Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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4 15. Donnerstag, den 27. Januar 
1876 
Deutsches Reich. 
München, 25. Jan. Um möglichste Eiagheit im deut— 
schen Heere herzustellen, wurde in neuesser Zeit bei der Feld⸗Ar— 
illerie d'e zweijähige Dienn zeit der Fahrsoldaten an Stelle der 
dreijährigen gesetzt. Auf diese Weise sollen für den Kriegfall eine 
zrößere Zahl von auseebildeten Fahreta gewonnen und dadurch 
indere Nachtheile ausgeglichen werden. 
München. 25. Jan. Der im Landtath von Oberbayein 
im 11. vor. Mis. gefaßte Beschluß, 8 Nreisschulinspector 
inzustellen, hat bereits die Sanktion des Königs erhalten. Die 
zur Bewerbung auszuschreibende Stelle ist mit einem Anfangsge— 
jalt von 3240 M. dotirt, wozu noch 480 M. Theuernngszulage 
ommen. 
München, 25. Jan. Dam Vernehmen nach soll der 
Oberstlieutenant a. D. Max milian Frhr. o. Egloffstein, früher 
Fommandeur des 5. Chevauxlegers-Regiments, ebvent. als Kom⸗ 
nandeur des Landwehr-Kanallerie-,egiments designirt sein; der⸗ 
elbe wurde bekanntlich wegen einer Rede, in welcher er unseren 
dönig den erslen Vasallen des deutschen Reiches naunte, pensionirt. 
München, 26. Jan. Die Prätonisirung des neuen Bi— 
chofs von Passau, hat gestern (Dienslag) in Rom stattgefunden. 
ẽs ist d'es dekaunttich der ehemalige bischöflich, geistliche Rath 
Frauz Joseph Weckert. 
Berlin, 22. Jan. Der Reichslag setzte in seiner gestrigen 
Sitzung die zweite Berathung der an die Commission verwiesenen 
Baragraphen der Strafgesetznovelle fort. Eine eingehendere Dis⸗ 
ussion entspann sich über F 232, der vou der Versolgung leichter 
orsötzlicher, sowie aller durch Fahrlässigkeit verutsachten Körper⸗ 
jerletzungen handelt. Derselbe wurde schließlich nach dem Vor—⸗ 
chlage der Conmission mit einem Amendement Herz angenommen. 
Dann vrerursachte noch F 247 eine lange Discussion. Es haadelte 
ich um den Vorschlag der Commission, daß auch Lehrlinge und 
svesinde wegen Entvendung oder Unterschlagung von Sachen von 
anbedeutendem Werth nur auf Antrag verfolgt werden sollen. 
Das Schlußresultnt war die Annahme der Conm'ssionsfessung. 
Dagegen wurde in dem zweiten Alinea des Paragraphen der Au— 
rag der Commission, die Stroflosig!eit eines zwischen Ehegatten 
»egangenen Diebstahls auf die Zeit der Fortdauer des X 
Zusammenlebens zu beschränken, asgelehnt. 
Berlhkiu, 25. Jan. Camphdausen hat ein Memoire üker 
ie Eisendahnfrage für das Staatsministerium ausgearbeitet. Etr 
pricht sich gezen das einseitige Vorgehen Preußens, den Ankauf 
det Bahnen ducch das Reich aus und kommt darin zu dem Schluß 
aß die Frage temporisirt werde. Bestimmt verlautet, daß vor— 
jufig die Frage vertagt und der Landtag in dieser Session keine 
jzoclage erhalten weide. 
Die far die Postbeamten seit 1872 bestehende Kaiser-⸗Wilhelms⸗ 
äftung soll nach einer vom Neichskanzler dem Bundesrathe ge⸗ 
wchten Vorlage auch auf die Telegraphenbeamten ausgedehnt 
veden. Diese Siiftung wurde aus den Ueberschissen gegründet, 
veche die Postverwallung durch die Führung der Post in den 
värend der Kriegszeit und deren Folgeeit beseßten fraxzösischen 
ran ebtheilen erworben hat. 
Die Grundzüge für einheitliche Regelung des Apothekerwesens, 
nsbiondere die Aufstellung von Normen für die Ertheilung von 
dongsionen bilden den Inhalt eines Gesetzentwurfs, mit dem der 
Bundsrath si h demnächsi beschäftigen wird. Es sollen in Zukunfl 
iur nch persönliche Konzesfionen ertheilt werden. 
NAusland. 
Vermischtes. 
FKaiserslautern, 25. Jan. In der Einigkeit der hie— 
sigen Bäcker scheint ein gewaltiger Riß gekommen zu sein, denn 
nicht blos verkaufen bereits einige derselben Kornbrod zu 60 statt 
68 Pfa., sondern ein biesiger Brodhändler verkauft sogar eine vor⸗ 
züaliche Qualität Schwarzorod (Otterberger Gebach zu 58 Pf. per 
3 Kile. (Pf. V.) 
4Der Phfaͤlzische LehrerSterbtassesVerein hatte i. J. 1874785 
eine Einnahme von 3719 fl. 27 kr. und eine Ausgabe von 2090 fl. 
49 kr. Die Zahl der Sterbfälle betrug 14, aus Anlaß derselben 
wurden 1390 fl. an Unterstühunzen ausbezahlt. 
Die „Pf. Z.“ meldet: Nachdem der Hr. Regierungs⸗Vice⸗ 
präsident v. Bettinger, Verwaltungsrath und Ausschußmitglied der 
Pfälzischen Bahnen, wegen vorgerückten Allers in seiner Eigenschaft 
als Ausschußmitglied zurückgetreten ist, haben Se. Maj. der König 
dem Verwaltungsmit liede Fr. Weber, Oberpostmeister der Pfalz, 
die Funklion eines Mitgliedes des Verwaltungsausschusses zu über⸗ 
ragen geruht. 
F Man schreibt aus dem Westrich, 22. Jan. Es hat 
ein Mißliches und kann zu allerlei Unzuldmmlichkeiten führen, 
venn die Kassenbeamten von Volksbanken Nebengeschäfte betreiben, 
usbesondere Geldgeschäfte auf eigene Rechnung machen. Um dies 
ibzuschneiden, ist vor Allem erforderlich, daß diese Beamten überall 
o bezahlt werden, daß sie nicht auf Nebenerwerb auszugehen brau⸗ 
ben. Dies möge man bei Reuwahlen der Vorstände ins Auge 
afsen. 
s rMünchen, 24. Jan. Der Konig bat den vom Schwur—⸗ 
perichtshof von Schwaben und Neuburg umerm 18 November v. 
J. wegen Mordes zum Tode verurtheillen Bauerssohn Jos. Mayer⸗ 
sofer von Schwonningen, zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe be— 
mmadigt. Derselbe hatte die Dienstmagd A. M. Sätler am 13. 
Juni v. J. durch Schläge cuf den Kopf erst betäubt, dann erdrosselt 
und schlietlich in das Wosser geworfen. (Mayerhofer war es be⸗ 
auntlich auch, der in Betreff der Nichtigke i8bschwerde ertlärte, er 
ei erboölig, die Gerichtskosten zu bezahlen, wenn er freigesptochen 
oder nur in eine kürzere Freiheitssttafe versallt würde. 
Augsburg, 20. Jan. Hier beginnt, von den Haus⸗ 
rauen ausgehend, eine Agitation gegen die Brodpreise. Ein „Ein⸗ 
jesandt“ in einem hiesigen Lokalblatse wirft die Frage auf, wes⸗ 
zalb die Bäcker derechtigt sind, für Brod, das sie disher uͤm 14 
r. ve rlaufien, nunmehr42 Pfg. zu verlangen, da 14 kr. doch nur 
40 Pf. ausmachen. Da die Väcer ber anderen Beschäftsleuten 
nuch nur 20 Pfj. für diej⸗nigen Wiaren bezahlen, für die sie dis jetzt 
IOkt. gaben, wird in dem betrefferden „Eingesandt“ zur Opposi- 
'ion gegen die Bäcker und zur Errichtung gemeinschastlicher Bad- 
jfen aufgefordert. 
fBerlhin. Unter den am 23. d. beim Krönungs- und 
O densfest Delorirten befindet sich auch der Oderprokuratot Popp 
in Straßburg, früher bayer. Beamte in der Pfalz; derselde et⸗ 
hielt den rothen Ad'erorden 4 Ki. 
F In Berlin hat ein 9jahriger Schulknabe, der von seinem 
dehrer bearftragt war, ihm die zum Korrigiren eingereichten Hefte 
ämmtucher Schüler in seine Wohnung zu tragen. vorgezogen, die⸗ 
selden unterwegs zu einem Schlächter zu bringen, als Makulatur 
zu verlaufen und das Gely zu vernaschen. 
r Feldmarschall Graf Wran gel wird in diesem Jahre, 
nachdem er sein 92. Lebensjahr überschritten haben wird, sein acht⸗ 
igjähriges Dieustjubllaum im königlich preußischen Heere feiern. 
—Al noch nicht vorgekommen sein dürfte. 
fIn Frantfurt a. M., sind in letzter Zeit so viele 
Blattern⸗Erlrankungen vorgekommen, daß der doruͤge ärztliche Ver⸗ 
ein an die Stadtverordneten die Bilte gerichtet hat, ein eigenes 
Zlatternhaus erbauen zu lassen. Im Rochusspital lagen in letzter 
Zeit durchschnittlich Tag fur Tag 45 Blatternktanke. (Seit dem 
Jahre 1872 sind 12,200 Personen von auswarz nach Franlfur⸗ 
Pris, 25. Jan. Das „Journal offiziell“ bestätigt die 
jesstern bend nach dem „Francais“ gemachten telegraphischen Mit⸗ 
geilunge, welche auf die Einberufung der Refervisien und die 
Noblisimg der Territorialarmee Bezug haben.