Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Ingberter Auzeiger und das (2 mal wo hentlich) mit dem Heupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonniags mit illuftrirrer Bei 
age), erscheint wöchentlich viermal: Dienzstaz, Donuerstag, Sinstag und Sonutag. Der Abonnementspreis —X 
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M 129. Diienstag, den 13. August — —6 J J 1876. 
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Deutsches Reich. 
Münchern, 12. Aug. Im Gesetz- und Verordnungsblatt 
Nr. 36 und folg. werden die Gesetze betr. einen Credit für außer⸗ 
ordentliche Bedürfnisse des Heeres, die pfätzischen Eisenbahnen betre, 
die Erbauung weiterer Vizinal⸗Eisenbahnen und den Mehrbedarf 
ür bereits cusgeführte Vizinal⸗Eisenbahnen, dann die Dotitung des 
Virinal-Eisenbahnfonds, sowie die Abänderung einigec Bestimmungen 
des Notariatsgesetzes betr., zur Pubiikation gebracht. * 
Bayreuth, 12. Aug. Der Kaifer ist heute Nachmittag 
5i. Uhr hier eingetroffen und wurde am Bahnhof vom Großherzog 
bon Sachsen⸗Weimar, vom Obersistallmeister Graf- Holnstein im 
Auftrage des Königs von Bayern, von den Spitzer der Behoͤrden, 
sowie von Richard Wagner nebst dein Verwaltungsrathe des Bay⸗ 
euther Opernunternehmens empfangen. Der Kaiser gab seiner Be⸗ 
iriedigung über den geistigen Stand des nationalen Unternehmens 
Ausdruck und fuhr demnächst im offenen Wagen nach der Eremitage 
don dem dichtgedrängten Volk mit lebhaften Hohs begrüßt. 
Bayreuth, 18. Aug. 11 Uhr 25 Minuten Nachts. Auf 
Schloß Eremitage fand ein großer Fackelzug vor dem Kaiser siait. 
Die Fomainen uad großen Bassins der Wasserkünste wurden ben⸗ 
Jalisch deleu htet. Zweitausend Fuckeln erhellien den Park. Unter 
den Klängen der baherischen und preußischen Natisnalhhmne erschien 
)er Kaiser mehrmals auf der Schloßterrasse und wurde flürmisch 
»egrüßt. Mehr als 10,000 Menschen waren auf dem Platze. 
Berlin, 10. Auguft. In den hiesigen diplomatischen Ktrei⸗ 
en begegnet man mehr als je dem festen Bertrauen, daß der Krieg 
ein Orient ohne wetere Verwiclelungen seinem baldigen Ende eni⸗ 
zegengeht und nur sehr unbedeusende Territorialveränderungen zur 
Folge haben wird. * 
Berhin, 12. Aug. Der gegen den Grafen Arnim erlassene 
Steckbrief ist dis auf Weiteres zurückgenommen worden. (Fr. Z3) 
Ausland. 
Wien, 10. Aug. Ein Telegramm der „Presse“ meldet: 
Die Türken verbdraunten und pfünderten österreichtiche Orischaften, 
)arunter Staroselo. Oefterreichische Truppen sind dorthin abge- 
angen. 
Wien, 11. Aug. Die „Polit. Corr.“, meldet telegrapyisch 
nus Belgrad: Im jerdischen Kriegsministerium neige man sich der 
deberzeugung zu, die türtische Armee werde konzentrisch gegen Bel— 
zrad vorrücken, das deßhalbd im Umkreise von anderthalb Meilen 
zefestigt werde. Alle in dem Arsenal von Kragufewatsch liegenden 
roßen Geschütze würden nach Belgrad geschofft. Der Minjster des 
Innern habe Rerträge wegen Lieferung großer Proviantvorräthe für 
gelgrad gemacht, das man, wie es scheine, so lange w.e möglich 
»)ertheidigen wolle. Der Fürst befinde sich in Deligrad. Zwischen 
Bauja und Alex notz werde eine große Schlacht erwartet. 
London, 13. Aug. Nach einer Mildung des „Reuter'schen 
Buredaus“ aus Belgrad finden zahlreiche Zuzuge von Freiwilligen 
ijus fremden Ländern zur serbischen Armee statt; das slavische 
Tomite in Triest hat angeblich dem serbischen Kriegsministet 3000 
Freiwillige angeboten, Garibaldie habe an den Kriegsminister einen 
Brief gerichtet mit der Anzeige, daß er in dem Mailander Comite 
ur Unterstützung dir verwundeten Sethhen und Montenegriner den 
Vorfitz Ubernommen habe. 
Belgrad, 13. Aug. Von der Drira⸗Amee ist folgende 
Meldung eingetroffen: Zwei Vataillone unter Führung bon Jova⸗ 
nobicz, welche unterhalb Belina recognoscirten, haden die türtschen 
Positionen bei Jovia (Javja ) eingenommen; als die Tuͤrken 
sierauf einen Ueberfall versuchten, wutden letztere nach einem dreizehn⸗ 
itindigen Kampfe gänzlich zurückgeworfen. Während des Kampfes 
vurde Javia beschossen; die serbischen Beobachtungstruppen standen 
inweit Belina. (Diese Meldung ze'gt, daß die Drina⸗Armee noch 
nuf türkischen Boden, doch hart an der Grenze steht; es ist das 
ne einzige serb sche Armee, die noch nicht über die Grenze zurüch 
tcdrängt ist.) (Pf. K.) 
donstantinopel, 13. Aug. In einer Mittheilung an ihre 
Vertreiler im Auslande erllärt die zuünrkische Regierung, daß die 
zurch serbifche Agenten verbreiteten Rachrichten von der muthwilligen 
Berbrennung serbischer Dörfer durch die Türlen vollfländig un— 
egründet seien, dagegen hätten de Serben seit Beginn der, Feind⸗ 
eligkeiten eiwa 60 von Christen, sowie von Muhammedanern 
ewohnte Doefer auf türkischem Gebiete in Asche gelegt. 
Vermischtes. J 
. . Kirchbeimbolanden. In hiesiger Stadt (ohne die 
Höfe) befinden sich 180 Wittfrauen und 47 Wittmänner. 
Fe Pirmasens, 12. Aug. Der hiesige Arbeitetbildungs- 
zeren hat den Beschluß gefaßt im nächsten Frühlahr eine Local⸗ 
Industrie⸗Ausstellung dahiet zu veranstalten. W. A) 
r.Kaiserslauteru, 12. Aaug. (Todesfall.) Geflern 
tarb hierselbst der auch in weiteren Kreisen bekannte Instrumenten⸗ 
nacher uind Mufiker Friedrich Sauder im 67. Lebensjahre. 
Die von ihm gefertigten Jastrumente haben einen bedeuenden Ruf 
und die Leistungen der unter seiner Leitung gestandenen Kapelle sind 
dekannt. Mais. 8.) 
Am 11. d8. verunglückte der Locomotivführer Georg Mein- 
jardt von Speyer auf der Fahtt von Ludwigshafen nach Zwei⸗ 
rucken. Deiselbe entdedie einen Schaden an seiner Maschine; 
im größeres Unglück abzuwenden, wollte er denjelben in übergroßem 
diensteiser waͤhrend der Fahrt ausbessern, flürzte herab und siarb 
in Folge dessen um halb 7 Uhr in Zweibruͤden. M. ist 40 Jahre 
alt und hinterläßt eine Frau und 3 kleine Kinder 
7.Vom obern Haardtgebirge, 10. Aug. Die Trauben 
entwigeln sich zusehends und fangen an hell zu werden. In Rhodt 
und Edentkoben findet man schon reife Gutedel.. 
Neheim;, 9. August. Hier ereignete sich heute Morgen 
»in betrübendes Unplück. Ein zugemäuerlet Brunnen war geöffnet 
vorden. Es stieg zuerst Einer hinein, dann ein Zweiter. Beide 
rstickten und fielen ins Wasser. Ein Dritter, Valer eines jener 
ünglücklichen, nichts Gues ahnend, befestigt sich am einem Steia 
ind steigt ebeufalls hinab. Er stützt auch, der Strid hält ihn 
iber über Wasser und er konnte noch ftühzeitig genug heraufgezogen 
verdeu. Ware die einfeache Vorsichtsmaßreget beobdachtet worden, 
in ·breunendes Licht in den Brunnen hinabjulassen, ehe ein Mensch 
ich hinunterwagte, so wurde das Verlöschen der Flamme in der 
mothembaren Luft schon als Warnung gedient und dem Unglück 
vorgebeugt haben. 
FMit dem großen Bartholomäus-Markt zu Quirnbachist 
ine Preisevertheilung verbunden, welche am 23 August vorgenom⸗ 
nen werden wird. Es werden aus Mitteln des Kreiscomtees des 
and wirthschaftlichen Vereins je 83 Preise- für: Fassel, Kühe und 
stinder in Betrage von 45 bis 25 M. und können hiedei ebenso 
vie auf den Preis⸗Zuchtviehmärkten nur Mitglieder des landwirtd⸗ 
haftlichen Vereins concurriten. 
F Der „Pf. V.“ schreibt man aus Billi gheim, 10. Aug.: 
dieser Tage wurde ein h'esiges Madchen von einer Fliege in die 
Appe gestochen, ohae daß dies besonders beachtet wurde. Doch 
nach einiger Zeit trat eine von heftigen —A — 
chwulst ein, welche sich bis zur Bruft und uͤber einen großen 
Tbeil des Gesichtes, erstreckte. Der Saugrüssel der Fliege mußte 
nit Leichenzift unmittelbat in Berührung gekommen sein, denn der 
erbeigerufene Arzt konstatirte eine Bluwergiftung doch ist das Madchen 
uis jetzt noch am Leben, welches demselben hoffentlich auch erhallen 
verden kann. Am Sonntagem der AD junge 
frau von hier sich- das Leben mittelst Ertrinkens zu nehwen. 
zlücklicherweise aber gelang es ihrem Manne, der Verdacht ge⸗ 
höpft hatte und ihr deßhalb nachgeschlichen war, sie noch recht⸗ 
eitig aus den Fluthen zu ziehen. Mit dem unseligen Vorhaben 
heint es der Frau bitterer Errst gewesen zu sein, denn sie wehrte 
ch auf's Energischsse gegen die Hewäaltsame Inlervention ihres 
ẽheherrn. 
Münqhe 
12 
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Aug. 
Wie ich versehme, wird Adel«