Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Inzberter Auzeiger und das (2 mil wöchentlich) mit dem Hiuptblatte verbundene Uaterhaltunzsblatt, (Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
laze), erscheint wohentlich vlerial: Dienstag, Donnerstag, Sanstag und Sonntaz. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährli h 
Mark 20 R.⸗Pfz. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Auswärts mit 13 Pfy. fur die viergespaltene Zeile Blatischrift oder deren Raum, NReela nen 
mit 30 Pfg. pro Zeile berechnet. 
M IO. Dieustag. den 18. Januar i 1276 
Deutsches Reich. 
München, 153. Jan. Bezüglich der Einlssung der Stem⸗ 
peibögen ist zu bemerken, daß die königl. Rentämter verpflichtet sind, 
eden noch ungebrauchten Stempelbogen auch daun, wenn die Hälfte 
des Vogens weggeschnitten ist, anzunehmen und den Betrig dafür 
hinauszubezahlen. 
Berhin, 15. Jan. In gestrigen Ministerrath wurde 
iber den Ankauf der preußischen Bahnen durch das Reich verhan⸗ 
delt. Es verlautet, daß dem Landtag e'ne Vorlage gemacht wer⸗ 
den soll, wonach derselbe die preußische Rerierung autorisirt, beim 
Bundesrath einen Antrag in dieser Richtung zu siellen. 
Berhin, 16. Jan. Der preußische Landtag ist heute durch 
den Vicepräsideaten des Staats ninisteriums, Camphausen, eröffnet 
worden. Die von ihm gehaltene Rede gedentt des auf dem Han⸗ 
del und der Industrie lastenden Druckes und hofft mit boöͤchster 
Zuverũcht und in nicht ferner Ze't die Ueberwindung der schiwie⸗ 
rigen Lage von der Arbeitsamkeit und der bewährten Thaikraft 
des preußischen Volles. Die Einnahmen des preuß'schen Staates 
dätien nicht so hoch wie in den Vorjahren veranschlagt werden 
sbnnen, reichten aber dennoch aus, um die Verwaltung des Staates 
in der bisherigen Weise we ter zu führen, auf manchen Gesiefen 
iür die Pflege der geistigen Jateressen und zur Förderung des 
Wohblstandes bestimmte Fonds neuerdings auszuwerfen und die 
eingeleileten großen Unternehmungen des Staot bauwesens zu för⸗ 
dern. Die Vorlage des Etats werde sofort erfolgen. Als weitere 
Vorlazen sind u, a. bezeichnet: Ein Entwurf, bet.refsend die Bil- 
dung eines Communalverbandes für Verlin und de angrenzenden 
Bebiete, eine Vo lage über die Gründung von Ansied lungen für 
die Osiprovi zen, sowie zur Negelung der Rechtsverhälin sse land⸗ 
and forstwirthschaftlicher Arbeiter, ein Gesetz zum Schutz der im 
Besiß von Gemeinden befindlichen Waldungen, eine Vorlage betreffs 
der landesgesetzlichen Sanctionirung einer Reihe von Bestimmungen 
der Genetalshnodal- und Synodulordnung sowie zur Regelung 
des Aufüchtsrechts des Staates über die evangelische Kirche und 
jur Feststellung des Stoatsaufsichtsrechts hinsichtlig der Vermsd— 
gensherwaltung der katholischen Diöcesen. 
Der Plan. die Eisenbahnen für das Reich zu erwerben, be 
qaäftigt alle Gemüther und findet eine vorwiegend günstige Beur- 
heilung. Auch der Kaiser und der Kronprinz sollen für denselben 
zewonnen sein. Im Publekum stellt man sich den Gang dier An— 
zelegenheit zum Theil rasches vor, als er der Natur der Sache 
zach erfolgen kann. Zunäcst wird es sich darum handelu, ob der 
preußische Landtag dafur zu gewinnen ist, die Staatsbahnen und 
die gesezlichen und vertragsmäßigen Rechte, die der Staai an den 
Privatbahnen besitzt, dem Resche kaͤuflich zu überlassen. Wenn das 
Keich von dem Anerbieten Gebrauch macht, daun wird es sich da⸗ 
um handeln, für die Art und Weise der Erwerbung der Prival 
abnen eine gerechte uad billige Behaudlung festzust en. 
Brüsfsel, 14. Jan. Das „Journ. de Charlero“ 
meldet, daßz, nachdem durch fremde Em'ssare unter dee strikenden 
Bergwerks ˖ Arbeiter Geld vertheilt worden, die Orts debörden strenge 
Maßregeln ergreffen haben. 
Brüssel, 15. Jan. Das ‚ Bien public“? von Gent 
Heilt mit, daß Loutse Lateau, die Sty malisirte von Bois d' Haine, 
m Sterden liedt. (Frf. 3.) 
Ausland. 
Vermischtes. 
fSit. Ingberrt, 18. Januar. Heute ist der Jahrestag 
(5) an welchem m Köagsschloffe don Versailles Röning Win— 
velm von Preußen zim Kaiservon Deuntsche⸗ 
aAnd proef mirt wurde 
TSt. Ingberi, 17. Jan. Wenn swir heute im An⸗ 
zeiger wieder auf die Einweihungsfeierlichteiten der Synagoge zu⸗ 
rückkommen, so geschieht es deß vegen, um zu constatitren, daß der 
Verlauf derselben ein glänzender, durch keinen Mißton getruͤbter 
var. Der imposante Festzug, an dem sich in friedlichster Har⸗ 
monie Angehörige sämmtl cher Religionsgenossens haften, die hier 
Nertreten sind, betheiligten, bewegte sich durch geschmückte Siraßen. 
Ueberhaupt pranugte die Stadt im ichönsten Flaggenschmud. — 
Das am Freitag Abend zur Verherrlichung des Festes statigehabte 
Concert war äußerst zahlreich besucht. Die Leistungen der enga⸗ 
zirten Musik, des Kaiserslauterer Stadtorchester unter Direktion 
pon Kap⸗llmeister Burkhardt, waren aber auch ganz ausgezelchnet. 
Unsere Ecwartungen bezüglich derselben, die sich auf mehrete gun⸗ 
tige Recensionen in den Kaiserslauterer Blätter gründeten, wurden 
veit übertroffen. — Die Festlichkeiten fanden am Samstag Abend 
nit einen sollennen Ball im schön dekorirten Oberhauser'jchen 
Saale ih en Abschluß. 
Zum Schlusse haben wir nur noch den Wunsch, daß die 
Zintracht und das friedliche Zusam:menwirlen, die sih schon wäh⸗ 
end des Baues der Synagoge vethätigten und 8.sonders schöon bei 
hrer Einw ihung hervortrasen, iu Zukunft an Stärke und Herz⸗ 
lichkeit in allen Schichten unserer Bevörkerung zunehmen mögen. 
tFrankenrhal, 18. Jan. Der Rekurs des Vorstan— 
des der hieñgen Voltsbank wegen der Bezahlung von Gewerbeseuer 
wurde von kgl. Regierung abschläglich beschieden, so daß demnach 
die Voltsbant künftig Gewerbesteuer, und zwar mit einer Norman 
AUnlage von jährlich 60 fl., zu bezahlen hat. 
. In Cadolzburzg (VPiittelfranken) saßen am 8. ds. 
Abends im Bauer'schen Werthshause mehcere Bauern und zechten. 
kiner vo ihnen, Bauer Schroll von Schweighausen, äußerte: 
„Wenn mic nucr Einer meine Hundertmarfnote wechseln wollie.“ 
Ein dem Schroll gänzlich unbekannter Bauet von Deberudor er⸗ 
zot sich, Dies zu thun, empfing die Note, ginq fort, tam aber 
nicht wi det. Schroll sachte die Wirthshäufer ab und tcaf endlich 
seinen Mann im Fleisch nann'schen Gasthause. Auf die Frage 
nach seiuem Gelde entzegnete jener: „Als ich über d'e Straße 
ging, kan eine Hexe, nanm mir das Papiergeld und sprang da⸗ 
von.“ Oogleich man run sofort die Gendarmecie herbeiholte und 
den Deberndorfer Bauer in's Kreuffeuer nahm; obgleich man ihn 
von oben bis unlen durchsuchte und ihn schließlich bis auf's Hemd 
nttleidete, obgleich man iht de Nacht üder in die Frohnfese 
ebte: das Gels ist sür Schroll bis jetzt verloren. —W 
zleidt beharrlich bei seiner Aussage, eine Hexe babe ihm das Gep 
Jenommen. 
FRunkel, 13. Jan. Die ‚Cobl. Z.“ erzählt: Gestern 
pielte seh in dem zum hiesigen Amte gehoͤrigen lleinen Orte Hofen 
eine geauenhafte Mordgeschichte ab. Der kürzlich zum Bürgermeister 
dort Erwählte erwordete den gewesenen —AX 
diesem den Hals abschaitt. Hirrnächft machte der Morder im hie⸗ 
igen Gefängnisse seire n Leben durch Echänzgen ein Ende. 
t Ein Deichbruh, der vor einigen Tigen in der Nahbe von 
Damburg staltfand, hat bedeutenden Schaden angerichtet. Nicht 
nur ist die Niederung dei Wiesen und zun Theu dis Luneburg 
din unter Wasser gesetzt gewesen, sondern en paar Dorfer am 
Auße ideiche, 60 Häuset enthaltend, waren in Gefahr ganz zerstoct 
ju werden, die Bwohner wurden durch die Dächer gerettet. Brüden 
sied weggerissen, und noch jtzt liegen auf den Feldern, die zun 
Aroßen Theil mit Eis belegt find, große Eisblöde. 
fBei der am 14. Jin. vorgenom mene Ziehung der stöhner 
Dombau Lotterie fiel der Haupttreffer von 75.000 Mart auf Nr. 
288. 169. 
In Floren; ist der Kassiter deu römishen Ersenbohnen enl⸗ 
lohen und ließ einen Kassendefelt von 200, 000 Franfen X 
Bemerkenswerth ist dabei, daß alle Beamten der rö nis hen Eisen⸗ 
zahnen eifrigst die Redlichkeit des verschwandenen Kassicers ver⸗ 
heidigen; einige derselben wollen dem doöchsten Chef dec Be mnten 
die game Schuld beimessen — —