St. Ingberler Anzeiger.
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Dder St. Inzberter Anzeiger und das (Z mal wöhentlich) mit dem Hruptblatte verbundene Unkerhaltunzsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei-
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18876
Donnerstag, den 20. Jannar
M ILII.
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Deutsches Reich.
MG. chen, 17. Jan. Der vom Papste wegen Einfüh
. Aachs.Cibilehege) hes in Bahern erlassene Protest wird
hon vder Fayerischen Staats⸗egirrung nicht beantwortet werden.
Berlhin, 18. Jan. Im Abzeordnetenhause legte Minister
Camphausen den Staatshaushalts-Etat für 1876 vor und bemerkt
dazu: Trotz Ablehnung der Börsen- und Brausteuer durch den
Reichdstaz hat Preußen für 1876 800,000 Mark wenieer Matri⸗
fularbeiträge an das Reich abzuführen, als pro 1875 (bört).
Muthig urd fest schauen wir in die Zukunft, erhöhen mit Spar—
amkeit nothwendige Ausgaben (Bravo). Der Etat 1876 weist
an Mehrausgaben auf: für einige Gehaltsverbesserungen Erhöhung
)er Geyälter der Seminarlebter. Camphausens Rede wird auf
liberaler Seite mit Beifall begleitet. Die Fortschritispartei hat in
hrer gestrigen Fractions-Sitzung mit Majorität eine ablehrende
daltung gegenüber der Generalfynodalordnung beschlossen. Erfolgt
derea Publication durch k. Verorduung, dann beabsichtig sie eine
Juterbellation.
Ausland. J
Paris, 18. Jan. Man kennt jetzt das Ergebniß der
Dele irtenwablen in etwa 40 Devartements. Unter diesen haben
in 30 die Conserbdat'ven, in 3 die Radicalen die Mehrheit erzielt.
Diese letztern sind: Seine, Rhoönemündung und Ostpyrenäen. In
bö Departements: Yonne, Mahenne, Isere, Gard, Oran, ist das
Resul' kzweifelhaft. Im Departemen Drome stehen 174 Con⸗
serpauode 154 Radikalen gegenüber. Meistentheils wurden die
Maires gewählt. Im Departement Aube haben die Conservat'ven
40 Stimmen Major'lät. In Landes steben 484 Conservative
gegen 63 Radikale und 187 Zweifelhafte. Hier beträgt die Zihl
der gewählten Maires 360. In Vosges ist die Wahl Buffets
zesichert, und zwar mit 60 Stimmen Majorität. In der Haut—⸗
Haronne beträgt die conservative Mehrheit 70 pCt. Man glaubt
Algemein an einen Sieg der Conservativen. Die Bonapariisten
cechnen auf mindestens 80 Sitze.
St. Peter Sburg, 15. Jan. Die militärischen Bewegungen
n Sudrußland dauern fort. — Zwolf Großkaufleute sind wegen
Waffenverkauf an die Türkei nach Sibirien geschickt worden.
London, 17. Jan. Die „Times“ äußert nach einer Be⸗
prechung des angeblichen Inhalts der Noie Andrassy's, England
verde sich bezüglich der Vorlegung der Note an die Türkei den
iübrigen Mächten anschließen, sonst aber die Freibeit des Handelns
ich vorbehalten.
London, 18. Jan. Das Bremer Saiff „Salier“ it an
der englische Küste aufgefahren, aber ohne größeren Schaden bald
wieder flott geworden, und nach Bremen weiter geganzen.
Genetal Jovellar, der neue General⸗Capitän von Cuba
wirb, dem „New-York Heralde zufolge, in Wahshingtoner diplo⸗
matischen Kreisen für einen fähigeren und energischeren Mann als
Valmaseda, sein Vorgänger, gehalien. Es heißt, daß er mit Be—
tehlen herüberkam, die Haupthäsen der Insel in einen Veitheidi—
gungszustand zu versetzen, daß er dieselben mit schweren Belage⸗
rungsgeschützen armiren und viellescht sogar die Mündungen einiger
Häfen verstopfen werde
Permischtes.
FKaiserßblautern, 17. Jan. Die unlängst von
emn zu Munchen erscheinenden „Veteran“ gebrachte, (auch in den
„Anz,“ übergegangene) Nachricht, als habe S. Majestät die Ueber—
nahme des Protectorates über die Pfälzische Kampfgenossenschaft
abgelehnt, wird in der heutigen Nummer von diesem Blatte selbs—
viderrufen, indem sich dasselbe zur folgenden wörtlichen Verichti—
zung verpflichtet fühlt: „Die in Nro. 52 des Jahrganges 1878
enthaltene Nachticht, daß eine Bitte der Vorstandschast der Pfalzi
sjhen Kampfgenossenschaft um Uebernahme des Allerhöchsten Protec
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torates von S. Majestäl dem Könige ablehrend beschieden worden
sei, beruht, wie wir aus bester Quelle erfahren, ihrem ganzen
Umfange nah auf Irrthum.“
FKaiserslautern, 17. Jan. Seit gedern sind am
hiesigen Ort die Bierpreise, die seit demn 1. Jan. etwas erhöht
vworden waren, wieder heruntergegangen. Die Mehrzahl der hie⸗
si jen Bierwirthe verkauft jetzt das Bier zu 11Pfg. pro n Liter,
einzelne zu 10 Pfg.
f Der „Pf. K.“ meldet aus Bruch mühlhach, 16. Jan.:
Bis jetzt kommen noch immer Knechte aus Ostpreuyßen hier an,
was den Beweis liefert, daß die Dienstherren mit denselben sehr
uufrieden sind, und noch immer Fortbestellungen für solche nach
Preußen geben; wie man hört, sollen auf Veranlassung von grd—
zeren Industriellen auch ganze Familien hier eintreffen.
F Aus Langwieden geht dem „Pf. K.“ eine Darle⸗
rung üder die daselsst einzestellten „ostpreußischen Knechte“, die
aber in Wirklichkeit aus Westpreußen und Posen stammen, zu;
n derselben ist u. A. bemerkt, daß in Langwieden und Umgegend
zereits 15 solche Knechte arbeiten. Die Leute seien von guter
HDaltung, von starkem Körperbau, genügfam, fleißig nnd meist von
veschck in der Arbeit. Ebenso wird die Pünkllichkeit derfelben
gerühmt. „Jeder detselben ist e'ine lebendige Uft. Das Wecken
Norgens kommt ihnen lächerlich vor; es weiß Jeder, wann es
zeit zum Aufsteben ist. Ebenso wohlthuend ist die Reinlichkeit,
eren sie sich befleißigen. Keiner will den Stallmist länger liegen
assen, als eizen Tag; die Gänge im Stalle sehen aus wie ge⸗
cheuert, und unsern Pferden wird das Putzen und Reiben, dem
äãe jetzt läglich dreimal unteeworfen werden, sonderbar vorkommen.“
Ferner lodt der Korrespondent die Höflichkeit der norddeutschen
Arbeitsleute, die bei der ecsten Begrüßung der Dienstherrin sogar
die Harnd küssen. Von dieser Art Höflichkeit, richtiger Unterwürfig—
keit, mag übrigens die Pfalz verschoönt bleiben. Als beste Zeit zur
Einstellung wird Michaeli beze'schnet, da in Westpreußen und Pofen
an Martini Dienstwensel st. „Die Hauptperson zur Vermittelung
dieser Leute ist Georg Wedner, Vesißer einer Niedeclage land—
virthschaftlicher Geräthe in Königsberg in Ostpr., Mühlenberg Nr,
3, an welchen man sich mit Umgehung aller Nebenpersonen direkt
venden wolle. Derselbe bere hnet für einen Knecht erster Klagse
einen Dienstlohn von 50 Thlrn., für einen Knecht, zweiter Klasse
rinen solchen von 40 Thlrn.,, Für die Hersendung und als Agen⸗
urfpesen kommen dann noch auf jedean Knecht etwa 20 Thlr. Die
Leute besteigen die Eiseubahn in Bromberg, und es geht die Reise
über Berlin, Halle, Frankfurt ꝛze. Jeder Keht ist von der
Agenlur mit zwei Lohnzetteln verseheu, wovon der eine für den
betreffenden Dienstherrn, der andere für den Kuecht seidst bestimmk
ist. Außerdem ist jeder Knecht im Besitze eines Abgangs, eugnisses
— genannt Anmeldezettet — von seiner früheren Gutsherrschaff,
auf welchem vollständige Auskunft gegeben ist über Personalien,
Geburt, Konfession, b sherige Vrwendung, Aufführung 2c.“
fHomburg, 15. Jan. Heute wurden im Rev'er
Jägersdurg auf der Jagd der Herren Gebrüder Krämer von St.
Ingbert 9 Stück Sauen gekreist und ein Keuler im Gewicht dvon
254 Pfuvd vom Oberförster König von Jägersburg erlegt.
fNeustadt, 17. Jan. Das gestern in Saalbau zu
Peustadt veranstaltete Concett, in welchem die berüͤhmte Concert⸗
ängerin Carlotta Patti und der Violin-Virtuose Camillo Sivori
mitwi kten, war sehr zahlreich aus der ganzen Pfalzz von nah und
ern, besucht. Die Künftler wurden enthustastisch begrüßt und ihre
Leistungen fanden wohlverdiente Anerlennung, ja zum Theil ftür⸗
mifchen Beifall.
F Von der Blies, 14. Jan. wird Folgendes im „Pf.
zur.“ berichtet: „Was die Vorarbeiten⸗ zum Ban der Bliesihal-
dahn anlangt, so find diese unseres Wissen so weit alo beendel
zu belrachten. In dem zur Bauscktibn Saargemünde gehörigen
Theile der Bahnstreche prangen schon die Grenzsteine und zeigen
dem Wanderer das bekannte „R. B.“ (pfalzische Bahnen). Der
Nich‘eingeweihte glaubt sicherlich, hier sei det Erverb von Grund