Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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M 146. Donuerstag, den 14. Sevlenblerr 1876. 
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Deutsches Reich. J 
Die „N. L. C.“ sa reibt: Bei der für die nächste Reichstags- 
ession aberwals in Aussicht stehenden Erörterung der Eisenzoufrage 
vird u. A. aus den bedeutenden Rückgang in der Eiseneinfuhr Ge⸗ 
vicht zu legen fein. Nach den amtlichen Mitth-ilungen ist in den 
rsteu 6 Monaten des laufenden Jahres der Zollertrag aus Material⸗ 
eisen aller Art im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres 
»on 418,909 M. auf 284,909 M., der Zollertrag aus vanz 
zroben und groben Eisenwaaren. von 696,274 M. auf 586,205 M.. 
er Zollecrtrag aus Lokomotiven, Dampfkesseln und anderen Ma⸗ 
chinen von 406,7683 M. auf 315,990 M. zurlickgegangen. Evbenso 
st die Einfuhr an Roheisen, welche in der ersten Hälfte des vorigen 
zahres 5. 135,081 Etr. betrug, in diesem Jahre auf 5,147,90 7 Etr. 
urückzegangen. 
Sept.: Am Samstag Abend, kurz vor acht Uhr wurde in einer 
der belebtesten Straßen im Schaufenster des Hrn. Uhrmacher Fink 
'n der Fackelstraße ein ftecher Diebstahlsversuch gemacht. Nach Ein— 
rückung der Schaufenster holte ein Lanofinger zwei Uhren heraus 
ind suchte das Weite. Als er bemerkt und verfolgt wurde, warf 
r die Uhren von sich, entkam aber leider. — An demselben Abend 
twas später wurde dem Metzger Herru Luthringshausen in der 
MNühlstraße gleichfallz aus dem Schaufenster zwei Schinken gestohlen. 
luch deser Dieb ist bis jetzt noch nicht entdeckt. 
rIn Kaiserslautern wird das Projekt der Genossenschafts⸗ 
zäckerei ernstlich ventilirt. 
7 Der dießjährige Dürkheimer Wurstmarkt, findet am 2. vnd 
3. Oktober statt. 
f Am 12. Sept. gerieth ein Mädchen aus Ramstein, welches 
n der Ziegelfabrik am lichten Bruch arbeitete, in d'e Maschine, 
ind wurde ihr detr Kopf vom Rumpsfe abgerissen. 
F Der protestontischen Gemeinde Kirkel-Neuhänsel ist 
iae Freude bereitet worden. Die am 80. v. M. zu Prenziau ab 
jehaltene Provinzialdersammlung des brandenburgischen Haupibereins 
er Gustav. Adolph-Stiftung hat derfelben nämlich prachtvolle silberne 
Lbendmahlgefätze, welche der dortige Frauenverein der Versammlung 
ur Verwendng überlassen hatte, zugewiesen. Die Gefäße find am 
). d. in Kirkel-Neuhäusel eingetroffen. 
fIn Edenkoben wurde, wie die „Ggwt.“ meldet, am 10. 
Sepi. die Gründung einer höheren städtischen Töshterschule beschlossen 
ind joll dieses. Instiint am 1. October mit 3 Klassen erbffnet 
verden. Herr Weinhändler Kuby hat für die innere Einrichtung 
»er Schule die Summe von 1000 Mark zugesichert. 
F, In der Gemarkung Essingen wurden 47,651 Stück Mäuse 
ingeliefert, für welche 40 Pf. pro 100 Stück bezahlt wurden 
f Aus Niederbayern wurde nmeulich berichtet, auf den 
Salonwagen des Eisenbahnzuges in welchem Prinz Leopold von 
ayern zu den Manövern bei Alteglofsheim fuhr, sei von einigen 
Burschen zwischen Ergoldebach und Reufahren mil Steinen geworfen 
vorden. Ictzt hört die „Pass. Zig.“, daß in dem Salonwagen 
uicht Prinz Leopold sondera der Kropprinz Friedrich Wilhelin sich 
»efand. Die Taäter wurden durch die Gendarmerie ermittelt, und 
die eingelettete Untersuchung wird ergeben, ob ihre That eine bloße 
Züberei oder gegen den Kronprinzen gerichtet war. 
F Die Hondels- und Gewerbekammer in Heilbronn hat 
nuf Neranlafsung der Centrolstelle für Gewerbe und Handel in 
Ztuttgart in ihrer letzten Sitzung auch über etwaige Abanderungen 
er Reichsgewerbeordnung betreffs Zulassung von Ausländern zuͤm 
Bewerbebetrieb im Umherziehen Berathung gepflogen. Einftimmig 
zing das Gutachten dahin, daß der gegendärtige Zustand dringend 
eine Aenderung erheiscee; für diese Art des Gewerbebetriebes liege 
nicht nur nach kiner Seite hin irgend welches Bedürfniß vor, viel⸗ 
nehr müsse sie als eine Belästigung des Publ kums und vor Allem 
ils eine Schädigung des inländeschen und ansässigen Händlers und 
Bewerbetreibenden bezeichnet und deßhalb möglichste Beschränkung 
ind Erschwerung desselben empfohlen werden. In ähnlicher Weise 
prach sich die Handelskammer auch über den Hausirhandei und die 
WVanderlager im Allgemeinen — gleichviel ob von In- oder Aus— 
ändern betrieben — aus. 
fDas Cri⸗Cri macht, schreibt ein Berliner Blatt, nicht nur 
unsere Straßen und Platze, sondern auch unsere Restaurationen, 
infere Concerte und sogar unsere Schulen mit seinem nervener— 
hütternden Lärm unsicher. In einem hiesigen Gymnasium find 
mm Laufe der lezten Tage nahe an 100 Stück veser albernen 
Dinger confiscirt, in anderen wird das Spielen mit denselben mit 
Larzerstrafe geahndet. — Für die traurige Thalsache der Einbür— 
zerung spricht üdrigens auch, daß man bereits die durchaus nicht 
entsprechende Bezeichnung dieses Klapperinstrumentes: Crie Cri in 
die voch weniger passende Benennung Kickerik germanisirt hat. 
F Die diesjährige Versammlung der Gesellschaft für Reform 
and Codifikation des Völtkerrechtes wird am 26. Sepi. und den 
olgenden Tagen gleichzeitig mit dem volkswirthschaftlichen Kongresi 
RKussand. 
Warschau, 7. Sept. Die Finanzkrisis, die schon seit dret 
Fahren auf dem westlichen Europa schwer lastet, ist im Koͤnigreich. 
Polen und überhaupt in Rußland erst seit“ Kurzem zum verheeren— 
en Ausbruch gekommen. Sie äußert sich in Kreditlosigkeit, Stag⸗ 
ration der Industrie und des Handels, und in zahlreichen Kone 
ursen, von denen oft die solidesten Firmen betroffen werden.“ Die 
inmitlelbare Beranlassung zu dieser Finanzcalamität hat der allge— 
neine Glaube an einen nahen europäischen Krieg in Folge der 
»rientalischen Wirren und die im Königreich eingeführte neue Fustiz- 
eform gegeben, die dem Schuldner mehr Recht einräumt als dem 
siäubiger und dadurch den Kredit außerordentlich erschwert. — 
Ddie Sedanfeier ist auch hier in Warschau in deutschen Kreisen 
ielfach gefeiert worden. In einer hiesigen Fabrik vereinigten fich 
ammtliche deuische Arbeiter, gegen 70 an der Zahl, zur Feier 
»es deutschen Nationalfestes, an der sich auch die Vorsteher der 
Fabrik betheiligten. Die hiesigen polnischen Blätler, unter ihnen 
ogar das Krounenberg'sche Organ „Gazeta polska“ nahmen gewal— 
igen Anstoß daran, daß die Deutschen es gewagt haben, auf polnischem 
BZoden ihr Nationalfest zu feiern. 
J (Ostj.-3... 
Nach der „Pol. Corr“ dätte Rußland an Fraukreich das 
Ansinner gestellt, die Becufung eines europäischen Congresses bebufs 
stegelung der orientalischen Frage zu beantragen, und hätte üch, 
Us es in Paris den gewunschten Erfolg nicht erzielte, mit demselven 
Unsinnen an Oesterreich gewendet, welches aber auch abgelehnt 
jabe, da es die schwebenden Tagesfragen mit Cougreßprojekten, in 
»ie man noch alles mögliche Andere hineinbringen könnte, nicht in 
Lerbindung bringen wolle. 
Belgrad, 12. Sept. Die serbische Regierung schloß neue 
Lieferungen jür einen Winerfeldzug ab. Serbischen Angaben zus 
rolge sind im Südosten Serbiens von den Türken 180 Orte ver— 
rannt worden. — Bei dem Diner zur Namenstagsfeier des rus⸗ 
ischen Kaisers toastirte Milan auf den Czar als auf den mächtigen 
ind natürlichen Beschützer Serbiens. Die Stadt war auf Polizei⸗ 
ꝛefehl beflaggt und erleuchtet. (Fr. 3.) 
Belgrad, 10. Sept. Gestern wurde ein Gejsetz publicirt, 
velches de Selbstverstäͤmmelung mit der Todesstrafe bedroht. In 
üngster Zeit sind über 600 Fälle von Seibstverstümmelung vorge⸗ 
ommen. (Es scheint untet den ferbischen Milizen mit der Kriegs⸗ 
ust doch nicht weit her zu sein, wenn so viele auf diese Weise uich 
em Kriegsdierst zu entz'ehen fuchen.) 
Nach einer Meldung der „N. Fr. Pr.“ befand sich das 
urlische Hauptquartier am 9. de bei Srezowatz, eine halde Meile 
uͤdlich von der nach Deligrad führenden Brücke. In Alexinatz stehen 
och immer 10 serbische Bataillone. (uUm 12. suchten die Türken 
en Uebergang auf das rechte Ufer der Morawa zwischen Alexinatz 
ind Deligrad zu forciren, was ihnen aber nicht gelaagg. 
— 
RVermischtes. 
Die „Kais. Zig.“ schreibt aus Kaiserzlantern, LA.