Full text: St. Ingberter Anzeiger

zanzen Welt angetünd igte‘ Aber die Ausstelklung von Philadelphia 
ist ein großer, ja ein sehr großer Erfolg, wenn man nur das Bei⸗ 
ppiel berücksichtigt, das die nordameritauischen Fadrikanten der ge⸗ 
sammten Weit vegeben baben. Ein Mitglied der englischen Kom⸗ 
nission, Herr Douglas-Dalton, schrieb ganz-kürztich der „Times“, 
daß seinen Studien zufolge der Markt dieses Landes Dank seiner 
eigenen Betriebsthätigkeit schon dem Eisen, der Baumwolleg den 
dohlen aus England geschlossen ist und sogar zu befürchten steht, 
aß es bald Eifen, Baumwolle. und. Kohlen auf den euglischen 
Maͤrkt bringen wird. Wenn dies aber für Eügland wahr ist, so 
jann es mit der Zeit auch für Frankreich wahr werden und nicht 
eiwa nur für die genannten Produkte, sondern auch für gew'sse 
duxusgegenstände, die bisher Frankreich eigen waren. Schon fin⸗ 
den die Erzeugnisse un serer Wagenbauer in Amerika faft kene Ab— 
nahme mehr und was noch schlimmer ist, man verkauft in Amerika 
französische Prdukte unter amerikanischen Namen. Ein traur'ges 
Schaͤuspiel, das unser Land seit dem viel zu sehr gerühmten großen 
Jahrhundert gegeben hat, wo der berüchtigte große König durch 
die Aufhebung des Edikts bon Nantes den gräßten Theil der ge 
jchidten Arbeiter und verdienftvollen Gewerbtreibenden, die Frankreich 
damals besaß, verbanate. Dieses Schauspiel betrübt jeden ernften 
Beobachter: wenn Frankteich all die Intelligenz und Schöpfungs— 
kraft, die es dem Auslkande abgetreten hat, für sich hätte behalten 
fönnen, so wäre der garze industrielle Aufschwung, der unsere 
Bewunderung erregt, aus seinem Schoße hervorgegangen. Jetzt 
haben wir in Philadelphia franzosische Erzeugnisse, die Arbeit einer 
zanzen Race, unter amerikanischer Firma gesehen. Und wir würden 
Ins darüber nicht beklagen, wenn Arbeitervereine dädurch gewannen, 
aber statt dessen sind es Kapitalisten, die aus den Tal⸗enten unserer 
hberbannten Brüder Nußen ziehen, und das erfüllt unser Herz mit 
Betrübnißg. Was die Manufakturwaaren bettifft, so beznügt man 
ich z. B. hinsichtlich der Porzellane dami alle Muster nachzuahmen, 
iber man hat den nöthigen Rohstoff, man versteht iha zu hand⸗ 
haben und der Markt wird uns bald geschloffen sfein. Man glaubte 
isher in Frankreich; daß die Porzellan-Kommisfionäte die ameri⸗ 
kamischen Vestellungen Sachsen zuwenden. Dem ist aber nicht so: 
die Amerikaner beziehen nicht mehr Porzellanzaus Deutschland, denn 
hon uns, ihre Bestellungen habene abgenommen, weil sie selbst 
fabriziren. Sie arbeiten darauf hint, Alles selbst herzustellen; sie 
dersuchen und verdollkommnen und es gelingt ihnen, unseren Eiporte 
sandel überflüssig zu machen. Wenn wir uns daher über dem Wasser 
halten wollen, müssen wir etwas füc unsere: Ausbildung thum, wir 
nüssen unferen Eigendünkel fuhremlassen, sonst wirb man unsin 
zen Werken des Friedns wie auf den Schlachtfeldrn besiegen. 
Wir geten nicht mehr den Ton an und die Anderen überholen uns 
Wir müssen uns als die Söhne jener Revolution bewähren, welche 
die Welt die französische nennt und die sie sich wider ihren Willen— 
zu Nutzen macht. Wer müssen Bildung schöpfen, wir verkommen 
in der Unwissenheit und haden vierzehn Jahrhunderte Obecu⸗ 
iantiemus wieder gut zu machen. Richten wir uns an der 
Bildung auf! — Herr Tesmoulins erzählte dann, wie schwer die 
Ausstellungsgäste von der Hitze zu leden gehabt hätten, einer seinet 
Benossen, Namens Normandin, Deligirter der Gespinnst -Industrie, 
jei den Strapatzen erlegen und überhaupt sei die Stecdblichkeit in 
Philade phia und New-Hott eine außerordentliche gewesen. Dann 
schloß er: Sie sehen, es ist immer mit Opfern verbunden, der 
Wahrheit nachzuforschen. Das ist nur ein Grund mehr, sie dann 
saut zu verkünten, selbst wenn man damit der nationalen Esgen— 
siebe du nahe trelen müßte. Die Wahrheit, die wir in Amerita 
rxmittelt haben, ist diese: Wenn wir nicht entschiedene Maßregeln 
reffer, um den Gemerbsunterricht dei uns ins Leben zu rufen, 
vird es bald um unsere Ueberlegenheit in Kunst und Gewerbe ge⸗— 
chehen sein. 
Vermischtes. 
f Zweibrücken, 58. Sept. Die Vertheilung der Presse an 
die Eigenthumer der schönsten in der Pfalz gezogenen, sowie zur 
Rachzucht verwendeten Pferde wird füt das laufende Jahr Sountag, 
den 1. Oktober l. J. Vormittags 11 Ubr, im Gestütshofe dahier 
tattfinden. Die Musterung und Auswahl der zur Concurrenz ge⸗ 
brachten Pferde wird am vorhergehenden Tage, Samstau, 30. 
Sept., durch die hiezu ernannie Commission vorgenommen werden. 
Die zur Vertheilunt kommenden Preise sind folgerde: I. 10 Vreise 
fuͤr 42/zjährige Stuten, welche das erste Mal trächtig gehen: —1. 
M. 170, 2. M. 150, 3. M. 130, 4. M. 120. 5. M. 110. 6. 
M. 90, 7. M. 70, 8. M. 60, 9. M. 50, 10. M. 40, zus. M. 
990. II. 10 Presse für Ssuten, wesche früher schon einen Preis 
rhielten und mit einem Fohlen vorgefuhrt werden: 1. M. 100, 
M. 90, 3. M. 80, 4. M. 70, 5. M. 60, 6. N. 50, 7. 
. 45, 8. M. 35, 9. M. 30, 10. M. 25, zus. M. 885. III. 
I2 Preise für Stuifohlen: 1. M. 90, 2. M. 80, 8. M. 70, 4. 
w 60 M. 30 6 M. 40. 7. M. 35. 8. M. 30. 9. M. 
25, 10. M. 20. 11. M. 20, 12. M. 20, zuf. M. 540. IV. 
3 Preise für Hengstiohlen: 1. M.70, 2. M. 60, 8. M. 50, 
4. M. 40, 5. M. 80, 6. M. 20, zus. M. 250. V. Für Weit- 
yr eise im Betrage von M. 8 bis 16 nach dem Ermessen der Com— 
mission sowie für Medaillen M. 1873 Summa aller Preise M. 
2572. Für die Bewerber sind nachftehende Bedingungen festgefetzt: 
a.Die Mutierstuten müssen von Haupt- und Erbfehlern frei, gut 
jehalten sein, von Beschälern des Landgestütes kträchtig gehen und 
348 4. Jahr berecits zarückgelegt haben; b. nar solche Fohlen 
oͤnnen concurriren, welche von Hengsten des Landgestütes abstammen. 
HDierbei wird besonders bemerkt, daß Sunt⸗ und Hengstfohlen vor 
uͤrückgelegtem 2. Lebensjahre nicht zur Preisbewerbung zugelassen 
»erden; 0. von den zur Concurrenz destimmten Pferden muß nach“ 
ewiesen werden, daß sie ansässigen Personen der Pfalz angehöten, 
vas durch ein Zeugniß des betreffenden Bürgermeisteramtes bei der 
kxperten commission nachzuweisen ist. 
4 In Pirmafens haben sich über 50 Familien zur Grün⸗ 
dung einer GenossenschaftsSchlächterei vereinigt. 
F Landstuhl. Der „Quellenfinder“ Bernatz hat in der 
ziesigen Gemarkung mehrere Quellen, darunter eine sehr starke in 
der Nähe des Kirchhofes, welche unsre wasserarme Gemeinde aus- 
ziebig versorgen zu können verspricht, entdeckt. Darob große Freude! 
F Kaiserslautern. Für 8 an der Eisendahnstraße ge— 
egene, 128,4 Dej. umfassende städtische Bauplätze wurden bei der 
Zersteigerung am 6. d. nahezu 60,000 Mark — 35,000 fl., mit⸗ 
vin per Dezimale 460,6 Mark, erlöst. Für dieselben Plähe nebst 
rioh zweien, aiso für zusammen 10, waren vor einigen Jahren 
ut 25,000 fl. geboten worden; es solste dort das Bezirksamts⸗ 
jebäude errichtet werden. 
f Von vder Aisenz, 8. Sept. Bestern fuhr der Knecht 
»nes Müllers von Rockenhausen in stark angetruakenem Zustande 
hyon der Kirchweihe in Schweisweiler das Thal hinad; stürzte in 
der Nähe von Imssweiler vom Wagen und warde von seinem 
igenen Fuhrwerke überfahren. Zwei dazu gekommene Mauner hoben 
hn auf den Wagen, um ihn nach Hanse zu fatzren; er verschied 
vährend des Transportes. 
FSpeyer, 6. Sepi. (Sp. Zis.) Gestern fand eine zahlreiche 
VJersammlung von Interessenten statt, um sich über Mittel und Wege 
zu besprechen, wie der Abhaltung von Wanderlagern und Wander⸗ 
uktionen, sowie dem Hausirhandel in hiesiger Stadt entgegenzutreten 
ei. Die Versammlung ging von der Ueberzeugung aus, daß durch 
diese Wanderlager ebensowohl der Handelsstand als auch das kaufende 
Zublikum geschädigt werde, indem de Verkäufer durch Ankauf von 
lusschußwäaren, welhe diese Lager führen, und dadurch, daß sie 
ren Schund eegen Baarzahlung abzeben, scheinbar billiger ver— 
aufen. Die Versammlung sprach sich dahin aus, daß diesem Unfug 
nuc durch einiges Zusammengehen aller Bewohner unserer Stadt 
utgegengetreten werden könne, und beschloß, an die Besitzer der zu 
Wanderlazern geeigneten Localitäten die Bilte zu richlen, ihre 
däume zu derartigen Zwecken nicht mehr abgeben zu wollen. 
xẽbenso foll an die Herren Notarte, Gerichtsvollzieher, Rechtskonsu⸗ 
inten und Geschäftsagenten das Ansuchen gestellt werden, diese 
Unternehmen nicht mehr zu unterstützen. Mit Vergnügen vernahm 
»ie Versammlung von einem Mitglirde des Stadtrathes, daß die 
tädt. Behörde beschlossen hade, auch ihre Lokale auswärtigen Händ— 
ern für die Fo'ge zu verweigern und den Geschäftsdetrieb derselben 
nönlichst zu erschweren. Von der Prefse wird erwartet, daß sie 
i sen Bestrebungen nach Kräften eutgegenkommen werde. Während 
der Verhandtung wurde den Anwesenden die Mittheilung, daß der 
Verband der pfälz. Gewerbevereine sich diese Frtagen schon längere 
zeit ang;eignet habe und daß wie auf den letzien Delegirten⸗ 
Zersammlungen so auch auf dem nächsten Sonntag hier stattfindenden 
gerbandistage die Wanderlager, der Hausirhandel und andere, den 
dandelssiand sehr nahe berührende Fragen auf der Tagesordnung 
sehen und daß dieser Verband durch gemeinsome Vorstellungen an 
eeigneter Stelle, auch auf dem Wige der Gesetzgebung, eine Rege⸗ 
ung dieser Angelegenheiten zu bezielen beabsichtigt. 
7 Drel Münchener, zwei Nürnberger und ein Ostpreuße er⸗ 
tiegen am 2. September bei reinem Ka'serwetter die Ortlerspitze 
ind feierten dort, auf dem hoͤchsten Pukte deutscher Berge, bei einer 
dälte voo — 70 R. die Sedanfeier durch ein kräftiges Hoch auf 
zas geeinigte Deutschland, den Kaiser, den deutschen Kronprinzen, 
gismarck und Moltte. Die Payerhüt:e auf dem Hotn der Tara⸗ 
ettawand wurde von den Bergsteigern aus dem gleichen Anlasse 
estlich beflaggt. (Augasb. Addz.) 
F München, 4. Sept. Adele Sp'tzeder hat mit dem heutigen 
kage die hr zuerkannte Strafe verbüßt und wird heute aus der 
zaft entlassen werden. 
Ein edler Mensch. Straßburg, 21. August. Einer 
ꝛer edelsten und wohlthaätigsten Bürger unserer Stadt, August Ehr⸗ 
nann, ist am 20. August letzthin iu Donaueschingen, 90 Jahre 5 
Rongite alt, gestorben. Laut letztwilliger Verfügung hat derselbe 
ein bedeutendes Vermöden zum großen Thbeile dem erhabenen Ge—