St. Ingberler Anzeiger.
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— 152 Sonntag,/ den 24. Septeniber 7 * 1876
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Deutsches Reich.
Berlim 20. Sept. Die Einziehung der Zwei-Thaler⸗ resp.
Dreieinhalb⸗Guldenstücke (Südd. Wahrh vonn L. Nobad. J. ab
seine“ definitive beschlossene Säche. Dem Bundestaiha wird, eine
hierauf bezugliche: Vorlage schont inseiaer nächsten Sitzung zugehem
rotzdem nach Lage der gesetzlichen Bestimmungen die betreffende
Anordnunge vonn Seitender Reichsrogierung auch ohne Mitwiclung
g Bundestathsgelroffen werden könnten
Berlin, 22. Sept. Ob die deuische Industrie sich an der
hariser Ausstellung. betheiligen. solle oder nicht, diese Frage wird
roch vielfach erörtert unde man hött Zwe fel darüber äußern, welche
Zieslung die Reichssregierung zu der Angelegenheit, nehmen werde.
Zouviel man hört, herrsat in den leitenden Reg onen die Auffas⸗
ung vor, daß; die Eatscheidung über die Beschsckung der Ausstel⸗
ung den industrieslen Kreisen, die an der Sache unmittelbar, bes
heiligt; sind, selber zufallen müsse. Die Rriichs-Regierung, wird
wohl erst dann Gelegenheit haben, ihre Position zu nehmenwenn
uber dieSt mmung · und Absichten der deutschen Industrie ein zu⸗
verlässiges Urtheil wird- gefaßt. werden können.
Darmstadt, 215 Sept. Der Kaiser ist auf seiner Reise
mn Kassel, Frankfurtz und: hier auf, das hertzlichste begrüßt und em⸗
pfangen worden.
Stutgart, 21. Sept Heute Abend fand dem Käiser zu
Ehrew ein gewaltiger Fackelzug, wohlran 8000 Fackeln und Lam⸗
piorz·zählende, ima Schloßhof statt. Gledchzeitig teugen sämmniche
Besangbereinen, abwechselnde nin Militärmusit, Stücker vor, Der
zaiser und der König erschienen auf dem“ Balcon und wurden mit
Jubel begrüßt:.
Ausland.
Aus Bukeno s Ahres wird gemeldet, daß im Sendt ein
Besetz ducchgegangen ist welches die Regierung ermächtigt, aus
Furopa einwandernden Landleulen ganz 'oder theilweise freie Ueber⸗
ahrt zu geivähren, dieselben mit Saatkorn und Viehfutler zu ver⸗
ehen, und jeder Fämilie 100 Morgen Land unentgelnlich“ und für
eine Reihe- von Jähren abgabefrei anzuweisen.. —
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pern zeigte der Polizeidiener eines kleinen Orteßs im Odenwald
die Ankunft der Einquartierung wie folgt durch die Schelles am:
„Morje giby's zwaa Companie Einquartieruige; Naturalverpflegung
verd net geliewert, awer doch genumme. Waer Kuche“ zum Kaffee
zibt, werd ach net verklagt.“ Das Resultat dieser originellen Kunbe
gebung war für die Soidaten ein sehr erfreuliche.
fDie Berliner “Gerichtsztg.“ schreibt; Die Abntigung, die
allgemein gegen die kleinen silsernen 20.Pfennigstücke herrscht, gibt
ich in ganz eigenthümlicher Weise kund. Maän findet nämlich im
Berkeht eine große Anzahl dieser Munzen durchschlagen. Bet der
Dünne dieser Silberstücke fällt nichts leichter, als sie zu durchlöchern.
Daher kommt es auch wohl, daß man im Publikum zu solchem'
Nittel schreitet, um diese Münze besser unterschenden und schon benn
ersten Griffe fühlen zu können, welches Geldstück man in der Hand'
Jat. Doch ist in dieser Beziehung auf Eins aufmerksam zu muchen“
)as Durchschlagen der Münzen ist zwar nicht verboten, ader Nie—
nand kann gezwungen werden, solches Geld in Zahlung anzunchmen;
rner liegt die Möglichkrit vor, daß der Werth des Geldstückz durch
jie Durchlöcherung vermindert wird, und in sölchem Fallk kann der
enige, der ein solches Geldstück jür 20 Pfennig ausgeben“ will, in
Zirafe des 8. 150 des SteG. B, verfallen, worin es heißt: Wer
chte, zum Umlauf bestimmte Metallgeldstücke durch Beschneiden, Ab
eilen e oder auf · andere · Art · verringert · und als · vollgultig in Verlehr
ringt. wird mit Gefängniß bestraft, veben welchem noch Beldstrafe
zis Jb0 Marte sowse Verinft der büͤrgersichen Ehreuvechieeramnt
werden kann. Der Vasüch! ist strafbar.“ —
7 Das Bittaan um Almofen unter Vorspiegelung falscher
Thatsacher, welche die Mildthatigkeit besohders wachrusen sohsen ist
nach einem Erkenntniß des Obettribungis, Senqis für Strafsachen
vom 6. Sept.d. J, als Betrug zu bpestrafey
1Pesth, 180 Sept. Heuie Abend hat der Dampfer, Nep⸗
un einen Kahn umgeworfen; cegen zehn Menschen, die sich im⸗
dahn 385 sind ert:unken.
7 Frau⸗enbuchdrucker.“ In Zärich hat der Buchhündler
ind Buchdrucket Hr. C. Schmidt eing Ftauen-Drucerei gegründet
nd macht nun in einem an Geistliche: und Lehrer aerichtelen Fluge
Alatt die Bedingungen bekanmt, unter welchen/ Mädchen indie:
Sehzer⸗Schute“ tteten können. Die Bewerberinnen müssen die
Zelundat⸗Schute; durchgemacht und wenigstens die deuische Gram⸗
natik und Literatur gründlich inne haben; Sprachkenntnisse im,
Franzoͤsischen und Englischen sind erwünscht“ jedoch nicht, noöthig.n
Während des ersten“ hatben Jäͤhres werden sie unentgeldlich au—
Uctat, wahrend des folgenden Hulbjahres wird ein Wochen-Lohn-
von 6 Fis. bezahn und-nach Ablauf des ersten Jahres jriiu die
Bezahlung * dernr Vethatniß der ogeleisteten /Arbeih nach einem
ꝛestimaten · Satz ein.“ Die⸗ Bewerberiunen muͤssen sich- auf. drei
Jahre fest verdflichtenee nach! deren Ablauf- sie eniweder bei Schmidi
aoleiben vder sich einen anderen Platz suchen kͤunen. Das Wochen⸗
Finkommen einer geübten“ Setzerin wirde auf' 20 Frs. und höher
teigen. Die Madchent sinde einer geübten Setzerin als L. hrerin
anberteaut; über welcher wieder ein perheiratheter Faktor steht
— I — Gr. J.)
fEin arithmetisches Problem. Eigenthümlich, ist,—
wie die sranzoͤsische Bauern, welche sich das Einmaleins nicht voll⸗
tändiz!, merken önnenß die Multiplikation: von Einern mit Einern
ausführen. Es wirde dah votausgesetzt, daß sie we nigstens das
Finmaleins der Zahlen 2 bis 5 auswendig können. Soll nun—
4. B. das Produkt von 6 mal 8 gesucht werden, so schlagen sie—
von den ausgestrekten 5 Fingern der linken Hand so viel mehr ein⸗
als die 6 mehr ist als 5 nämlich l, und von den Fingern der
rechten Hand⸗ sdo viel als die 8 mehr-ist, als 5, nämlich Z.. Die
eingeschlageneh Finger Pnd nun die Zehner und werden zusammen⸗
gtuählt: 1 Zehner und 3 Zehner ñud 40. Die in jeder Hand'
dehen gebliebenen Finger werden aber mit einander multiplizirt: 4
Finger linls mal 2. Finger rechts macht acht, unde das gibt mit
den Zehnern zusammen⸗ 480. — Anderes Beispielx 8 mal8. An
jeder Hande 30 Finger eingeschlagen sind 6. Heimner: 2 Finger links
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Vermischtes.
f Zweibrücken, 21. Septbr.“ Gestern Abend hat eine
in der Ch. Heintzischen Bierhallt stattgehabte, eiwar 850 Kopfe starke
berfammlung von Gewerbe⸗ und Handeltreibenden einmüthig sich
dahin schlüssig gemacht, als Einleitung zur Reform' des Zahlungs—
vesens zunächst halbjährige Rechnungnellungtein⸗ unde gewissenhaft
hurchzuführen“ und zum Anschluß an dieses Vorgehen alle dabei
Interessitten: einzuladen. Die schon früher gewahlten Veittäuens⸗
männer werden eine Liste in Umlauf setzen, in die Jeder, welcher
an diesem Reformbersuch mitzuwirken“ ernstlicht gewillte iste, seine
Unterschrift einzutragen hat. (633.
fDer Polizeikommissar von Pirmasens/ drohn in einer Be⸗
lanntmachung. Denjenigen, welche auf der Straße oder inöffent⸗
ichen Wirrbslokalitaien mit dem Cri⸗Cri „Skandal“ verursachen,
miti Protblollitung · odes nach· Uinständen mit Einfledung“ (3. 3.)
fuIn Lambrecht wird demnächst eine Webschule errichtet
verden, wodurch; es jedem kleineren Fabtikanten ermbglicht werden
vll, die Konkurrenz mit größeren und selbst mil ausländischen aut
wuhelten· An“ dieser Schule wirkt. ein wissenschaftlich gebildetet
Lehrer, den die ki Regierung anstellt und bezahli. Die Verwaltang
dieset Schule ist unter der Oberleitung der Regierung in die Hände
der Gemeinde gelegt. —
Ruppertsberg, 19. Sept. Die Zahl der hier gesan⸗
genen Feldmäuse eutziffert sich auf 55, 700; dazu 836 Häamsteret
FiSpeyhyer, 20. Sept. Von den 35' Candidaten' für den
Finjährig- Freiwilligen-Dienst wurden heute nach Beendigung der
chriftlichen Prüfung 16 zur mündlichen Prüfung zugelaffen, 19.
vegen ungensigender Kenntnisse zurückgewiesen: Hente Nachmittag
»egann die mündliche Prüfung, 6b. Ztg.)
rErnemedrrner Herold Ber den dietjührigen Manb