Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Inzberter Anzeiger und daz (2 mal wöochentlich) mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltunzsblatt, Sonntags mit illustrirter VBei⸗ 
lage), erscheint woͤchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 
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s3 104. Dienstag, den 27. Iun — 1876. 
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— 
Einladung zum Abonnement 
auf das mit dem J. Jusi begiunende 3. Quartal des „St. 
Ingberter Anzeiger.“ Die Bestellung wolle ungesärimt bei 
den betreffenden Postanstalten oder Postboten gemacht werden. 
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Die Expedition. 
und bemerlt dann: „Wir geben uns hiebei der zuber sicht lichen Er— 
vartung hin, daß beide Kammern bis zu dem erwähnten Zeit— 
punkte die auf Unjferen Befehl an dieselben gebrachten Gegenstände 
vollsändig erledigt haben werden.“ 
Schulzes Delitzsch verfügt sich am 8. Juli zur Generalver⸗ 
sammlung der Gesellschaft für Volksbildung nach Heidelberg, wo 
diesmal besonders wichtige Beschlüfse gefaßt werden sollen. Von 
dort begibt sich derselbe zur Abhaltung genossenschaftlicher Verbands⸗ 
tage nach der Pfalz und dem Unterrhein. 
Berlin, 24. Juni. Nach einem Telegramm der National⸗ 
zeitung“ aus Wien kursirt dort in d'plomatischen Kreisen die Nach— 
ri dt, Rußland habe für den Kriegsfalt Serdien seinen Besitzstand 
garantitt. Der „Pester Lloyd“ schildert die Situalion ala höchst 
tritisch; England fei in eine schiefe Stellung gerathen, indem es 
die Türlei zu einer verderblichen Taäuschung über ihre Machtmittel 
reführt, England rüste in grotzem Maßstabe und die Pforte sei 
ntschlofsen. gegen Serbien Waffengewalt zu gebrauchen. Von 
Zeiten Serbiens sehe die Kriegser“lärung bevor. Nach der „Kreuz⸗ 
zeitung wurde Ignatiew aus Constantinopel abberufen und werde 
derselbe wahrscheinlich durch Rovikon ersetzt werden. 
Ausland. 
Wien, 21. Inni. Die türkisch- jerbischen Verhandlungen 
sind abgebrochen. Die Pforte verweigert entschieden auf territo⸗ 
riale Arrangements irgend welcher Art einzugehen. 
Paris, 23. Juni. Die Börse hat sich heute einmal wieder 
durch eine Depesche, die der „Figaro? aus Konstanlinopel bekom⸗ 
men haben will, in Mugst versehen lassen. Es sollen nämlich zahl⸗ 
reiche Verhafiungen unler den Dfficieten und ein Wechsel der gan⸗ 
jen Garn son der tükisch n Haupistadt angeordet, große Aufregung 
aunter den Softas vorhanden sein, es soll sogar Iguatiew seine 
setinder nach Rußland in. Sicherheit geschickt haben und dergleichen 
mehr. In officiellen Kreisen hält man diese Hiobspost sür minde 
stens jeht übertrieben. 
Der militärische Stand der Dinge ia Serbien ist kurz 
folgender: 
Nach der serbischen Wehrverfassung bestehen drei Aufgebote der 
Milz, die zusammen eine Macht von 195,000 Mann repräsentiren 
sollen. Nach den amtüchen Ausweisen ergaben die ersten Aufge⸗ 
dote ein waffenfähiges Coñntingent von 100,000 Mann, von dem 
aber bei einer etwaigen Mobilmahung höchstens auf 75 pCt. mit 
eniger Sicherbeit gezählt werden kann. Der Kriegsminister ließ 
daher im Uzztverflossenen Winter alle nicht bereits konseribirten 
Serben entolliren vnd es ergab sich, daß dieses dritte Aufgebot 
noch 40 - 45, 000 Mann liefern lonne. Dieses Letztere hatte die 
Vestimmung, ün Kriegsfalle die Referbe zu dilden. Die gesammte 
Militärmacht des Fuͤrftenthums würde demgemäß etwa 115 — 
120,000 Mann aller Waffengattungen betragen. Das erste wie 
das zweite Aufgebot wird, seit Wochen brigadenweise, à 3—4000 
Mann, nach den Grenzen dirigirt. Vom zweiten Aufgebot dürfen 
nur mehr ger'nge Rstie sich noch zu Hause befinden. Dagegen ist 
die dr'itte Klasse, oder „die Reserve? erst jeßt einberufen worden, 
allerdings vorläuftg blos zum Zwecke von Lagerübungen, die bri— 
gadenweise stattfinden werden. Es ist noch ungewiß, ob auch die 
Reserve nach beendigten Uedungen an die Gerenzen ausmarschieren 
werde, wiewohl in militärischen Kreisen eine derartige Anordnung 
des Kriegsm nisters als wahrscheinlich erachtet wird. 
Bei Alexinatz sind 40,000 Mann Serben zusammengelo⸗ 
gen, bei Schabatz an der Drina 18,000, bei Ußia. 40.000 
Mann. 40 Batterien sind zur Armee abge gangen, außerdem die 
entsprechenden Train⸗Colonnen. Ganz Serbien macht den Eindrud 
tines Kriegslagers. Tag und Nacht werden Proviant und Muni- 
von an die Grenze geschickt. Sämmtliche Schulen sind geschlossen, 
man erwartet, wie der „A. B. C.“ geschrieben wind den Ausbruch 
des Krieges füt den 27. d. M. 
Die bei Nisch aufgestellte türkische Armee bat in der 
mletzlen Zeit manche Wandlung durchmachen müssen. Vot ungefähr 
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Deutsches Reich. 
Juni. Der Ertrag der Hundesteuer, welcher 
rung mit 1,500. 000 M. in das Budget ein⸗ 
om Finanzausschusse mit 584,600 Mart an— 
on hen aber noch 116,920 M. für Bisitation. 
—ichen und Erheburgagebühren, 238,840 M. Vergütung 
an die Gemeinden und 7800 M. sonstige Auszaben ab, so daß 
der Staat nur eire bogaus ichtliche Rein-Einnahme von gleichfalls 
233.840. M.dei ist angenommen, daß 7,7350 Hunde in 
— nati 10 VUi. im Zuhre 1876 — 58,125 um Jahre 
i877 aber 116,250, im Durchschnitt also, 87,.187 M. ertragen; 
in den übrigen Klassen wich der Ertrag für 1876 mit 331,609, 
ür 1877 mit 663 240. . imn Durchschnitte also mit 497,414 
Auaoerun⸗ 
Marl angenommem 
Die Kammerdebatte ünt die pfälzischen Bahnen ging mit 
einem herben Mißtone zu Code. Mit einer Stimme Mjorität 
wurde das Lauterthal⸗Projekt, wohl eines der wichtiasten unter den 
neuen Lienien, abgeworfen. Die vier ultramontanen Ausschußmit- 
glieder, die im Ausschusse für diese Bahnen gestimmt hatten, 
stimmten im Plenum dagegen. Der Mürchenec Correspondent ded 
„Pf. K.“ bemerkt hiezu: Die Stimmung der pfälzischen Abgeord- 
neten war nach Schluß der Situng leine rosige; solche Vorgänge 
wo nach Clubbeschluß über wirthschaftliche Interessen einer ganzen 
Gegend entschieden wird, verlriden der pfälzischen Deputation den 
Aufenthalt in München gar sehr und kein, Wander, daß die Meisten 
iich zu Muttern sehnen und den Schiuß des Landtages mit Fren— 
den begrüßen werden. 
München, 24. Juni. Die fämmtlichen Notare der Pfalz 
baben sich in einer Eingabe an' ndtag mit der Bitte ge· 
wendet, „ihnen gleich ihren Kollezen in bi'sieben andern Kreisen 
als Gebühr für die Erhebung der Taxgefälle zuei Procent zu 
bewisliger.“ Auf Antrag des Referenten Herrn Abg. Ciämer hat 
nun der Finanzousschuß beschlossen, um eine Ausgleichung zu schaffen, 
hiefͤr 28. 000 M. in das Budget einzusetzen. Da aber, auch ein 
gleichs Verhaltniß bei den Berichtsschreibern und Obergerichts— 
schreibern besteht, wurden euch für diese 2000 M. in Ausatz gebracht. 
München, 24. Juni. Aus Kissingen ist deute die Mit— 
heilung hieher çelangt, daß Fürst von Bismarck mit dem bis— 
herigen Erfolg der Badekur sehr zufrieden ist und daß deßhalb 
euch die weitere Kur zu den besten Hoffnungen berechtige. .— Der 
Umstand, daß der Landtag nur bis zum 12. de verlängert werden 
oll, zeigt, daß auch die Staatsregieruag die allgemeine Ansicht 
theilt, es lasse sich über den Wahlgesetzentwurf eine Verstaͤnd gung 
icht erzielen, denn a. ßerdem wäre hiezu — da derselbe in jeder 
»er beiden Kammern in Zwischenräumen von wenigstens 8 Tagen 
dreimal beralhen werden muß — die Zeit von wenigstens dis 
Mitte August erforde lich. Es ist übrigens nicht möglich, das 
Budget und die anderen noch vorliegenden Regierungs⸗Vorlagen 
nis zum 12. Juli zu ecledigen; vielmehr werden hiezu wenigstens 
noch weitere 8512 Tace erfjorderlich sein und sohin der bayerische 
—X erst gegen Ende künftigen Monats zum Abschluß gelangen 
onnen. 
München, 24. Juni. Eine heute Mittag hier eingetreffene 
ilerhöchste Entschließzung verlängert den Landtag bis zuin 12. Juli