St. Inaberler AAnzeiger.
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—“
M II]7. J 9 J Diens taa⸗ den 23. Juli — — — 1876.
Deutsches Reich.
München, 22. Juli. Die Kammer der Reichsräthe hat
nicht nur die Pragmatisirusg der Gehalte nach Beschluß der Abge-
o dnetenkammer beschlossen, sondern auch den Antrag des Re'chs—
raths Bomhard be üglich weiterer: 210 M. pragmatischer Zutage
jür jeden Beoamten mit 25 gegen 17 Stimmen angenommen.
Laut Bekanntmachung der Königl. Regierung der Pfalz,
se. d. J., vom 22. 1. M. Nr. 9761 J, abgedruckt in der neuesten
Nummer ˖ des Kreis-Antsblattes, behufs Neuwahl im 4. pfälzijchen
Wahlbezirko Zweibrücken-Picmasens ist in Folge böhster Entschließ⸗
ung' des k. Staatsministeriums der Innern vom 7. 1. M. und
aus Auftrag dieser höchsten Stelle von hoher kgl. Regierung als
Wahltag, und zwar:
l1. für die Urwahlen im Bezirksamte Pitmasens
Mittwoch dir 2. August ds. Is.,
2. für die Hauptwahl im Wablbezirke Zweibrücken-Pirmasentẽ
Donnerstag der 10. August d?. Is.
best mmt worden. —
Als Wahlcommissär für de Hauptwahl der drei Aboeordneten
und drei Ersatzmänner des Wahlbezirks Zweibrücken-Pirmasens
wurde der k. Regierungsrath Friedrich Scharnberger, als Wahlort
die Stadt Zweibrücken und als Wahllotal der Fruchthallsaal daselbst
hbestimmt und augeordaet, daß de Wahl Vormutags 98 Uhr zu
beginnen hat.
Aussand.
Paris, 22. Juli. Es bestätigt sich, daß eine Ministerkrifis
nicht eintritt. — Der Botschafter Italiens, General Ciald ni, über⸗
reichte heute dem Marschall-Präsidenten seine Creditive, wobei sehr
freundschastliche Verstcherungen ausgetauscht wurden. — In der
Deputirtenkammer brachte der Deputirte Raoul Duval einen Antrag
ein, des Inhalts, daß kein Deputirter oder Sennator zu öffentlichen
oder bezahlten Aemtern ernannt werden dürfe, außer sechs Monasen
nach Erlöschen des Mandats und ferner, daß keine Ernennungen
zur Ehrenlegion stattfinden sollen, außer für Kriegsthaten. Die
Dringlichkeit wurde angenommen.
—Belgrad, 22. Jult. Der Regierung ist solgende Meldung
oom Kriegsschauplatze zugegangen ? Nach dem Kampfe bei Beljina
am 20. d. M. haben die dort stehenden serbischen Truppen 200
Türken begraben und große Beute gemacht. Dieselben sind auch
den Befestigungen vor Beljina näher gerückt. — Der bei Widdin
stattgehabte Kampf war ohne Bedeutung. Eine Kompagnie Frei—
williger hat sich bei Novoselo auf türkischem Gebiet geuen eine
uüberlegene Truppenmacht der Türken geschlagen. Seit 3 Tagen
beerdigen die Türken ihre bei Saitchar om 18. d. M. Gefallenen,
lassen dagegen die gefallenen Serben ausgeplündert und verstümmelt
auf dem Schlachtfelde liegen.
St. Petersburg, 22. Juli. Die Geldsammlungen für
Serbien, Montenegro und Bulgarien nehmen in ganz Rußland
einen großen Umfang an. In allen Kirchen werden Priedigten
zu Gunsten der Sammlungen gehalten. Die Moskauer Landischaft
hat 1500 (7) Rudeh gezeichnet, die Moskauer Börsen Aeltesten
je 2000 Rubel. (A. 3.)
Die „Polit. Corr⸗sp.“ erfährt ans Petersburg, daß der neue
rürkesch: Boischafter Kabali Pashha bei Uebetreichung seiner Credi⸗
Uve von dim Kaiser Alexander persönlich mit allet Auszeichnung
dehandelt wucde; doch soll der Kaiser sich über die Verhältn'isse
in der Türkei in einer Weise ausgesprochen hüben, welche auf den
Boischafter den tiefsten Eindruck gemacht habe. Ltzterer sei nach
der Audienz sichtlich niedergeschlagen gewesen.
Malta, 282. Juli. Das französische aus 5 Panzerschiffen
bestehende Mitielmeergeschweder ist an 17. dieses von Tunis
kommend in Tripolis emgetroffen. In Tripolis sind Ttuppen für
Fonstantinchel eingeschifft.
J Vermischtes.
Speyer. An der Huf—»eschlagschule in Würzburg wird
uns
—
Jram 2. Oct. l. Is., Vormittags 10 Uhr, ein dreimonatlicher Lehr
eurs für Hufbeschlagschmiede eroöffnet, defssen Besuch den Schülern
nach e folgreich bestandener Schlußprüfung Anspruch auf Verleihung
eines Deploms verleiht, darch welches sie als geprüfte Hufbeschlag⸗
meister erllärt und zur Führung dieses Titels bei selbstständgem
Geschäftsdetrieb autorisitt werden. Zur Erleichterung dea Besuches
dicses Lehrcurses hat das landwirthschaftliche Kreiscomite der
Pfalz für junge Schmiede aus der Pfalze, welche die Lehrzeit
zeteits überstanden haben, sieben Stpendien im Betrage von je
100 Markt ausgesetzt. Bewerbungen um diese Stipendien sind,
dersehẽeͤn mit einem Leumunds-, einem Schulzeugniß, einem Nach⸗
weis über zurückgelegte Lehrzeit und einem Zeugniß darüber, daß
der Bevperber sich vorausfichtlich in der Pfalz niederlassen wird,
üngstens dis 15. Augustel. Is. bei dem betr. Bezirkscomite ein⸗
zureichen.
F Zu Fechenheim bei Offenbach hat sich d'e Frau eines
Arbeiters zu Tode getanzt. Sie stürzte durch Aufregung und
Hetze ecschöpft auf den Boden des Tanzsaales nieder, um sich nicht
meht zu erheben. Ihr letzter Walzer war ihr Todentanz!
F München. Für heuer ist den Rektoraten die Ermächti—
jung ertheilt, den Schluß des Siudienjahres schon am 5. August
sjtatt am 8.) eintreten zu lassen.
J Mänchen, 21. Juli. Es können nunmchr Brief—
umschläge Kuf Tarxbeträge von 3 Pfg., 10 Pfg. und
20 Pfg. abgestempelt werden und sind daher solche Vriefumschläge
mit joichen Stempeln nicht zu beanstanden.
fAschaffenburg, 19. Juli. Auf dem Main irug sich
gestern ein schweres Unglük zu, das zwei angesehene h'esige Familien
iu riese Trauer versetzt. Der junge verheirathete Buchhalter H
machte mit seiner Gemahlin und dem gewesenen Einzährigen Com⸗
mis G., eine Spnierfahet auf den Main. Bei Leider kenterte
das Boot, die Insossen stürzten in den Strom, der rasch die junge
Frau und den Commis G. in die Tiefe ziß, während üch Buch—
dalietr H. an Boote festhalten und geretiet werden konnte. Heute
Vormittag wurden die Leichen etwa fünfzig Schritte von der Unglücks
tätte aufzesanden und hiecher gebracht.
F Zu Bingen mußte einer Frau ein Bein abgenommen
verden. Zur Pflege war deren verheirathete Tochter herbeigeeili.
Diese hatte das stark durch Eiter berunreinigte Verbandzeug aus⸗
vwaschen, als sie, kaum damit fertig, Schmerzen in der Hand
⸗erspürte, welche zusehends anschwoll. Bald hatte die Beschwalst
den ganzen Arm ergriffen und der herbeigerufene Arzt constatirte
eine Blubergiftung. Sie hatte eine kleine Wunde an der Hand,
in welche etwas Eiter eiudrang und so das Ungiück herbeiführte.
Ob die junge Frau dem Leben echalten bleibt, ist sehr zweifel
Jaft
FChemnitz. Ueber eine Wunderfamilie, de des
Butsbesitzers Frauke im Dorfe Waldkirchen bei Chemnitz, welche
vegen ihter abnormen körperlichen Anlazen viel besuct und bestaunt
wird, berichtet man: Herr und Frau Franke sind zwar von starker
doch normaler Konstitution, aber wahre Wundermenschen sind deren
viet Kinder. Der 18jaährige älteste Sohn wiegt 304 Pjund, der
14 Jahre alte zwete Soha hat derens ein Gewicht ven 208
Pfund und gilt hinsichtlich der Körperlraft als der Stärkste im
Dorfe, der deute Sohn, 8 Jahre alli, hat auch schon eine Leibes
raft von 110 Pfund zu tragen und hat das Aussehen eines 15—
ahrigen Burschen. Doch das wunderlichste Gebilo einer freig bigen
Natur ist die 12jährige Tochter; sie hat die Große eines vollständig
twachsenen Weibes, ist auch wie solches entwid.it und wiegt die
tattliche Zahl von 225 Pfunden. Eltern und Kinder wünschen
don ganzem Herzen, die Natur möge ihre Freigebigkeit bald ein—
chtänken; auch haben die Eltern allen Verlockungen von Unter⸗
nehmern widecstanden, welche duarch Scaustellung diese Seltenheit
aushenten wollten.
Auch ein Zeichen der Zeit. Einem herunter—