verden, ehe man sie entz'ffern kanr. Judessen sind schon manche
rkennbar: Claudius, Aurelianus, Gallienus, Victorinus ꝛc.
F Bühl in Baden, 25. Juni. Geitrag zur Naturgeschichte
zer Kahe.) Eine in hohem Grade merkwürdige Todesursache hat
anläugst einen unserer Mitbürger dahingerafft. Herr Architekt
Roßkopf, städtischer Bauführer beim Bau der neuen Kücche hier,
jatte eine Katze, die er durch gute Behandlung ganz zutraulich
jemacht hatte. Auf einmal blieb de Katze auffallender Weise zwei
Tage aus und wurde deshalb bei ihrer H imkehr von ihrem Hrn.,
»er sie auf den Arm nahm, leicht gezüchtzt. Diese war, wie es
cheint, eine solche Behandlung nicht gewöhnt, gerieth in eine Art
yon Wuth und verbiß sich in den Arm des Hrnu. Roßkopf so sehr.
„aß man Mühe hatte, sie wiedet los zu macen. Der Arm schwoll
ofort stark an; es trat Blutvergiftung ein und nach wenigen Ta⸗
jen war der auf diese seltsame Weise Verwundeie eine Leiche.
F Nordhausen, 26. Juni. (Vergiftetes Rindfleisch.) Der
Polizei und den hiesigen Aerzten ist es gelungen, die massenhaften
Srkrankungen in unserer Stadt sauf eine Vergiftung durch Rind⸗
leisch zurückzuführen. Es sollen gegenwärtig gegen 800 Erkran⸗
ungen und drei Todesfälle vorgekommen sein. Am verw'echenen
Freitag wurde ein Leichnam wieder ausgegraben und werden e'nige
Fleischer gefänglich eingezogen. Der Fleischer H. aus G. hatie
yon dem Oekonomen Es auf einem Gute bei Sondershausen ein
chon geschlachtetes Stück Rindvieh (welches vorher krank und mit
Hedikamenten behandelt gewesen) für den Preis von 50 Thlr.
jekauft und dann den größten Theil des Fleisches durch den Fiei⸗
cher H. ia Aul ben nach Nordhausen zum Fleischer B. schaffen
assen, der einen Theil des Fleisches wieder an einen Fleischer und
Bastwirth verkaufte, in dessen schwiegerelterlichen Hause in Folge
Benusses von diesem Fleische 6 Personen erkrantten; außerdem
raten in der Stadt die Erktankungen massenhaft auf. Auch in
Börsbach und Auleben sollen viele Erkrankungen stattgefunden haben.
F Erbach im Odenwald, 25. Juni. Der Stadtrechner
Bolk, zugleich Rechner der hiesigen Volksbank und Gemeinderechner
mehrerer Landgemeinden, ist seit einigen Tagen mit einer sehr be⸗
»eutenden Baarsumme verschwunden. Bei der landgerichtlichen
Unterfuchung soll sich ein beträchtl'ches Defizit ergeben haben.
In Braunschweig wollte ein Einwohner sich behufs
einet Operation chlocoformiren lassen. Kaum als damit begonnen
var, stellten sich die Zeichen des Todes ein und in der That kam
nuch der Patient nicht wieder zu sich.
F Von den Meiningenschen Kasfsenanweisungen
ind noch über 36,000 Thaler ausständig. De Einlösungsftist,
»ie eigentlich mit Ende d. M. ablaufen würde, ist nochmals dis
5Ende September verlängert worden. Mit Ablauf dieser letzten
Frist werden die Scheine gänzlich werihlos.
tDer medicinisch-paͤdagogische Verein in Berlin hat in
einer lezten Sizung vom 17. Juni beschlossen, eine Petition gegen
die Luftheizung an den Magistrat, dee Stadtverordnetenversamm⸗
ung und an das Reichs-Gesundheitsamt abzusenden.
F Die vom Generalpostmeister Stephan beabsichtigte
Finholung der Wechselaccepte durch die Post wird in den Kreisen
jes Handels und der Industrie im Allgemeinen als wünschenswerth
degrüßt, do hH hält man dafür, daß die Postverwaltung eine Prü⸗
sung der Form des Wechsels nicht voczunehmen, sondein diesen
inter Beobachlung der Bestimmung des Wechselrechts, wonach die
Pcäsentation eines Wechsels im Geschäftslolale zu ecfolgen hat,
ur Annahme vorzulegen und im Falle der Nichtannahme Prolest⸗
nufnahme, wenn solche vom Auftraggeber vorgeschrieben sei, zu
neranlafsen habe. Eine Begrenzung der Wechselsumme wird allseitig
ils nicht empfehlenswerth bezeichnet; sollte ein solches Maximum
»ennoch festgehalen werden, so wünscht man diesen Betrag nicht
inter 10 000 Mark, von anderer Seite sogar nicht unter 15, 000
Dark augenommen zu sehen. Man glaubt es ferner dem Ermessen
)es Auftraggebers überlassen zu müssen, die Protestaufgabe mangels
Uunahme oder die Nichtaufgabe derselben vorzuschreiben und ist
ndlich auf der einen Seite der Ansicht, daß die Gebühr von 60
gzf. für die Accepteinholung hinreichend genüge und ohne Ansehung
er Höhe der Wecselsumme jin erheben sei, während man von
inderer Seite diese Summe als zu hoch gegriffen ansieht und einen
Satz don 10-20 Pf. für austeichend hält.
ef Zur Ermaßigung der hohen Telegraphen-⸗Gebühren, die
wischen Deutschland und England 8 Flancs für das einfache
Telegramm betragen, während zwischen Frankreich und England
ur halb so viel gezahlt wird, hat der General⸗-Postmeister Stephan
nei seiner jüngsten Änwesenheit in London einleilende Schritte ge⸗
Jan, und es stebt zu hoffen, daß der Sazt auch diesseits auf 4
irancz für die einfache Depsche herabgesetzt wird.
Der Aultusminister Dr. Fait dedenkt, sich m't seiner
familie urmittelbar nach Schluß des Landtages auf mehrere Wo—
den noch Schandau zu begeben.
7 Schwerte, 22. Juni. (Edler Zug einer franzoͤsischen
jamilie.) Ein Unteroffizier, der hiesige Bürgersohn Wildeim Fär⸗
zer, welcher den letzten Krieg gegen Frankreich mitgemacht haitte, ist
war von Kugein verschont geblieben, aber die Strapazen des Krie—
es waren doch der Keim des Todes. Er hat seit dieser Zeit
nielfach krank darnieder gelegen und ist kürzlich als ein spätes
Ipfer des Krieges heimgegangen. Em liebliches Bild wird durch
in Kondolenzschreiben einer französischen Familie, bei der F. in
Quartier gelegen, au die Schwestern des geschiedenen F, enltrollt
— ein glänzendes Zeugniß für ein edelmüthiges Beiregen des
kriegers sowohl als für die dankbare Anhänglichkeit der französi—
hen Familie. Eine Stelle in dem Schreiben lautet dem Sinne
ach: „Madame, wir können nicht viele schöne Worte machen bei
em Tode des geliebten Beschiedenen, dem unsere Herzen in Liebe
atgegenschlagen und dessen Scheiden uns mit Trauer erfüut; wie
»iel mehr wird Ihr Herz über des Geliebten Tod trauern! Weil
eies der erste Brief ist. den wir deutsch schreiben, so wird es uns
hwer, unserm Troste Ausdruck zu geben, doch mag der beifolgende
dranz, den wir auf des Todten Grab zu legen bitten, unser Dol⸗
aetsch sen.“ Dieser Zug reinster Menschlichkeit verdient unsere
hollste Anerkennung und st uns eine Bürgschaft dafür, daß der
)aß gegen die „Prussiens“ in Fraukreich im Weichen ist.
F Unter dem Titel „Der Unions-Stern“ (Deutsch-Amerikanische
Nachrschten für Landsleute von Hüben und Drüben), herausge⸗
seben von Dr. Müller von der Werra, erscheint jetzt in Leipzig
ine neue Wochenschrift. Dieselbe stellt sich die Aufgabe, vom 1.
Juli ab jede Woche das Interessanteste über Politikt, Handel, Kunst
iud Wissenschaft aus Amerika mitzutheilen und auf diese Weise
uin geistiges Band zwischen der alten und ueuen Welt herzustellen.
sllen, die sich für Amerika interessiren, sowie auch Lesecabinetten,
otels, Restaurants, Cafe's wird dieses neue Blatt, das viertel⸗
ahrlich nur 2 M. 50 Pf. kostet, besonders willkommen sein.
F Dr. Hans v. Bülow hat Amerika vor dem ursprünglich
ür seine Rücktehr nach Europa festgesetzten Zeitraum verlassen und
war theils in Folge mißlicher Gesundheit, theils weil sein Erfolg
zeringer war als er ervwartet hatte.
f Die bekannte Annonce der Gummi⸗Waaren-Fabrik von
ßeorg Mielck in Hamburg, in welcher u. A. sehr interessante
Urtikel aus Paris angepriesen werden und „die Beantwortung jeder
Unfrage zugesagt wird,“ stellt nach einem am Dienstag von der
echsten Kriminal-Deputation des Stadtgerichts gefällten Erkenntniß
„eine unzüchtige Schrift“ dar, deren Verbreitung nach 5Z 184 des
steichsstrafgesetzes mit einer Geldstrafe oder mit Gefängniß bis zu
3 Monaten geahndet wird. Angeklagt wegen dieses Vergehens
vrren der Geotg Mielck und der Redalteur der betreffenden Zei—
ung, in welcher dieses Inserat publicirt worden war. Der Letztere,
velcher seiner Entrüstung über den Inhalt des inkriminirten Publi⸗
andums Ausdruck gab, entschuldigte sich mit der Nichtkenniniß der
lufnahme diesselben und dersicherte auch, daß er die fernere Ver⸗
ffentlichung nach Keuntnißnahme sofort inhibirt habe. Die Ver—
jandlung entwarf ein düsteres Bild von der sittlichen Verworfenheit
rancher Gesellschaftskreise und der großen Gemeingefährlichteit der
BZerbreitung derartiger Irserate, indem der Sraatsanwalt einige von
ven beim Angeklagten Miielck mit Beschlag belegten Briefen ven
damen aus verschiedenen Städten zur Verlesung brachte. Diesem
trschwerungsgrunde entsprechend, wurde der Angeklagte Mielck zu
wei Monaten Gesängniß, der mitangeklagte Redakteur zu 50 Mark
Beldbuße verurtheilt. Diese dem öffentlichen Rechts dewußtsein ganz
ind gar entsprechende Entscheidung wird hoffentlich die fernere
Jublikation derartiget verwerflicher Anzeigen unmöglich machen und
o nit einen höchst wohlthätigen Einfluß ausüben.
F Paris, 22. Juni. Der letzte Ueberlebende von der
leinen Gruppe der Getreuen, welche Napoleon J. bis nach St.
delena gefoigt sind und ihm dort Gesellschaft geleistet haben, Graf
Louis Marchaud, aus einer Pariser Bürgerfamilie entspressen und
von Napoleon J. in den Grafenstand erhoben, ist zu Trouville im
Alter von 85 Jahren gestorben.
f Französisches vegetabilisches Leder.“ Unter
diesem Namen kommt augenblicklich ein von Jollifsaint Voneche in
Paris erfundener Stoff in den Haundel, der folgendermaßen her—⸗
zestellt wird. Gleichmäßig dicke Watte aus Baumwollabfällen oder
auch aus Baumwolle selbst wird auf ene polirie heiße Zinlplatte
gelegt und mit einer concentrirten Abkochung von Fucus crispus
»der Perlmoos oder einet andern Fucuzart üdergossen und alsdann
wischen zwei Walzen gepreßt, deren Abstand die Dicke des zu
abricirenden künstlichen Leders bestimmt, nach dem Pressen wird
»er Stoff mit kochendem Leinöl überstrichen und getroknet; endl'ch
rhält das getrocknete Blatt einen dünnen Ueberzug von v'geta—
ilischem Wachs und wird, um es geschmeidig zu machen, nochmals
wischen heißen geriefelten Walzen gewalzt. Um ein billiges Sur⸗
rogat für Sohlleder herzustellen, versetzt man die schleimige Ab⸗
ochung mit Baumwollfloden, his e'n dicder Brei entsteht, welchen
nan auf Zinlplatten ausbreitet, auf beiden Seiten mit Baumwollavbfall
ünn bedeckt, nach dem Trocknen mit kochendem Leinöl überzieht u. endlich
wischen zwei Zinkplatten in einer hydraulischen Presse stark preßt.