Full text: St. Ingberter Anzeiger

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HDer St.“ Ingberter Anzeiger und das (Smal wöchentlichj mit diĩm Hauptblaite verbundene Unterhaltungsblatt⸗ Sonntags mit illustrirter Veibe 
lage)“, erscheint wöchentlich viernralz. Dienstage, Donnerstag, Samstag und Sountag. Der! Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 
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* — mit 30 Pft. pro Zeile · bere chnet. 
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M. 1I123. Samstag, den 5. August“ro ν 1876. 
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ꝛααν »Deutsches Reich. 4α— 
Manchen? 31. Juli. Fabritant · Bill'ng hat' sich ·heute 
Abend zu dem in Köln stattfindenden Delegirtentag des Vereins 
deutscher Hadwerker und Fodrikanten als Delegirter des hiesigen 
Beroeibevereins begeben. Auf der Tagesordnung stehen: Die im 
März dieses“ Jahres eingelaufenen fünf Anträge von Hamburg 
betreffs Begufsichtigung des Lehrlinzswesens; Mittheilung über 
—XED— 
Wohlprogramms: Bericht über das vom Reichsstag angenommene 
Hilfstassen⸗Gesetz und die Stellung zu der Aufstellung⸗ eines ein⸗ 
heinichen Lohnvertrages; Besprechung über Freihandel · und Schutz⸗ 
oll, Besprechung über die lange Creditgewährung, event. Vor⸗ 
lägt. ie— 
⸗ Berlin, 31. Juli. Das s. g. Nothstandsgesetz, durch 
welchez der Gemeinde Caub, sowie den durch die Frühiahrs Hoch- 
Juthen beschädigten. Gemeinden eine Be'hilfe: von⸗ 6 Millionen 
M. aus Staatsfonds zur Versügung geftellt werden sollen hat 
nunmehr d'e königliche Sanktion erhalten? desgleichen Das Gesetz, 
welches in dem früheren Fürstenthume · Hohenzollerr⸗Sigmaringen 
jortan die Versicherunge des beweglichen Vermögens gegen Feuers⸗ 
zefahr bis: zumvollen Betrage des gemeinen Werths gestattet. 
gIn den diplomatischen Benehungen der Staaten untereinander 
scheint sich ein ganz patriarchalisches Verhältniß einbürgern« zu 
wollen! Erst soll der Kaiser von Rußland' dem Vertreter“ der 
Türkein in St. Petersburg und dann der Kaiser von Oesterreich 
dem türkischen Botschafter in Wien ein Kapitel ans den Leviten 
aelesen haben. Nun kommt die: Noachticht, daß der Herzog· Decazes 
—XX 
— vielleicht als siche do consolation für die Pforte — einer so 
rückhaltslosen Sprache bedient haben jsoll; daß letzierer völlig erstaunt 
war einen solchen Verweis zu erhallen,, während er nach früderen 
Gunstbezeugungen zu uͤrtheilen;, die wärmfte Unterst —XV 
hoffte ! — — 
Bertin, 2. Aug.' Der Kaiser hate auf-die Einladung des 
Königs Ludwig von Bahern,“ den Wagnet'schen Oper« vorstellungen 
in Bahyreuth beizuwohnen, den General v. d. Tann mit Ueber⸗ 
re chuug eines überaus herzlchen Handschreiben beauftragt worin 
er zusagt, so weit es sein Gesundheitszustand gestatte, den gedachten 
Vorstellungen beiwohnen zu wollen.“ Wenn der Kaiset hiernach 
eine Reiie nach Bayreuth unternehmen sollte, so würde er sich in 
den Tagen vom 13. bis 16. d. dott aufhalten und, einem Theil « 
der ersten Serie“ der Vorstellungen beiwohnen.Privatnachrichten 
zufolge, ist das Befinden des Kaisers in jeder Beziehung zufriedenstellend. 
Berlin.“ Dem Vernehmen nach wird der Reichstag gegen- 
den 10. Rovember einberufen werden und hofft manze doß derselbe 
mit dem ihm zu machenden Vorlagen, einschließlich der großen⸗ 
Justizgesetze bs Weshnachten fertig sein wird. αα 
4 F NHussand. 
— Wien, 2 August. Der rufsische General Fadefeff ist in 
Belgrad eingetroffen und hat Audienz bei der Fürstin“genommen; 
Wien, 2. Aug. Die Pol. Corrsp.“ meldet in einem Be⸗ 
cicht aus Pera, entgegen den Meldungen anderer Blätter, daß der 
Vesundheitszustand des Sultans fortwährend zu den größten Besorg⸗ 
aissen Anlaßz gibt und von einer Besserung nicht das Geringfte 
perlantet. — Die“. Pol Cortesp. dmeldet fernet aus Ragusas vom 
A d.e: der Versuch Mouthtar, Paschas, dem, von den Montene⸗ 
zrinern bedrohlen Bilek von Trebinje aus zu Hilfe zu kommen,ist 
Jescheitern, indem 8000 Momenegriner hei« Ljubemit Trebinje ber 
drohen⸗ und die Verbindung zwischen Mostar und Bilek vereits 
ibgeschnitten habenr — XF 
London,; 83. Augn“ Dem „NReuter'schen Bureau“ meldet mon 
aus Belgrad vom 3. August:« Die Türken verschanzten sicht bei 
Velici Izwort. General Untitoch,, (Ceutrumsarmee) hat Pjelopolj 
ingenommen und bedroht Sinitza?« Die den Belgrad stationitten 
nerte schischen Monitors sind zurückgezogen worden. 
Belgrad, 3. Aug. (Effiziel.). Aus dem Hauptquartiet 
Deligrad wird, unter dem gestrigen Tage gemeldet? Die Türken, 
unsere Tausgedehnten Vextheidigungtlinie. sich zu, Nutzen. machend, 
drangen über Gramada, itgr mehre Oxtjchaften. des. Departements 
tujqzebaz ein, richten, doxt unerhörte Verwüstungen an und bom⸗ 
bardiren die Kirchen. Die Ticherkessen sind in Banden von je vier 
Bewaffneten organisiru, welchen ein Tscherlesse mit zwei Flaschen 
Petroleum folgt um die. Dorfer niederzubrennen.. 
Aus' Rust schut; 26. Jall, schreibt man der Presse“ über 
die Greuelthaten, welche die Tscherkessen in dem Dorfe Novoselo am 
20. Juti verübten: Am Tage vorher war ein fliegendes Corps 
von“Insurgensen dorthin gekommen und hatte in einem Gepläntel 
ca. 400 Baschibozuls aus der Umgegend vertrieben.“ Anch die In⸗ 
jurgenten waren wieder abgezogen: man war“ froh, daß man nun 
ungestött der Ruhe genießen konnte. Kaum war — so erzählt ein 
Bewohner ds Vorses — es Nacht geworden und wit zur Ruhe 
zegangen, fingen unsere Hunde zu bellen und zu heulen ang und 
Bewehrgeknatter riß uns aus dem Schlafe. Der Ruf: ‚Uaser 
Dorf wird von den Türken beschossen!“ erregse Line grauenhafte Ver⸗ 
wirrung. Alles rannte im Dorfe durch⸗inander, nirgends war ein 
Ausweg zu finden, denn wir waren ringsherum eingeschlossen, und 
»on allen Seiten sch ugen Kugeln auf uns ein, als ob es hagelte. 
Thiere und Venschen drängten sich in die Mitte unseres Dorfes in 
inen wirren Kuunet. Niemand wuß'ée weder zu rathen noch zu 
delfen. Alles eschrie vurcheinander Rindvietz, Schafe, Pferde Alles⸗ 
dtungte sich am uns hecan⸗ und bildete eine *lebende / Schutzmauer 
gegen die feindlichen Kugela. Noch hüllte uns de Finsterniß ein 
und schützte uns ein wenig. Nachdem aber ˖ von allen⸗Seiten die 
othm Flamdien aufloderten und die Türken uns sehen konnten, traf 
Schuß auf? Schuß.“ Bald wälzte fich eine blutige Masse von Ver⸗ 
vandeten auf dem Boden.' Es war ein entsezlchet Anbliche Von 
alie Seiten drangen die Tscherkessend in unser Dorf.Esnwaren 
hrer 2000 unter Delikelhinr aus Plevna eingetroff ˖u.. Sir fielen 
ber uns herz hieben den Greisen, Weibern und Kiudern die Köpfe 
ab, rissen ihnen die Gedätme aus den anfgeschlitzlen Bäuchen und 
warfen sie deijeite. Wir waren gegen 200. Dorfbewohner zusam⸗ 
mengetreten und schlugen uns mit Knüuueln und Hauen und was 
wir sonst in der Hastergreifen konnten, durch die Reihe der Mor⸗ 
der. Da die Tscherkessen hinter uns den Durchzuq gleich wieder 
perrten, so blieben Weibet, Greise und Kinder in ihrer grausamen 
Bewalt,“die sammtlich massaltirt würden. Nachdem fie Ulles nieder⸗ 
gemetzelt und »sien es im hrennenden Dorfe nicht. mehr aushalten. 
lonnten/trieben sier unsere Schafe Aund Ninder, die dem Dorfe zu⸗ 
gelaufen waten, czusammen und nahmen fsie mit den gebundenen 
Veädchen mit sich, und wir wissen bis heute noch nicht,wohin sie 
unsere; Madchen, es waren 42 amder- Zahl, gebracht haben. Die 
Tscherkessen zogen von Nobosels nach dem eine halbe Stunde ent⸗ 
fernt gelegenen Dorfe Krivenik, Z00 Häufer zählend) welches dem⸗ 
elben Schicksale ver fiel. Von dort zogen! sie nach dem eine Stunde 
entjermen Dorfe Batoschoff (250 Häufer); auch dieses Dorf wurde 
der Erde gleich gemecht, auch dort hausten fie so wie in Novoseld. 
Diese dre Dorfer hatten zusammen einen Viehstand von 70,000 
Sltück, welchen die Tschetkessen, ausgenommen was! verbrannte, in 
)er: ganzen Umgebung“ um Spolipre'se an die Türken verkauften. 
Desgleichen unsere Mädchen, welche sie auf den Plätzen der tütkischen 
Dörfer vrrkausten,, und die sie nicht verkaufen tonnten, um Geld 
chauden ließen. Der Himmel erdarmtt sich der denden Rajah und 
eß einen eisigkalten Notdwind? üder die Gegend streichen, der den 
Regen in Eis⸗und Schnee verwandelte, eine zwei Schuh hohe Decke 
iber die letzten Spuren der Bardarenwirihschaft legend (in Rust⸗ 
chuk war das Thermometer in jener Nacht auf 6 Grad unter Null 
geiunken), dieses Wetter zwang diese Horde wilder Bestien, ihren 
Raub zufammenzuraffen und ihre eigenen Häuser aufzusuchen. Tags 
»arauf zogen :die Tscherlessen ñach ollen Gegenden, um ihre Beute 
mn den Mann zu bringen und die dereits bemerlten Schändlichkeiten 
mit unseren armen Mädchen- auszuführen.“ Summt und sonders 
tetteten sich 100 Mann von unserem Dorfe Novoselo, 30 Versonen