sellung am wenigsten zu, da specickl Deutschland in vielen'jeiner
esten Branchen Keine Vetanlafsung hatte⸗, die Ausstellung jenes
hutzzollumschlossenen Landes zu beschicken. Odm es ferner des Chefs
mer deutschen Commiffion, welcher die deutschen Interessen zu vere
desen und die nationale Würde aufrecht zu echalten hatte, Sache
var, schon jetzt mit cinem solchen Urtheil öffentlich hervorzugehen,
st doch mehr als zweifelhaft. Nicht als -ob wir Freunde eines
Julen Bertaschungssystems wären — solche Schüden werden ja
richt mit Rosenmasser geheilt — allein wie ganz andeis würde
as Urtheil werken, wenn es nicht, wahrend der Kampf noch
chwebt, jcheinbar. zm ersten Groll über die den Erwartungen nicht
ansprechende und auch die Stellung des Schreibers selbst drücende
naugel hafte Repräsentation der deutschen Industrie geschrieben und
neinen Feuilleton-Artikel aredergelegt, sondern in einer abschließen⸗
en Bewrachtung auf Brund der Aussprüche det Jury und eines
ingehe aden Studinms der Leistungen aller Lander in dem üblichen
mulichen Berichte veröffentlicht worden wäre! Jetzt beklagen sich
e deutichen Judustriellen mit Recht, daß man sie regierungsseitig
nit allen Mitteln zur Beschickkung der Ausslellung bewogen habe,
im fie dann dem uͤngerechten Urtheile nicht irgend eines Journa⸗
isten, sondern des Haupibertreters ihres eigenen Landes auszufetzen.
ind zwar ·˖ zu einer Zeit, wo momentan mit diesen Tadel wenig
u helfen, dagegen viel zu schaden war. Und niit dieser gerechten
Zlage drücken sie sich au der Verantwortlichkeit für das meiste von
denn, was in der Nulegaux'schen Kritik Richt'ges enthalten ist,
möglichst vorbei.
Udd nun erst alle reichsfeindlichen oder sonst mit uunserer
zutwicklung unzufrie enen Parteien, Richtungen and deren Organe!
Welches Wotser arf deren Rühle die tatwoüen Ausdrüdee des Di«
lors der Berliuer Gewerbeocademie über d utschen Patrotismus.
Chauvinismus und Byzontinismus, die deutsche Mijssion, Red
rinces und Krupp'sche Källing machines gewesen sind, davon
lberzeugt jeder Blick in jene edlen Blätter. Zwar ist es aus dem
ewundenen Wortlaute des Aufsatzes nicht ganz klar zu- ersehen.
bieweit sich Herr Reuleacx die von ihm reprod citten Urtheile der
merikanischen Zeitungen zu eigen macht, allein die çanze Tendenz
enes Aufsatzes maqcht ihn für den Mißbrauch der damit getrieben
dird deraniw⸗ctlich. Wer so wenig den Muth nunseres gewiß noch
ange nicht im Ueberfluß vothandenen Patriotismus hat, daß er
ich über 2 Sedanbilder uud die guten und schlechten Reproduc⸗
iomen unseter vaterläud schen Helden in allem möglichen und un⸗—
võglichen Material so aussprechen. kann, wie es der Vertreter
Deutschlands gethan hat, der ist grwiß niht der v ssendste Rann
ãr die ihm üderirazene Siellung, so groß et auch als Techniker
ein mag. Da nöze er nur zunächst einmal bei den Ultramon—
anen in die Schute gehen und von denen lernen, wie man selbst
den banalsten Ausdruck großer oder für groß gehaltener Id en
espectvoll behandelt, um eben diese Ideen auch nicht der geringsten
Gefahr der Mißachtung auszusetzen!
Und was soll die Nedewendung über die zu große Ausdehnung,
welche man dem Raume gegeben habe, der den strupp'schen Fab⸗
atalen, diesen Unicum dec deutschen Industrie, eingeräumt ist?
Meint Hert Reuleaux vielleicht, man habe diese Kanonen im West⸗
jascheniscmmat comprimiren konnen 7? Daß neben ihnen nicht eben
o gtroßartig deutsche Demspmaschinen ꝛc. gleichen Raum bean⸗
pruchen, ist doch sicherlich nicht Schuld einer q auvinistischen Auf
afsung der deutschen Pii sion seitens der deutschen Ausstellungs·
Tommastion, sondern einfach Folge des amerikanischen Schutz;zollsystems,
relches den Export solcher Maschinen nach Amerika berhindert.
Vermischtes.
fQaisferslautern, 20. Jul'. Heute Vormittag trat auf
vem hiefigen Stadthause unter dem Vorfitze des Regi rungsraths
Scharnberger eine Comm'ssion, bestehend aus Forstlenten, Zerbern
mnd Veriretern don Gemeinden zusammen, um die Marktordnung
ür den hier projectirten pfälzischen Lohrindenmarkt festzustellen und
zie soustigen Vorhereitungen für denselben zu treffen. (K. 3.)
' Kaiserslautern. Dem Infirumentenmacher Frauz
Ofaff dahier iß von der alusstellungs⸗Jury in Philadelphia eine
Medaille zuerkannt worden.
Ktirhheim a. Ed. Burgerme slet Chr. Deffine, welcher
wegea Faͤlschuag eines Wadlergebnisses vom Bezirlegericht Franken⸗
dal zu 14 Tagen Gefängnißß verurtheilt worden war, ist auf
rhobene Berufaug vom Appellat:onsgexicht freigesprochen worden.
Ixhein, 25. Juli. Das gesteen Nachmittag nach 2
Ahr uͤbe unsete Gemarkung gezogene Gewitter hat boe gehaust.
Die Getreidehalme liegen wie zerureute Büschel auf den Aedern
imher; die staetsten Obstbaäume sind im Stamme zerrissen und die
bedcend in wens Ferne geschleudert; 50 Poppelstamme an der
doönen Thalallee, von 120 —2 Fuß Durchmesser, liegen bis zur Erde
erfplitterr umher. Zum Glüde dauerte der Sturm nur wenige
Minnien, und die Kartoheln und andere Feldgewächse erlitten
veniger Schaden. Auch die Beschädigung an den Dächern im
Dete selbst ist erträglich. (Zw. 3.) J
Worms, 28. Juli. Die Landwehr⸗ und Reserve· Officiere
r benochbarien Landwehrbezirke von Baden, Bayern, Hessen,
Württemberg und Preußen beabsichtigen am 13. August nächsthin
a Vensheim eine Zusammenkunft zu veranstulten zum Zwed der
Anbahnung eines auch auf, persönliche Bekannischaft gegründeten
ameradschaftlichen Verhältnisses. (6W. 8.)
Worms, 26. Juli. Gestein gegen Abend kam ein patrouil⸗
itender Gendorm in der Gemarkung von Leifelheim, wo gerade
in Theil der hiesigen Garnison Felddienstübuugen machte in die
Nähe eines auf Vorposten stehenden Angehörigen dieses Truppen-
heiles. Der junge Krieger wart pon dem Ernst und der Wichtig⸗
in der ihm üderiragenen Dienstverrichtungen so erfüllt, daß er den
jarmlos daher reiterden Wächter des Gesetzes, als dieser weder Losung
noch Feldgeschrei wußte, kurzweg anhielt, vom Pferde heradsieigen ließ
ind mit verbundenen Augen ins Feldlager vor den Commandeur
ührte. Ob hier der junge Zrieger wegen seiner außergewöhnlichen
zeflissenheit in Ausubung der ihm Abertragenen dienstlichen Ver⸗
ichtungen besonders belodigt wurde;, blieb dem Berichterstatter mit
dem Schleier des Dienstgeheimnisses verdeckt. W. 3.)
FVier junge Leute machten in der Nähe von Konn auf
dem Rheine in einem Nachen eine Vergnügungsfahtt. Hierbei ge⸗
iethen sie auf das Tau, mit welchem der seitwärts voe Anlker
je ade Salondampfer . Deutscher Kaiser“ am Lande befestigt war.
der Nachen schlug um und sämmil'che Insaffen stürzten in den
„lrom. gZwei derfelben ertranlen. Die beiden anderen wurden
seretiet, und zwar der eine von einem Matrosen des Salonbootes,
zessen muthiges Verhalten öffentliche Anerkennung verdient.
Ein Schneider zu Obertirchen applizirte vor Kurzem
einem Schuster eine Ohrfeige. Der JInsultiri⸗ stürzte zu Boden
ind erlitt einen Schädelbruch, infolge dessen er 5 Tage darauf an
ʒehirnerschütterung und Entzündung starb. Der auch —X
eleumundeie Schneider hat sich dieserhalbe vor dem loͤniglichen
zZuchtpolizeigerichte wegen fahclässiger Todtung verantworten müssen,
u cuer jechsmonatlichen Gefangnißnißstrafe verurtheilt.
4.Berlin. Eine ergreifende Illustration zu unseren Zeit⸗
erbälinissen wird'uns in Rachstehendem mitgetheik: Am letztver⸗
lossenen Mittwoch saß der Major a. D. v. B. gegen Abend auf
ur Bant an kiner wenig beiebten Stelle des Thiergartens und
ahte von eiaem Spaziergange aus. Nach einer Weile zog er sein
hortemonnaie aus der Tasche, öffnele es und nahm den Ührschlüssel
ous, um seine Uhr aufzuziehen. Plötzlich, wähtend er noch das
edffrete Portemonnaie in der Hand hielt, griff eine Hand in
zasselbe, raffte im Nu einige Geldstücke zwischen die Finger, ließ
ber, bevor der Major sich von seinem Staunen erholt hatte, die
zeute 1w eder fallen. Die ganze Atiake war das Werk eines Augen⸗
l des, der Major, ein hochgewachsener Mann, war aufgesprungen
ind sah sich einem kleinen untersetzten Menichen gegenüber, welcher
itiernd mit, schlaff herabhängenden Armen vor ihm stand. Der
Mensch war schlecht gekleidet und doch von einer gewissen Saubder⸗
en. Als der eruste Blick des alten Soldater auf ihn fiel, saul
er noch junge Mann in die Kniee, hob die Hände empot, und
hränen der Reue rannen ihm üder die Wangen. „Stehen Sie
uf . herrschte der Major ihn an, „wie können Sie, zumal auf
ffener Landitraße stehlen wollen? Schämen Sie sich nicht d
Verzeihung,“ brachte der Measch mühsam heraus, — „das Elend
er Meinen ist zu groß; o fägen Sie dem Jammer nicht noch die
zchande hinzu, — ich würde sie nicht überleben.“ Hert von B.
serieth in Zweifel, was er beginnen sollte und ob der Mensch die
Wahrheit saue. „Wo wohnen Sie?“ fragte er plötzlich: „...Straße,
Nr..., 4 Treppen,“ autwortete der Mann. Kommen Sie mit
nit! Beide gingen nach det Chausse zu. Der Mensch erzählte,
er sei Handwerler und habe früher seine Familie auskoͤmmlich er⸗
nährt. Jgcht aber sei es nicht mehr möalich; die unsäglichsten An⸗
—E Freunde
danten nicht mebt helfen, Werthstücke hade er nicht mehr, der
Fxetutoe hade Alles abgeholt, das Elend in seiner furchibarsten
Hestalt sei an die Seinen herangetreten, und da habe er in einer
Auwandlung von Verzwe flung vochin beinah ein Verbrechen bi⸗
jangen. — Am großen Stern bestieg der Major mit feinem
Begleiter eine Deoschke und dirigirte den sutscher nach der ihm
vorhin bezeichneten Wohnung,“ indem er den jungen Vaann schatf
Feobachtete. Man kam und sltieg die vier Treppen hinauf. Zwei
dinder, im Alter von 2 und 3 Jahren sprangen dem Valer ent⸗
zegen, mit einer Froͤhlichteit, die seitsam mit ihrem Aussehen kon
rastirte. Eine junge abgehaͤrmit Frau saß mit einem Säugling
im Fenster und starrte den Gast verwundert an. „Was mitgebracht ?
iefen die Kleinen. Der Vater überhörte eb uund wehrte sie ab.
Der alte Soldat sah sig in dem Zimmer um und schüttelte mit⸗
eidia den Kopfj — der Mann hatte nicht zu vrel gesagt. Hier
errschte ein Uebermaß des Jammers, nicht einmal Betten waren
och borhanden und das Herz des alten Majots ward wrich. Ec