Untletsuchen wir einnal, sagt derselbe unter Anderm, ob dad
Urtheil des Hetrn Peofessers und Wenerak⸗Kommissars ein so ganz
richtiges ist, ob er ulcht vielmehr an einer großen Einseitigkeit leidet,
die mas dem deutschen Profeßorttzum so ofr vorgemorfen hat. Wir
beginnen mit der chemischen Industrie, um dn hy Reihen⸗
foige einzuhalten. Und da dürfen wir gleich kech behaupien,
daß die deuische Abtheilung in dieser Branche Werthvolleres bretet,
ns alls Abrigen Ausstellungen zusammeugeaommen. So feine, na⸗
menilich organifche Prapatate bietet lein anderes Land und in Ani⸗
in⸗ und Alizarinsarben steht Deutschland einzig da; eine Thatsache,
die wohl geeignet ist, Staunen zu erregen, wenn man weiß, daß
Deutschland gezwungen ist. seine Rohprodukte für dieseiben aus
England zu beziehen, Waährend Amerika sie in Fülle befitzt. In
Bezug quf Blatimetalle und Bronzefarben, wodn Nirrnberg und
Fürth eine Kollektwv⸗Ausstellung veranstaltet haben, wissen wir nur
o viel, daß von Bayern aus im Jahre 1874 auf 1875 für
319,000 Mark in die Vereinigten Siaaten ausgeführt worden.
Die TerlileIndustrie ist vielleicht eine der best vertrelenen und Herr
Reuleaux wird uns doch nicht glauben machen wollen, daß die deut⸗
schen Tucher und Kleiderstoffe den englischen und französischen oder
jar'den amerikanischen nachstehen. Wie so kommt es denn, daß
zie Vereimaten Staaten z. B. im Jahre 1872 in den erwähnten
Fabrikaten ur aus Elberfeld, Barmen und Umgegend für 16 Mill.
Mark bezogen haben ? In Baumwollstoffen haden deusche Indu⸗
trielles eine Ausstellung veranstaltet, die sich neben jeder anderen
iehen lassen darf, so in Hand⸗ und Maschinenftrickereien. Ueber
die Gold⸗, Silber⸗ Spiel⸗ und Kurzwaaren haben sich amerikanische
aritiler in den leitenden Journqlen Heralde, Times“ und „Tri⸗
hüne“ sehr güustig ausgesprochen und das vor den beireffenden
Schaulusten sich einsindende kauflustige Publilum scheint wenigftens
Befallen daran zu haben. Aussiellungen wie die der Bleistiftkönige
Faber und Großbexger und Kurtz (Schwar häuser) stehen zudem einzig
da. Im Bezug quf; die Kollekune Ausstellung des Buchhandels und
der Quiuckgewerbe wüßten wir keine werthovollere und sie ist so oft
als einer der. Glanzpuulte der beireffenden Ausflellung hexvorge⸗
hoben warden, daß wir es gänzlich unnöthig finden, auf ihre Ob⸗
sekte einzugehen. Auch von den schwarzwälder Uhren mag das⸗
jelbe gesagt sein. Musikalische Instrumente sind ziemlich viele; wie
fie sich aber zu der jenigen anderer Länder varhalten, wagen wir
zicht zu enischeiden. In Bezug auf die Photographie, so glänzt
Deutschland vornchm im photographisch · n Pressendruck, der iür
onsi und Wissenschaft von ungeahnter Bedeutung zu werden ver⸗
spticht. Gigentliche Kunstwerke detreffend, so weiß man, daß die
Ausstellung deutjcherseitg darin seht schwach deschickt worden ist,
allein die Kuns hat ja mit der Frage wegen der, Industrie nichts
zu thun. Einzig und allein im Maschinenfache steht Deutschlaud
sehr schwach da und wermpßgen darin auch einen Grund zu finden,
weshalb der Professor der Maschintenkunde ein so vernichten des Ur⸗
theil über die deutsche Industrie gefällt hat. Allein, welden Grund
hätte denn eigeutlich Deutschland gehabt, die amerikanische Ausstel⸗
lung mit Maschinen zu beschicken ? Höchstens um d'ie Patente für
einige neue Constructionen an den Mann zu bringen. Was schließlich
die tendenzios⸗ patriolischt Seite kunstgewerblicher Erzeugnisse betrifft,
so ist Ein Ausstelletr, Bronzefabrikant Felsing, darin allerdings
ziemlich weit gegangen, indem seine Ausstellung fast nur Borussien,
Bermanien, Kaiser, Kronprinzen, Bismarch's und Moltke's aufweist,
jonst haben wir nicht gefunden, daß solche irgendwo „dataillons⸗
weise“ marschiren. Wie aus unserer Revue hervorgeht, braucht sich
das Deuische Reich mit seiner Vertrelung beim internationalen Weit ⸗
sampf durchaus nicht zu schämen nund wir wirden es im höchsten
Grade lächerlich finden, wenn die Schutzzöllner mit dem Brief von
Reuleaurx, den derselbe als nachmalig gewählter General Commis-
sar gewiß schon dereut hat, Kapital schlagen wollten. Wenn der
Schutzzoll wirtlich so piel vergiöchte, als man ihm andichtet, so
müßten die Nereinigten Staaten mit ihren unbegrenzten Reichthü⸗
mern fich in einer wahrhaft glänzenden Lage befinden. Abet was
finden wit? Stodung überall, noch nie dagewesenes Mißtrauen,
eine erschreckende Arbeitslosigkeit und als Folgen hiernon überau,
wohin wir blicken, entweder heimliche oder offene Armuth! Glaube
man ja nicht, daß d'ie amerikanische Krisis nnc eine Folge der
europüischen sei; sie machte sich bemerlbar, hevor letztere auftrut,
und wird, da sie durch diese nux verschlimmert wurde, allem An⸗
schein nach erst schwinden, wenn eine gesunde Finanze und Wirth⸗
Zaftspoliut angebahnt worden ist. Damit wird es aber auch noch
ine gute Weile haben.
Bermiscqtes.
4 Nach Meldung des,Pirm. Anz.“ ist der Waldfischbacher
affendefreudant Grunewald am Freitag in Zweibrücken beim Lir⸗
teigen in die Bahn abgefaßt worden.
35—Kalserslagutern. Zur Verhütung des Unfugs, daß auf
den Victualienmärkten die Händler große Aufläufe machen, um hin⸗
ennach theuer zu veckaufen, hal! der Stadtrath die Aufnahme des
sathstehenden in die Marklordnung beschlossen: „I. Der Verkauf
heginnt im Sommer Morgens um' 7 Uhr, im Winter um 8 Uhr.
zor dieser Zeit darf auf dem Markte nichts verkauft werden. 2.
Der Zwischeuhandel mit Lebensmitteln, Heu und Stroh auß dem
Markte ist verboten.“ Die von Händlern gekauften Waaren find
ofort · von Markte wegzuschaffen. Unter Zwischenhandel verfteht
pan jenes Geschästsgebahren, wonach einzelne Handler Lebensmittel,
deu und Sitroh im Stadtgebiete gewerbsmäßig aufkaufen und an
zʒemselben Tage auf dem Martie wieder verkausen“*
. Landau, 16. Aug. Gestern Nacht (Macid Himmelfahrt)
rurde in Ramberg ein Bursche todt gestochen. Das Untersuchungs—
gericht hat sich heuse früh dahin dvegeden. 6. —
. Aus einer größeren Besellschaft, welche sich auf den Zwiesel,
einen seiner Aussicht wegen viel besuchten Berg bei Reichenhall
zegeben —und vor Sounenaufgang die Bergspitze erstiegen hatte,
türzte ein junger Mann, Opernsänger Maier aus Darmstadt, auj
der noͤrdlichen schroffen Wand in die viele hundert Fuß betragende
Fiefe. Er hatte Aimenrausch pflücken wollen und sich dabei zu weit
vᷣrgewagt. Erst nach zwölf Stunden gelang“es, die bis zur Un⸗
enntlichleit verstümmelte Leiche aus dem schwer zugänglichen Gestein
serauszuhoten.“ —
Berbinz 15. Aug. Der staiser werlieh dem Feldmar-
chall Wrangel zu seinem 80jährigen Militärjubikiäum einen mit
Zrillanten geschmückten Ehrendegen, welcher dem Jubilar mit einer
juldvollen Kab inetsordre überreicht wurde.—
F Graubünden. Letzten Freitag Abend ereignete sich im
Brättigau ein erschütternder Unglücsfall. Der am Nachmittag von
dandquart das Thal- hinaufgehende Haupipostwagen pürzte derm
gad Serneus über die vorhandene Barriere in die Tiefe. Ein
unger Mann wurde daben aräßlich zugerichtet und blieb sofort
pdt. Drei andere Neisende sind dabei wehr oder weniger schwer
erwundet — kin Kend fand sich fast unversehri. Von einem
Augenzeugent wird der „R. 8. 3.2 mitgetheilt Als der Wagen
ei der Unglücksstätte anlangte, befand sich daselbst ein mit Brettern
eladenenes Fuhrwerk, das nur einen schmalen Durchweg gestolete.
der Conducteur stieg aus und begab sich zu den Vorpferden, um
ie nöthigenfalls zu führen. Der Wages hielt still und das Hol,«
uhrwerk seyte fich in Bewegung. Unglüclicher Weise ger eiht ein
sAinterrad desselben auf einen kleinen Hanufen Stroßenschutt, die
dadung überschlug sich und stürzte auf die Postpferde, weiche fofort
nit der Post über die Barriere segten und dem Adgrund zustürzten.
dweimal Aberschlug sich der Wagen und lag noch gestern, schauerlich
sertrümmert, in dert Tiefse. Die Pferde blieben auf der, Stelle
odt⸗ Der zerschmetlerie Junge Manu ist ein deutscher Med ciner
der vor kurzem in Heidelberg sein Examen rühmlich bestanden
zatte und mit feinem Vater eine Reise durch die Schweiz nach
Ftalien machen wollte. Der letztere ebenfalls Arzt, war mit dem
Tonducteur ausgestiegen und entging der Katastrophe, um seinen
eichbegabten dlühenden Sohn als Leiche wieder zu finden.
FHerr Krupp in Essen hat sich bdei einer friedlichen Aus⸗
tellung in Brüssel derjenigen für Gesundheitspflege und Retturgs
vesen betheiligt und in dieser einen ebenso ehrenvollen Platz einge⸗
nommen, als sonst auderswo mit seinen Kanonen. Er hat in sei⸗
nen Werkstätien unter auderen Einrichtungen auch einen eigenen
Feuerrettungsdienst eingerichtet und ausgestellt, sowie das Modet
eines Hauses eingesandt, in welchenm man seine Feuerwehrmänner
die verschiedenen Rettuugsaustalten treffen sieht. Dicht daneben hat
herr Krupp einen Reliefsplan der von ihm geschaffenen Arbeiter⸗
olonie Kronenderg ausgestellil. Aber was X jenes kleine beschei⸗
zene ländliche Häuschen ẽ schreibt ein belgisches Blatt. Es ist das
daus seiner Eliern! Von dort ist er ausgegangen, und indem er
zies Andenken ausstellte, wollte er allen seinen Leuten ein Beispiel
ind eine Lehre geben, wie weit es ein Arbeiter wmit Fleiß. festem
Dillen und geordnetem Leben bringen kann.
Lichtenfels, 15. Aug. Im Ghynnasialgebaude in
Schleusingen (preußisches Städtchen von ca. 3500 Einwohnern, im
Thüringer Wald gelegen) brach Feuer aus. 31 Wohnkäuser sind
ibgehrannt.
r Der Eberfel der Landwehr⸗Kriegerverein unternahm am
13. do. Mia. in zwei sogenanaten Gartenlauben“ mit 4 und 8
Pferden bespannt, eine Landpartie nach der „Grenze.“ Der Nadqh⸗
nittag wurde in fröhlichster Weise zugebracht. Auf der Rücfahrt
ach 10 Uhr Abends ader gingen nahe den Kucelsberg die Pierde
es Dreispanners durch und rangnten gegen einen an der Landstraße
dehenden Baum. Der Kutscher Ochel, verheirathet und Vater dreier
dinder, jowie der Schneidet Muller wurden in Folge des heftiger
Unprasls vom Bod geschleudert; Müller erlitt einen Schadelbtuch.
jarb sogleich; Ochel erlag seinen schweren inneten Vetletzungen und
inem Armbruch, Nachts im Krankenhaus. Die anders zahlreichen
zusasfen des Gefährts kamen glüdlicher Weise rit dem nicht ge
ingen Schrecken davon.