aber nach dem Grund— 
euergesetze dem Staate die unentgeltliche Umgestaltung der Kataster⸗ 
uszüge nicht obliege. 
München. Der Finanzausschuß der Kammer der Abgeord⸗ 
neten beantragt eine Erhöhung der Civilliste des Königs in der 
Weise, daß der Gulden zu 1M. 80 Pf. gerechnet wird. Bei den 
Apanagen dagegen soll der Gulden nur zu 1M. 71 Pf. einge— 
sel werden. Danach fiellt sich der Etat des kgl. Haufes und 
hofes für ein Jahr der 13. Finanzveriode (1876 - 77) folgender⸗ 
maßen: 
1. Permanente Civill'ste, Sr. Maj. des Königs 4,23 1.044 
M.; 2. Apanagen des Prinzen Otio 137,142 M., des Prinzen 
duitpold 171,429 M., der Prinzen Ludwig, Ferdinand und Al— 
phons 171,4290 M., des Herzogs Maximilian 385,716 M.; 
Summa der Apanagen 865,722 M.; 3. Wittwengehalt Ihrer 
Maj. der Königin-Mutter Marie von Bayern: 3. Witwengehalt 
in Geld 205,716 M. b. Geldanschlag für den freien Bezug von 
Fourage und Brennholz 27,514 M. Summa 233,230 Mark. 
Hierzu kommen noch 16,875 M. an Pensionen für Rechnung heim 
gefallener Apanggen. Gesammtsamme 5,3846,871 M. 
In der Sißung des Wahlgesehausschusses vom 80. Mai hat 
der Abg. Jörg seinen Antrag, die Wahlkreiseintheisung in der 
Form eines gewöhnlichen Gefetzes zu erlassen, zurückgezogen; auf 
Linen Antrag wurde die Wicderherstellung des Art. 1 des vorig⸗ 
jährigen Ausschußentwurfs einstimmig heschlossen. Die Wahllkreis⸗ 
iihtdung würde sonach auch Verfaffungsgesetz werden. (Pf. 3.) 
Ausland. 
Von verschiedenen Blättern wird die Auficht ausgesprochen, 
daß der Tod des Er-Sultans wehrschcinlich kein freivilliger gewesen 
sei So bemerkt auch u. A. die „Fetf. Ztg.“: „Der Ex⸗Sultan 
Abdul Aziz hat sich selbst das Leben genommen, so meldet der 
Telegraph, allein wohl nur wenige werden an die Richtigkeit der 
afficiellen Erzählung glauben. Abdul Azi« hat bisher so wenig 
Energie an den Tag gelegt und es lag andererseits eigentlich —XRX 
Jenügender Grund vor, warum er seinen Feinden den größten Ge⸗ 
jallen, den er ihnen überhaupt erweisen konnte, so eilig thun sollle.“ 
Amtlichen Nachrichten aus Koastantinopel vom 4. d8. 
zufolge hätte Sultan Murad einen Waffenstillstand von 6 Wochen 
ewilligt und eine allzemeine Amnestie verheißen. Die Ausstän— 
Rischen sollen die Frist benutzen. idre Beschwerden und Begehren 
orzubringen. 
Die Pforte hat die Thronbesteigung des Sultans Murad den 
niesigen Boischafteru oifiziell angezeigt und die Anerkennung desse!ben 
erbeten. Dieselbe wird ohne Zweifel von allen Mächteu, Rußlard 
»einbegriffen, ertheilt werden. 
London, 5. Juni. Die „Times“ meldet: Die türkische 
stegierung verweigert irgend welche Garantien und verbittet sich jede 
mswärtige Intervention. (7) Der Reform-Ferman des abgesetzten 
Sultans wird n'cht anerkinnt und es weirden die äußersten An⸗ 
drengungen gemacht, um die Insurrektion, Serbien und Montenegro 
aieder zu werfen. Marocco und Tanis werden um Hilfstruppen 
ersucht. Nach einer Aeußerung Khalils werde die Türkei den Van⸗ 
laviemus mit Panslavismus belämpfen. 
London, 6. Juni. Ein Artikel der „Times“ über die 
daltung Englandt in der orientalischen Frage kebt hervor, daß 
ẽngland sich entschlossen habe, den Pariser Vertrag von 1856 
zurch Rußland nicht ungestraft zerreißen zu lassen; indessen dürfte 
dieser Entichluß nicht dazu führen, die Prinzipien der Gercchtigleit 
und Menschlichkeit aus dem Auge zu lassen; Rußland als Verthei— 
diger der Thristen in ihren Freiheits- und Civilisations Besiteb⸗ 
ungen werde stets ein furchtbarer Feind der Mächte sein, welche 
diese Bestredungen unlerdrücken; solche Ideen müßten für die 
Herbeiführung rascher und radikaler Reformen maßgebend sein. 
Vermischtes. 
* St. Inabert, 6. Juni. In der vorigiährigen Distrikts⸗ 
rathesitzung wurde beschlossen einen selbstständigen Bauschaffner für 
den Kanton St. Ingbert anzustellen, welcher Beschluß von kgl. 
Regierung n'cht genehmigt wurde. 
In der heutigen Distriltsrathsausschußsitzung wurde einstimmig 
‚eschlossen gegen diese Verfügung bei hohem Ministerium Relurs 
zu ergreifen. — 
7 Im abgelaufenen Jagdjahre wurden im Forstamisbezirke 
Zweibrücken nachstehende Wildgattungen erlegt: 36 Sauen, 326 
stebböcke, 6579 Hasen, 2513 Feldhühner, 82 Wildenten, 89 
Waldfschuepfen, 64 Bekassinen, 1 Wolf, 453 Füchse, 8 Edelmarder, 
1 Steinmarder, Z Wildkaßzen. 37 Dächse, 1 Fischotter und 38 
Iltise. 
F Kirchheim a. Eck. Vergangene Woche erkrankle eine 
»em Hrn. Wirth Mang dahier gehoͤrige trächtige Kuh und crepirte. 
Bei der Section fand man bei derselben einen Stahlsplitter und 
rei vouständig ausgewachsene Kälber. 
In Frein sheim hat die Kirschenernte begonnen und 
vird das Pfund zu 70. Pfg. loes Freinsheim verkauft. 
F Beim Abbruche einer dem Wirthe Hammer gehörigen Scheune 
in Edesheim wurde in einer Fundamentmauer ein Kistchen mil 
alten Silbermünzen gefunden. 
—7 Aa 1. Juni wurde Herr Bäcker Ph. Mechtersheimer in 
Landau in seinem Garten vom Schlage getroffen todt aufgefunden. 
fF Reichs-Oberhandelsgericht. Ob eine Bierbrauerei 
als Fabrik im Singe des Reichshaftpflichtgesetzes zu erachten ist 
ind demnach der bei dem Betriebe der Brauerei dutch Verschulden 
ves Aufsehers verletzte Arbeiter ein Recht auf Schadenersaß gegen 
en Brauereibesitzer hat, hängt von der jedesmaligen thatsächlichen 
Beuctheilung des Richtecs ab. 
Wahrend der vorvergangenen Woche wurden 26 Schiffbrüche 
allein an den Küsten von Großbrikannien und Irland angemeldet, 
die Gesammtzahl der an jenen Küsten im Laufe dieses Jahres 
perunglüchten Seefahrzeuge veträgt 668. Wieviel Unglücksfälle an 
den üdtigen europäischen Staaten in diesem Jahre erfolgt find, 
darüber fehlt noch jede tat stische Zusommenstellung. Klein würde 
die Ziffer jedenfalks nicht cusfallen, denn diesmal haben die Früh⸗ 
ahrsstürme furchtbate Opfer auf See gefordert. Diet von Groß⸗ 
»ritannien angeregse und mit Eiser unternommene Verbesserung der 
Serzeichen und Rettuugsapparate ist hoch anzuerkennen und verdiendt 
die weiteste Nachahmung leitens aller schifffahrstreibenden Nationen. 
„Die in unserem heutigen Blatte befindliche Gewinn-Mittheilung des 
Hertn Laz. Sams. Cohn in Hamburg ist ganz besonders zu beachten. 
Dieses weltbekannte Geschäft besteht weit über 80 Jahre und hat den bei 
hin Betheiligten schon die größten Hauptgewinne von Mark 360,000, 
270,000, 246,000, 225, 000, 183, 000, 180,000, 156,000, ostmals 152,000, 
1580,000, 90,000, jehr häufig 78.000, 60,000, 48,000, 40, 000, 36,000, 4, 
c. ⁊c. ausbezahlt, wodurch viele Leute zu reichen Capitalisten geworden sind 
Es sind nun wie der für einen kleinen Einsatz große Capitalien zu gewinnen 
bis 34 ev. 875,000 M. Auch bezahlt diejes Haus durch seine weitverbrei-⸗ 
teten Verbindungen die Gewinne in jedem Orte aus. Da durch die diesmal 
zuerst getroffene großartige Einrichtung in Vermehrung und Vergrößerung 
der Gewinne eine große Betheiligung zu erwarten ist, möge man dem Glücke 
die Hand bieten und sich vertrauensvoll an die Firma Laz. Sams. Cohn 
i Hamburg wenden, bei der man gewissenhaft und prompt bedient wird“ 
Interessau,t 
st die in der heutigen Nummer unserer Zeitung sich befindende Glücks- 
Mzeige von Samuel Heckscher senr. in Hamburg. Dieses Haus hat stch 
lurch seine prompte und verschwiegene Auszahlung der hier und in der 
Imgegend gewonnenen Beträge einen dermassen guten Ruf erworben. 
lass wir Jeden anf dessen heutiges Inserat schon aun dieser Stelle aut- 
merksam machen. 
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